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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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bereits eine Burg und beherrschte das Land. Die natürliche
Sicherheit, die ein Netz von Seen und Flußarmen der großen
Waldinsel giebt, an deren äußerster Westecke Schloß Coepenick ge-
legen ist, mußte in ältesten Zeiten schon dahin führen, eine "Burg"
hier zu errichten, eine weit hinaus lugende Veste zur Vertheidi-
gung der Spree-Territorien, des "Gau's Spriavana." Die Lage
von Stadt und Schloß ist der des weiter flußabwärts gelegenen
Spandau in vielen Stücken so verwandt, daß man sich fast wun-
dern muß, die von der Natur gebotene Gelegenheit zur Anlage
einer Spree-Festung, auch in der rechten Flanke der Hauptstadt,
so gar nicht benutzt zu sehen.

Keine Festung, aber drei verschiedene Schlösser haben
sich im Lauf der Jahrhunderte auf der Sumpf- und Wald-Insel
erhoben, die von der wendischen und der eigentlichen Spree an
dieser Stelle gebildet wird und haben dadurch drei bestimmte
Perioden in der Geschichte Schloß Coepenicks vorgezeichnet. Wir
unterscheiden ein altes Schloß Coepenick bis 1550; ein mittle-
res
Schloß Coepenick bis 1677, und ein neues Schloß Coepenick
von 1677 bis auf diesen Tag. Von den beiden ältren Schlössern
werden wir in aller Kürze, vom neuen Schloß aber ausführlicher
zu sprechen haben.

Das alte Schloß Coepenick stand schon, als die erobernden
Deutschen ins Land kamen. Jatzko oder Jasso, der letzte Wen-
denfürst, an dessen Bekehrung die schöne Schildhornsage anknüpft,
residirte daselbst. Nach seiner Unterwerfung wurde die alte Wen-
denveste eine markgräfliche Burg und endlich ein kurfürstliches
Schloß. Ob askanische Markgrafen und hohenzollernsche Kurfürsten
einfach in das alte Steinnest einzogen, das Jatzko ihnen leer
gelassen hatte, oder ob die Jahrhunderte siegreich vordringenden
Deutschthum's aus der alten heidnischen Veste einen gothischen
Schloßbau schufen, muß dahin gestellt bleiben; wir wissen es nicht.
Unsere Archive geben uns Aufschluß über die Besitzverhältnisse des
alten Schlosses; aber nicht Bild, nicht Beschreibung sind auf uns
gekommen, die uns veranschaulichen könnten, wie Schloß Coepe-

bereits eine Burg und beherrſchte das Land. Die natürliche
Sicherheit, die ein Netz von Seen und Flußarmen der großen
Waldinſel giebt, an deren äußerſter Weſtecke Schloß Coepenick ge-
legen iſt, mußte in älteſten Zeiten ſchon dahin führen, eine „Burg“
hier zu errichten, eine weit hinaus lugende Veſte zur Vertheidi-
gung der Spree-Territorien, des „Gau’s Spriavana.“ Die Lage
von Stadt und Schloß iſt der des weiter flußabwärts gelegenen
Spandau in vielen Stücken ſo verwandt, daß man ſich faſt wun-
dern muß, die von der Natur gebotene Gelegenheit zur Anlage
einer Spree-Feſtung, auch in der rechten Flanke der Hauptſtadt,
ſo gar nicht benutzt zu ſehen.

Keine Feſtung, aber drei verſchiedene Schlöſſer haben
ſich im Lauf der Jahrhunderte auf der Sumpf- und Wald-Inſel
erhoben, die von der wendiſchen und der eigentlichen Spree an
dieſer Stelle gebildet wird und haben dadurch drei beſtimmte
Perioden in der Geſchichte Schloß Coepenicks vorgezeichnet. Wir
unterſcheiden ein altes Schloß Coepenick bis 1550; ein mittle-
res
Schloß Coepenick bis 1677, und ein neues Schloß Coepenick
von 1677 bis auf dieſen Tag. Von den beiden ältren Schlöſſern
werden wir in aller Kürze, vom neuen Schloß aber ausführlicher
zu ſprechen haben.

