weil man sich scheuen mochte, die so wohlverwahrte Ruhe des Todten zu stören. Handelte es sich dabei doch ohnehin nur um Befriedigung einer freilich verzeihlichen Neugier. Man wollte nämlich in Erfahrung bringen, ob er mit dem mit Diamanten besetzten Degen, den ihm Kaiser Leopold nach der Einnahme von Ofen zum Geschenk machte, begraben sei oder nicht. Dieser Degen war bis jetzt nirgends zu finden.
4. Das Schloß.
Es ist, seinen Umfassungsmauern nach, noch das alte Schloß, wie es von Feldmarschall von Schoening gebaut wurde. Auch in der innren Einrichtung hat sich noch manches erhalten, z. B. das Treppenhaus und der Ahnensaal (die Bildergallerie). Selbst von den berühmten Stuckarbeiten des Schlosses, die namentlich in der Bildergallerie höchst merkwürdig durch die Kühnheit ihrer Befestigung gewesen sein sollen, befindet sich noch ein Ueberbleibsel in einem der kleinen Seitengemächer. Sonst ist ein völliger Um- und Ausbau vor etwa 20 Jahren vorgenommen worden, bei welcher Gelegenheit das schräge, gothische Dach der Schoening'schen Zeit beseitigt und nach Aufsetzung eines neuen Stockwerks, durch ein Flachdach ersetzt wurde. Der Charakter des Hauses ist dadurch natürlich ganz verändert worden.
Das Schloß ist reich an Bildern und Skulpturen aller Art; wir ver- weilen jedoch nur bei den historisch-interessantesten, wie sie sich im Billard- zimmer und im Ahnensaal vorfinden.
Im Billardzimmer.
1) Portrait Friedrich des Großen. (Kniestück.) Vorzügliches Bild; wenn nicht von Pesne selbst herrührend, so doch wahrscheinlich unter seiner Leitung gemalt. Es erinnert wenigstens in Ton und Auffassung an andre Friedrichsporträts dieses Meisters. Der König ist auf diesem Bilde etwa 30 Jahr alt; er trägt weißgepudertes, natürliches Haar; um das noch volle Kinn herum bemerkt man einen bläulichen Bartton. Neben ihm liegt ein Hermelinmantel und ein mit Lorbeer geschmückter Helm. Er trägt einen eleganten blauen Rock mit rothem Futter und Goldbrokat-Besatz, weiße Aermel, die unter den kurzen Rockärmeln hervorkommen, den Stern und das Orangeband des schwarzen Adlerordens, Küraß und Schärpe.
2) Porträt des Prinzen Heinrich. Der Prinz in Generals- Uniform, die Aermelaufschläge von Tigerfell. Neben sich den Plan der Schlacht bei Freiberg (die Prinz Heinrichs-Schlacht); im Hintergrunde die Schlacht selbst.
3) Das Schloß zu Cölln an der Spree im Jahre 1602. Höchst interessantes Bild; 5 Fuß hoch, 6 Fuß breit; der Name des Ma- lers nicht bekannt. Das Bild zeigt die der Breiten- und Brüder-Straße zugekehrte Front; kaum irgend etwas auf dem Bilde erinnert an die Schloß-Facade, wie sie jetzt dem Auge sich darbietet. Der Bau ist noch durchaus mittelalterlich; in Front zeigen sich vier gothische Giebel, wie an
weil man ſich ſcheuen mochte, die ſo wohlverwahrte Ruhe des Todten zu ſtören. Handelte es ſich dabei doch ohnehin nur um Befriedigung einer freilich verzeihlichen Neugier. Man wollte nämlich in Erfahrung bringen, ob er mit dem mit Diamanten beſetzten Degen, den ihm Kaiſer Leopold nach der Einnahme von Ofen zum Geſchenk machte, begraben ſei oder nicht. Dieſer Degen war bis jetzt nirgends zu finden.
4. Das Schloß.
Es iſt, ſeinen Umfaſſungsmauern nach, noch das alte Schloß, wie es von Feldmarſchall von Schoening gebaut wurde. Auch in der innren Einrichtung hat ſich noch manches erhalten, z. B. das Treppenhaus und der Ahnenſaal (die Bildergallerie). Selbſt von den berühmten Stuckarbeiten des Schloſſes, die namentlich in der Bildergallerie höchſt merkwürdig durch die Kühnheit ihrer Befeſtigung geweſen ſein ſollen, befindet ſich noch ein Ueberbleibſel in einem der kleinen Seitengemächer. Sonſt iſt ein völliger Um- und Ausbau vor etwa 20 Jahren vorgenommen worden, bei welcher Gelegenheit das ſchräge, gothiſche Dach der Schoening’ſchen Zeit beſeitigt und nach Aufſetzung eines neuen Stockwerks, durch ein Flachdach erſetzt wurde. Der Charakter des Hauſes iſt dadurch natürlich ganz verändert worden.
Das Schloß iſt reich an Bildern und Skulpturen aller Art; wir ver- weilen jedoch nur bei den hiſtoriſch-intereſſanteſten, wie ſie ſich im Billard- zimmer und im Ahnenſaal vorfinden.
Im Billardzimmer.
