Spiel. Kam er nach Friedersdorf, so war er sicher von seiner "Partie" begleitet. Unter der großen Linde, welche hinter dem Hause im Garten steht, hatte er sich eine Laube einrichten lassen. Dort saß er schon am Morgen und spielte; dann wurde mit großem Aufwand getafelt, viel und gut und lange getrunken, bis der Abend die Beschäftigung des Morgens wieder aufnahm. Er besaß eine höchst werthvolle Bibliothek, die sich noch jetzt im Frie- dersdorfer Schloß befindet. Alle diese Bücher hatte er partienweise dem Quintus Jcilius im Spiele abgewonnen und sich dadurch nachträglich und auf dem Wege Rechtens in Besitz derselben Bibliothek gesetzt, deren Fortführung aus Schloß Hubertsburg er, als unwürdig eines Marwitz und eines Obersten der Gendar- mes, verweigert hatte. Dieser Johann Friedrich Adolf, oder der Hubertsburg-Marwitz, wie wir ihn genannt haben, starb 1781. Die Friedersdorfer Kirche bewahrt sein Andenken durch einen Grab- stein, auf dem wir die Worte lesen: "Johann Friedrich Adolf. Er sah Friedrichs Heldenzeit und kämpfte mit ihm in allen seinen Kriegen. Wählte Ungnade, wo Gehorsam nicht Ehre brachte."
Sein jüngerer Bruder war der Hochkirch-Marwitz (Gustav Ludwig). Er diente ebenfalls beim Regiment Gendarmes und focht bei Hochkirch mit solcher Auszeichnung, daß er, unmittelbar nach der Schlacht, vom Rittmeister zum Major avancirte und den Pour le merite erhielt. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Quartier- meister von der Marwitz, dessen Name in noch glänzenderer Weise mit der verhängnißvollen Nacht von Hochkirch verwoben ist. Dieser letztere von der Marwitz, mit der Friedersdorfer Linie nur weit- läufig verwandt, weigerte sich bekanntlich, das Lager, das einen Ueberfall gleichsam herauszufordern schien, an der angewiesenen Stelle abzustecken, und erhielt dafür nicht nur keinen Pour le merite, sondern fiel in Ungnade. Er starb bereits im folgenden Jahre 1759. "Son merite et ses services seraient oublies si ce monument n'en conservait la memoire", so schreibt Prinz Heinrich unter den Namen dieses Marwitz (des Quartier-
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Spiel. Kam er nach Friedersdorf, ſo war er ſicher von ſeiner „Partie“ begleitet. Unter der großen Linde, welche hinter dem Hauſe im Garten ſteht, hatte er ſich eine Laube einrichten laſſen. Dort ſaß er ſchon am Morgen und ſpielte; dann wurde mit großem Aufwand getafelt, viel und gut und lange getrunken, bis der Abend die Beſchäftigung des Morgens wieder aufnahm. Er beſaß eine höchſt werthvolle Bibliothek, die ſich noch jetzt im Frie- dersdorfer Schloß befindet. Alle dieſe Bücher hatte er partienweiſe dem Quintus Jcilius im Spiele abgewonnen und ſich dadurch nachträglich und auf dem Wege Rechtens in Beſitz derſelben Bibliothek geſetzt, deren Fortführung aus Schloß Hubertsburg er, als unwürdig eines Marwitz und eines Oberſten der Gendar- mes, verweigert hatte. Dieſer Johann Friedrich Adolf, oder der Hubertsburg-Marwitz, wie wir ihn genannt haben, ſtarb 1781. Die Friedersdorfer Kirche bewahrt ſein Andenken durch einen Grab- ſtein, auf dem wir die Worte leſen: „Johann Friedrich Adolf. Er ſah Friedrichs Heldenzeit und kämpfte mit ihm in allen ſeinen Kriegen. Wählte Ungnade, wo Gehorſam nicht Ehre brachte.“
