chen seiner übrigens auch in Schlesien begüterten Gemahlin ent- sprach. Der Bau wurde unverzüglich begonnen, und war schon bis zu den ersten Steinen des ersten Stocks (der Belle-Etage) gediehn, als König Friedrich des Weges kam, sei es auf einer seiner Revue-Reisen in die östlichen Provinzen, oder eigens zu dem Zweck, das Oderbruch, an dessen Melioration auch nach dem Kriege noch gearbeitet wurde, zu inspiciren. "Prittwitz, Er baut ja ein Schloß; Er will ja hoch hinaus", waren die nicht allzu gnä- digen Worte, mit denen der König sich an den zur Seite stehen- den Oberstlieutenant wandte, der nun seinerseits nichts eiligeres zu thun hatte, als dem Wunsch und Wink des Königs nachzukom- kommen, und unter Fortlassung einer Belle-Etage sofort das Dach auf das Erdgeschoß setzen zu lassen. Erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts wurde durch Schinkel ein Umbau des Schlos- ses vorgenommen.
Stell' ich nunmehr zusammen, was in Quilitz noch an die Prittwitz-Zeit erinnert, oder aus derselben herstammt. Die Einrich- tungen, die Zimmer des Erdgeschosses sind im Wesentlichen die- selben geblieben, namentlich gilt das von dem großen, mit Stuck- Reliefs geschmückten Gartensalon, der auf eine Parkwiese, und jen- seits derselben auf die Wasser- und Baumparthieen des Parkes blickt. Auch dieser Park selbst stammt aus der Prittwitz'schen Zeit, wenn schon derselbe seitdem wesentlichen Veränderungen unterzogen wurde. An verschiedenen Stellen des Parks befinden sich Gedenk- steine, von denen zwei ebenfalls jener Epoche angehören. Der eine derselben ist ein unscheinbarer Grabstein, unter dem der Schimmel begraben wurde, den Rittmeister von Prittwitz in der Schlacht bei Kunersdorf ritt, der also den historischen Moment der Rettung des Königs mit erlebte, resp. seinen Antheil daran hatte. Der Grabstein ist jetzt seinerseits wieder unter Laub und Moos halb vergraben, so daß es unmöglich ist, eine Inschrift zu entziffern, wenn eine solche überhaupt jemals vorhanden war. Dies Fehlen einer Inschrift hat denn auch dahin geführt, daß man die ganze Erzählung von dem im Park bestatteten Schimmel in Zweifel ge-
chen ſeiner übrigens auch in Schleſien begüterten Gemahlin ent- ſprach. Der Bau wurde unverzüglich begonnen, und war ſchon bis zu den erſten Steinen des erſten Stocks (der Belle-Etage) gediehn, als König Friedrich des Weges kam, ſei es auf einer ſeiner Revue-Reiſen in die öſtlichen Provinzen, oder eigens zu dem Zweck, das Oderbruch, an deſſen Melioration auch nach dem Kriege noch gearbeitet wurde, zu inſpiciren. „Prittwitz, Er baut ja ein Schloß; Er will ja hoch hinaus“, waren die nicht allzu gnä- digen Worte, mit denen der König ſich an den zur Seite ſtehen- den Oberſtlieutenant wandte, der nun ſeinerſeits nichts eiligeres zu thun hatte, als dem Wunſch und Wink des Königs nachzukom- kommen, und unter Fortlaſſung einer Belle-Etage ſofort das Dach auf das Erdgeſchoß ſetzen zu laſſen. Erſt in den zwanziger Jahren dieſes Jahrhunderts wurde durch Schinkel ein Umbau des Schloſ- ſes vorgenommen.