1) Portrait Friedrich des Großen. (Knieſtück.) Vorzügliches Bild; wenn nicht von Pesne ſelbſt herrührend, ſo doch wahrſcheinlich unter ſeiner Leitung gemalt. Es erinnert wenigſtens in Ton und Auffaſſung an andre Friedrichsporträts dieſes Meiſters. Der König iſt auf dieſem Bilde etwa 30 Jahr alt; er trägt weißgepudertes, natürliches Haar; um das noch volle Kinn herum bemerkt man einen bläulichen Bartton. Neben ihm liegt ein Hermelinmantel und ein mit Lorbeer geſchmückter Helm. Er trägt einen eleganten blauen Rock mit rothem Futter und Goldbrokat-Beſatz, weiße Aermel, die unter den kurzen Rockärmeln hervorkommen, den Stern und das Orangeband des ſchwarzen Adlerordens, Küraß und Schärpe.
2) Porträt des Prinzen Heinrich. Der Prinz in Generals- Uniform, die Aermelaufſchläge von Tigerfell. Neben ſich den Plan der Schlacht bei Freiberg (die Prinz Heinrichs-Schlacht); im Hintergrunde die Schlacht ſelbſt.
3) Das Schloß zu Cölln an der Spree im Jahre 1602. Höchſt intereſſantes Bild; 5 Fuß hoch, 6 Fuß breit; der Name des Ma- lers nicht bekannt. Das Bild zeigt die der Breiten- und Brüder-Straße zugekehrte Front; kaum irgend etwas auf dem Bilde erinnert an die Schloß-Façade, wie ſie jetzt dem Auge ſich darbietet. Der Bau iſt noch durchaus mittelalterlich; in Front zeigen ſich vier gothiſche Giebel, wie an
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ſtören. Handelte es ſich dabei doch ohnehin nur um Befriedigung einer
freilich verzeihlichen Neugier. Man wollte nämlich in Erfahrung bringen,
ob er mit dem mit Diamanten beſetzten Degen, den ihm Kaiſer Leopold
nach der Einnahme von Ofen zum Geſchenk machte, begraben ſei oder
nicht. Dieſer Degen war bis jetzt nirgends zu finden.
4. Das Schloß.
Es iſt, ſeinen Umfaſſungsmauern nach, noch das alte Schloß, wie
es von Feldmarſchall von Schoening gebaut wurde. Auch in der innren
Einrichtung hat ſich noch manches erhalten, z. B. das Treppenhaus und
der Ahnenſaal (die Bildergallerie). Selbſt von den berühmten Stuckarbeiten
des Schloſſes, die namentlich in der Bildergallerie höchſt merkwürdig durch
die Kühnheit ihrer Befeſtigung geweſen ſein ſollen, befindet ſich noch ein
Ueberbleibſel in einem der kleinen Seitengemächer. Sonſt iſt ein völliger
Um- und Ausbau vor etwa 20 Jahren vorgenommen worden, bei welcher
Gelegenheit das ſchräge, gothiſche Dach der Schoening’ſchen Zeit beſeitigt
und nach Aufſetzung eines neuen Stockwerks, durch ein Flachdach erſetzt
wurde. Der Charakter des Hauſes iſt dadurch natürlich ganz verändert
worden.
Das Schloß iſt reich an Bildern und Skulpturen aller Art; wir ver-
weilen jedoch nur bei den hiſtoriſch-intereſſanteſten, wie ſie ſich im Billard-
zimmer und im Ahnenſaal vorfinden.
Im Billardzimmer.
1) Portrait Friedrich des Großen. (Knieſtück.) Vorzügliches
Bild; wenn nicht von Pesne ſelbſt herrührend, ſo doch wahrſcheinlich unter
ſeiner Leitung gemalt. Es erinnert wenigſtens in Ton und Auffaſſung an
andre Friedrichsporträts dieſes Meiſters. Der König iſt auf dieſem Bilde
etwa 30 Jahr alt; er trägt weißgepudertes, natürliches Haar; um das
noch volle Kinn herum bemerkt man einen bläulichen Bartton. Neben ihm
liegt ein Hermelinmantel und ein mit Lorbeer geſchmückter Helm. Er trägt
einen eleganten blauen Rock mit rothem Futter und Goldbrokat-Beſatz,
weiße Aermel, die unter den kurzen Rockärmeln hervorkommen, den Stern
und das Orangeband des ſchwarzen Adlerordens, Küraß und Schärpe.
2) Porträt des Prinzen Heinrich. Der Prinz in Generals-
Uniform, die Aermelaufſchläge von Tigerfell. Neben ſich den Plan der
Schlacht bei Freiberg (die Prinz Heinrichs-Schlacht); im Hintergrunde
die Schlacht ſelbſt.
3) Das Schloß zu Cölln an der Spree im Jahre 1602.
Höchſt intereſſantes Bild; 5 Fuß hoch, 6 Fuß breit; der Name des Ma-
lers nicht bekannt. Das Bild zeigt die der Breiten- und Brüder-Straße
zugekehrte Front; kaum irgend etwas auf dem Bilde erinnert an die
Schloß-Façade, wie ſie jetzt dem Auge ſich darbietet. Der Bau iſt noch
durchaus mittelalterlich; in Front zeigen ſich vier gothiſche Giebel, wie an
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/521>, abgerufen am 25.11.2024.
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