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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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Eine Osterfahrt in das Land Beeskow-Storkow.
Arm oder reich,
Im Ersten und Letzten ist es gleich,
Und wo zwei Hütten zusammenstehn,
Gab es Lieb und Haß und -- ist 'was geschehn.

Zwischen dem Spreewald und der wendischen Spree (der Dahme)
liegt das Land Beeskow-Storkow, ein wenig gekannter Winkel, der
nichtsdestoweniger seine Schönheit und seine Geschichte hat. Beiden
beschloß ich nachzugehen und wählte dazu die Woche vor Ostern,
eine Zeit, in deren greller, oft schattenloser Beleuchtung ich die
märkische Landschaft noch nicht gesehen hatte. Von den alten
Familien dieses ehemalig lausitzischen Landestheiles interessirten mich
am meisten die Löschebrands, in Betreff deren ich nur wußte, daß
sie seit vielen hundert Jahren um den großen Schermützel-See
herum ihre Sitze hatten. Ihr Name schon klang mir prächtig im
Ohr und ich sah eigentlich alles was Löschebrand hieß, hoch zu
Roß irgend einen Brand mit geweihter Lanze löschend. Jeder ein
Ritter Sankt Georg. O das mußte ein himmlischer Tag werden,
und ich gab mich dieser Vorstellung um so voller und sicherer hin,
als ich, ein paar Notizen abgerechnet, keinen "Wissenskram" in
mir beherbergte, der meine Phantasie hätte zügeln können.

Der Abend vorher schon hatte mich nach Fürstenwalde ge-
führt, von wo die Fahrt in aller Morgenfrühe beginnen sollte.
Diese Morgenfrühe war nun da, der Wagen kam und hielt, und
über das holprige Pflaster der ehemaligen Bischofsstadt hin ging

Fontane, Wanderungen. IV. 2
Eine Oſterfahrt in das Land Beeskow-Storkow.
Arm oder reich,
Im Erſten und Letzten iſt es gleich,
Und wo zwei Hütten zuſammenſtehn,
Gab es Lieb und Haß und — iſt ’was geſchehn.

Zwiſchen dem Spreewald und der wendiſchen Spree (der Dahme)
liegt das Land Beeskow-Storkow, ein wenig gekannter Winkel, der
nichtsdeſtoweniger ſeine Schönheit und ſeine Geſchichte hat. Beiden
beſchloß ich nachzugehen und wählte dazu die Woche vor Oſtern,
eine Zeit, in deren greller, oft ſchattenloſer Beleuchtung ich die
märkiſche Landſchaft noch nicht geſehen hatte. Von den alten
Familien dieſes ehemalig lauſitziſchen Landestheiles intereſſirten mich
am meiſten die Löſchebrands, in Betreff deren ich nur wußte, daß
ſie ſeit vielen hundert Jahren um den großen Schermützel-See
herum ihre Sitze hatten. Ihr Name ſchon klang mir prächtig im
Ohr und ich ſah eigentlich alles was Löſchebrand hieß, hoch zu
Roß irgend einen Brand mit geweihter Lanze löſchend. Jeder ein
Ritter Sankt Georg. O das mußte ein himmliſcher Tag werden,
und ich gab mich dieſer Vorſtellung um ſo voller und ſicherer hin,
als ich, ein paar Notizen abgerechnet, keinen „Wiſſenskram“ in
mir beherbergte, der meine Phantaſie hätte zügeln können.

Der Abend vorher ſchon hatte mich nach Fürſtenwalde ge-
führt, von wo die Fahrt in aller Morgenfrühe beginnen ſollte.
Dieſe Morgenfrühe war nun da, der Wagen kam und hielt, und
über das holprige Pflaſter der ehemaligen Biſchofsſtadt hin ging

Fontane, Wanderungen. IV. 2
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[[17]/0033] Eine Oſterfahrt in das Land Beeskow-Storkow. Arm oder reich, Im Erſten und Letzten iſt es gleich, Und wo zwei Hütten zuſammenſtehn, Gab es Lieb und Haß und — iſt ’was geſchehn. Zwiſchen dem Spreewald und der wendiſchen Spree (der Dahme) liegt das Land Beeskow-Storkow, ein wenig gekannter Winkel, der nichtsdeſtoweniger ſeine Schönheit und ſeine Geſchichte hat. Beiden beſchloß ich nachzugehen und wählte dazu die Woche vor Oſtern, eine Zeit, in deren greller, oft ſchattenloſer Beleuchtung ich die märkiſche Landſchaft noch nicht geſehen hatte. Von den alten Familien dieſes ehemalig lauſitziſchen Landestheiles intereſſirten mich am meiſten die Löſchebrands, in Betreff deren ich nur wußte, daß ſie ſeit vielen hundert Jahren um den großen Schermützel-See herum ihre Sitze hatten. Ihr Name ſchon klang mir prächtig im Ohr und ich ſah eigentlich alles was Löſchebrand hieß, hoch zu Roß irgend einen Brand mit geweihter Lanze löſchend. Jeder ein Ritter Sankt Georg. O das mußte ein himmliſcher Tag werden, und ich gab mich dieſer Vorſtellung um ſo voller und ſicherer hin, als ich, ein paar Notizen abgerechnet, keinen „Wiſſenskram“ in mir beherbergte, der meine Phantaſie hätte zügeln können. Der Abend vorher ſchon hatte mich nach Fürſtenwalde ge- führt, von wo die Fahrt in aller Morgenfrühe beginnen ſollte. Dieſe Morgenfrühe war nun da, der Wagen kam und hielt, und über das holprige Pflaſter der ehemaligen Biſchofsſtadt hin ging Fontane, Wanderungen. IV. 2

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. [17]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/33>, abgerufen am 29.11.2024.