daß er z. B. dem etwas kleineren Amt Friedland noch einige Quilitzer Höfe hinzufügte.
1765 wurde Lestwitz Oberst, 1766 Chef des Leib-Grena- dier-Bataillons, 1767 Generalmajor. Er blieb ein Liebling König Friedrichs, der ihn oft in seine Gesellschaft zog. Auch das Te- stament des Königs (vom 8. Januar 1769) erwähnt seiner we- nigstens mittelbar. Es heißt darin §. 28: "Einem jeden Stabs- offizier von meinem Regiment und von Lestwitz, wie auch von der Garde du Corps, vermache ich eine goldene Denkmünze, die bei Gelegenheit unserer glücklichen Waffen und der Vortheile, die unsere Truppen unter meiner Anführung erhalten haben, geprägt worden." 1779, wahrscheinlich unmittelbar nach dem bairischen Erb- folgekrieg (an dem er noch Theil nahm) zog er sich aus dem Dienst zurück. Er starb 1788 am 16. Februar.
[Frau von Friedland. 1788--1803.]
Hans Sigismund von Lestwitz war am 16. Februar 1788 zu Berlin gestorben, seine Leiche aber nach Cunersdorf übergeführt worden. Da ihm, wie wir gesehen haben, Amt Fried- land als freies Eigenthum von Seiten des Königs verliehen wor- den war, so ging nun die ganze Herrschaft Friedland, die bereits eine ganze Anzahl von Gütern zählte, auf seine Erbtochter über, die damals schon den Namen "Frau von Friedland" führte. Mit diesem Namen hatte es folgende Bewandtniß:
Helene Charlotte von Lestwitz, geb. am 18. November 1754, vermählte sich 1771 (also kaum 17 Jahre alt) mit Adrian Heinrich von Borcke, Königl. Gesandten in Dresden, später in Stockholm. Die Ehe war jedoch, durch Schuld des Ge- mahls, keine glückliche und wurde, bald nach der Geburt einer Tochter (Henriette Charlotte, spätere Gräfin von Itzenplitz) wieder getrennt.
Da die Geschiedene so wenig wie möglich an eine Ehe erin- nert sein wollte, die ihr eine Last und Kränkung gewesen war, so nahm sie unter Zustimmung des Königs den Namen einer Frau
daß er z. B. dem etwas kleineren Amt Friedland noch einige Quilitzer Höfe hinzufügte.
1765 wurde Leſtwitz Oberſt, 1766 Chef des Leib-Grena- dier-Bataillons, 1767 Generalmajor. Er blieb ein Liebling König Friedrichs, der ihn oft in ſeine Geſellſchaft zog. Auch das Te- ſtament des Königs (vom 8. Januar 1769) erwähnt ſeiner we- nigſtens mittelbar. Es heißt darin §. 28: „Einem jeden Stabs- offizier von meinem Regiment und von Leſtwitz, wie auch von der Garde du Corps, vermache ich eine goldene Denkmünze, die bei Gelegenheit unſerer glücklichen Waffen und der Vortheile, die unſere Truppen unter meiner Anführung erhalten haben, geprägt worden.“ 1779, wahrſcheinlich unmittelbar nach dem bairiſchen Erb- folgekrieg (an dem er noch Theil nahm) zog er ſich aus dem Dienſt zurück. Er ſtarb 1788 am 16. Februar.
[Frau von Friedland. 1788—1803.]
Hans Sigismund von Leſtwitz war am 16. Februar 1788 zu Berlin geſtorben, ſeine Leiche aber nach Cunersdorf übergeführt worden. Da ihm, wie wir geſehen haben, Amt Fried- land als freies Eigenthum von Seiten des Königs verliehen wor- den war, ſo ging nun die ganze Herrſchaft Friedland, die bereits eine ganze Anzahl von Gütern zählte, auf ſeine Erbtochter über, die damals ſchon den Namen „Frau von Friedland“ führte. Mit dieſem Namen hatte es folgende Bewandtniß:
Helene Charlotte von Leſtwitz, geb. am 18. November 1754, vermählte ſich 1771 (alſo kaum 17 Jahre alt) mit Adrian Heinrich von Borcke, Königl. Geſandten in Dresden, ſpäter in Stockholm. Die Ehe war jedoch, durch Schuld des Ge- mahls, keine glückliche und wurde, bald nach der Geburt einer Tochter (Henriette Charlotte, ſpätere Gräfin von Itzenplitz) wieder getrennt.
