Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

und Hebungen -- an das Kloster Friedland (das immer, wie es
scheint, bei Kasse war) verpfändete.

So gingen die Dinge bis zum Jahre 1540, wo -- nach
Anschluß des Kurfürsten an die Lehre Luthers -- die Säculari-
sation von Kloster Friedland erfolgte. Man zog die Klostergüter
ein, respektirte aber die Personen, d. h. beließ die Nonnen (spit-
telfrauenhaft) in ihren Zellen und wartete ihr Aussterben ab.
Dies Aussterben ließ aber lange auf sich warten (die Luft um
Friedland herum war gesund).

Das Kloster ging inzwischen, gleich in den ersten 20 Jahren,
aus einer Hand in die andere über, wobei die Nonnen, wie ein
altes Inventarium, immer mit überliefert wurden.

1568 endlich regelten sich die Dinge in einer zufriedenstellenden
Weise. Vier Jahre früher schon hatte Joachim von Roebel die
gesammten Klostergüter durch Kauf an sich gebracht; jetzt (1568)
gelang es ihm auch, die Nonnen zu einem Aufgeben ihrer Woh-
nungs-Ansprüche zu vermögen. Eine Urkunde darüber wurde auf-
genommen, die noch existirt. Es heißt darin, mit einem leisen Vor-
wurf gegen den säkularisirenden Kurfürsten:

Und dieweil hin und wieder in der Welt, sonderlich
auch im heiligen römischen Reiche allerhand Permutationen
hinsichtlich der Klöster und geistlichen Güter vorgefallen
sind (Veränderungen, die wir diejenigen verant-
worten lassen, denen es gebührt und zugesteht
),
so haben wir gedachtem Joachim Röbel, unserm Schwa-
ger, Freund und Landsmann, dieses Kloster gegönnt und
ihm Brief, Siegel und Wohnung abgetreten.

Aus eben dieser Urkunde lernen wir auch die Namen der-
jenigen Damen kennen, die damals noch, wie eine Hinterlassenschaft
aus der katholischen Zeit her, als Nonnen von Kloster Friedland
existirten. Es waren:

Ursula von Barfus, Priorin. -- Anna von Krum-
mensee,
Schaffnerin. -- Ursula von Pfuel. -- Mar-
garethe von Stranz,
Küsterin. -- Ursula von Bar-

und Hebungen — an das Kloſter Friedland (das immer, wie es
ſcheint, bei Kaſſe war) verpfändete.

So gingen die Dinge bis zum Jahre 1540, wo — nach
Anſchluß des Kurfürſten an die Lehre Luthers — die Säculari-
ſation von Kloſter Friedland erfolgte. Man zog die Kloſtergüter
ein, reſpektirte aber die Perſonen, d. h. beließ die Nonnen (ſpit-
telfrauenhaft) in ihren Zellen und wartete ihr Ausſterben ab.
Dies Ausſterben ließ aber lange auf ſich warten (die Luft um
Friedland herum war geſund).

Das Kloſter ging inzwiſchen, gleich in den erſten 20 Jahren,
aus einer Hand in die andere über, wobei die Nonnen, wie ein
altes Inventarium, immer mit überliefert wurden.

1568 endlich regelten ſich die Dinge in einer zufriedenſtellenden
Weiſe. Vier Jahre früher ſchon hatte Joachim von Roebel die
geſammten Kloſtergüter durch Kauf an ſich gebracht; jetzt (1568)
gelang es ihm auch, die Nonnen zu einem Aufgeben ihrer Woh-
nungs-Anſprüche zu vermögen. Eine Urkunde darüber wurde auf-
genommen, die noch exiſtirt. Es heißt darin, mit einem leiſen Vor-
wurf gegen den ſäkulariſirenden Kurfürſten:

Und dieweil hin und wieder in der Welt, ſonderlich
auch im heiligen römiſchen Reiche allerhand Permutationen
hinſichtlich der Klöſter und geiſtlichen Güter vorgefallen
ſind (Veränderungen, die wir diejenigen verant-
worten laſſen, denen es gebührt und zugeſteht
),
ſo haben wir gedachtem Joachim Röbel, unſerm Schwa-
ger, Freund und Landsmann, dieſes Kloſter gegönnt und
ihm Brief, Siegel und Wohnung abgetreten.

Aus eben dieſer Urkunde lernen wir auch die Namen der-
jenigen Damen kennen, die damals noch, wie eine Hinterlaſſenſchaft
aus der katholiſchen Zeit her, als Nonnen von Kloſter Friedland
exiſtirten. Es waren:

