Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

Was ihm Paretz zu Anfang seiner Regierung gewesen war, das
wurde ihm die Pfaueninsel gegen den Schluß hin. Man schritt
zu neuen Anlagen und war bemüht, den Aufenthalt immer
behaglicher zu gestalten. Viele Anpflanzungen von Gesträuchen
und Bäumen, darunter Rothtannen und Laubhölzer aller Art,
fanden statt. Wildfliegende Fasanen machten sich heimisch auf
der Insel; neue Bauten wurden aufgeführt. Eine mit Kupfer
beschlagene "Fregatte" traf ein, die der Prinz-Regent dem
Könige Friedrich Wilhelm III. zum Geschenk gemacht hatte;*)
ein russischer "Rollberg" (Rutschbahn) entstand; russische Schau-
keln setzten sich in Bewegung. 1821 wurde ein Rosensortiment
aus der Nachlassenschaft des Dr. Böhm für eine erhebliche
Summe Geldes gekauft und in vier Spreekähnen von Berlin
aus nach der Pfaueninsel geschafft. Die Ueberführung dieser
Sammlung gab Anlaß zur Anlage eines Rosengartens, der
alsbald 140 Quadratruthen bedeckte und 3000 hoch- und halb-
stämmige Rosen, dazwischen ungezählte Sträucher von Centifo-
lien, Noisetten und indischen Rosenarten umschloß.

Ziemlich um dieselbe Zeit wurde ein Wasserwerk mit
einer Dampfmaschine errichtet, lediglich um ein großes Reservoir
zu speisen, aus dem nun der sandige Theil der Insel bewässert
werden konnte. Damit war Lebensblut für alle dar-
auf folgenden Verschönerungen gegeben
.

1828, nachdem viele Geschenke und Ankäufe voraus-
gegangen, ward auch eine reizende, alle Thierarten umfassende
"Menagerie" erworben. Sie wurde hier, wenn auch noch
den Namen nicht führend, wie von selbst zu einem zoologi-
schen Garten
, da Lenne, feinen Sinnes und verständniß-
voll, von Anfang an bemüht gewesen war, den einzelnen
Käfigen und Thiergruppen immer die passendste landschaftliche

*) Sie zerfiel bald. 1832 wurde deshalb eine zweite, als Ersatz,
durch Lord Fitz Clarence überbracht. Diese existirt noch, ist aber auch
schon wieder defect.

Was ihm Paretz zu Anfang ſeiner Regierung geweſen war, das
wurde ihm die Pfaueninſel gegen den Schluß hin. Man ſchritt
zu neuen Anlagen und war bemüht, den Aufenthalt immer
behaglicher zu geſtalten. Viele Anpflanzungen von Geſträuchen
und Bäumen, darunter Rothtannen und Laubhölzer aller Art,
fanden ſtatt. Wildfliegende Faſanen machten ſich heimiſch auf
der Inſel; neue Bauten wurden aufgeführt. Eine mit Kupfer
beſchlagene „Fregatte“ traf ein, die der Prinz-Regent dem
Könige Friedrich Wilhelm III. zum Geſchenk gemacht hatte;*)
ein ruſſiſcher „Rollberg“ (Rutſchbahn) entſtand; ruſſiſche Schau-
keln ſetzten ſich in Bewegung. 1821 wurde ein Roſenſortiment
aus der Nachlaſſenſchaft des Dr. Böhm für eine erhebliche
Summe Geldes gekauft und in vier Spreekähnen von Berlin
aus nach der Pfaueninſel geſchafft. Die Ueberführung dieſer
Sammlung gab Anlaß zur Anlage eines Roſengartens, der
alsbald 140 Quadratruthen bedeckte und 3000 hoch- und halb-
ſtämmige Roſen, dazwiſchen ungezählte Sträucher von Centifo-
lien, Noiſetten und indiſchen Roſenarten umſchloß.

Ziemlich um dieſelbe Zeit wurde ein Waſſerwerk mit
einer Dampfmaſchine errichtet, lediglich um ein großes Reſervoir
zu ſpeiſen, aus dem nun der ſandige Theil der Inſel bewäſſert
werden konnte. Damit war Lebensblut für alle dar-
auf folgenden Verſchönerungen gegeben
.

1828, nachdem viele Geſchenke und Ankäufe voraus-
gegangen, ward auch eine reizende, alle Thierarten umfaſſende
„Menagerie“ erworben. Sie wurde hier, wenn auch noch
den Namen nicht führend, wie von ſelbſt zu einem zoologi-
ſchen Garten
, da Lenné, feinen Sinnes und verſtändniß-
voll, von Anfang an bemüht geweſen war, den einzelnen
Käfigen und Thiergruppen immer die paſſendſte landſchaftliche