Sein jüngerer Bruder war der Hochkirch-Marwitz (Guſtav Ludwig). Er diente ebenfalls beim Regiment Gendarmes und focht bei Hochkirch mit ſolcher Auszeichnung, daß er, unmittelbar nach der Schlacht, vom Rittmeiſter zum Major avancirte und den Pour le mérite erhielt. Er iſt nicht zu verwechſeln mit dem Quartier- meiſter von der Marwitz, deſſen Name in noch glänzenderer Weiſe mit der verhängnißvollen Nacht von Hochkirch verwoben iſt. Dieſer letztere von der Marwitz, mit der Friedersdorfer Linie nur weit- läufig verwandt, weigerte ſich bekanntlich, das Lager, das einen Ueberfall gleichſam herauszufordern ſchien, an der angewieſenen Stelle abzuſtecken, und erhielt dafür nicht nur keinen Pour le mérite, ſondern fiel in Ungnade. Er ſtarb bereits im folgenden Jahre 1759. „Son mérite et ses services seraient oubliés si ce monument n’en conservait la mémoire“, ſo ſchreibt Prinz Heinrich unter den Namen dieſes Marwitz (des Quartier-
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Spiel. Kam er nach Friedersdorf, ſo war er ſicher von ſeiner
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Hauſe im Garten ſteht, hatte er ſich eine Laube einrichten laſſen.
Dort ſaß er ſchon am Morgen und ſpielte; dann wurde mit
großem Aufwand getafelt, viel und gut und lange getrunken, bis
der Abend die Beſchäftigung des Morgens wieder aufnahm. Er
beſaß eine höchſt werthvolle Bibliothek, die ſich noch jetzt im Frie-
dersdorfer Schloß befindet. Alle dieſe Bücher hatte er partienweiſe
dem Quintus Jcilius im Spiele abgewonnen und ſich dadurch
nachträglich und auf dem Wege Rechtens in Beſitz derſelben
Bibliothek geſetzt, deren Fortführung aus Schloß Hubertsburg
er, als unwürdig eines Marwitz und eines Oberſten der Gendar-
mes, verweigert hatte. Dieſer Johann Friedrich Adolf, oder der
Hubertsburg-Marwitz, wie wir ihn genannt haben, ſtarb 1781.
Die Friedersdorfer Kirche bewahrt ſein Andenken durch einen Grab-
ſtein, auf dem wir die Worte leſen: „Johann Friedrich Adolf.
Er ſah Friedrichs Heldenzeit und kämpfte mit ihm in allen ſeinen
Kriegen. Wählte Ungnade, wo Gehorſam nicht Ehre
brachte.“
Sein jüngerer Bruder war der Hochkirch-Marwitz (Guſtav
Ludwig). Er diente ebenfalls beim Regiment Gendarmes und focht
bei Hochkirch mit ſolcher Auszeichnung, daß er, unmittelbar nach
der Schlacht, vom Rittmeiſter zum Major avancirte und den Pour
le mérite erhielt. Er iſt nicht zu verwechſeln mit dem Quartier-
meiſter von der Marwitz, deſſen Name in noch glänzenderer Weiſe
mit der verhängnißvollen Nacht von Hochkirch verwoben iſt. Dieſer
letztere von der Marwitz, mit der Friedersdorfer Linie nur weit-
läufig verwandt, weigerte ſich bekanntlich, das Lager, das einen
Ueberfall gleichſam herauszufordern ſchien, an der angewieſenen
Stelle abzuſtecken, und erhielt dafür nicht nur keinen Pour le
mérite, ſondern fiel in Ungnade. Er ſtarb bereits im folgenden
Jahre 1759. „Son mérite et ses services seraient oubliés
si ce monument n’en conservait la mémoire“, ſo ſchreibt
Prinz Heinrich unter den Namen dieſes Marwitz (des Quartier-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/367>, abgerufen am 25.11.2024.
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