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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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gemacht werden kann. Er hatte gewiß den Ehrgeiz, einfluß-
reich und Günstling seines königlichen Herrn zu sein, aber er
eroberte sich diese Stellung weder durch schnöde Mittel, noch
that er Schnödes, so lang er im Besitz dieser Stellung war.
Er diente dem Könige und dem Lande nach seiner besten Ueber-
zeugung, die, wie wir ausgeführt, nicht bloß eine individuell
berechtigte, sondern eine absolut zulässige war. Er war klug,
umsichtig, thätig und steht frei da von dem Vorwurf, sich berei-
chert oder Andere verdrängt und geschädigt zu haben. Was
ihn dem Könige werth machte (darin stimmen wir einer Kritik
bei, die sich gegen die oben citirten französischen "Anmerkun-
gen" richtet), waren: des moeurs pures, beaucoup d'honnetete
dans le sentiment, um desinteressement parfait, un grand
amour pour le travail.

In dieser Kritik vermissen wir nur eines noch, was uns
den Mann ganz besonders zu charakterisiren scheint, seinen bon
sens
in allen praktischen Dingen (wohin wir in erster Reihe
auch die Politik rechnen), das klare Erkennen von dem, was
statthaft und unstatthaft, was möglich und unmöglich ist. Ueber
diese glänzendste Seite Bischofswerders giebt uns Massenbach
in seinen "Memoiren zur Geschichte des preußischen Staates"
Aufschluß. Dieser (Massenbach) verfolgte damals, 1795 bis
1797, zwei Lieblings-Ideen: "Bündniß mit Frankreich" und
"Neu-Organisation des General-Quartiermeisterstabes," --
wohl dasselbe, was wir jetzt Generalstab nennen.

In den Memoiren heißt es wörtlich: "Ich suchte den
General v. Bischofswerder für meine Ansichten zu gewinnen.
Es hielt schwer, diesen Mann in seinem Zimmer zu sprechen.
Desto öfter traf ich ihn auf Spazierritten. Er liebte den Weg,
der sich vor dem Nauenschen Thore auf der sogenannten Pots-
damer Insel, längs der Weinberge hinzieht. Da paßte ich ihm
auf, kam wie von ungefähr um die Ecke herum, und bat um
die Erlaubniß ihn begleiten zu dürfen. Das Gespräch fing
gewöhnlich mit dem Lobe seines Pferdes an; nach und nach
kamen wir auf die Materie, die ich zur Sprache bringen wollte.

gemacht werden kann. Er hatte gewiß den Ehrgeiz, einfluß-
reich und Günſtling ſeines königlichen Herrn zu ſein, aber er
eroberte ſich dieſe Stellung weder durch ſchnöde Mittel, noch
that er Schnödes, ſo lang er im Beſitz dieſer Stellung war.
Er diente dem Könige und dem Lande nach ſeiner beſten Ueber-
zeugung, die, wie wir ausgeführt, nicht bloß eine individuell
berechtigte, ſondern eine abſolut zuläſſige war. Er war klug,
umſichtig, thätig und ſteht frei da von dem Vorwurf, ſich berei-
chert oder Andere verdrängt und geſchädigt zu haben. Was
ihn dem Könige werth machte (darin ſtimmen wir einer Kritik
bei, die ſich gegen die oben citirten franzöſiſchen „Anmerkun-
gen“ richtet), waren: des moeurs pures, beaucoup d’honnêteté
dans le sentiment, um désinteressement parfait, un grand
amour pour le travail.

