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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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die weite Wasserfläche da. In seiner Mitte beginnt es wie ein
Kreisen, wie ein Quirlen und Tanzen; sind es Nebel, die auf-
steigen? oder sind es die alten Müggelhexen, die lebendig werden
sobald das Licht aus der Welt ist.

Der Fährmann von der Müggelbude hat sich zu mir gesetzt
und ich dringe jetzt in ihn mich über den See zu fahren, aber
statt jeder Antwort zeigt er nur auf eine grauweiße Säule, die
mit wachsender Hast auf uns zukommt. Wie zornige Schwäne
fahren die Wellen der Müggel vor ihr her und während ich mei-
nen Arm fester um die Fichte lege, bricht der Sturm vom See
her in den Wald hinein und jagt mit Geklaff und Gepfeif durch
die Kronen der Bäume hin. Einen Augenblick nur und die Ruhe
ist wieder da, -- aber die Bäume zittern noch nach, und auf dem
See, der den Anfall erst halb überwunden, jagen und haschen
sich noch die Wellen, als flöge ein Zug weißer Möwen dicht über
die Oberfläche hin.

Die Müggel ist bös; es ist als wohnten noch die alten
Heiden-Götter darin, deren Bilder und Altäre die leuchtende Hand
des Christenthums von den Müggelbergen herab in den See
warf. Die alten Mächte sind besiegt, aber nicht todt, und in der
Dämmerstunde steigen sie herauf und denken ihre Zeit sei wieder da.



die weite Waſſerfläche da. In ſeiner Mitte beginnt es wie ein
Kreiſen, wie ein Quirlen und Tanzen; ſind es Nebel, die auf-
ſteigen? oder ſind es die alten Müggelhexen, die lebendig werden
ſobald das Licht aus der Welt iſt.

Der Fährmann von der Müggelbude hat ſich zu mir geſetzt
und ich dringe jetzt in ihn mich über den See zu fahren, aber
ſtatt jeder Antwort zeigt er nur auf eine grauweiße Säule, die
mit wachſender Haſt auf uns zukommt. Wie zornige Schwäne
fahren die Wellen der Müggel vor ihr her und während ich mei-
nen Arm feſter um die Fichte lege, bricht der Sturm vom See
her in den Wald hinein und jagt mit Geklaff und Gepfeif durch
die Kronen der Bäume hin. Einen Augenblick nur und die Ruhe
iſt wieder da, — aber die Bäume zittern noch nach, und auf dem
See, der den Anfall erſt halb überwunden, jagen und haſchen
ſich noch die Wellen, als flöge ein Zug weißer Möwen dicht über
die Oberfläche hin.

Die Müggel iſt bös; es iſt als wohnten noch die alten
Heiden-Götter darin, deren Bilder und Altäre die leuchtende Hand
des Chriſtenthums von den Müggelbergen herab in den See
warf. Die alten Mächte ſind beſiegt, aber nicht todt, und in der
Dämmerſtunde ſteigen ſie herauf und denken ihre Zeit ſei wieder da.



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[376/0394] die weite Waſſerfläche da. In ſeiner Mitte beginnt es wie ein Kreiſen, wie ein Quirlen und Tanzen; ſind es Nebel, die auf- ſteigen? oder ſind es die alten Müggelhexen, die lebendig werden ſobald das Licht aus der Welt iſt. Der Fährmann von der Müggelbude hat ſich zu mir geſetzt und ich dringe jetzt in ihn mich über den See zu fahren, aber ſtatt jeder Antwort zeigt er nur auf eine grauweiße Säule, die mit wachſender Haſt auf uns zukommt. Wie zornige Schwäne fahren die Wellen der Müggel vor ihr her und während ich mei- nen Arm feſter um die Fichte lege, bricht der Sturm vom See her in den Wald hinein und jagt mit Geklaff und Gepfeif durch die Kronen der Bäume hin. Einen Augenblick nur und die Ruhe iſt wieder da, — aber die Bäume zittern noch nach, und auf dem See, der den Anfall erſt halb überwunden, jagen und haſchen ſich noch die Wellen, als flöge ein Zug weißer Möwen dicht über die Oberfläche hin. Die Müggel iſt bös; es iſt als wohnten noch die alten Heiden-Götter darin, deren Bilder und Altäre die leuchtende Hand des Chriſtenthums von den Müggelbergen herab in den See warf. Die alten Mächte ſind beſiegt, aber nicht todt, und in der Dämmerſtunde ſteigen ſie herauf und denken ihre Zeit ſei wieder da.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/394>, abgerufen am 23.11.2024.