Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.wo sie mit ihrem Gemahl zusammentraf... Kurland war So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt, *) Unter diesen Besuchern werden natürlich auch Maler gewesen
sein und das eine oder andere Bild (ganz abgesehen von den Kunst- schätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals seine Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her, ist dem Schlosse verblieben, ein Aquarellbild "Vue de Friedrichsfelde" mit den Widmungsworten: Dedie a Son Altesse Serenissime Madame la Duchesse de Curlande et de Semigalles. Das Bild ist aus dem Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in seiner damaligen, von der gegenwärtigen nur wenig verschiedenen Gestalt. wo ſie mit ihrem Gemahl zuſammentraf… Kurland war So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt, *) Unter dieſen Beſuchern werden natürlich auch Maler geweſen
ſein und das eine oder andere Bild (ganz abgeſehen von den Kunſt- ſchätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals ſeine Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her, iſt dem Schloſſe verblieben, ein Aquarellbild „Vue de Friedrichsfelde“ mit den Widmungsworten: Dedié à Son Altesse Serenissime Madame la Duchesse de Curlande et de Semigalles. Das Bild iſt aus dem Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in ſeiner damaligen, von der gegenwärtigen nur wenig verſchiedenen Geſtalt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0429" n="411"/> wo ſie mit ihrem Gemahl zuſammentraf… Kurland war<lb/> inzwiſchen eine ruſſiſche Provinz geworden; der Herzog hatte<lb/> reſignirt.</p><lb/> <p>So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt,<lb/> zu größerem Theil dem Tiedgeſchen Buche (Dorothea, letzte<lb/> Herzogin von Kurland), zu kleinerem Theile dem Werke<lb/><hi rendition="#g">Cruſes</hi> „Kurland unter den Herzögen“ entnommen haben.<lb/> Nirgends iſt davon die Rede, daß in Friedrichsfelde ein beſon-<lb/> deres Kunſtleben ſich aufgethan hätte, ein Schweigen, das um<lb/> ſo bemerkenswerther iſt, als der alte Tiedge gerade <hi rendition="#g">dieſe</hi><lb/> Seite in dem Leben der Herzogin beſonders hervorhebt und<lb/> jedesmal genau verzeichnet, wenn in Königsberg mit Kant,<lb/> Hamann, Hippel, in Neapel mit Hackert, in Herrenhuth mit<lb/> dem alten Spangenberg ꝛc. ein lebhafterer Verkehr angeknüpft<lb/> wurde. Man darf füglich daraus den Schluß ziehen, daß das<lb/> Friedrichsfelder Leben, während ſeiner kurländiſchen Zeit, wenig<lb/> Hervorragendes auf dem Gebiete von Kunſt und Wiſſenſchaft<lb/> geboten haben muß und daß es ſich, wie wir Eingangs bereits<lb/> ſagten, bei den verſchiedenen Anweſenheiten in Berlin-Fried-<lb/> richsfelde, immer nur um Prinzen und Prinzeſſinnen, um<lb/> „Geſellſchaft“ und Politik, um Güterkäufe und Eheſchließungen<lb/> handelte. Gewiß ging ein gelegentlicher Verkehr mit den Grö-<lb/> ßen jener Zeit (Nicolai, Ramler, Engel, Mendelsſohn werden<lb/> eigens genannt) nebenher, aber doch eben nur <hi rendition="#g">nebenher</hi>.<note place="foot" n="*)">Unter dieſen Beſuchern werden natürlich auch <hi rendition="#g">Maler</hi> geweſen<lb/> ſein und das eine oder andere Bild (ganz abgeſehen von den Kunſt-<lb/> ſchätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals ſeine<lb/> Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her,<lb/> iſt dem Schloſſe verblieben, ein Aquarellbild <hi rendition="#aq">„Vue de Friedrichsfelde“</hi><lb/> mit den Widmungsworten: <hi rendition="#aq">Dedié à Son Altesse Serenissime Madame<lb/> la Duchesse de Curlande et de Semigalles.</hi> Das Bild iſt aus dem<lb/> Jahre 1787 (Schwarz <hi rendition="#aq">fecit</hi>) und zeigt das Schloß in ſeiner damaligen,<lb/> von der gegenwärtigen nur wenig verſchiedenen Geſtalt.</note><lb/> Geiſtig hoch beanlagt, konnte namentlich die Herzogin auf einen<lb/> Umgang, der ihrer äſthetiſchen Natur Bedürfniß war, nie ganz<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [411/0429]
wo ſie mit ihrem Gemahl zuſammentraf… Kurland war
inzwiſchen eine ruſſiſche Provinz geworden; der Herzog hatte
reſignirt.
So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt,
zu größerem Theil dem Tiedgeſchen Buche (Dorothea, letzte
Herzogin von Kurland), zu kleinerem Theile dem Werke
Cruſes „Kurland unter den Herzögen“ entnommen haben.
Nirgends iſt davon die Rede, daß in Friedrichsfelde ein beſon-
deres Kunſtleben ſich aufgethan hätte, ein Schweigen, das um
ſo bemerkenswerther iſt, als der alte Tiedge gerade dieſe
Seite in dem Leben der Herzogin beſonders hervorhebt und
jedesmal genau verzeichnet, wenn in Königsberg mit Kant,
Hamann, Hippel, in Neapel mit Hackert, in Herrenhuth mit
dem alten Spangenberg ꝛc. ein lebhafterer Verkehr angeknüpft
wurde. Man darf füglich daraus den Schluß ziehen, daß das
Friedrichsfelder Leben, während ſeiner kurländiſchen Zeit, wenig
Hervorragendes auf dem Gebiete von Kunſt und Wiſſenſchaft
geboten haben muß und daß es ſich, wie wir Eingangs bereits
ſagten, bei den verſchiedenen Anweſenheiten in Berlin-Fried-
richsfelde, immer nur um Prinzen und Prinzeſſinnen, um
„Geſellſchaft“ und Politik, um Güterkäufe und Eheſchließungen
handelte. Gewiß ging ein gelegentlicher Verkehr mit den Grö-
ßen jener Zeit (Nicolai, Ramler, Engel, Mendelsſohn werden
eigens genannt) nebenher, aber doch eben nur nebenher. *)
Geiſtig hoch beanlagt, konnte namentlich die Herzogin auf einen
Umgang, der ihrer äſthetiſchen Natur Bedürfniß war, nie ganz
*) Unter dieſen Beſuchern werden natürlich auch Maler geweſen
ſein und das eine oder andere Bild (ganz abgeſehen von den Kunſt-
ſchätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals ſeine
Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her,
iſt dem Schloſſe verblieben, ein Aquarellbild „Vue de Friedrichsfelde“
mit den Widmungsworten: Dedié à Son Altesse Serenissime Madame
la Duchesse de Curlande et de Semigalles. Das Bild iſt aus dem
Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in ſeiner damaligen,
von der gegenwärtigen nur wenig verſchiedenen Geſtalt.
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