Das alte Schloß Coepenick ſtand ſchon, als die erobernden
Deutſchen ins Land kamen. Jatzko oder Jaſſo, der letzte Wen-
denfürſt, an deſſen Bekehrung die ſchöne Schildhornſage anknüpft,
reſidirte daſelbſt. Nach ſeiner Unterwerfung wurde die alte Wen-
denveſte eine markgräfliche Burg und endlich ein kurfürſtliches
Schloß. Ob askaniſche Markgrafen und hohenzollernſche Kurfürſten
einfach in das alte Steinneſt einzogen, das Jatzko ihnen leer
gelaſſen hatte, oder ob die Jahrhunderte ſiegreich vordringenden
Deutſchthum’s aus der alten heidniſchen Veſte einen gothiſchen
Schloßbau ſchufen, muß dahin geſtellt bleiben; wir wiſſen es nicht.
Unſere Archive geben uns Aufſchluß über die Beſitzverhältniſſe des
alten Schloſſes; aber nicht Bild, nicht Beſchreibung ſind auf uns
gekommen, die uns veranſchaulichen könnten, wie Schloß Coepe-

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[342/0360] bereits eine Burg und beherrſchte das Land. Die natürliche Sicherheit, die ein Netz von Seen und Flußarmen der großen Waldinſel giebt, an deren äußerſter Weſtecke Schloß Coepenick ge- legen iſt, mußte in älteſten Zeiten ſchon dahin führen, eine „Burg“ hier zu errichten, eine weit hinaus lugende Veſte zur Vertheidi- gung der Spree-Territorien, des „Gau’s Spriavana.“ Die Lage von Stadt und Schloß iſt der des weiter flußabwärts gelegenen Spandau in vielen Stücken ſo verwandt, daß man ſich faſt wun- dern muß, die von der Natur gebotene Gelegenheit zur Anlage einer Spree-Feſtung, auch in der rechten Flanke der Hauptſtadt, ſo gar nicht benutzt zu ſehen. Keine Feſtung, aber drei verſchiedene Schlöſſer haben ſich im Lauf der Jahrhunderte auf der Sumpf- und Wald-Inſel erhoben, die von der wendiſchen und der eigentlichen Spree an dieſer Stelle gebildet wird und haben dadurch drei beſtimmte Perioden in der Geſchichte Schloß Coepenicks vorgezeichnet. Wir unterſcheiden ein altes Schloß Coepenick bis 1550; ein mittle- res Schloß Coepenick bis 1677, und ein neues Schloß Coepenick von 1677 bis auf dieſen Tag. Von den beiden ältren Schlöſſern werden wir in aller Kürze, vom neuen Schloß aber ausführlicher zu ſprechen haben. Das alte Schloß Coepenick ſtand ſchon, als die erobernden Deutſchen ins Land kamen. Jatzko oder Jaſſo, der letzte Wen- denfürſt, an deſſen Bekehrung die ſchöne Schildhornſage anknüpft, reſidirte daſelbſt. Nach ſeiner Unterwerfung wurde die alte Wen- denveſte eine markgräfliche Burg und endlich ein kurfürſtliches Schloß. Ob askaniſche Markgrafen und hohenzollernſche Kurfürſten einfach in das alte Steinneſt einzogen, das Jatzko ihnen leer gelaſſen hatte, oder ob die Jahrhunderte ſiegreich vordringenden Deutſchthum’s aus der alten heidniſchen Veſte einen gothiſchen Schloßbau ſchufen, muß dahin geſtellt bleiben; wir wiſſen es nicht. Unſere Archive geben uns Aufſchluß über die Beſitzverhältniſſe des alten Schloſſes; aber nicht Bild, nicht Beſchreibung ſind auf uns gekommen, die uns veranſchaulichen könnten, wie Schloß Coepe-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/360>, abgerufen am 21.11.2024.