In dieſer Kritik vermiſſen wir nur eines noch, was uns
den Mann ganz beſonders zu charakteriſiren ſcheint, ſeinen bon
sens
in allen praktiſchen Dingen (wohin wir in erſter Reihe
auch die Politik rechnen), das klare Erkennen von dem, was
ſtatthaft und unſtatthaft, was möglich und unmöglich iſt. Ueber
dieſe glänzendſte Seite Biſchofswerders giebt uns Maſſenbach
in ſeinen „Memoiren zur Geſchichte des preußiſchen Staates“
Aufſchluß. Dieſer (Maſſenbach) verfolgte damals, 1795 bis
1797, zwei Lieblings-Ideen: „Bündniß mit Frankreich“ und
„Neu-Organiſation des General-Quartiermeiſterſtabes,“ —
wohl daſſelbe, was wir jetzt Generalſtab nennen.

In den Memoiren heißt es wörtlich: „Ich ſuchte den
General v. Biſchofswerder für meine Anſichten zu gewinnen.
Es hielt ſchwer, dieſen Mann in ſeinem Zimmer zu ſprechen.
Deſto öfter traf ich ihn auf Spazierritten. Er liebte den Weg,
der ſich vor dem Nauenſchen Thore auf der ſogenannten Pots-
damer Inſel, längs der Weinberge hinzieht. Da paßte ich ihm
auf, kam wie von ungefähr um die Ecke herum, und bat um
die Erlaubniß ihn begleiten zu dürfen. Das Geſpräch fing
gewöhnlich mit dem Lobe ſeines Pferdes an; nach und nach
kamen wir auf die Materie, die ich zur Sprache bringen wollte.

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[272/0290] gemacht werden kann. Er hatte gewiß den Ehrgeiz, einfluß- reich und Günſtling ſeines königlichen Herrn zu ſein, aber er eroberte ſich dieſe Stellung weder durch ſchnöde Mittel, noch that er Schnödes, ſo lang er im Beſitz dieſer Stellung war. Er diente dem Könige und dem Lande nach ſeiner beſten Ueber- zeugung, die, wie wir ausgeführt, nicht bloß eine individuell berechtigte, ſondern eine abſolut zuläſſige war. Er war klug, umſichtig, thätig und ſteht frei da von dem Vorwurf, ſich berei- chert oder Andere verdrängt und geſchädigt zu haben. Was ihn dem Könige werth machte (darin ſtimmen wir einer Kritik bei, die ſich gegen die oben citirten franzöſiſchen „Anmerkun- gen“ richtet), waren: des moeurs pures, beaucoup d’honnêteté dans le sentiment, um désinteressement parfait, un grand amour pour le travail. In dieſer Kritik vermiſſen wir nur eines noch, was uns den Mann ganz beſonders zu charakteriſiren ſcheint, ſeinen bon sens in allen praktiſchen Dingen (wohin wir in erſter Reihe auch die Politik rechnen), das klare Erkennen von dem, was ſtatthaft und unſtatthaft, was möglich und unmöglich iſt. Ueber dieſe glänzendſte Seite Biſchofswerders giebt uns Maſſenbach in ſeinen „Memoiren zur Geſchichte des preußiſchen Staates“ Aufſchluß. Dieſer (Maſſenbach) verfolgte damals, 1795 bis 1797, zwei Lieblings-Ideen: „Bündniß mit Frankreich“ und „Neu-Organiſation des General-Quartiermeiſterſtabes,“ — wohl daſſelbe, was wir jetzt Generalſtab nennen. In den Memoiren heißt es wörtlich: „Ich ſuchte den General v. Biſchofswerder für meine Anſichten zu gewinnen. Es hielt ſchwer, dieſen Mann in ſeinem Zimmer zu ſprechen. Deſto öfter traf ich ihn auf Spazierritten. Er liebte den Weg, der ſich vor dem Nauenſchen Thore auf der ſogenannten Pots- damer Inſel, längs der Weinberge hinzieht. Da paßte ich ihm auf, kam wie von ungefähr um die Ecke herum, und bat um die Erlaubniß ihn begleiten zu dürfen. Das Geſpräch fing gewöhnlich mit dem Lobe ſeines Pferdes an; nach und nach kamen wir auf die Materie, die ich zur Sprache bringen wollte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/290>, abgerufen am 24.11.2024.