Finstrer Ort und finstrer Sinn, Nun blühen die Rosen drüber hin.
Mehr noch als Schloß Cossenblatt, das ich im vorigen Kapitel geschildert, war, wie männiglich bekannt, Königs-Wusterhausen ein bevorzugter Aufenthalt König Friedrich Wilhelms I. Wir dürfen an diesem (an Wusterhausen) nicht vorbeigehen, nachdem wir jenes (Cossenblatt) kennen gelernt haben und wählen zu unserem Aus- flug das Pfingstfest, das Fest der Maien.
Es reist sich schön an einem Pfingstsonnabend in die Welt hinein, es sei wohin es sei. Die Natur, die Dinge, die Menschen, alles lacht; die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder blühen, und selbst die Windmühlenflügel schwenken Maienbüsche durch die Luft.
Ricksdorf rüstete sich zum Fest. Die Mägde aufgeschürzt und kurzärmlig, standen auf den Höfen und wuschen und scheuerten; die kupfernen Kessel blinkten wie Gold, und einige Kinder, die eben aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über die Straße und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja nah und erlaubte ein zweites Bad.
In Rudow schnitten die Jungen Kalmus; über Walters- dorf spannten die Linden ihren Schirm, während sich der Kirch- hof in Hollunderbüschen versteckte; Kiekebusch aber (so ändern
Königs-Wuſterhauſen.
Finſtrer Ort und finſtrer Sinn, Nun blühen die Roſen drüber hin.
Mehr noch als Schloß Coſſenblatt, das ich im vorigen Kapitel geſchildert, war, wie männiglich bekannt, Königs-Wuſterhauſen ein bevorzugter Aufenthalt König Friedrich Wilhelms I. Wir dürfen an dieſem (an Wuſterhauſen) nicht vorbeigehen, nachdem wir jenes (Coſſenblatt) kennen gelernt haben und wählen zu unſerem Aus- flug das Pfingſtfeſt, das Feſt der Maien.
Es reiſt ſich ſchön an einem Pfingſtſonnabend in die Welt hinein, es ſei wohin es ſei. Die Natur, die Dinge, die Menſchen, alles lacht; die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder blühen, und ſelbſt die Windmühlenflügel ſchwenken Maienbüſche durch die Luft.
Ricksdorf rüſtete ſich zum Feſt. Die Mägde aufgeſchürzt und kurzärmlig, ſtanden auf den Höfen und wuſchen und ſcheuerten; die kupfernen Keſſel blinkten wie Gold, und einige Kinder, die eben aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über die Straße und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja nah und erlaubte ein zweites Bad.
In Rudow ſchnitten die Jungen Kalmus; über Walters- dorf ſpannten die Linden ihren Schirm, während ſich der Kirch- hof in Hollunderbüſchen verſteckte; Kiekebuſch aber (ſo ändern
<TEI><text><body><pbfacs="#f0130"n="[118]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Königs-Wuſterhauſen.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l>Finſtrer Ort und finſtrer Sinn,</l><lb/><l>Nun blühen die Roſen drüber hin.</l></lg><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>ehr noch als Schloß Coſſenblatt, das ich im vorigen Kapitel<lb/>
geſchildert, war, wie männiglich bekannt, Königs-Wuſterhauſen ein<lb/>
bevorzugter Aufenthalt König Friedrich Wilhelms <hirendition="#aq">I.</hi> Wir dürfen<lb/>
an dieſem (an Wuſterhauſen) nicht vorbeigehen, nachdem wir jenes<lb/>
(Coſſenblatt) kennen gelernt haben und wählen zu unſerem Aus-<lb/>
flug das Pfingſtfeſt, das Feſt der Maien.</p><lb/><p>Es reiſt ſich ſchön an einem Pfingſtſonnabend in die Welt<lb/>
hinein, es ſei wohin es ſei. Die Natur, die Dinge, die Menſchen,<lb/>
alles lacht; die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder<lb/>
blühen, und ſelbſt die Windmühlenflügel ſchwenken Maienbüſche<lb/>
durch die Luft.</p><lb/><p>Ricksdorf rüſtete ſich zum Feſt. Die Mägde aufgeſchürzt und<lb/>
kurzärmlig, ſtanden auf den Höfen und wuſchen und ſcheuerten;<lb/>
die kupfernen Keſſel blinkten wie Gold, und einige Kinder, die<lb/>
eben aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über die Straße<lb/>
und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja nah und<lb/>
erlaubte ein <hirendition="#g">zweites</hi> Bad.</p><lb/><p>In <hirendition="#g">Rudow</hi>ſchnitten die Jungen Kalmus; über <hirendition="#g">Walters-<lb/>
dorf</hi>ſpannten die Linden ihren Schirm, während ſich der Kirch-<lb/>
hof in Hollunderbüſchen verſteckte; <hirendition="#g">Kiekebuſch</hi> aber (ſo ändern<lb/></p></div></body></text></TEI>
[[118]/0130]
Königs-Wuſterhauſen.
Finſtrer Ort und finſtrer Sinn,
Nun blühen die Roſen drüber hin.
Mehr noch als Schloß Coſſenblatt, das ich im vorigen Kapitel
geſchildert, war, wie männiglich bekannt, Königs-Wuſterhauſen ein
bevorzugter Aufenthalt König Friedrich Wilhelms I. Wir dürfen
an dieſem (an Wuſterhauſen) nicht vorbeigehen, nachdem wir jenes
(Coſſenblatt) kennen gelernt haben und wählen zu unſerem Aus-
flug das Pfingſtfeſt, das Feſt der Maien.
Es reiſt ſich ſchön an einem Pfingſtſonnabend in die Welt
hinein, es ſei wohin es ſei. Die Natur, die Dinge, die Menſchen,
alles lacht; die Sonne geht in Strahlen unter, die Rapsfelder
blühen, und ſelbſt die Windmühlenflügel ſchwenken Maienbüſche
durch die Luft.
Ricksdorf rüſtete ſich zum Feſt. Die Mägde aufgeſchürzt und
kurzärmlig, ſtanden auf den Höfen und wuſchen und ſcheuerten;
die kupfernen Keſſel blinkten wie Gold, und einige Kinder, die
eben aus dem Tümpelbade kamen, liefen nackt über die Straße
und wirbelten den Staub auf. Der Tümpel blieb ja nah und
erlaubte ein zweites Bad.
In Rudow ſchnitten die Jungen Kalmus; über Walters-
dorf ſpannten die Linden ihren Schirm, während ſich der Kirch-
hof in Hollunderbüſchen verſteckte; Kiekebuſch aber (ſo ändern
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. [118]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/130>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.