Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

Bild:
<< vorherige Seite

fel ließ. Die Fährleute sind ein eigen Geschlecht und haben
ihren eigenen Artigkeitskodex.

Ich schritt die Querallee hinauf, kreuzte die Dorfstraße
und erstieg den Mühlenberg, hinter dessen Kamm, bereits erblas-
send, die Abendröthe stand. Ein schwacher röthlicher Schimmer
säumte nur noch den Himmel gegenüber. Das Dorf, die Wub-
litz waren still; im Fährhaus schimmerte ein Licht, die Schwäne
sammelten sich am Schilf, die Abendglocke klang in langsamen
Schlägen über Uetz hin.

Du schönster Ort im ganzen Havelland,
Wer könnte je dich ungerührt verlassen!

fel ließ. Die Fährleute ſind ein eigen Geſchlecht und haben
ihren eigenen Artigkeitskodex.

Ich ſchritt die Querallee hinauf, kreuzte die Dorfſtraße
und erſtieg den Mühlenberg, hinter deſſen Kamm, bereits erblaſ-
ſend, die Abendröthe ſtand. Ein ſchwacher röthlicher Schimmer
ſäumte nur noch den Himmel gegenüber. Das Dorf, die Wub-
litz waren ſtill; im Fährhaus ſchimmerte ein Licht, die Schwäne
ſammelten ſich am Schilf, die Abendglocke klang in langſamen
Schlägen über Uetz hin.

Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland,
Wer könnte je dich ungerührt verlaſſen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0340" n="322"/>
fel ließ. Die Fährleute &#x017F;ind ein eigen Ge&#x017F;chlecht und haben<lb/>
ihren eigenen Artigkeitskodex.</p><lb/>
        <p>Ich &#x017F;chritt die Querallee hinauf, kreuzte die Dorf&#x017F;traße<lb/>
und er&#x017F;tieg den Mühlenberg, hinter de&#x017F;&#x017F;en Kamm, bereits erbla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;end, die Abendröthe &#x017F;tand. Ein &#x017F;chwacher röthlicher Schimmer<lb/>
&#x017F;äumte nur noch den Himmel gegenüber. Das Dorf, die Wub-<lb/>
litz waren &#x017F;till; im Fährhaus &#x017F;chimmerte ein Licht, die Schwäne<lb/>
&#x017F;ammelten &#x017F;ich am Schilf, die Abendglocke klang in lang&#x017F;amen<lb/>
Schlägen über Uetz hin.</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <l>Du &#x017F;chön&#x017F;ter Ort im ganzen Havelland,</l><lb/>
          <l>Wer könnte je dich ungerührt verla&#x017F;&#x017F;en!</l>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0340] fel ließ. Die Fährleute ſind ein eigen Geſchlecht und haben ihren eigenen Artigkeitskodex. Ich ſchritt die Querallee hinauf, kreuzte die Dorfſtraße und erſtieg den Mühlenberg, hinter deſſen Kamm, bereits erblaſ- ſend, die Abendröthe ſtand. Ein ſchwacher röthlicher Schimmer ſäumte nur noch den Himmel gegenüber. Das Dorf, die Wub- litz waren ſtill; im Fährhaus ſchimmerte ein Licht, die Schwäne ſammelten ſich am Schilf, die Abendglocke klang in langſamen Schlägen über Uetz hin. Du ſchönſter Ort im ganzen Havelland, Wer könnte je dich ungerührt verlaſſen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/340
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/340>, abgerufen am 22.12.2024.