Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.Berlin genommen hatte. Sprachliche und historische Studien waren Dieser Schritt, unscheinbar, wie er auf den ersten Blick er- Neben der Selbstständigkeit seines Charakters trat hierin zuerst ter zur eiligen Abreise in die Schweiz, der er folgte." -- Diesem Schulpro-
gramm entnehme ich auch eine Notiz über die Dichtungen, die Michae- lis 1804 und 1806 bei Gelegenheit der öffentlichen Prüfung von den Schülern der Oberklassen deklamirt wurden. Es waren: 1) Monolog des Brutus aus der Voltaire'schen Tragödie "Cäsar". 2) Elegie an Rosalie, von Tiedge. 3) Der Führer, ein Gedicht von Luise Brachmann. 4) Arion, von A. W. von Schlegel. 5) Kassandra, von Schiller. 6) Der Taucher, von Schiller. 7) Die Macht des Gesanges, von Schiller. 8) Hero und Leander, von Schiller. 9) Schillers Tod, eine Elegie. Berlin genommen hatte. Sprachliche und hiſtoriſche Studien waren Dieſer Schritt, unſcheinbar, wie er auf den erſten Blick er- Neben der Selbſtſtändigkeit ſeines Charakters trat hierin zuerſt ter zur eiligen Abreiſe in die Schweiz, der er folgte.“ — Dieſem Schulpro-
gramm entnehme ich auch eine Notiz über die Dichtungen, die Michae- lis 1804 und 1806 bei Gelegenheit der öffentlichen Prüfung von den Schülern der Oberklaſſen deklamirt wurden. Es waren: 1) Monolog des Brutus aus der Voltaire’ſchen Tragödie „Cäſar“. 2) Elegie an Roſalie, von Tiedge. 3) Der Führer, ein Gedicht von Luiſe Brachmann. 4) Arion, von A. W. von Schlegel. 5) Kaſſandra, von Schiller. 6) Der Taucher, von Schiller. 7) Die Macht des Geſanges, von Schiller. 8) Hero und Leander, von Schiller. 9) Schillers Tod, eine Elegie. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0401" n="389"/> Berlin genommen hatte. Sprachliche und hiſtoriſche Studien waren<lb/> es, denen ſich Marwitz ſchon damals mit ganzer Seele hingab.<lb/> Johann von Müllers Schweizergeſchichte machte einen ſolchen Ein-<lb/> druck auf ihn, daß er, kaum ſechzehn Jahr alt, den berühmten<lb/> Hiſtoriker aufſuchte, um ihm ſeinen Dank und ſeine Bewunderung<lb/> auszudrücken.</p><lb/> <p>Dieſer Schritt, unſcheinbar, wie er auf den erſten Blick er-<lb/> ſcheinen mag, gab ihm doch Gelegenheit, zuerſt die Selbſtſtändigkeit<lb/> ſeiner Denk- und Handelsweiſe zu zeigen, die ihn ſpäter ſo ſehr<lb/> auszeichnete. Sein älterer Bruder mißbilligte dieſe Bekanntſchaft,<lb/> wie aus der ziemlich unzweideutigen Beſchreibung hervorgeht, die<lb/> uns derſelbe von der Perſon Johann von Müllers hinterlaſſen<lb/> hat. „Johann von Müller“, ſo ſchreibt er, „war ein kleines,<lb/> grundhäßliches Kerlchen mit einem Spitzbauch und kleinen Bein-<lb/> chen, einem dicken Kopf, immer glühend von vielem Freſſen und<lb/> Saufen, mit Glotzaugen, die weit aus dem Kopf heraus ſtanden<lb/> und beſtändig roth unterlaufen waren ꝛc.“ Aber ſo wenig der<lb/> berühmte Hiſtoriker nach dem Geſchmack des älteren Bruders ſein<lb/> mochte und ſo gern bereit der jüngere Bruder war, dieſen Ge-<lb/> ſchmack als berechtigt gelten zu laſſen, ſo wenig war er doch ande-<lb/> rerſeits geneigt, ſich durch fremde Sympathien oder Antipathien<lb/> beſtimmen oder in dem beirren zu laſſen, was ſeiner Seele Be-<lb/> dürfniß war.