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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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verkündigt seine Ankunft durch lautes Glockenläuten, als hielte
eine Abtheilung Feuerwehr ihren Einzug in die Stadt, und hält
jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumigen Platz, der zwi-
schen dem Schloß und der Stadt Coepenick liegt. Wir steigen aus,
werfen nach links hin einen Blick in eine leis' gebogene Straße
hinein, deren beschnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freund-
liches Ansehn leihn, wenden uns aber, nach kurzem Aufenthalt, so-
fort wieder nach rechts hin, wo unmittelbar vor uns Schloß Coe-
penick mit allen seinen Dependenzien emporsteigt. Wir passiren die
Brücke des Schloßgrabens, dann das dahinter gelegene Sandstein-
portal und befinden uns nun auf einem viereckigen, vielfach mit
Blumenbeeten eingefaßten Platz, der nach rechts und links hin von
Schloß und Schloßkapelle, nach vorn und hinten zu von den alten
Bäumen des Parks und dem Sandsteinportal, das wir eben pas-
sirten, gebildet wird. Wir blicken einen Augenblick in die schattigen
Gänge des Parks hinein, auf dessen thaufeuchtem Rasen schon
mehr abgefallenes Laub als heitrer Sonnenschein liegt, dann aber
machen wir eine Schwenkung nach rechts und haben die Haupt-
front des Schlosses, den alten stattlichen Bau vor uns, den Rüt-
ger von Langenfeld
1677 an dieser Stelle begann und 1682
beendete.

Das gegenwärtige Schloß Coepenick hat drei Stockwerke
und besteht aus einem Corps de Logis und zwei Seitenflügeln.
Die Stellung dieser Seitenflügel ist eigenthümlich, indem dieselben
nicht nach einer Seite hin (wie gewöhnlich), sondern nach vorn
und hinten zu kurz vorspringen und dadurch den übrigens beab-
sichtigten Eindruck verstärken, daß das Schloß zwei Fronten habe,
die eine nach dem Platz hinaus, auf dem wir stehen, die andere
nach dem Flusse hin, dessen lange, höchst malerische Brücke wir bei
unserer Ankunft passirten. Das Ganze unverkennbar eine venetia-
nische Reminiscenz: die Facaden ziemlich einfach und schmucklos
und nur das Frontispice mit Reliefs und Statuen geschmückt.
Dabei der Dachfirst zu einem Balustradengange, zu einer Art Co-

verkündigt ſeine Ankunft durch lautes Glockenläuten, als hielte
eine Abtheilung Feuerwehr ihren Einzug in die Stadt, und hält
jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumigen Platz, der zwi-
ſchen dem Schloß und der Stadt Coepenick liegt. Wir ſteigen aus,
werfen nach links hin einen Blick in eine leiſ’ gebogene Straße
hinein, deren beſchnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freund-
liches Anſehn leihn, wenden uns aber, nach kurzem Aufenthalt, ſo-
fort wieder nach rechts hin, wo unmittelbar vor uns Schloß Coe-
penick mit allen ſeinen Dependenzien emporſteigt. Wir paſſiren die
Brücke des Schloßgrabens, dann das dahinter gelegene Sandſtein-
portal und befinden uns nun auf einem viereckigen, vielfach mit
Blumenbeeten eingefaßten Platz, der nach rechts und links hin von
Schloß und Schloßkapelle, nach vorn und hinten zu von den alten
Bäumen des Parks und dem Sandſteinportal, das wir eben paſ-
ſirten, gebildet wird. Wir blicken einen Augenblick in die ſchattigen
Gänge des Parks hinein, auf deſſen thaufeuchtem Raſen ſchon
mehr abgefallenes Laub als heitrer Sonnenſchein liegt, dann aber
machen wir eine Schwenkung nach rechts und haben die Haupt-
front des Schloſſes, den alten ſtattlichen Bau vor uns, den Rüt-
ger von Langenfeld
1677 an dieſer Stelle begann und 1682
beendete.

Das gegenwärtige Schloß Coepenick hat drei Stockwerke
und beſteht aus einem Corps de Logis und zwei Seitenflügeln.
Die Stellung dieſer Seitenflügel iſt eigenthümlich, indem dieſelben
nicht nach einer Seite hin (wie gewöhnlich), ſondern nach vorn
und hinten zu kurz vorſpringen und dadurch den übrigens beab-
ſichtigten Eindruck verſtärken, daß das Schloß zwei Fronten habe,
die eine nach dem Platz hinaus, auf dem wir ſtehen, die andere
nach dem Fluſſe hin, deſſen lange, höchſt maleriſche Brücke wir bei
unſerer Ankunft paſſirten. Das Ganze unverkennbar eine venetia-
niſche Reminiscenz: die Façaden ziemlich einfach und ſchmucklos
und nur das Frontispice mit Reliefs und Statuen geſchmückt.
Dabei der Dachfirſt zu einem Baluſtradengange, zu einer Art Co-

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[347/0365] verkündigt ſeine Ankunft durch lautes Glockenläuten, als hielte eine Abtheilung Feuerwehr ihren Einzug in die Stadt, und hält jetzt auf einem unregelmäßigen, ziemlich geräumigen Platz, der zwi- ſchen dem Schloß und der Stadt Coepenick liegt. Wir ſteigen aus, werfen nach links hin einen Blick in eine leiſ’ gebogene Straße hinein, deren beſchnittene Lindenbäume dem Ganzen ein freund- liches Anſehn leihn, wenden uns aber, nach kurzem Aufenthalt, ſo- fort wieder nach rechts hin, wo unmittelbar vor uns Schloß Coe- penick mit allen ſeinen Dependenzien emporſteigt. Wir paſſiren die Brücke des Schloßgrabens, dann das dahinter gelegene Sandſtein- portal und befinden uns nun auf einem viereckigen, vielfach mit Blumenbeeten eingefaßten Platz, der nach rechts und links hin von Schloß und Schloßkapelle, nach vorn und hinten zu von den alten Bäumen des Parks und dem Sandſteinportal, das wir eben paſ- ſirten, gebildet wird. Wir blicken einen Augenblick in die ſchattigen Gänge des Parks hinein, auf deſſen thaufeuchtem Raſen ſchon mehr abgefallenes Laub als heitrer Sonnenſchein liegt, dann aber machen wir eine Schwenkung nach rechts und haben die Haupt- front des Schloſſes, den alten ſtattlichen Bau vor uns, den Rüt- ger von Langenfeld 1677 an dieſer Stelle begann und 1682 beendete. Das gegenwärtige Schloß Coepenick hat drei Stockwerke und beſteht aus einem Corps de Logis und zwei Seitenflügeln. Die Stellung dieſer Seitenflügel iſt eigenthümlich, indem dieſelben nicht nach einer Seite hin (wie gewöhnlich), ſondern nach vorn und hinten zu kurz vorſpringen und dadurch den übrigens beab- ſichtigten Eindruck verſtärken, daß das Schloß zwei Fronten habe, die eine nach dem Platz hinaus, auf dem wir ſtehen, die andere nach dem Fluſſe hin, deſſen lange, höchſt maleriſche Brücke wir bei unſerer Ankunft paſſirten. Das Ganze unverkennbar eine venetia- niſche Reminiscenz: die Façaden ziemlich einfach und ſchmucklos und nur das Frontispice mit Reliefs und Statuen geſchmückt. Dabei der Dachfirſt zu einem Baluſtradengange, zu einer Art Co-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/365>, abgerufen am 25.11.2024.