auch an den Nachbildungen, wer ihn kennt, verhält sich ab- lehnend gegen Alles, was heinisirt.
Gewiß -- und damit schließen wir -- ist Wolters- dorf nicht den großen Gestalten zuzuzählen, dazu war er zu wenig eine eigentliche Kraftnatur, im Gegentheil etwas Krankhaftes zieht sich durch sein Leben und spiegelt sich in seiner dichterischen Hyperproduction. Aber zweierlei wird ihm verbleiben, und während er einerseits, modern zu sprechen, immer als ein Musterbeispiel für den wunderbaren Einfluß "des geistigen Fluidums über die träge Masse" dastehen wird, wird er andrerseits, provinziell und local, eine hervorragende Bedeutung als Kirchenlied-Dichter beanspruchen dürfen. Mark Brandenburg hat keinen besseren, hat keinen Zweiten, der sich neben ihm behaupten könnte.
Schloß Friedrichsfelde steht noch, wie es 1719 und 1735 aufgeführt wurde; das alte Pfarrhaus aber, abgelöst durch einen unmittelbar neben ihm entstandenen Neubau, ist längst hinüber. Ein Garten füllt jetzt den Platz, wo das alte stand, und ein Birnbaum blüht jeden 31. Mai an derselben Stelle, wo Woltersdorf der Dichter geboren wurde.
auch an den Nachbildungen, wer ihn kennt, verhält ſich ab- lehnend gegen Alles, was heiniſirt.
Gewiß — und damit ſchließen wir — iſt Wolters- dorf nicht den großen Geſtalten zuzuzählen, dazu war er zu wenig eine eigentliche Kraftnatur, im Gegentheil etwas Krankhaftes zieht ſich durch ſein Leben und ſpiegelt ſich in ſeiner dichteriſchen Hyperproduction. Aber zweierlei wird ihm verbleiben, und während er einerſeits, modern zu ſprechen, immer als ein Muſterbeiſpiel für den wunderbaren Einfluß „des geiſtigen Fluidums über die träge Maſſe“ daſtehen wird, wird er andrerſeits, provinziell und local, eine hervorragende Bedeutung als Kirchenlied-Dichter beanſpruchen dürfen. Mark Brandenburg hat keinen beſſeren, hat keinen Zweiten, der ſich neben ihm behaupten könnte.
Schloß Friedrichsfelde ſteht noch, wie es 1719 und 1735 aufgeführt wurde; das alte Pfarrhaus aber, abgelöſt durch einen unmittelbar neben ihm entſtandenen Neubau, iſt längſt hinüber. Ein Garten füllt jetzt den Platz, wo das alte ſtand, und ein Birnbaum blüht jeden 31. Mai an derſelben Stelle, wo Woltersdorf der Dichter geboren wurde.
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auch an den Nachbildungen, wer ihn kennt, verhält ſich ab-
lehnend gegen Alles, was heiniſirt.
Gewiß — und damit ſchließen wir — iſt Wolters-
dorf nicht den großen Geſtalten zuzuzählen, dazu war er
zu wenig eine eigentliche Kraftnatur, im Gegentheil etwas
Krankhaftes zieht ſich durch ſein Leben und ſpiegelt ſich in
ſeiner dichteriſchen Hyperproduction. Aber zweierlei wird ihm
verbleiben, und während er einerſeits, modern zu ſprechen,
immer als ein Muſterbeiſpiel für den wunderbaren Einfluß
„des geiſtigen Fluidums über die träge Maſſe“ daſtehen
wird, wird er andrerſeits, provinziell und local, eine
hervorragende Bedeutung als Kirchenlied-Dichter beanſpruchen
dürfen. Mark Brandenburg hat keinen beſſeren,
hat keinen Zweiten, der ſich neben ihm behaupten könnte.
Schloß Friedrichsfelde ſteht noch, wie es 1719 und 1735
aufgeführt wurde; das alte Pfarrhaus aber, abgelöſt durch
einen unmittelbar neben ihm entſtandenen Neubau, iſt längſt
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/447>, abgerufen am 24.11.2024.
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