*) Sie zerfiel bald. 1832 wurde deshalb eine zweite, als Erſatz,
durch Lord Fitz Clarence überbracht. Dieſe exiſtirt noch, iſt aber auch
ſchon wieder defect.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0168" n="150"/>
Was ihm Paretz zu Anfang &#x017F;einer Regierung gewe&#x017F;en war, das<lb/>
wurde ihm die Pfauenin&#x017F;el gegen den Schluß hin. Man &#x017F;chritt<lb/>
zu neuen Anlagen und war bemüht, den Aufenthalt immer<lb/>
behaglicher zu ge&#x017F;talten. Viele Anpflanzungen von Ge&#x017F;träuchen<lb/>
und Bäumen, darunter Rothtannen und Laubhölzer aller Art,<lb/>
fanden &#x017F;tatt. Wildfliegende Fa&#x017F;anen machten &#x017F;ich heimi&#x017F;ch auf<lb/>
der In&#x017F;el; neue Bauten wurden aufgeführt. Eine mit Kupfer<lb/>
be&#x017F;chlagene &#x201E;Fregatte&#x201C; traf ein, die der Prinz-Regent dem<lb/>
Könige Friedrich Wilhelm <hi rendition="#aq">III.</hi> zum Ge&#x017F;chenk gemacht hatte;<note place="foot" n="*)">Sie zerfiel bald. 1832 wurde deshalb eine zweite, als Er&#x017F;atz,<lb/>
durch Lord Fitz Clarence überbracht. Die&#x017F;e exi&#x017F;tirt noch, i&#x017F;t aber auch<lb/>
&#x017F;chon wieder defect.</note><lb/>
ein ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;cher &#x201E;Rollberg&#x201C; (Rut&#x017F;chbahn) ent&#x017F;tand; ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che Schau-<lb/>
keln &#x017F;etzten &#x017F;ich in Bewegung. 1821 wurde ein Ro&#x017F;en&#x017F;ortiment<lb/>
aus der Nachla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft des <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Böhm für eine erhebliche<lb/>
Summe Geldes gekauft und in vier Spreekähnen von Berlin<lb/>
aus nach der Pfauenin&#x017F;el ge&#x017F;chafft. Die Ueberführung die&#x017F;er<lb/>
Sammlung gab Anlaß zur Anlage eines <hi rendition="#g">Ro&#x017F;engartens</hi>, der<lb/>
alsbald 140 Quadratruthen bedeckte und 3000 hoch- und halb-<lb/>
&#x017F;tämmige Ro&#x017F;en, dazwi&#x017F;chen ungezählte Sträucher von Centifo-<lb/>
lien, Noi&#x017F;etten und indi&#x017F;chen Ro&#x017F;enarten um&#x017F;chloß.</p><lb/>
          <p>Ziemlich um die&#x017F;elbe Zeit wurde ein <hi rendition="#g">Wa&#x017F;&#x017F;erwerk</hi> mit<lb/>
einer Dampfma&#x017F;chine errichtet, lediglich um ein großes Re&#x017F;ervoir<lb/>
zu &#x017F;pei&#x017F;en, aus dem nun der &#x017F;andige Theil der In&#x017F;el bewä&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
werden konnte. <hi rendition="#g">Damit war Lebensblut für alle dar-<lb/>
auf folgenden Ver&#x017F;chönerungen gegeben</hi>.</p><lb/>
          <p>1828, nachdem viele Ge&#x017F;chenke und Ankäufe voraus-<lb/>
gegangen, ward auch eine reizende, alle Thierarten umfa&#x017F;&#x017F;ende<lb/><hi rendition="#g">&#x201E;Menagerie&#x201C;</hi> erworben. Sie wurde hier, wenn auch noch<lb/>
den Namen nicht führend, wie von &#x017F;elb&#x017F;t zu einem <hi rendition="#g">zoologi-<lb/>
&#x017F;chen Garten</hi>, da Lenn<hi rendition="#aq">é</hi>, feinen Sinnes und ver&#x017F;tändniß-<lb/>
voll, von Anfang an bemüht gewe&#x017F;en war, den einzelnen<lb/>
Käfigen und Thiergruppen immer die pa&#x017F;&#x017F;end&#x017F;te land&#x017F;chaftliche<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0168] Was ihm Paretz zu Anfang ſeiner Regierung geweſen war, das wurde ihm die Pfaueninſel gegen den Schluß hin. Man ſchritt zu neuen Anlagen und war bemüht, den Aufenthalt immer behaglicher zu geſtalten. Viele Anpflanzungen von Geſträuchen und Bäumen, darunter Rothtannen und Laubhölzer aller Art, fanden ſtatt. Wildfliegende Faſanen machten ſich heimiſch auf der Inſel; neue Bauten wurden aufgeführt. Eine mit Kupfer beſchlagene „Fregatte“ traf ein, die der Prinz-Regent dem Könige Friedrich Wilhelm III. zum Geſchenk gemacht hatte; *) ein ruſſiſcher „Rollberg“ (Rutſchbahn) entſtand; ruſſiſche Schau- keln ſetzten ſich in Bewegung. 1821 wurde ein Roſenſortiment aus der Nachlaſſenſchaft des Dr. Böhm für eine erhebliche Summe Geldes gekauft und in vier Spreekähnen von Berlin aus nach der Pfaueninſel geſchafft. Die Ueberführung dieſer Sammlung gab Anlaß zur Anlage eines Roſengartens, der alsbald 140 Quadratruthen bedeckte und 3000 hoch- und halb- ſtämmige Roſen, dazwiſchen ungezählte Sträucher von Centifo- lien, Noiſetten und indiſchen Roſenarten umſchloß. Ziemlich um dieſelbe Zeit wurde ein Waſſerwerk mit einer Dampfmaſchine errichtet, lediglich um ein großes Reſervoir zu ſpeiſen, aus dem nun der ſandige Theil der Inſel bewäſſert werden konnte. Damit war Lebensblut für alle dar- auf folgenden Verſchönerungen gegeben. 1828, nachdem viele Geſchenke und Ankäufe voraus- gegangen, ward auch eine reizende, alle Thierarten umfaſſende „Menagerie“ erworben. Sie wurde hier, wenn auch noch den Namen nicht führend, wie von ſelbſt zu einem zoologi- ſchen Garten, da Lenné, feinen Sinnes und verſtändniß- voll, von Anfang an bemüht geweſen war, den einzelnen Käfigen und Thiergruppen immer die paſſendſte landſchaftliche *) Sie zerfiel bald. 1832 wurde deshalb eine zweite, als Erſatz, durch Lord Fitz Clarence überbracht. Dieſe exiſtirt noch, iſt aber auch ſchon wieder defect.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/168
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/168>, abgerufen am 28.11.2024.