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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Der Müggelsee.
Glatt ist der See, stumm liegt die Fluth
So still als ob sie schliefe,
Der Abend ruht wie dunkles Blut
Rings auf der finstern Tiefe;
Die Binsen im Kreise nur leise
Flüstern verstohlener Weise.

Schnezler.

Die Spree, sobald sie sich angesichts der Müggelsberge befindet,
bildet oder durchfließt ein weites Wasserbecken: die Müggel oder
den Müggelsee, der mit zu den größten und schönsten unter
den märkischen Seen zählt.

Da wo die Spree den Müggelsee betritt und ebenso da, wo
sie ihn wieder verläßt -- also durch die ganze Länge des See's von
einander getrennt -- erheben sich die beiden einzigen Dörfer dieser
Gegenden: Rahnsdorf und Friedrichshagen, jenes ein altes
Dorf, das muthmaßlich bis in die Wendenzeit zurückreicht, dies
eine Colonie aus der Zeit des großen Königs, der es sich zur
Aufgabe stellte, die bis dahin unbewohnten Müggelforsten oder
was dasselbe sagen will die große Waldinsel zwischen der deutschen
und wendischen Spree zu colonisiren.

Rahnsdorf und Friedrichshagen blicken mit ihren schmucken
rothen Dächern auf den See hinaus, aber es sind nicht eigentliche
See-Dörfer; sie liegen am Ufer der Spree, nicht am Ufer der
Müggel. Am Müggelsee selber, den nichts wie Sandstreifen und
ansteigende Fichtenwaldungen einfassen, erhebt sich oder erhob sich
wenigstens in den 60er Jahren, als ich den See zum ersten Male

Der Müggelſee.
Glatt iſt der See, ſtumm liegt die Fluth
So ſtill als ob ſie ſchliefe,
Der Abend ruht wie dunkles Blut
Rings auf der finſtern Tiefe;
Die Binſen im Kreiſe nur leiſe
Flüſtern verſtohlener Weiſe.

Schnezler.

Die Spree, ſobald ſie ſich angeſichts der Müggelsberge befindet,
bildet oder durchfließt ein weites Waſſerbecken: die Müggel oder
den Müggelſee, der mit zu den größten und ſchönſten unter
den märkiſchen Seen zählt.

Da wo die Spree den Müggelſee betritt und ebenſo da, wo
ſie ihn wieder verläßt — alſo durch die ganze Länge des See’s von
einander getrennt — erheben ſich die beiden einzigen Dörfer dieſer
Gegenden: Rahnsdorf und Friedrichshagen, jenes ein altes
Dorf, das muthmaßlich bis in die Wendenzeit zurückreicht, dies
eine Colonie aus der Zeit des großen Königs, der es ſich zur
Aufgabe ſtellte, die bis dahin unbewohnten Müggelforſten oder
was daſſelbe ſagen will die große Waldinſel zwiſchen der deutſchen
und wendiſchen Spree zu coloniſiren.

Rahnsdorf und Friedrichshagen blicken mit ihren ſchmucken
rothen Dächern auf den See hinaus, aber es ſind nicht eigentliche
See-Dörfer; ſie liegen am Ufer der Spree, nicht am Ufer der
Müggel. Am Müggelſee ſelber, den nichts wie Sandſtreifen und
anſteigende Fichtenwaldungen einfaſſen, erhebt ſich oder erhob ſich
wenigſtens in den 60er Jahren, als ich den See zum erſten Male

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[[114]/0130] Der Müggelſee. Glatt iſt der See, ſtumm liegt die Fluth So ſtill als ob ſie ſchliefe, Der Abend ruht wie dunkles Blut Rings auf der finſtern Tiefe; Die Binſen im Kreiſe nur leiſe Flüſtern verſtohlener Weiſe. Schnezler. Die Spree, ſobald ſie ſich angeſichts der Müggelsberge befindet, bildet oder durchfließt ein weites Waſſerbecken: die Müggel oder den Müggelſee, der mit zu den größten und ſchönſten unter den märkiſchen Seen zählt. Da wo die Spree den Müggelſee betritt und ebenſo da, wo ſie ihn wieder verläßt — alſo durch die ganze Länge des See’s von einander getrennt — erheben ſich die beiden einzigen Dörfer dieſer Gegenden: Rahnsdorf und Friedrichshagen, jenes ein altes Dorf, das muthmaßlich bis in die Wendenzeit zurückreicht, dies eine Colonie aus der Zeit des großen Königs, der es ſich zur Aufgabe ſtellte, die bis dahin unbewohnten Müggelforſten oder was daſſelbe ſagen will die große Waldinſel zwiſchen der deutſchen und wendiſchen Spree zu coloniſiren. Rahnsdorf und Friedrichshagen blicken mit ihren ſchmucken rothen Dächern auf den See hinaus, aber es ſind nicht eigentliche See-Dörfer; ſie liegen am Ufer der Spree, nicht am Ufer der Müggel. Am Müggelſee ſelber, den nichts wie Sandſtreifen und anſteigende Fichtenwaldungen einfaſſen, erhebt ſich oder erhob ſich wenigſtens in den 60er Jahren, als ich den See zum erſten Male

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/130>, abgerufen am 24.11.2024.