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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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es in das "romantische Land" hinein. In das romantische Land
Beeskow-Storkow.


1.
Rauen und die Markgrafensteine.

Es ging, weil die Spree hier sieben Arme hat, über sieben
Brücken, und als die letzte Brücke hinter uns lag, lag auch schon
die weite Landschaft vor uns, hell und klar und sonnig, und so
trocken, daß der Staub aufwirbelte, wie zur Sommerzeit. Aber
ein Blick auf die Bäume zeigte zur Genüge, daß der Sommer
noch ausstand, und daß nichts heraus war als ein paar ärmliche
Palmsonntagskätzchen.

Ich hatte gleich anfangs meinen Platz neben dem Kutscher
genommen, der eigentlich kein Kutscher war, sondern ein Fuhrherr,
und durch gute Haltung in jedem Augenblicke den Beweis führte,
daß er bei den Potsdammer Ulanen gestanden. Er hieß Moll,
entsprach durchaus seinem Namen, und gab was auf Bildung,
Bücher und Zeitungen. Aber er hatte sich seinen guten Verstand
und sein eigenes Urtheil nicht weggelesen und hielt vielmehr um-
gekehrt mit einem gewissen Eigensinn an seinen einmal gefaßten
Ansichten fest. Selbstverständlich immer unter Wahrung artiger
Formen. Er war gesprächig und mittheilsam, aber doch zugleich
auch reservirt und lächelte viel.

Als wir aus der Flußniederung auf die Höhe gekommen
waren, wies ich auf einen Hügelzug, der sich in geringer Ent-
fernung vor uns ausdehnte: "Was sind das für Berge?"

"Die Rauenschen?"

"I, die Rauenschen. Wo die Braunkohlen herkommen?"

Er stimmte zu.

"Das ist mir lieb, die mal zu sehen, obwohl ich keine brenne;
sie stauben zu sehr. Dann ist wohl auch Rauen selbst hier ganz
in der Nähe?"

"Versteht sich. Der dicke Thurm da. Das is es."

"Na, dann vorwärts. Aber in Rauen müssen wir einen
Augenblick halten. Ich glaube, da gibt es was."

es in das „romantiſche Land“ hinein. In das romantiſche Land
Beeskow-Storkow.


1.
Rauen und die Markgrafenſteine.

Es ging, weil die Spree hier ſieben Arme hat, über ſieben
Brücken, und als die letzte Brücke hinter uns lag, lag auch ſchon
die weite Landſchaft vor uns, hell und klar und ſonnig, und ſo
trocken, daß der Staub aufwirbelte, wie zur Sommerzeit. Aber
ein Blick auf die Bäume zeigte zur Genüge, daß der Sommer
noch ausſtand, und daß nichts heraus war als ein paar ärmliche
Palmſonntagskätzchen.

Ich hatte gleich anfangs meinen Platz neben dem Kutſcher
genommen, der eigentlich kein Kutſcher war, ſondern ein Fuhrherr,
und durch gute Haltung in jedem Augenblicke den Beweis führte,
daß er bei den Potsdammer Ulanen geſtanden. Er hieß Moll,
entſprach durchaus ſeinem Namen, und gab was auf Bildung,
Bücher und Zeitungen. Aber er hatte ſich ſeinen guten Verſtand
und ſein eigenes Urtheil nicht weggeleſen und hielt vielmehr um-
gekehrt mit einem gewiſſen Eigenſinn an ſeinen einmal gefaßten
Anſichten feſt. Selbſtverſtändlich immer unter Wahrung artiger
Formen. Er war geſprächig und mittheilſam, aber doch zugleich
auch reſervirt und lächelte viel.

Als wir aus der Flußniederung auf die Höhe gekommen
waren, wies ich auf einen Hügelzug, der ſich in geringer Ent-
fernung vor uns ausdehnte: „Was ſind das für Berge?“

„Die Rauenſchen?“

„I, die Rauenſchen. Wo die Braunkohlen herkommen?“

Er ſtimmte zu.

„Das iſt mir lieb, die mal zu ſehen, obwohl ich keine brenne;
ſie ſtauben zu ſehr. Dann iſt wohl auch Rauen ſelbſt hier ganz
in der Nähe?“

„Verſteht ſich. Der dicke Thurm da. Das is es.“

„Na, dann vorwärts. Aber in Rauen müſſen wir einen
Augenblick halten. Ich glaube, da gibt es was.“

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[18/0034] es in das „romantiſche Land“ hinein. In das romantiſche Land Beeskow-Storkow. 1. Rauen und die Markgrafenſteine. Es ging, weil die Spree hier ſieben Arme hat, über ſieben Brücken, und als die letzte Brücke hinter uns lag, lag auch ſchon die weite Landſchaft vor uns, hell und klar und ſonnig, und ſo trocken, daß der Staub aufwirbelte, wie zur Sommerzeit. Aber ein Blick auf die Bäume zeigte zur Genüge, daß der Sommer noch ausſtand, und daß nichts heraus war als ein paar ärmliche Palmſonntagskätzchen. Ich hatte gleich anfangs meinen Platz neben dem Kutſcher genommen, der eigentlich kein Kutſcher war, ſondern ein Fuhrherr, und durch gute Haltung in jedem Augenblicke den Beweis führte, daß er bei den Potsdammer Ulanen geſtanden. Er hieß Moll, entſprach durchaus ſeinem Namen, und gab was auf Bildung, Bücher und Zeitungen. Aber er hatte ſich ſeinen guten Verſtand und ſein eigenes Urtheil nicht weggeleſen und hielt vielmehr um- gekehrt mit einem gewiſſen Eigenſinn an ſeinen einmal gefaßten Anſichten feſt. Selbſtverſtändlich immer unter Wahrung artiger Formen. Er war geſprächig und mittheilſam, aber doch zugleich auch reſervirt und lächelte viel. Als wir aus der Flußniederung auf die Höhe gekommen waren, wies ich auf einen Hügelzug, der ſich in geringer Ent- fernung vor uns ausdehnte: „Was ſind das für Berge?“ „Die Rauenſchen?“ „I, die Rauenſchen. Wo die Braunkohlen herkommen?“ Er ſtimmte zu. „Das iſt mir lieb, die mal zu ſehen, obwohl ich keine brenne; ſie ſtauben zu ſehr. Dann iſt wohl auch Rauen ſelbſt hier ganz in der Nähe?“ „Verſteht ſich. Der dicke Thurm da. Das is es.“ „Na, dann vorwärts. Aber in Rauen müſſen wir einen Augenblick halten. Ich glaube, da gibt es was.“

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/34>, abgerufen am 30.12.2024.