</p><lb/> <p>Neben der Selbſtſtändigkeit ſeines Charakters trat hierin zuerſt<lb/> auch jener andere Zug ſeiner Natur hervor, der ihn, in Freud<lb/><note xml:id="note-0401" prev="#note-0400" place="foot" n="*)">ter zur eiligen Abreiſe in die Schweiz, der er folgte.“ — Dieſem Schulpro-<lb/> gramm entnehme ich auch eine Notiz über die <hi rendition="#g">Dichtungen</hi>, die Michae-<lb/> lis 1804 und 1806 bei Gelegenheit der öffentlichen Prüfung von den<lb/> Schülern der Oberklaſſen deklamirt wurden. Es waren: 1) Monolog des<lb/> Brutus aus der Voltaire’ſchen Tragödie „Cäſar“. 2) Elegie an Roſalie,<lb/> von Tiedge. 3) Der Führer, ein Gedicht von Luiſe Brachmann. 4) Arion,<lb/> von A. W. von Schlegel. 5) Kaſſandra, von Schiller. 6) Der Taucher,<lb/> von Schiller. 7) Die Macht des Geſanges, von Schiller. 8) Hero und<lb/> Leander, von Schiller. 9) Schillers Tod, eine Elegie.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [389/0401]
Berlin genommen hatte. Sprachliche und hiſtoriſche Studien waren
es, denen ſich Marwitz ſchon damals mit ganzer Seele hingab.
Johann von Müllers Schweizergeſchichte machte einen ſolchen Ein-
druck auf ihn, daß er, kaum ſechzehn Jahr alt, den berühmten
Hiſtoriker aufſuchte, um ihm ſeinen Dank und ſeine Bewunderung
auszudrücken.
Dieſer Schritt, unſcheinbar, wie er auf den erſten Blick er-
ſcheinen mag, gab ihm doch Gelegenheit, zuerſt die Selbſtſtändigkeit
ſeiner Denk- und Handelsweiſe zu zeigen, die ihn ſpäter ſo ſehr
auszeichnete. Sein älterer Bruder mißbilligte dieſe Bekanntſchaft,
wie aus der ziemlich unzweideutigen Beſchreibung hervorgeht, die
uns derſelbe von der Perſon Johann von Müllers hinterlaſſen
hat. „Johann von Müller“, ſo ſchreibt er, „war ein kleines,
grundhäßliches Kerlchen mit einem Spitzbauch und kleinen Bein-
chen, einem dicken Kopf, immer glühend von vielem Freſſen und
Saufen, mit Glotzaugen, die weit aus dem Kopf heraus ſtanden
und beſtändig roth unterlaufen waren ꝛc.“ Aber ſo wenig der
berühmte Hiſtoriker nach dem Geſchmack des älteren Bruders ſein
mochte und ſo gern bereit der jüngere Bruder war, dieſen Ge-
ſchmack als berechtigt gelten zu laſſen, ſo wenig war er doch ande-
rerſeits geneigt, ſich durch fremde Sympathien oder Antipathien
beſtimmen oder in dem beirren zu laſſen, was ſeiner Seele Be-
dürfniß war.
Neben der Selbſtſtändigkeit ſeines Charakters trat hierin zuerſt
auch jener andere Zug ſeiner Natur hervor, der ihn, in Freud
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*) ter zur eiligen Abreiſe in die Schweiz, der er folgte.“ — Dieſem Schulpro-
gramm entnehme ich auch eine Notiz über die Dichtungen, die Michae-
lis 1804 und 1806 bei Gelegenheit der öffentlichen Prüfung von den
Schülern der Oberklaſſen deklamirt wurden. Es waren: 1) Monolog des
Brutus aus der Voltaire’ſchen Tragödie „Cäſar“. 2) Elegie an Roſalie,
von Tiedge. 3) Der Führer, ein Gedicht von Luiſe Brachmann. 4) Arion,
von A. W. von Schlegel. 5) Kaſſandra, von Schiller. 6) Der Taucher,
von Schiller. 7) Die Macht des Geſanges, von Schiller. 8) Hero und
Leander, von Schiller. 9) Schillers Tod, eine Elegie.
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