Doch wir kehren zu Schöning und dem Türkenkrieg zurück. -- Die Beute, welche in Ofen gemacht wurde, war überaus groß. Namhafte Summen von Dukaten und Zechinen, so wie Edelsteine und orientalische Perlen fielen den Siegern in die Hände. Unter den fünfhundert großen Geschützen, die man eroberte, befand sich auch eine vierundzwanzigpfündige Schlange mit dem brandenburgi- schen Wappen, die nun dem Führer des brandenburgischen Hülfs- corps als Trophäe zurückgegeben wurde. Außerdem überbrachte Schöning dem Kurfürsten einen türkischen Roßschweif und ein paar tartarische Pauken, Siegeszeichen, die sich bis diese Stunde im Berliner Zeughause vorfinden.
Der Rückmarsch ging wieder durch die Jablunka, und am 7. December trafen die Brandenburger wieder an der märkischen Grenze ein. Sie hatten unzweifelhaft mit großer Tapferkeit gefoch- ten (fast die Hälfte war vor Ofen geblieben; 30 Offiziere todt und 61 verwundet) und die Türken gaben deßhalb den brandenburgi- schen Soldaten nicht nur den Beinamen "Feuermänner", sondern brachten auch das Sprüchwort in Umlauf: "der steht wie ein Brandenburger." Schöning aber, von seinem Landesherrn reichlich geehrt, empfing zugleich vom Kaiser Leopold mannigfache Beweise seiner Huld, darunter einen mit Diamanten besetzten Degen von großem Werth.
Wir nähern uns nun jener Epoche im Leben unseres Hel- den, die durch einen kleinen, scheinbar geringfügigen Vorfall den Namen desselben ungleich bekannter gemacht hat, als aller Glanz seiner Siege zusammengenommen; ich meine seinen Streit mit General Barfus. Das Persönliche ist immer das Siegreiche. Die Schlachten und Belagerungen sind vergessen, oder doch halb vergessen, aber bis diesen Tag lebt im Barnim- und Küstrinschen
die Veranlassung, daß Lord Marshall sich von den jungen Offizieren der Potsdamer Garnison gesucht und umgeben sah, die er dann für die spa- nische und englische Literatur, namentlich für den damals in Deutschland noch wenig bekannten Shakespeare zu interessiren suchte.
Doch wir kehren zu Schöning und dem Türkenkrieg zurück. — Die Beute, welche in Ofen gemacht wurde, war überaus groß. Namhafte Summen von Dukaten und Zechinen, ſo wie Edelſteine und orientaliſche Perlen fielen den Siegern in die Hände. Unter den fünfhundert großen Geſchützen, die man eroberte, befand ſich auch eine vierundzwanzigpfündige Schlange mit dem brandenburgi- ſchen Wappen, die nun dem Führer des brandenburgiſchen Hülfs- corps als Trophäe zurückgegeben wurde. Außerdem überbrachte Schöning dem Kurfürſten einen türkiſchen Roßſchweif und ein paar tartariſche Pauken, Siegeszeichen, die ſich bis dieſe Stunde im Berliner Zeughauſe vorfinden.
Der Rückmarſch ging wieder durch die Jablunka, und am 7. December trafen die Brandenburger wieder an der märkiſchen Grenze ein. Sie hatten unzweifelhaft mit großer Tapferkeit gefoch- ten (faſt die Hälfte war vor Ofen geblieben; 30 Offiziere todt und 61 verwundet) und die Türken gaben deßhalb den brandenburgi- ſchen Soldaten nicht nur den Beinamen „Feuermänner“, ſondern brachten auch das Sprüchwort in Umlauf: „der ſteht wie ein Brandenburger.“ Schöning aber, von ſeinem Landesherrn reichlich geehrt, empfing zugleich vom Kaiſer Leopold mannigfache Beweiſe ſeiner Huld, darunter einen mit Diamanten beſetzten Degen von großem Werth.
Wir nähern uns nun jener Epoche im Leben unſeres Hel- den, die durch einen kleinen, ſcheinbar geringfügigen Vorfall den Namen deſſelben ungleich bekannter gemacht hat, als aller Glanz ſeiner Siege zuſammengenommen; ich meine ſeinen Streit mit General Barfus. Das Perſönliche iſt immer das Siegreiche. Die Schlachten und Belagerungen ſind vergeſſen, oder doch halb vergeſſen, aber bis dieſen Tag lebt im Barnim- und Küſtrinſchen
die Veranlaſſung, daß Lord Marſhall ſich von den jungen Offizieren der Potsdamer Garniſon geſucht und umgeben ſah, die er dann für die ſpa- niſche und engliſche Literatur, namentlich für den damals in Deutſchland noch wenig bekannten Shakeſpeare zu intereſſiren ſuchte.
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Doch wir kehren zu Schöning und dem Türkenkrieg zurück.
— Die Beute, welche in Ofen gemacht wurde, war überaus groß.
Namhafte Summen von Dukaten und Zechinen, ſo wie Edelſteine
und orientaliſche Perlen fielen den Siegern in die Hände. Unter
den fünfhundert großen Geſchützen, die man eroberte, befand ſich
auch eine vierundzwanzigpfündige Schlange mit dem brandenburgi-
ſchen Wappen, die nun dem Führer des brandenburgiſchen Hülfs-
corps als Trophäe zurückgegeben wurde. Außerdem überbrachte
Schöning dem Kurfürſten einen türkiſchen Roßſchweif und ein
paar tartariſche Pauken, Siegeszeichen, die ſich bis dieſe Stunde
im Berliner Zeughauſe vorfinden.
Der Rückmarſch ging wieder durch die Jablunka, und am
7. December trafen die Brandenburger wieder an der märkiſchen
Grenze ein. Sie hatten unzweifelhaft mit großer Tapferkeit gefoch-
ten (faſt die Hälfte war vor Ofen geblieben; 30 Offiziere todt und
61 verwundet) und die Türken gaben deßhalb den brandenburgi-
ſchen Soldaten nicht nur den Beinamen „Feuermänner“, ſondern
brachten auch das Sprüchwort in Umlauf: „der ſteht wie ein
Brandenburger.“ Schöning aber, von ſeinem Landesherrn reichlich
geehrt, empfing zugleich vom Kaiſer Leopold mannigfache Beweiſe
ſeiner Huld, darunter einen mit Diamanten beſetzten Degen von
großem Werth.
Wir nähern uns nun jener Epoche im Leben unſeres Hel-
den, die durch einen kleinen, ſcheinbar geringfügigen Vorfall den
Namen deſſelben ungleich bekannter gemacht hat, als aller Glanz
ſeiner Siege zuſammengenommen; ich meine ſeinen Streit mit
General Barfus. Das Perſönliche iſt immer das Siegreiche.
Die Schlachten und Belagerungen ſind vergeſſen, oder doch halb
vergeſſen, aber bis dieſen Tag lebt im Barnim- und Küſtrinſchen
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*) die Veranlaſſung, daß Lord Marſhall ſich von den jungen Offizieren der
Potsdamer Garniſon geſucht und umgeben ſah, die er dann für die ſpa-
niſche und engliſche Literatur, namentlich für den damals in Deutſchland
noch wenig bekannten Shakeſpeare zu intereſſiren ſuchte.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/43>, abgerufen am 27.11.2024.
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