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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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St. Nicolai zu Spandau.
Wie Spukgestalten die Nebel sich drehn,
's ist schaurig über das Moor zu gehn,
Die Ranke häkelt am Strauche.

Annette Droste-Hülshof.

Ein klarer Decembertag; die Erde gefroren, die Dächer bereift.
Aber schon mischt sich ein leises Grau in die heitere Himmels-
bläue, es weht leise herüber von Westen her, und jenes Frösteln
läuft über uns hin, das uns ankündigt: Schnee in der Luft.

Schnee in der Luft; vielleicht morgen schon, daß er in
Flocken niederfällt! So seien denn die Stunden genutzt, die
noch einen freien Blick in die Landschaft gestatten.

Das Spreethal hinunter, an dem Charlottenburger Schloß
vorbei (dessen vergoldete Kuppel-Figuren nicht recht wissen, ob
sie in dem spärlichen Tageslicht noch blitzen müssen oder nicht),
über Brücken hin, zwischen Schwanen-Rudeln hindurch, geht
der Zug, bis die alte Havelveste vor uns aufsteigt, mit Brücken
und Gräben, mit Thorwarten und Mauern, und über dem
allen: Sanct Nicolai, die erinnerungsreiche Kirche dieser
Stadt.

Der Zug hält. Ohne Aufenthalt, mit den Minuten gei-
zend, steuern wir durch ein Gewirr immer enger werdender
Gassen auf den alten gothischen Bau zu, der sich, auf engem
und kahlem Platze, über den Dächer-Kleinkram hinweg, in die
stahlfarbene Luft erhebt. Kein Bau ersten Ranges, aber doch
an dieser Stelle.

Fontane, Wanderungen. III. 1
St. Nicolai zu Spandau.
Wie Spukgeſtalten die Nebel ſich drehn,
’s iſt ſchaurig über das Moor zu gehn,
Die Ranke häkelt am Strauche.

Annette Droſte-Hülshof.

Ein klarer Decembertag; die Erde gefroren, die Dächer bereift.
Aber ſchon miſcht ſich ein leiſes Grau in die heitere Himmels-
bläue, es weht leiſe herüber von Weſten her, und jenes Fröſteln
läuft über uns hin, das uns ankündigt: Schnee in der Luft.

Schnee in der Luft; vielleicht morgen ſchon, daß er in
Flocken niederfällt! So ſeien denn die Stunden genutzt, die
noch einen freien Blick in die Landſchaft geſtatten.

Das Spreethal hinunter, an dem Charlottenburger Schloß
vorbei (deſſen vergoldete Kuppel-Figuren nicht recht wiſſen, ob
ſie in dem ſpärlichen Tageslicht noch blitzen müſſen oder nicht),
über Brücken hin, zwiſchen Schwanen-Rudeln hindurch, geht
der Zug, bis die alte Havelveſte vor uns aufſteigt, mit Brücken
und Gräben, mit Thorwarten und Mauern, und über dem
allen: Sanct Nicolai, die erinnerungsreiche Kirche dieſer
Stadt.

Der Zug hält. Ohne Aufenthalt, mit den Minuten gei-
zend, ſteuern wir durch ein Gewirr immer enger werdender
Gaſſen auf den alten gothiſchen Bau zu, der ſich, auf engem
und kahlem Platze, über den Dächer-Kleinkram hinweg, in die
ſtahlfarbene Luft erhebt. Kein Bau erſten Ranges, aber doch
an dieſer Stelle.

Fontane, Wanderungen. III. 1
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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/19>, abgerufen am 26.11.2024.