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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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und Wirken an dieser Stätte, aber fehlten auch diese Zeichen, die
direkt seinen Namen oder gar die Züge und das Zeugniß seiner
Hand tragen, die Kirche selber, im Großen und Ganzen dieselbe
geblieben, würde dastehen zu seinem ehrenden Gedächtniß, -- der
protestantischen Welt mehr eine Paul Gerhardts- als eine Sankt
Moritz-Kirche. Wenig Modernes hat sich seit zweihundert Jahren
darin eingeschlichen; die Altarbilder, die Chorstühle, die Grabsteine,
es sind dieselben noch, und wohin das Auge sich wenden mag,
sein Auge hat darauf geruht. Veränderungen sollen vorgenommen
werden; mögen sie mit Pietät geschehen.



Paul Gerhardt ist der Glanzpunkt in der Geschichte Mitten-
walde's; aber Mittenwalde hat der historischen Erinnerungen mehr.

Am 31. August 1730 traf Kronprinz Friedrich unter starker
Bedeckung, von Wesel aus, über Treuenbrietzen (wo er die Nacht
vorher gewesen war) in Mittenwalde ein, um daselbst, vor seiner
Abführung nach Küstrin, ein erstes Verhör zu bestehen. Das
Truppenkommando, das ihn bis Mittenwalde geführt hatte, stand
unter Befehl des Generalmajors von Buddenbrock, desselben
tapferen Offizters, der zwei Monate später dem mit der Todes-
strafe drohenden König mit den Worten entgegentrat: "Wenn
Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines; jenes be-
kommen Sie nicht, so lange ich noch sprechen darf."*)

Kronprinz Friedrich blieb zwei Tage in Mittenwalde, vom
31. August bis 2. September. Das Verhör fand muthmaßlich
am 1. statt. Er bestand es vor Generallieutenant von Grumbkow,
Generalmajor von Glasenapp, Oberst von Sydow und den Geh.

*) Aehnliche Worte hatte Generalmajor von Mosel am 14. August
in Wesel gesprochen. Als der König mit dem Degen auf den Kronprinzen
eindrang, warf sich M. dazwischen und rief: "Sire, durchbohren Sie
mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes". Ueberhaupt zeigen die Vorgänge
jener Zeit, daß hoher Muth an gefährlicher Stelle am besten gedeiht.

und Wirken an dieſer Stätte, aber fehlten auch dieſe Zeichen, die
direkt ſeinen Namen oder gar die Züge und das Zeugniß ſeiner
Hand tragen, die Kirche ſelber, im Großen und Ganzen dieſelbe
geblieben, würde daſtehen zu ſeinem ehrenden Gedächtniß, — der
proteſtantiſchen Welt mehr eine Paul Gerhardts- als eine Sankt
Moritz-Kirche. Wenig Modernes hat ſich ſeit zweihundert Jahren
darin eingeſchlichen; die Altarbilder, die Chorſtühle, die Grabſteine,
es ſind dieſelben noch, und wohin das Auge ſich wenden mag,
ſein Auge hat darauf geruht. Veränderungen ſollen vorgenommen
werden; mögen ſie mit Pietät geſchehen.



Paul Gerhardt iſt der Glanzpunkt in der Geſchichte Mitten-
walde’s; aber Mittenwalde hat der hiſtoriſchen Erinnerungen mehr.

Am 31. Auguſt 1730 traf Kronprinz Friedrich unter ſtarker
Bedeckung, von Weſel aus, über Treuenbrietzen (wo er die Nacht
vorher geweſen war) in Mittenwalde ein, um daſelbſt, vor ſeiner
Abführung nach Küſtrin, ein erſtes Verhör zu beſtehen. Das
Truppenkommando, das ihn bis Mittenwalde geführt hatte, ſtand
unter Befehl des Generalmajors von Buddenbrock, deſſelben
tapferen Offizters, der zwei Monate ſpäter dem mit der Todes-
ſtrafe drohenden König mit den Worten entgegentrat: „Wenn
Ew. Majeſtät Blut verlangen, ſo nehmen Sie meines; jenes be-
kommen Sie nicht, ſo lange ich noch ſprechen darf.“*)

Kronprinz Friedrich blieb zwei Tage in Mittenwalde, vom
31. Auguſt bis 2. September. Das Verhör fand muthmaßlich
am 1. ſtatt. Er beſtand es vor Generallieutenant von Grumbkow,
Generalmajor von Glaſenapp, Oberſt von Sydow und den Geh.

*) Aehnliche Worte hatte Generalmajor von Moſel am 14. Auguſt
in Weſel geſprochen. Als der König mit dem Degen auf den Kronprinzen
eindrang, warf ſich M. dazwiſchen und rief: „Sire, durchbohren Sie
mich, aber ſchonen Sie Ihres Sohnes“. Ueberhaupt zeigen die Vorgänge
jener Zeit, daß hoher Muth an gefährlicher Stelle am beſten gedeiht.
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[153/0165] und Wirken an dieſer Stätte, aber fehlten auch dieſe Zeichen, die direkt ſeinen Namen oder gar die Züge und das Zeugniß ſeiner Hand tragen, die Kirche ſelber, im Großen und Ganzen dieſelbe geblieben, würde daſtehen zu ſeinem ehrenden Gedächtniß, — der proteſtantiſchen Welt mehr eine Paul Gerhardts- als eine Sankt Moritz-Kirche. Wenig Modernes hat ſich ſeit zweihundert Jahren darin eingeſchlichen; die Altarbilder, die Chorſtühle, die Grabſteine, es ſind dieſelben noch, und wohin das Auge ſich wenden mag, ſein Auge hat darauf geruht. Veränderungen ſollen vorgenommen werden; mögen ſie mit Pietät geſchehen. Paul Gerhardt iſt der Glanzpunkt in der Geſchichte Mitten- walde’s; aber Mittenwalde hat der hiſtoriſchen Erinnerungen mehr. Am 31. Auguſt 1730 traf Kronprinz Friedrich unter ſtarker Bedeckung, von Weſel aus, über Treuenbrietzen (wo er die Nacht vorher geweſen war) in Mittenwalde ein, um daſelbſt, vor ſeiner Abführung nach Küſtrin, ein erſtes Verhör zu beſtehen. Das Truppenkommando, das ihn bis Mittenwalde geführt hatte, ſtand unter Befehl des Generalmajors von Buddenbrock, deſſelben tapferen Offizters, der zwei Monate ſpäter dem mit der Todes- ſtrafe drohenden König mit den Worten entgegentrat: „Wenn Ew. Majeſtät Blut verlangen, ſo nehmen Sie meines; jenes be- kommen Sie nicht, ſo lange ich noch ſprechen darf.“ *) Kronprinz Friedrich blieb zwei Tage in Mittenwalde, vom 31. Auguſt bis 2. September. Das Verhör fand muthmaßlich am 1. ſtatt. Er beſtand es vor Generallieutenant von Grumbkow, Generalmajor von Glaſenapp, Oberſt von Sydow und den Geh. *) Aehnliche Worte hatte Generalmajor von Moſel am 14. Auguſt in Weſel geſprochen. Als der König mit dem Degen auf den Kronprinzen eindrang, warf ſich M. dazwiſchen und rief: „Sire, durchbohren Sie mich, aber ſchonen Sie Ihres Sohnes“. Ueberhaupt zeigen die Vorgänge jener Zeit, daß hoher Muth an gefährlicher Stelle am beſten gedeiht.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/165>, abgerufen am 23.11.2024.