And thus an acry point he won, Where, gleaming with the setting sun, One burnished sheet of living gold, Loch-Katrine lay beneath him roll'd. Lady of the Lake.
Die Havel, als sie nach Süden hin den Schwilow-See bildete, um sich innerhalb dieses weiten Bassins zu ergehen, mußte doch schließlich aus dieser Sackgasse wieder heraus, und die Frage war nur: wo? In der Regel behalten die durchbrechenden Wogen die einmal eingeschlagene Richtung bei und ruhen nicht eher, als bis sie, dem Durchbrechungspunkte gegenüber, einen Ausgang gefunden oder gewühlt und gebohrt haben. Nicht so hier. Die Havel schoß eben nicht wie ein Pfeil von Nord nach Süd durch das Moor- und Sumpfbecken hindurch, in welchem sie während dieser Stunden den Schwilow schuf; sie erging sich vielmehr innerhalb desselben, entschlug sich jeder vorgefaßten Richtung und nahm endlich ihren Abfluß halb- rückwärts, keine 2000 Schritt von der Stelle entfernt, wo sie kurz vorher den Damm durchbrochen hatte. An dieser Ab- flußstelle, wo also die Havel nach ihrer Schwilow-Promenade sich wieder verengt, um nordwestwärts weiter zu fließen, liegt Baumgartenbrück.
Dies Baumgartenbrück wird schon frühe genannt und bereits im 13. Jahrhundert findet sich eine Burg Bomgarde oder Bom- gard verzeichnet, ein sonderbares Wort, in dem unsere Slawo- philen, nach Analogie von Stargard, Belgard, eine halbwen- dische Bezeichnung haben erkennen wollen. Was es nun aber
Baumgartenbrück.
And thus an acry point he won, Where, gleaming with the setting sun, One burnished sheet of living gold, Loch-Katrine lay beneath him roll’d. Lady of the Lake.
Die Havel, als ſie nach Süden hin den Schwilow-See bildete, um ſich innerhalb dieſes weiten Baſſins zu ergehen, mußte doch ſchließlich aus dieſer Sackgaſſe wieder heraus, und die Frage war nur: wo? In der Regel behalten die durchbrechenden Wogen die einmal eingeſchlagene Richtung bei und ruhen nicht eher, als bis ſie, dem Durchbrechungspunkte gegenüber, einen Ausgang gefunden oder gewühlt und gebohrt haben. Nicht ſo hier. Die Havel ſchoß eben nicht wie ein Pfeil von Nord nach Süd durch das Moor- und Sumpfbecken hindurch, in welchem ſie während dieſer Stunden den Schwilow ſchuf; ſie erging ſich vielmehr innerhalb deſſelben, entſchlug ſich jeder vorgefaßten Richtung und nahm endlich ihren Abfluß halb- rückwärts, keine 2000 Schritt von der Stelle entfernt, wo ſie kurz vorher den Damm durchbrochen hatte. An dieſer Ab- flußſtelle, wo alſo die Havel nach ihrer Schwilow-Promenade ſich wieder verengt, um nordweſtwärts weiter zu fließen, liegt Baumgartenbrück.
Dies Baumgartenbrück wird ſchon frühe genannt und bereits im 13. Jahrhundert findet ſich eine Burg Bomgarde oder Bom- gard verzeichnet, ein ſonderbares Wort, in dem unſere Slawo- philen, nach Analogie von Stargard, Belgard, eine halbwen- diſche Bezeichnung haben erkennen wollen. Was es nun aber
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[[192]/0210]
Baumgartenbrück.
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One burnished sheet of living gold,
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Lady of the Lake.
Die Havel, als ſie nach Süden hin den Schwilow-See bildete,
um ſich innerhalb dieſes weiten Baſſins zu ergehen, mußte doch
ſchließlich aus dieſer Sackgaſſe wieder heraus, und die Frage
war nur: wo? In der Regel behalten die durchbrechenden
Wogen die einmal eingeſchlagene Richtung bei und ruhen nicht
eher, als bis ſie, dem Durchbrechungspunkte gegenüber, einen
Ausgang gefunden oder gewühlt und gebohrt haben. Nicht ſo
hier. Die Havel ſchoß eben nicht wie ein Pfeil von Nord
nach Süd durch das Moor- und Sumpfbecken hindurch, in
welchem ſie während dieſer Stunden den Schwilow ſchuf; ſie
erging ſich vielmehr innerhalb deſſelben, entſchlug ſich jeder
vorgefaßten Richtung und nahm endlich ihren Abfluß halb-
rückwärts, keine 2000 Schritt von der Stelle entfernt, wo
ſie kurz vorher den Damm durchbrochen hatte. An dieſer Ab-
flußſtelle, wo alſo die Havel nach ihrer Schwilow-Promenade
ſich wieder verengt, um nordweſtwärts weiter zu fließen, liegt
Baumgartenbrück.
Dies Baumgartenbrück wird ſchon frühe genannt und bereits
im 13. Jahrhundert findet ſich eine Burg Bomgarde oder Bom-
gard verzeichnet, ein ſonderbares Wort, in dem unſere Slawo-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [192]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/210>, abgerufen am 25.11.2024.
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