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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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shipmen zwischen 10 und 14, die auf dem Schwilow für den
vaterländischen Dienst sich vorbereiten, wie einst der Peipus die
hohe Schule war für die werdende russische Flotte. Sie hatten
bereits die Ruhe des Seemanns; dazu blaue Mützen mit Gold-
streif und den Anker daran. Der Aelteste nahm den Platz am
Steuer; nun los die Bänder, der Wind fuhr in das flatternde
Segel und wie ein Pfeil glitten wir über die breite Fläche hin.
Der Fährmann, eine prächtige Gestalt, stand am Ufer und
wünschte gute Fahrt. Wir gaben Antwort mit Hohiho und
Mützenschwenken.

Eine Weile ging das Geplauder, aber bald wurden wir
still. Wir waren jetzt in der Mitte des Sees, die Sonne stand
hinter einem Gewölk, so daß alles Glitzern und Blenden auf-
hörte, und nach links hin lag jetzt in Meilentiefe der See. Ein
Waldkranz, hier und da von einzelnen Pappeln und Ziegelessen
überragt, faßte die weiten Ufer ein; vor uns, unter Parkbäumen,
Petzow und Baumgartenbrück, nach links hin, an der Südspitze
des Sees, das einsame Ferch.

Dieser einsame Punkt war mit unter den Lieblingsplätzen
Friedrich Wilhelms IV., der in Sommertagen, wenn er Abends
zu Schiff in die Havel-Seen hinausfuhr, gern hier anlegte und
seine Theestunde in engstem Kreise verplauderte. Noch zeigt
eine umfriedete Stelle den Platz am Abhang, wo er zu sitzen
und das schöne Bild zu überblicken liebte.

Jetzt lag die Breite des Sees hinter uns; noch durch
einen Schilfgürtel hindurch und wir glitten das schlammige
Ufer hinauf; nur der Stern des Kahns lag noch im Wasser.
Hügel ansteigend suchten wir eine schattige Stelle unter dem
Dach zweier halbzusammengewachsener Akazienbäume und sahen
nun hinaus auf die blanke Fläche, auf das Spiel wechselnder
Farben und auf das stille Leben, das darüber hinglitt. Blaue
Streifen zogen sich durchs Grau, dann umgekehrt, und quer
durch diese Linien, über die das Licht hinglitzerte, kamen und
gingen die Schiffe. Die Segel standen blendend weiß in der
Sonne.

ſhipmen zwiſchen 10 und 14, die auf dem Schwilow für den
vaterländiſchen Dienſt ſich vorbereiten, wie einſt der Peipus die
hohe Schule war für die werdende ruſſiſche Flotte. Sie hatten
bereits die Ruhe des Seemanns; dazu blaue Mützen mit Gold-
ſtreif und den Anker daran. Der Aelteſte nahm den Platz am
Steuer; nun los die Bänder, der Wind fuhr in das flatternde
Segel und wie ein Pfeil glitten wir über die breite Fläche hin.
Der Fährmann, eine prächtige Geſtalt, ſtand am Ufer und
wünſchte gute Fahrt. Wir gaben Antwort mit Hohiho und
Mützenſchwenken.

Eine Weile ging das Geplauder, aber bald wurden wir
ſtill. Wir waren jetzt in der Mitte des Sees, die Sonne ſtand
hinter einem Gewölk, ſo daß alles Glitzern und Blenden auf-
hörte, und nach links hin lag jetzt in Meilentiefe der See. Ein
Waldkranz, hier und da von einzelnen Pappeln und Ziegeleſſen
überragt, faßte die weiten Ufer ein; vor uns, unter Parkbäumen,
Petzow und Baumgartenbrück, nach links hin, an der Südſpitze
des Sees, das einſame Ferch.

Dieſer einſame Punkt war mit unter den Lieblingsplätzen
Friedrich Wilhelms IV., der in Sommertagen, wenn er Abends
zu Schiff in die Havel-Seen hinausfuhr, gern hier anlegte und
ſeine Theeſtunde in engſtem Kreiſe verplauderte. Noch zeigt
eine umfriedete Stelle den Platz am Abhang, wo er zu ſitzen
und das ſchöne Bild zu überblicken liebte.

Jetzt lag die Breite des Sees hinter uns; noch durch
einen Schilfgürtel hindurch und wir glitten das ſchlammige
Ufer hinauf; nur der Stern des Kahns lag noch im Waſſer.
Hügel anſteigend ſuchten wir eine ſchattige Stelle unter dem
Dach zweier halbzuſammengewachſener Akazienbäume und ſahen
nun hinaus auf die blanke Fläche, auf das Spiel wechſelnder
Farben und auf das ſtille Leben, das darüber hinglitt. Blaue
Streifen zogen ſich durchs Grau, dann umgekehrt, und quer
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gingen die Schiffe. Die Segel ſtanden blendend weiß in der
Sonne.

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[165/0183] ſhipmen zwiſchen 10 und 14, die auf dem Schwilow für den vaterländiſchen Dienſt ſich vorbereiten, wie einſt der Peipus die hohe Schule war für die werdende ruſſiſche Flotte. Sie hatten bereits die Ruhe des Seemanns; dazu blaue Mützen mit Gold- ſtreif und den Anker daran. Der Aelteſte nahm den Platz am Steuer; nun los die Bänder, der Wind fuhr in das flatternde Segel und wie ein Pfeil glitten wir über die breite Fläche hin. Der Fährmann, eine prächtige Geſtalt, ſtand am Ufer und wünſchte gute Fahrt. Wir gaben Antwort mit Hohiho und Mützenſchwenken. Eine Weile ging das Geplauder, aber bald wurden wir ſtill. Wir waren jetzt in der Mitte des Sees, die Sonne ſtand hinter einem Gewölk, ſo daß alles Glitzern und Blenden auf- hörte, und nach links hin lag jetzt in Meilentiefe der See. Ein Waldkranz, hier und da von einzelnen Pappeln und Ziegeleſſen überragt, faßte die weiten Ufer ein; vor uns, unter Parkbäumen, Petzow und Baumgartenbrück, nach links hin, an der Südſpitze des Sees, das einſame Ferch. Dieſer einſame Punkt war mit unter den Lieblingsplätzen Friedrich Wilhelms IV., der in Sommertagen, wenn er Abends zu Schiff in die Havel-Seen hinausfuhr, gern hier anlegte und ſeine Theeſtunde in engſtem Kreiſe verplauderte. Noch zeigt eine umfriedete Stelle den Platz am Abhang, wo er zu ſitzen und das ſchöne Bild zu überblicken liebte. Jetzt lag die Breite des Sees hinter uns; noch durch einen Schilfgürtel hindurch und wir glitten das ſchlammige Ufer hinauf; nur der Stern des Kahns lag noch im Waſſer. Hügel anſteigend ſuchten wir eine ſchattige Stelle unter dem Dach zweier halbzuſammengewachſener Akazienbäume und ſahen nun hinaus auf die blanke Fläche, auf das Spiel wechſelnder Farben und auf das ſtille Leben, das darüber hinglitt. Blaue Streifen zogen ſich durchs Grau, dann umgekehrt, und quer durch dieſe Linien, über die das Licht hinglitzerte, kamen und gingen die Schiffe. Die Segel ſtanden blendend weiß in der Sonne.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/183>, abgerufen am 24.11.2024.