Da die Geſchiedene ſo wenig wie möglich an eine Ehe erin- nert ſein wollte, die ihr eine Laſt und Kränkung geweſen war, ſo nahm ſie unter Zuſtimmung des Königs den Namen einer Frau
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0468"n="456"/>
daß er z. B. dem etwas kleineren Amt Friedland noch einige<lb/>
Quilitzer Höfe hinzufügte.</p><lb/><p>1765 wurde <hirendition="#g">Leſtwitz</hi> Oberſt, 1766 Chef des Leib-Grena-<lb/>
dier-Bataillons, 1767 Generalmajor. Er blieb ein Liebling König<lb/><hirendition="#g">Friedrichs,</hi> der ihn oft in ſeine Geſellſchaft zog. Auch das Te-<lb/>ſtament des Königs (vom 8. Januar 1769) erwähnt ſeiner we-<lb/>
nigſtens mittelbar. Es heißt darin §. 28: „Einem jeden Stabs-<lb/>
offizier von meinem Regiment und <hirendition="#g">von Leſtwitz,</hi> wie auch von<lb/>
der Garde du Corps, vermache ich eine goldene Denkmünze, die<lb/>
bei Gelegenheit unſerer glücklichen Waffen und der Vortheile, die<lb/>
unſere Truppen unter meiner Anführung erhalten haben, geprägt<lb/>
worden.“ 1779, wahrſcheinlich unmittelbar nach dem bairiſchen Erb-<lb/>
folgekrieg (an dem er noch Theil nahm) zog er ſich aus dem<lb/>
Dienſt zurück. Er ſtarb 1788 am 16. Februar.</p></div><lb/><divn="2"><head>[<hirendition="#g">Frau von Friedland</hi>.<lb/>
1788—1803.]</head><lb/><p><hirendition="#g">Hans Sigismund von Leſtwitz</hi> war am 16. Februar<lb/>
1788 zu Berlin geſtorben, ſeine Leiche aber nach Cunersdorf<lb/>
übergeführt worden. Da ihm, wie wir geſehen haben, Amt Fried-<lb/>
land als freies Eigenthum von Seiten des Königs verliehen wor-<lb/>
den war, ſo ging nun die ganze Herrſchaft Friedland, die bereits<lb/>
eine ganze Anzahl von Gütern zählte, auf ſeine Erbtochter über,<lb/>
die damals ſchon den Namen „Frau <hirendition="#g">von Friedland</hi>“ führte.<lb/>
Mit dieſem Namen hatte es folgende Bewandtniß:</p><lb/><p><hirendition="#g">Helene Charlotte von Leſtwitz,</hi> geb. am 18. November<lb/>
1754, vermählte ſich 1771 (alſo kaum 17 Jahre alt) mit<lb/><hirendition="#g">Adrian Heinrich von Borcke,</hi> Königl. Geſandten in Dresden,<lb/>ſpäter in Stockholm. Die Ehe war jedoch, durch Schuld des Ge-<lb/>
mahls, keine glückliche und wurde, bald nach der Geburt einer<lb/>
Tochter (<hirendition="#g">Henriette Charlotte,</hi>ſpätere Gräfin <hirendition="#g">von Itzenplitz</hi>)<lb/>
wieder getrennt.</p><lb/><p>Da die Geſchiedene ſo wenig wie möglich an eine Ehe erin-<lb/>
nert ſein wollte, die ihr eine Laſt und Kränkung geweſen war, ſo<lb/>
nahm ſie unter Zuſtimmung des Königs den Namen einer Frau<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[456/0468]
daß er z. B. dem etwas kleineren Amt Friedland noch einige
Quilitzer Höfe hinzufügte.
1765 wurde Leſtwitz Oberſt, 1766 Chef des Leib-Grena-
dier-Bataillons, 1767 Generalmajor. Er blieb ein Liebling König
Friedrichs, der ihn oft in ſeine Geſellſchaft zog. Auch das Te-
ſtament des Königs (vom 8. Januar 1769) erwähnt ſeiner we-
nigſtens mittelbar. Es heißt darin §. 28: „Einem jeden Stabs-
offizier von meinem Regiment und von Leſtwitz, wie auch von
der Garde du Corps, vermache ich eine goldene Denkmünze, die
bei Gelegenheit unſerer glücklichen Waffen und der Vortheile, die
unſere Truppen unter meiner Anführung erhalten haben, geprägt
worden.“ 1779, wahrſcheinlich unmittelbar nach dem bairiſchen Erb-
folgekrieg (an dem er noch Theil nahm) zog er ſich aus dem
Dienſt zurück. Er ſtarb 1788 am 16. Februar.
[Frau von Friedland.
1788—1803.]
Hans Sigismund von Leſtwitz war am 16. Februar
1788 zu Berlin geſtorben, ſeine Leiche aber nach Cunersdorf
übergeführt worden. Da ihm, wie wir geſehen haben, Amt Fried-
land als freies Eigenthum von Seiten des Königs verliehen wor-
den war, ſo ging nun die ganze Herrſchaft Friedland, die bereits
eine ganze Anzahl von Gütern zählte, auf ſeine Erbtochter über,
die damals ſchon den Namen „Frau von Friedland“ führte.
Mit dieſem Namen hatte es folgende Bewandtniß:
Helene Charlotte von Leſtwitz, geb. am 18. November
1754, vermählte ſich 1771 (alſo kaum 17 Jahre alt) mit
Adrian Heinrich von Borcke, Königl. Geſandten in Dresden,
ſpäter in Stockholm. Die Ehe war jedoch, durch Schuld des Ge-
mahls, keine glückliche und wurde, bald nach der Geburt einer
Tochter (Henriette Charlotte, ſpätere Gräfin von Itzenplitz)
wieder getrennt.
Da die Geſchiedene ſo wenig wie möglich an eine Ehe erin-
nert ſein wollte, die ihr eine Laſt und Kränkung geweſen war, ſo
nahm ſie unter Zuſtimmung des Königs den Namen einer Frau
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/468>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.