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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Kronprinz Friedrich und Frau v. Wreech.

In edlem Zorn erhebe dich, blick' auf,
Beschäme, strafe den unwürdigen Zweifel.

Schiller.

Nach des Feldmarschalls Tode fiel Tamsel an den einzigen
Sohn desselben, der muthmaßlich schon bei Lebzeiten des Vaters, die
Verwaltung der Familiengüter übernommen hatte. Aber das schöne
Schloß, das die Hand Griechischer Künstler geschmückt hatte, schien
kein Glück, keine Fülle des Lebens für alle diejenigen zu beher-
bergen, die den Namen Schöning führten, und kaum anderthalb
Jahrzehnte nach dem Tode des berühmten Vaters, folgte ihm der
unberühmte Sohn in die Gruft.

Dieser Sohn war der letzte Schöning der Linie Tamsel. Er
hinterließ nur eine einzige Tochter Louise Eleonore, die, damals
ein Kind noch, unter Vormundschaft ihrer Mutter, die reiche Erb-
schaft antrat. Louise Eleonore war mit 4 Jahren die Erbin von
Tamsel und mit 14 Jahren die Gemahlin des Obersten Adam
Friedrich v. Wreech. Sie war 7 Jahre mit diesem vermählt, also
21 Jahre alt, als der damals neunzehnjährige Kronprinz
Friedrich
, muthmaßlich in den letzten Tagen des August 1731
(bis dahin hatte er die Festung Küstrin nicht verlassen dürfen)
seinen ersten Besuch in Tamsel machte.

Es ist bekannt, daß der Prinz diesem ersten Besuche weitere
Besuche folgen ließ und alsbald ein intimes Verhältniß mit der
schönen Frau v. Wreech anknüpfte, das bis in die letzten Tage
seines Küstriner Aufenthaltes hinein, also bis Ende Februar 1732,
fortgesetzt wurde.

Die Frage drängt sich auf, welcher Art waren diese Be-
ziehungen? War es ein intimes Freundschaftsverhältniß, oder war

Kronprinz Friedrich und Frau v. Wreech.

In edlem Zorn erhebe dich, blick’ auf,
Beſchäme, ſtrafe den unwürdigen Zweifel.

Schiller.

Nach des Feldmarſchalls Tode fiel Tamſel an den einzigen
Sohn deſſelben, der muthmaßlich ſchon bei Lebzeiten des Vaters, die
Verwaltung der Familiengüter übernommen hatte. Aber das ſchöne
Schloß, das die Hand Griechiſcher Künſtler geſchmückt hatte, ſchien
kein Glück, keine Fülle des Lebens für alle diejenigen zu beher-
bergen, die den Namen Schöning führten, und kaum anderthalb
Jahrzehnte nach dem Tode des berühmten Vaters, folgte ihm der
unberühmte Sohn in die Gruft.

Dieſer Sohn war der letzte Schöning der Linie Tamſel. Er
hinterließ nur eine einzige Tochter Louiſe Eleonore, die, damals
ein Kind noch, unter Vormundſchaft ihrer Mutter, die reiche Erb-
ſchaft antrat. Louiſe Eleonore war mit 4 Jahren die Erbin von
Tamſel und mit 14 Jahren die Gemahlin des Oberſten Adam
Friedrich v. Wreech. Sie war 7 Jahre mit dieſem vermählt, alſo
21 Jahre alt, als der damals neunzehnjährige Kronprinz
Friedrich
, muthmaßlich in den letzten Tagen des Auguſt 1731
(bis dahin hatte er die Feſtung Küſtrin nicht verlaſſen dürfen)
ſeinen erſten Beſuch in Tamſel machte.

Es iſt bekannt, daß der Prinz dieſem erſten Beſuche weitere
Beſuche folgen ließ und alsbald ein intimes Verhältniß mit der
ſchönen Frau v. Wreech anknüpfte, das bis in die letzten Tage
ſeines Küſtriner Aufenthaltes hinein, alſo bis Ende Februar 1732,
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ziehungen? War es ein intimes Freundſchaftsverhältniß, oder war

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[[43]/0055] Kronprinz Friedrich und Frau v. Wreech. In edlem Zorn erhebe dich, blick’ auf, Beſchäme, ſtrafe den unwürdigen Zweifel. Schiller. Nach des Feldmarſchalls Tode fiel Tamſel an den einzigen Sohn deſſelben, der muthmaßlich ſchon bei Lebzeiten des Vaters, die Verwaltung der Familiengüter übernommen hatte. Aber das ſchöne Schloß, das die Hand Griechiſcher Künſtler geſchmückt hatte, ſchien kein Glück, keine Fülle des Lebens für alle diejenigen zu beher- bergen, die den Namen Schöning führten, und kaum anderthalb Jahrzehnte nach dem Tode des berühmten Vaters, folgte ihm der unberühmte Sohn in die Gruft. Dieſer Sohn war der letzte Schöning der Linie Tamſel. Er hinterließ nur eine einzige Tochter Louiſe Eleonore, die, damals ein Kind noch, unter Vormundſchaft ihrer Mutter, die reiche Erb- ſchaft antrat. Louiſe Eleonore war mit 4 Jahren die Erbin von Tamſel und mit 14 Jahren die Gemahlin des Oberſten Adam Friedrich v. Wreech. Sie war 7 Jahre mit dieſem vermählt, alſo 21 Jahre alt, als der damals neunzehnjährige Kronprinz Friedrich, muthmaßlich in den letzten Tagen des Auguſt 1731 (bis dahin hatte er die Feſtung Küſtrin nicht verlaſſen dürfen) ſeinen erſten Beſuch in Tamſel machte. Es iſt bekannt, daß der Prinz dieſem erſten Beſuche weitere Beſuche folgen ließ und alsbald ein intimes Verhältniß mit der ſchönen Frau v. Wreech anknüpfte, das bis in die letzten Tage ſeines Küſtriner Aufenthaltes hinein, alſo bis Ende Februar 1732, fortgeſetzt wurde. Die Frage drängt ſich auf, welcher Art waren dieſe Be- ziehungen? War es ein intimes Freundſchaftsverhältniß, oder war

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [43]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/55>, abgerufen am 22.11.2024.