Stell’ ich nunmehr zuſammen, was in Quilitz noch an die Prittwitz-Zeit erinnert, oder aus derſelben herſtammt. Die Einrich- tungen, die Zimmer des Erdgeſchoſſes ſind im Weſentlichen die- ſelben geblieben, namentlich gilt das von dem großen, mit Stuck- Reliefs geſchmückten Gartenſalon, der auf eine Parkwieſe, und jen- ſeits derſelben auf die Waſſer- und Baumparthieen des Parkes blickt. Auch dieſer Park ſelbſt ſtammt aus der Prittwitz’ſchen Zeit, wenn ſchon derſelbe ſeitdem weſentlichen Veränderungen unterzogen wurde. An verſchiedenen Stellen des Parks befinden ſich Gedenk- ſteine, von denen zwei ebenfalls jener Epoche angehören. Der eine derſelben iſt ein unſcheinbarer Grabſtein, unter dem der Schimmel begraben wurde, den Rittmeiſter von Prittwitz in der Schlacht bei Kunersdorf ritt, der alſo den hiſtoriſchen Moment der Rettung des Königs mit erlebte, reſp. ſeinen Antheil daran hatte. Der Grabſtein iſt jetzt ſeinerſeits wieder unter Laub und Moos halb vergraben, ſo daß es unmöglich iſt, eine Inſchrift zu entziffern, wenn eine ſolche überhaupt jemals vorhanden war. Dies Fehlen einer Inſchrift hat denn auch dahin geführt, daß man die ganze Erzählung von dem im Park beſtatteten Schimmel in Zweifel ge-
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chen ſeiner übrigens auch in Schleſien begüterten Gemahlin ent-
ſprach. Der Bau wurde unverzüglich begonnen, und war ſchon
bis zu den erſten Steinen des erſten Stocks (der Belle-Etage)
gediehn, als König Friedrich des Weges kam, ſei es auf einer
ſeiner Revue-Reiſen in die öſtlichen Provinzen, oder eigens zu dem
Zweck, das Oderbruch, an deſſen Melioration auch nach dem Kriege
noch gearbeitet wurde, zu inſpiciren. „Prittwitz, Er baut ja ein
Schloß; Er will ja hoch hinaus“, waren die nicht allzu gnä-
digen Worte, mit denen der König ſich an den zur Seite ſtehen-
den Oberſtlieutenant wandte, der nun ſeinerſeits nichts eiligeres zu
thun hatte, als dem Wunſch und Wink des Königs nachzukom-
kommen, und unter Fortlaſſung einer Belle-Etage ſofort das Dach
auf das Erdgeſchoß ſetzen zu laſſen. Erſt in den zwanziger Jahren
dieſes Jahrhunderts wurde durch Schinkel ein Umbau des Schloſ-
ſes vorgenommen.
Stell’ ich nunmehr zuſammen, was in Quilitz noch an die
Prittwitz-Zeit erinnert, oder aus derſelben herſtammt. Die Einrich-
tungen, die Zimmer des Erdgeſchoſſes ſind im Weſentlichen die-
ſelben geblieben, namentlich gilt das von dem großen, mit Stuck-
Reliefs geſchmückten Gartenſalon, der auf eine Parkwieſe, und jen-
ſeits derſelben auf die Waſſer- und Baumparthieen des Parkes
blickt. Auch dieſer Park ſelbſt ſtammt aus der Prittwitz’ſchen Zeit,
wenn ſchon derſelbe ſeitdem weſentlichen Veränderungen unterzogen
wurde. An verſchiedenen Stellen des Parks befinden ſich Gedenk-
ſteine, von denen zwei ebenfalls jener Epoche angehören. Der eine
derſelben iſt ein unſcheinbarer Grabſtein, unter dem der Schimmel
begraben wurde, den Rittmeiſter von Prittwitz in der Schlacht bei
Kunersdorf ritt, der alſo den hiſtoriſchen Moment der Rettung
des Königs mit erlebte, reſp. ſeinen Antheil daran hatte. Der
Grabſtein iſt jetzt ſeinerſeits wieder unter Laub und Moos halb
vergraben, ſo daß es unmöglich iſt, eine Inſchrift zu entziffern,
wenn eine ſolche überhaupt jemals vorhanden war. Dies Fehlen
einer Inſchrift hat denn auch dahin geführt, daß man die ganze
Erzählung von dem im Park beſtatteten Schimmel in Zweifel ge-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/432>, abgerufen am 25.11.2024.
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