Urſula von Barfus, Priorin. — Anna von Krum-
menſee,
Schaffnerin. — Urſula von Pfuel. — Mar-
garethe von Stranz,
Küſterin. — Urſula von Bar-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0457" n="445"/>
und Hebungen &#x2014; an das Klo&#x017F;ter Friedland (das immer, wie es<lb/>
&#x017F;cheint, bei Ka&#x017F;&#x017F;e war) verpfändete.</p><lb/>
        <p>So gingen die Dinge bis zum Jahre 1540, wo &#x2014; nach<lb/>
An&#x017F;chluß des Kurfür&#x017F;ten an die Lehre Luthers &#x2014; die Säculari-<lb/>
&#x017F;ation von Klo&#x017F;ter Friedland erfolgte. Man zog die Klo&#x017F;tergüter<lb/>
ein, re&#x017F;pektirte aber die Per&#x017F;onen, d. h. beließ die Nonnen (&#x017F;pit-<lb/>
telfrauenhaft) in ihren Zellen und wartete ihr Aus&#x017F;terben ab.<lb/>
Dies Aus&#x017F;terben ließ aber lange auf &#x017F;ich warten (die Luft um<lb/>
Friedland herum war ge&#x017F;und).</p><lb/>
        <p>Das Klo&#x017F;ter ging inzwi&#x017F;chen, gleich in den er&#x017F;ten 20 Jahren,<lb/>
aus einer Hand in die andere über, wobei die Nonnen, wie ein<lb/>
altes Inventarium, immer mit überliefert wurden.</p><lb/>
        <p>1568 endlich regelten &#x017F;ich die Dinge in einer zufrieden&#x017F;tellenden<lb/>
Wei&#x017F;e. Vier Jahre früher &#x017F;chon hatte <hi rendition="#g">Joachim von Roebel</hi> die<lb/>
ge&#x017F;ammten Klo&#x017F;tergüter durch Kauf an &#x017F;ich gebracht; jetzt (1568)<lb/>
gelang es ihm auch, die Nonnen zu einem Aufgeben ihrer Woh-<lb/>
nungs-An&#x017F;prüche zu vermögen. Eine Urkunde darüber wurde auf-<lb/>
genommen, die noch exi&#x017F;tirt. Es heißt darin, mit einem lei&#x017F;en Vor-<lb/>
wurf gegen den &#x017F;äkulari&#x017F;irenden Kurfür&#x017F;ten:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">Und dieweil hin und wieder in der Welt, &#x017F;onderlich<lb/>
auch im heiligen römi&#x017F;chen Reiche allerhand Permutationen<lb/>
hin&#x017F;ichtlich der Klö&#x017F;ter und gei&#x017F;tlichen Güter vorgefallen<lb/>
&#x017F;ind (<hi rendition="#g">Veränderungen, die wir diejenigen verant-<lb/>
worten la&#x017F;&#x017F;en, denen es gebührt und zuge&#x017F;teht</hi>),<lb/>
&#x017F;o haben wir gedachtem <hi rendition="#g">Joachim Röbel,</hi> un&#x017F;erm Schwa-<lb/>
ger, Freund und Landsmann, die&#x017F;es Klo&#x017F;ter gegönnt und<lb/>
ihm Brief, Siegel und <hi rendition="#g">Wohnung</hi> abgetreten.</hi> </p><lb/>
        <p>Aus eben die&#x017F;er Urkunde lernen wir auch die Namen der-<lb/>
jenigen Damen kennen, die damals noch, wie eine Hinterla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
aus der katholi&#x017F;chen Zeit her, als Nonnen von Klo&#x017F;ter Friedland<lb/>
exi&#x017F;tirten. Es waren:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Ur&#x017F;ula von Barfus,</hi> Priorin. &#x2014; <hi rendition="#g">Anna von Krum-<lb/>
men&#x017F;ee,</hi> Schaffnerin. &#x2014; <hi rendition="#g">Ur&#x017F;ula von Pfuel. &#x2014; Mar-<lb/>
garethe von Stranz,</hi>&#x017F;terin. &#x2014; <hi rendition="#g">Ur&#x017F;ula von Bar-<lb/></hi></hi> </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[445/0457] und Hebungen — an das Kloſter Friedland (das immer, wie es ſcheint, bei Kaſſe war) verpfändete. So gingen die Dinge bis zum Jahre 1540, wo — nach Anſchluß des Kurfürſten an die Lehre Luthers — die Säculari- ſation von Kloſter Friedland erfolgte. Man zog die Kloſtergüter ein, reſpektirte aber die Perſonen, d. h. beließ die Nonnen (ſpit- telfrauenhaft) in ihren Zellen und wartete ihr Ausſterben ab. Dies Ausſterben ließ aber lange auf ſich warten (die Luft um Friedland herum war geſund). Das Kloſter ging inzwiſchen, gleich in den erſten 20 Jahren, aus einer Hand in die andere über, wobei die Nonnen, wie ein altes Inventarium, immer mit überliefert wurden. 1568 endlich regelten ſich die Dinge in einer zufriedenſtellenden Weiſe. Vier Jahre früher ſchon hatte Joachim von Roebel die geſammten Kloſtergüter durch Kauf an ſich gebracht; jetzt (1568) gelang es ihm auch, die Nonnen zu einem Aufgeben ihrer Woh- nungs-Anſprüche zu vermögen. Eine Urkunde darüber wurde auf- genommen, die noch exiſtirt. Es heißt darin, mit einem leiſen Vor- wurf gegen den ſäkulariſirenden Kurfürſten: Und dieweil hin und wieder in der Welt, ſonderlich auch im heiligen römiſchen Reiche allerhand Permutationen hinſichtlich der Klöſter und geiſtlichen Güter vorgefallen ſind (Veränderungen, die wir diejenigen verant- worten laſſen, denen es gebührt und zugeſteht), ſo haben wir gedachtem Joachim Röbel, unſerm Schwa- ger, Freund und Landsmann, dieſes Kloſter gegönnt und ihm Brief, Siegel und Wohnung abgetreten. Aus eben dieſer Urkunde lernen wir auch die Namen der- jenigen Damen kennen, die damals noch, wie eine Hinterlaſſenſchaft aus der katholiſchen Zeit her, als Nonnen von Kloſter Friedland exiſtirten. Es waren: Urſula von Barfus, Priorin. — Anna von Krum- menſee, Schaffnerin. — Urſula von Pfuel. — Mar- garethe von Stranz, Küſterin. — Urſula von Bar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/457
Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/457>, abgerufen am 11.05.2024.