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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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auch drinnen; im Felde erneuerte sie praktisch, im Hause con-
servirte sie pietätvoll; nichts ist verloren gegangen von dem
geschichtlichen Material, in dessen Besitz der gegenwärtige Besitzer
eintrat. Das eichengeschnitzte Treppengeländer, der Stucksaal,
den Markgraf Karl baute, die Büsten und Bilder, von denen
beinahe jeder der Vorbesitzer ein einzelnes, wie ein Erinnerungs-
stück, zurückgelassen hat, -- sie befinden sich an alter Stelle und
nur erweitert, hinzugefügt wurde auch hier.

Unter diesen Hinzufügungen nennen wir in erster Reihe
fünf Arbeiten von Schinkel, von denen drei seiner aller-
frühsten Epoche, zwei muthmaßlich dem Jahre 1814 angehören.
Es sind die folgenden:

Schloß Owinsk (Architekturbild in Tuschfarben ausge-
führt),
Schloß Owinsk, von der Tiefe aus gesehen,
Schloß Owinsk, von der Höhe aus gesehen,
Ein See in Tirol, von hohen Bergen umgeben; ein
Fischzug im Vordergrund (Morgenbeleuchtung);
Ein See von hohen Gebirgen umgeben, Gondeln im
Vordergrund (Abendbeleuchtung) *).

Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungensten
Arbeiten. In der Mitte -- wir erweitern die kurze Beschrei-

*) Von keinem dieser 5 Bilder, mit Ausnahme des Architektur-
bildes, läßt sich behaupten, daß es nachweisbar von Schinkel herrühre;
doch ist es von allen in hohem Maße wahrscheinlich. Schinkel war bei
Aufführung des Schlosses Owinsk, Provinz Posen, als Bauführer thätig.
Es war dies 1801. Die Vereinigung von Architekt und Landschafts-
maler, die sonst in hundert Fällen kaum einmal vorkommt, war eben bei
Schinkel charakteristisch und es ist höchst unwahrscheinlich, daß sich damals
-- und noch dazu in Owinsk -- ein anderer Architekt an seiner Seite
befunden habe, der dies alles auch vermocht hätte. -- Was die beiden
andern Bilder (Gebirgsseen, Morgen- und Abendbeleuchtung, Pendants)
angeht, so stellen sie genau dasselbe dar, wie die betreffenden beiden
Bilder auf der Wagnerschen Gallerie, die die Bezeichnung tragen: nach
Schinkelschen Originalen von Ahlborn
1823 copirt. Die
Frage entsteht, sind nun diese beiden Friedrichsfelder die Originale?
27*

auch drinnen; im Felde erneuerte ſie praktiſch, im Hauſe con-
ſervirte ſie pietätvoll; nichts iſt verloren gegangen von dem
geſchichtlichen Material, in deſſen Beſitz der gegenwärtige Beſitzer
eintrat. Das eichengeſchnitzte Treppengeländer, der Stuckſaal,
den Markgraf Karl baute, die Büſten und Bilder, von denen
beinahe jeder der Vorbeſitzer ein einzelnes, wie ein Erinnerungs-
ſtück, zurückgelaſſen hat, — ſie befinden ſich an alter Stelle und
nur erweitert, hinzugefügt wurde auch hier.

Unter dieſen Hinzufügungen nennen wir in erſter Reihe
fünf Arbeiten von Schinkel, von denen drei ſeiner aller-
frühſten Epoche, zwei muthmaßlich dem Jahre 1814 angehören.
Es ſind die folgenden:

Schloß Owinsk (Architekturbild in Tuſchfarben ausge-
führt),
Schloß Owinsk, von der Tiefe aus geſehen,
Schloß Owinsk, von der Höhe aus geſehen,
Ein See in Tirol, von hohen Bergen umgeben; ein
Fiſchzug im Vordergrund (Morgenbeleuchtung);
Ein See von hohen Gebirgen umgeben, Gondeln im
Vordergrund (Abendbeleuchtung) *).

Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungenſten
Arbeiten. In der Mitte — wir erweitern die kurze Beſchrei-

*) Von keinem dieſer 5 Bilder, mit Ausnahme des Architektur-
bildes, läßt ſich behaupten, daß es nachweisbar von Schinkel herrühre;
doch iſt es von allen in hohem Maße wahrſcheinlich. Schinkel war bei
Aufführung des Schloſſes Owinsk, Provinz Poſen, als Bauführer thätig.
Es war dies 1801. Die Vereinigung von Architekt und Landſchafts-
maler, die ſonſt in hundert Fällen kaum einmal vorkommt, war eben bei
Schinkel charakteriſtiſch und es iſt höchſt unwahrſcheinlich, daß ſich damals
— und noch dazu in Owinsk — ein anderer Architekt an ſeiner Seite
befunden habe, der dies alles auch vermocht hätte. — Was die beiden
andern Bilder (Gebirgsſeen, Morgen- und Abendbeleuchtung, Pendants)
angeht, ſo ſtellen ſie genau daſſelbe dar, wie die betreffenden beiden
Bilder auf der Wagnerſchen Gallerie, die die Bezeichnung tragen: nach
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Frage entſteht, ſind nun dieſe beiden Friedrichsfelder die Originale?
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[419/0437] auch drinnen; im Felde erneuerte ſie praktiſch, im Hauſe con- ſervirte ſie pietätvoll; nichts iſt verloren gegangen von dem geſchichtlichen Material, in deſſen Beſitz der gegenwärtige Beſitzer eintrat. Das eichengeſchnitzte Treppengeländer, der Stuckſaal, den Markgraf Karl baute, die Büſten und Bilder, von denen beinahe jeder der Vorbeſitzer ein einzelnes, wie ein Erinnerungs- ſtück, zurückgelaſſen hat, — ſie befinden ſich an alter Stelle und nur erweitert, hinzugefügt wurde auch hier. Unter dieſen Hinzufügungen nennen wir in erſter Reihe fünf Arbeiten von Schinkel, von denen drei ſeiner aller- frühſten Epoche, zwei muthmaßlich dem Jahre 1814 angehören. Es ſind die folgenden: Schloß Owinsk (Architekturbild in Tuſchfarben ausge- führt), Schloß Owinsk, von der Tiefe aus geſehen, Schloß Owinsk, von der Höhe aus geſehen, Ein See in Tirol, von hohen Bergen umgeben; ein Fiſchzug im Vordergrund (Morgenbeleuchtung); Ein See von hohen Gebirgen umgeben, Gondeln im Vordergrund (Abendbeleuchtung) *). Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungenſten Arbeiten. In der Mitte — wir erweitern die kurze Beſchrei- *) Von keinem dieſer 5 Bilder, mit Ausnahme des Architektur- bildes, läßt ſich behaupten, daß es nachweisbar von Schinkel herrühre; doch iſt es von allen in hohem Maße wahrſcheinlich. Schinkel war bei Aufführung des Schloſſes Owinsk, Provinz Poſen, als Bauführer thätig. Es war dies 1801. Die Vereinigung von Architekt und Landſchafts- maler, die ſonſt in hundert Fällen kaum einmal vorkommt, war eben bei Schinkel charakteriſtiſch und es iſt höchſt unwahrſcheinlich, daß ſich damals — und noch dazu in Owinsk — ein anderer Architekt an ſeiner Seite befunden habe, der dies alles auch vermocht hätte. — Was die beiden andern Bilder (Gebirgsſeen, Morgen- und Abendbeleuchtung, Pendants) angeht, ſo ſtellen ſie genau daſſelbe dar, wie die betreffenden beiden Bilder auf der Wagnerſchen Gallerie, die die Bezeichnung tragen: nach Schinkelſchen Originalen von Ahlborn 1823 copirt. Die Frage entſteht, ſind nun dieſe beiden Friedrichsfelder die Originale? 27*

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/437>, abgerufen am 23.11.2024.