Der alte de la Chieze starb 1671 oder 73; Caput fiel an den Kurfürsten zurück und er verschrieb es nunmehr seiner Gemahlin Dorothea, die es -- insonderheit nach dem Tode ihres Gemahls (1688) -- zu ihrem bevorzugten Wohnsitz machte. --
Das Schloß, um seinem neuen Zwecke zu dienen, mußte eine erhebliche Umgestaltung erfahren. Was für den in Kriegs- zeiten hart gewordenen de Chieze gepaßt hatte, reichte nicht aus für eine Fürstin; außerdem wuchsen damals -- unter dem un- mittelbaren Einflusse niederländischer Meister -- rasch die Kunst- ansprüche in märkischen Landen. Erst funfzig Jahre später, unter Friedrich Wilhelm I., -- obwohl er sich rühmte, ein "treu-holländisch Herz" zu haben -- hörten diese Einflüsse wie- der auf und wir verfielen, auf geraume Zeit hin, in die alte Nacht.
Schloß Caput rüstete sich also zum Empfang einer neuen Herrin. Die Grundform blieb, aber Erweiterungen fanden statt; zwei kleine Eckflügel entstanden, vor Allem wurde die innere Einrichtung eine andere. Eine Halle im Souterrain, wo man den Jagdimbiß zu nehmen pflegte, wurde an Wand und Decke mit blaugrünen holländischen Fliesen ausgelegt, die Zimmer des Obergeschosses mit Tapeten behängt und mehrere mit Plafond- Schildereien geziert. Besonders bemerkenswerth war die Aus- schmückung des "großen Saales," ein Deckengemälde, das seinem Gedankengange nach, an spätere Arbeiten Antoine Pesnes er- innert. Minerva mit Helm, Schild und Speer führt die Künste: Baukunst, Sculptur und Malerei, in die brandenburgischen Lande ein; ein gehörntes Ungethüm, halb Lucifer halb Cali- ban, entweder den Krieg oder die Rohheit, oder beides zugleich darstellend, entweicht in Dunkel vor dem aufgehenden Licht. Aehnlich wohlerhalten präsentirt sich ein zweites Bild, im sogenannten "Grünen Zimmer." Zwei geflügelte Genien halten die umkränzten Bilder von Kurfürst und Kurfürstin in
Fontane, Wanderungen. III. 12
Kurfürſt in Dorothea von 1671 bis 1689.
Der alte de la Chieze ſtarb 1671 oder 73; Caput fiel an den Kurfürſten zurück und er verſchrieb es nunmehr ſeiner Gemahlin Dorothea, die es — inſonderheit nach dem Tode ihres Gemahls (1688) — zu ihrem bevorzugten Wohnſitz machte. —
Das Schloß, um ſeinem neuen Zwecke zu dienen, mußte eine erhebliche Umgeſtaltung erfahren. Was für den in Kriegs- zeiten hart gewordenen de Chieze gepaßt hatte, reichte nicht aus für eine Fürſtin; außerdem wuchſen damals — unter dem un- mittelbaren Einfluſſe niederländiſcher Meiſter — raſch die Kunſt- anſprüche in märkiſchen Landen. Erſt funfzig Jahre ſpäter, unter Friedrich Wilhelm I., — obwohl er ſich rühmte, ein „treu-holländiſch Herz“ zu haben — hörten dieſe Einflüſſe wie- der auf und wir verfielen, auf geraume Zeit hin, in die alte Nacht.
Schloß Caput rüſtete ſich alſo zum Empfang einer neuen Herrin. Die Grundform blieb, aber Erweiterungen fanden ſtatt; zwei kleine Eckflügel entſtanden, vor Allem wurde die innere Einrichtung eine andere. Eine Halle im Souterrain, wo man den Jagdimbiß zu nehmen pflegte, wurde an Wand und Decke mit blaugrünen holländiſchen Flieſen ausgelegt, die Zimmer des Obergeſchoſſes mit Tapeten behängt und mehrere mit Plafond- Schildereien geziert. Beſonders bemerkenswerth war die Aus- ſchmückung des „großen Saales,“ ein Deckengemälde, das ſeinem Gedankengange nach, an ſpätere Arbeiten Antoine Pèsnes er- innert. Minerva mit Helm, Schild und Speer führt die Künſte: Baukunſt, Sculptur und Malerei, in die brandenburgiſchen Lande ein; ein gehörntes Ungethüm, halb Lucifer halb Cali- ban, entweder den Krieg oder die Rohheit, oder beides zugleich darſtellend, entweicht in Dunkel vor dem aufgehenden Licht. Aehnlich wohlerhalten präſentirt ſich ein zweites Bild, im ſogenannten „Grünen Zimmer.“ Zwei geflügelte Genien halten die umkränzten Bilder von Kurfürſt und Kurfürſtin in
Fontane, Wanderungen. III. 12
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Kurfürſt in Dorothea von 1671 bis 1689.
Der alte de la Chieze ſtarb 1671 oder 73; Caput fiel an
den Kurfürſten zurück und er verſchrieb es nunmehr ſeiner
Gemahlin Dorothea, die es — inſonderheit nach dem Tode
ihres Gemahls (1688) — zu ihrem bevorzugten Wohnſitz
machte. —
Das Schloß, um ſeinem neuen Zwecke zu dienen, mußte
eine erhebliche Umgeſtaltung erfahren. Was für den in Kriegs-
zeiten hart gewordenen de Chieze gepaßt hatte, reichte nicht aus
für eine Fürſtin; außerdem wuchſen damals — unter dem un-
mittelbaren Einfluſſe niederländiſcher Meiſter — raſch die Kunſt-
anſprüche in märkiſchen Landen. Erſt funfzig Jahre ſpäter,
unter Friedrich Wilhelm I., — obwohl er ſich rühmte, ein
„treu-holländiſch Herz“ zu haben — hörten dieſe Einflüſſe wie-
der auf und wir verfielen, auf geraume Zeit hin, in die alte
Nacht.
Schloß Caput rüſtete ſich alſo zum Empfang einer neuen
Herrin. Die Grundform blieb, aber Erweiterungen fanden ſtatt;
zwei kleine Eckflügel entſtanden, vor Allem wurde die innere
Einrichtung eine andere. Eine Halle im Souterrain, wo man
den Jagdimbiß zu nehmen pflegte, wurde an Wand und Decke
mit blaugrünen holländiſchen Flieſen ausgelegt, die Zimmer des
Obergeſchoſſes mit Tapeten behängt und mehrere mit Plafond-
Schildereien geziert. Beſonders bemerkenswerth war die Aus-
ſchmückung des „großen Saales,“ ein Deckengemälde, das ſeinem
Gedankengange nach, an ſpätere Arbeiten Antoine Pèsnes er-
innert. Minerva mit Helm, Schild und Speer führt die Künſte:
Baukunſt, Sculptur und Malerei, in die brandenburgiſchen
Lande ein; ein gehörntes Ungethüm, halb Lucifer halb Cali-
ban, entweder den Krieg oder die Rohheit, oder beides
zugleich darſtellend, entweicht in Dunkel vor dem aufgehenden
Licht. Aehnlich wohlerhalten präſentirt ſich ein zweites Bild,
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halten die umkränzten Bilder von Kurfürſt und Kurfürſtin in
Fontane, Wanderungen. III. 12
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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