abgelehnt wurde, versteht sich von selbst. Seegebart wäre nicht er selbst gewesen, wenn er den Roquelour mit dem bunten Rock des Königs vertauscht hätte. Die angestrengte Thätigkeit des Predigens vor zwei Gemeinden, scheint seiner wohl an sich nicht sehr festen Gesundheit geschadet und seinen frühzeitigen Tod herbeigeführt zu haben. Auch sein Bild zeigt jene klare, durch- sichtige Hautfarbe und jene mildleuchtenden Augen, denen man bei Brustkranken so oft begegnet.
Er hinterließ eine Wittwe, Christiane Elisabeth geborene Sukro und vier Kinder. Außer seinem Bilde, das ihn unver- kennbar als eine poetische, dem Idealen zugewandte Natur dar- stellt, befindet sich an einer Außenwand der Etziner Kirche, noch der Grabstein des früh Geschiedenen, der unter einem wenig geschmackvollen Ornament folgende Inschrift trägt: "Hier ruhen in Hoffnung die dem Tode getrost anvertrauten Gebeine des weiland Hochwürdigen und Hochgelehrten Herrn Joachim Friedrich Seegebarth. Das Prinz Leopold'sche Re- giment, und die Etzinsche und Knoblauch'sche Gemeinde rühmen noch seine wahre Gottesfurcht und seltene Redlichkeit. Daher war er freudig vor Gott, liebreich vor Menschen, sorgfältig im Amt, demüthig bei seiner Gelehrsamkeit. Von seinem geistigen Amt zeugen viel lebendige Briefe, von seinem Christenthum, die durch das Leben bethätigte Lehre. Er betrat diesen mühseligen Schauplatz 1712 den 14. April. Er bezog die stolzen Wohnungen der Ewigkeit 1752 den 26. Mai. Leser! schaue sein Leben an und denke an seinen Tod. Be- trachte seinen Glauben und ahme ihm nach. Sein freudiger Hingang mache Dir die Ewigkeit süß."
abgelehnt wurde, verſteht ſich von ſelbſt. Seegebart wäre nicht er ſelbſt geweſen, wenn er den Roquelour mit dem bunten Rock des Königs vertauſcht hätte. Die angeſtrengte Thätigkeit des Predigens vor zwei Gemeinden, ſcheint ſeiner wohl an ſich nicht ſehr feſten Geſundheit geſchadet und ſeinen frühzeitigen Tod herbeigeführt zu haben. Auch ſein Bild zeigt jene klare, durch- ſichtige Hautfarbe und jene mildleuchtenden Augen, denen man bei Bruſtkranken ſo oft begegnet.
Er hinterließ eine Wittwe, Chriſtiane Eliſabeth geborene Sukro und vier Kinder. Außer ſeinem Bilde, das ihn unver- kennbar als eine poetiſche, dem Idealen zugewandte Natur dar- ſtellt, befindet ſich an einer Außenwand der Etziner Kirche, noch der Grabſtein des früh Geſchiedenen, der unter einem wenig geſchmackvollen Ornament folgende Inſchrift trägt: „Hier ruhen in Hoffnung die dem Tode getroſt anvertrauten Gebeine des weiland Hochwürdigen und Hochgelehrten Herrn Joachim Friedrich Seegebarth. Das Prinz Leopold’ſche Re- giment, und die Etzinſche und Knoblauch’ſche Gemeinde rühmen noch ſeine wahre Gottesfurcht und ſeltene Redlichkeit. Daher war er freudig vor Gott, liebreich vor Menſchen, ſorgfältig im Amt, demüthig bei ſeiner Gelehrſamkeit. Von ſeinem geiſtigen Amt zeugen viel lebendige Briefe, von ſeinem Chriſtenthum, die durch das Leben bethätigte Lehre. Er betrat dieſen mühſeligen Schauplatz 1712 den 14. April. Er bezog die ſtolzen Wohnungen der Ewigkeit 1752 den 26. Mai. Leſer! ſchaue ſein Leben an und denke an ſeinen Tod. Be- trachte ſeinen Glauben und ahme ihm nach. Sein freudiger Hingang mache Dir die Ewigkeit ſüß.“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0370"n="352"/>
abgelehnt wurde, verſteht ſich von ſelbſt. Seegebart wäre nicht<lb/>
er ſelbſt geweſen, wenn er den <hirendition="#aq">Roquelour</hi> mit dem bunten Rock<lb/>
