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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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schützten sie die Gestalt des Sarges vor, welche nicht erlaube,
daß sie dabei ohne Anstoß erscheinen könnten. Man fand nicht
für gut, sie weiter zu nöthigen, und ließ sie weg.

"Nun stellte sich aber ein zweiter Umstand dar, welcher
neue Schwierigkeiten hervorbrachte. Da die Geistlichkeit, von der
ein lutherisches Mitglied die Parentation halten sollte, nicht
erschien, so war man verlegen, wer dieß Geschäft nun übernehmen
würde. Nachdem man hin und her gesonnen hatte, verfiel man
endlich auf des Verstorbenen Erzfeind, auf David Faßmann.
Dieser übernahm es und hielt wirklich die Leichenrede.

"Nach Schluß derselben wurden Lieder gesungen und alle
Glocken geläutet. Der bis dahin offen gestandene Sarg ward
zugemacht, ein Bahrtuch darüber geworfen, und so ging es in
bester Ordnung und unter fortgesetztem Läuten bis vor den
Schlagbaum von Potsdam hinaus. Hier blieb die Prozession
zurück, und nur Wenige folgten der Leiche, die auf einen Wagen
gesetzt und nach Bornstädt gefahren wurde. Hier wurde sie
abgeladen und inmitten der Kirche eingesenkt. -- Ein großer,
zierlich ausgehauener Leichenstein erhielt folgende Inschrift:

Allhier liegt begraben der weyland Hoch- und Wohlgeborne
Herr,
Herr Jakob Paul Freiherr v. Gundling,
Sr. K. Majestät in Preußen Hochbestallt gewesener Ober-Cere-
monienmeister, Kammerherr, Geh. Ober-Appellations-, Kriegs-,
Hof-, Kammer-Rath, Präsident der K. Societät der Wissen-
schaften, Hof- und Kammergerichtsrath, auch Historiographus etc.,
welcher von Allen, die ihn gekannt haben,
wegen seiner Gelehrsamkeit bewundert,
wegen seiner Redlichkeit gepriesen,
wegen seines Umgangs geliebt und
wegen seines Todes beklagt worden.
Anno 1731.

"Darunter befindet sich groß und in sauberer Ausführung
das freiherrliche Wappen."

So etwa der zeitgenössische Bericht.

ſchützten ſie die Geſtalt des Sarges vor, welche nicht erlaube,
daß ſie dabei ohne Anſtoß erſcheinen könnten. Man fand nicht
für gut, ſie weiter zu nöthigen, und ließ ſie weg.

„Nun ſtellte ſich aber ein zweiter Umſtand dar, welcher
neue Schwierigkeiten hervorbrachte. Da die Geiſtlichkeit, von der
ein lutheriſches Mitglied die Parentation halten ſollte, nicht
erſchien, ſo war man verlegen, wer dieß Geſchäft nun übernehmen
würde. Nachdem man hin und her geſonnen hatte, verfiel man
endlich auf des Verſtorbenen Erzfeind, auf David Faßmann.
Dieſer übernahm es und hielt wirklich die Leichenrede.

„Nach Schluß derſelben wurden Lieder geſungen und alle
Glocken geläutet. Der bis dahin offen geſtandene Sarg ward
zugemacht, ein Bahrtuch darüber geworfen, und ſo ging es in
beſter Ordnung und unter fortgeſetztem Läuten bis vor den
Schlagbaum von Potsdam hinaus. Hier blieb die Prozeſſion
zurück, und nur Wenige folgten der Leiche, die auf einen Wagen
geſetzt und nach Bornſtädt gefahren wurde. Hier wurde ſie
abgeladen und inmitten der Kirche eingeſenkt. — Ein großer,
zierlich ausgehauener Leichenſtein erhielt folgende Inſchrift:

Allhier liegt begraben der weyland Hoch- und Wohlgeborne
Herr,
Herr Jakob Paul Freiherr v. Gundling,
Sr. K. Majeſtät in Preußen Hochbeſtallt geweſener Ober-Cere-
monienmeiſter, Kammerherr, Geh. Ober-Appellations-, Kriegs-,
Hof-, Kammer-Rath, Präſident der K. Societät der Wiſſen-
ſchaften, Hof- und Kammergerichtsrath, auch Hiſtoriographus ꝛc.,
welcher von Allen, die ihn gekannt haben,
wegen ſeiner Gelehrſamkeit bewundert,
wegen ſeiner Redlichkeit geprieſen,
wegen ſeines Umgangs geliebt und
wegen ſeines Todes beklagt worden.
Anno 1731.

„Darunter befindet ſich groß und in ſauberer Ausführung
das freiherrliche Wappen.“

So etwa der zeitgenöſſiſche Bericht.

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[254/0272] ſchützten ſie die Geſtalt des Sarges vor, welche nicht erlaube, daß ſie dabei ohne Anſtoß erſcheinen könnten. Man fand nicht für gut, ſie weiter zu nöthigen, und ließ ſie weg. „Nun ſtellte ſich aber ein zweiter Umſtand dar, welcher neue Schwierigkeiten hervorbrachte. Da die Geiſtlichkeit, von der ein lutheriſches Mitglied die Parentation halten ſollte, nicht erſchien, ſo war man verlegen, wer dieß Geſchäft nun übernehmen würde. Nachdem man hin und her geſonnen hatte, verfiel man endlich auf des Verſtorbenen Erzfeind, auf David Faßmann. Dieſer übernahm es und hielt wirklich die Leichenrede. „Nach Schluß derſelben wurden Lieder geſungen und alle Glocken geläutet. Der bis dahin offen geſtandene Sarg ward zugemacht, ein Bahrtuch darüber geworfen, und ſo ging es in beſter Ordnung und unter fortgeſetztem Läuten bis vor den Schlagbaum von Potsdam hinaus. Hier blieb die Prozeſſion zurück, und nur Wenige folgten der Leiche, die auf einen Wagen geſetzt und nach Bornſtädt gefahren wurde. Hier wurde ſie abgeladen und inmitten der Kirche eingeſenkt. — Ein großer, zierlich ausgehauener Leichenſtein erhielt folgende Inſchrift: Allhier liegt begraben der weyland Hoch- und Wohlgeborne Herr, Herr Jakob Paul Freiherr v. Gundling, Sr. K. Majeſtät in Preußen Hochbeſtallt geweſener Ober-Cere- monienmeiſter, Kammerherr, Geh. Ober-Appellations-, Kriegs-, Hof-, Kammer-Rath, Präſident der K. Societät der Wiſſen- ſchaften, Hof- und Kammergerichtsrath, auch Hiſtoriographus ꝛc., welcher von Allen, die ihn gekannt haben, wegen ſeiner Gelehrſamkeit bewundert, wegen ſeiner Redlichkeit geprieſen, wegen ſeines Umgangs geliebt und wegen ſeines Todes beklagt worden. Anno 1731. „Darunter befindet ſich groß und in ſauberer Ausführung das freiherrliche Wappen.“ So etwa der zeitgenöſſiſche Bericht.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/272>, abgerufen am 09.11.2024.