des Königs vertauſcht hätte. Die angeſtrengte Thätigkeit des<lb/>
Predigens vor zwei Gemeinden, ſcheint ſeiner wohl an ſich nicht<lb/>ſehr feſten Geſundheit geſchadet und ſeinen frühzeitigen Tod<lb/>
herbeigeführt zu haben. Auch ſein Bild zeigt jene klare, durch-<lb/>ſichtige Hautfarbe und jene mildleuchtenden Augen, denen man<lb/>
bei Bruſtkranken ſo oft begegnet.</p><lb/><p>Er hinterließ eine Wittwe, Chriſtiane Eliſabeth geborene<lb/>
Sukro und vier Kinder. Außer ſeinem Bilde, das ihn unver-<lb/>
kennbar als eine poetiſche, dem Idealen zugewandte Natur dar-<lb/>ſtellt, befindet ſich an einer Außenwand der Etziner Kirche,<lb/>
noch der Grabſtein des früh Geſchiedenen, der unter einem<lb/>
wenig geſchmackvollen Ornament folgende Inſchrift trägt:<lb/><hirendition="#et">„Hier ruhen in Hoffnung die dem Tode getroſt anvertrauten<lb/>
Gebeine des weiland Hochwürdigen und Hochgelehrten Herrn<lb/>
Joachim Friedrich Seegebarth. Das Prinz Leopold’ſche Re-<lb/>
giment, und die Etzinſche und Knoblauch’ſche Gemeinde<lb/>
rühmen noch ſeine wahre Gottesfurcht und ſeltene Redlichkeit.<lb/>
Daher war er freudig vor Gott, liebreich vor Menſchen,<lb/>ſorgfältig im Amt, demüthig bei ſeiner Gelehrſamkeit. Von<lb/>ſeinem geiſtigen Amt zeugen viel lebendige Briefe, von ſeinem<lb/>
Chriſtenthum, die durch das Leben bethätigte Lehre. Er betrat<lb/>
dieſen mühſeligen Schauplatz 1712 den 14. April. Er bezog<lb/>
die ſtolzen Wohnungen der Ewigkeit 1752 den 26. Mai.<lb/>
Leſer! ſchaue ſein Leben an und denke an ſeinen Tod. Be-<lb/>
trachte ſeinen Glauben und ahme ihm nach. Sein freudiger<lb/>
Hingang mache Dir die Ewigkeit ſüß.“</hi></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[352/0370]
abgelehnt wurde, verſteht ſich von ſelbſt. Seegebart wäre nicht
er ſelbſt geweſen, wenn er den Roquelour mit dem bunten Rock
des Königs vertauſcht hätte. Die angeſtrengte Thätigkeit des
Predigens vor zwei Gemeinden, ſcheint ſeiner wohl an ſich nicht
ſehr feſten Geſundheit geſchadet und ſeinen frühzeitigen Tod
herbeigeführt zu haben. Auch ſein Bild zeigt jene klare, durch-
ſichtige Hautfarbe und jene mildleuchtenden Augen, denen man
bei Bruſtkranken ſo oft begegnet.
Er hinterließ eine Wittwe, Chriſtiane Eliſabeth geborene
Sukro und vier Kinder. Außer ſeinem Bilde, das ihn unver-
kennbar als eine poetiſche, dem Idealen zugewandte Natur dar-
ſtellt, befindet ſich an einer Außenwand der Etziner Kirche,
noch der Grabſtein des früh Geſchiedenen, der unter einem
wenig geſchmackvollen Ornament folgende Inſchrift trägt:
„Hier ruhen in Hoffnung die dem Tode getroſt anvertrauten
Gebeine des weiland Hochwürdigen und Hochgelehrten Herrn
Joachim Friedrich Seegebarth. Das Prinz Leopold’ſche Re-
giment, und die Etzinſche und Knoblauch’ſche Gemeinde
rühmen noch ſeine wahre Gottesfurcht und ſeltene Redlichkeit.
Daher war er freudig vor Gott, liebreich vor Menſchen,
ſorgfältig im Amt, demüthig bei ſeiner Gelehrſamkeit. Von
ſeinem geiſtigen Amt zeugen viel lebendige Briefe, von ſeinem
Chriſtenthum, die durch das Leben bethätigte Lehre. Er betrat
dieſen mühſeligen Schauplatz 1712 den 14. April. Er bezog
die ſtolzen Wohnungen der Ewigkeit 1752 den 26. Mai.
Leſer! ſchaue ſein Leben an und denke an ſeinen Tod. Be-
trachte ſeinen Glauben und ahme ihm nach. Sein freudiger
Hingang mache Dir die Ewigkeit ſüß.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/370>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.