brochen zu sein. Schweden und Brandenburg vereint sahen sich einem stärkeren Feinde gegenüber, als Polen vor seiner Nieder- werfung gewesen war. Johann Casimir kehrte nach Warschau zu- rück und sammelte ein Heer in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt, zwischen Bug und Weichsel. Die Zahl desselben wird verschieden angegeben und schwankt zwischen 40,000 und 200,000. Wahr- scheinlich waren es 50,000 Mann, eher mehr als weniger. Am 18. Juli 1656 kam es zu der berühmten dreitägigen Schlacht von Warschau.
Versuch' ich es, aus dem zum Theil widersprechenden Mate- rial, das mir über diese Schlacht vorliegt, unter Fortlassung von Nebensächlichem und Ausgleichung von Widersprüchen, ein einiger- maßen übersichtliches Schlachtbild zu entwerfen.
Die Polen, so scheint es, hatten eine befestigte Hügel-Position inne, zahlreiche Artillerie in der Front ihrer Stellung, einiges Fußvolk am linken und rechten Flügel und zahlreiche Reiterabthei- lungen (einige Schriftsteller sprechen von 20,000) im Centrum auf einem die ganze Stellung beherrschenden Plateau. Dies Pla- teau bildete den Schlüssel zur Position; aber es erschien äußerst schwierig, sich dieses Schlüssels zu bemächtigen, da, abgesehen von der Festigkeit, die die Hügelstellung an und für sich bot, ein An- griff an dieser Stelle auch dadurch erschwert wurde, daß sich am Abhange des Plateau's ein Gehölz hinzog, das mit den besten polnischen Fußtruppen besetzt war. Gehölz und Plateau deckten und unterstützten sich gegenseitig. Nur drei Wege erschienen für den Angriff möglich: ein Frontal-Angriff gegen die beiden Flügel, oder aber eine Umgehung der feindlichen Stellung überhaupt, oder drittens eine Durchbrechung des Centrums. Alle drei Wege wur- den versucht.
Das schwedisch-brandenburgische Heer, wahrscheinlich um etwas schwächer, als das Heer Johann Casimir's, stand in entsprechender Dreitheilung dieser formidablen Position der Polen gegenüber. Der Angriff war beschlossen. Am rechten Flügel commandirte Karl Gustav die Schweden, am linken der Kurfürst eine aus Schweden
brochen zu ſein. Schweden und Brandenburg vereint ſahen ſich einem ſtärkeren Feinde gegenüber, als Polen vor ſeiner Nieder- werfung geweſen war. Johann Caſimir kehrte nach Warſchau zu- rück und ſammelte ein Heer in unmittelbarer Nähe der Hauptſtadt, zwiſchen Bug und Weichſel. Die Zahl deſſelben wird verſchieden angegeben und ſchwankt zwiſchen 40,000 und 200,000. Wahr- ſcheinlich waren es 50,000 Mann, eher mehr als weniger. Am 18. Juli 1656 kam es zu der berühmten dreitägigen Schlacht von Warſchau.
Verſuch’ ich es, aus dem zum Theil widerſprechenden Mate- rial, das mir über dieſe Schlacht vorliegt, unter Fortlaſſung von Nebenſächlichem und Ausgleichung von Widerſprüchen, ein einiger- maßen überſichtliches Schlachtbild zu entwerfen.
Die Polen, ſo ſcheint es, hatten eine befeſtigte Hügel-Poſition inne, zahlreiche Artillerie in der Front ihrer Stellung, einiges Fußvolk am linken und rechten Flügel und zahlreiche Reiterabthei- lungen (einige Schriftſteller ſprechen von 20,000) im Centrum auf einem die ganze Stellung beherrſchenden Plateau. Dies Pla- teau bildete den Schlüſſel zur Poſition; aber es erſchien äußerſt ſchwierig, ſich dieſes Schlüſſels zu bemächtigen, da, abgeſehen von der Feſtigkeit, die die Hügelſtellung an und für ſich bot, ein An- griff an dieſer Stelle auch dadurch erſchwert wurde, daß ſich am Abhange des Plateau’s ein Gehölz hinzog, das mit den beſten polniſchen Fußtruppen beſetzt war. Gehölz und Plateau deckten und unterſtützten ſich gegenſeitig. Nur drei Wege erſchienen für den Angriff möglich: ein Frontal-Angriff gegen die beiden Flügel, oder aber eine Umgehung der feindlichen Stellung überhaupt, oder drittens eine Durchbrechung des Centrums. Alle drei Wege wur- den verſucht.
Das ſchwediſch-brandenburgiſche Heer, wahrſcheinlich um etwas ſchwächer, als das Heer Johann Caſimir’s, ſtand in entſprechender Dreitheilung dieſer formidablen Poſition der Polen gegenüber. Der Angriff war beſchloſſen. Am rechten Flügel commandirte Karl Guſtav die Schweden, am linken der Kurfürſt eine aus Schweden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0321"n="303"/>
brochen zu ſein. Schweden und Brandenburg vereint ſahen ſich<lb/>
einem ſtärkeren Feinde gegenüber, als Polen vor ſeiner Nieder-<lb/>
werfung geweſen war. Johann Caſimir kehrte nach Warſchau zu-<lb/>
rück und ſammelte ein Heer in unmittelbarer Nähe der Hauptſtadt,<lb/>
zwiſchen Bug und Weichſel. Die Zahl deſſelben wird verſchieden<lb/>
angegeben und ſchwankt zwiſchen 40,000 und 200,000. Wahr-<lb/>ſcheinlich waren es 50,000 Mann, eher mehr als weniger. Am<lb/>
18. Juli 1656 kam es zu der berühmten dreitägigen Schlacht<lb/>
von Warſchau.</p><lb/><p>Verſuch’ ich es, aus dem zum Theil widerſprechenden Mate-<lb/>
rial, das mir über dieſe Schlacht vorliegt, unter Fortlaſſung von<lb/>
Nebenſächlichem und Ausgleichung von Widerſprüchen, ein einiger-<lb/>
maßen überſichtliches Schlachtbild zu entwerfen.</p><lb/><p>Die Polen, ſo ſcheint es, hatten eine befeſtigte Hügel-Poſition<lb/>
inne, zahlreiche Artillerie in der Front ihrer Stellung, einiges<lb/>
Fußvolk am linken und rechten Flügel und zahlreiche Reiterabthei-<lb/>
lungen (einige Schriftſteller ſprechen von 20,000) im <hirendition="#g">Centrum</hi><lb/>
auf einem die ganze Stellung beherrſchenden Plateau. Dies Pla-<lb/>
teau bildete den Schlüſſel zur Poſition; aber es erſchien äußerſt<lb/>ſchwierig, ſich dieſes Schlüſſels zu bemächtigen, da, abgeſehen von<lb/>
der Feſtigkeit, die die Hügelſtellung an und für ſich bot, ein An-<lb/>
griff an dieſer Stelle auch dadurch erſchwert wurde, daß ſich am<lb/>
Abhange des Plateau’s ein Gehölz hinzog, das mit den beſten<lb/>
polniſchen Fußtruppen beſetzt war. Gehölz und Plateau deckten<lb/>
und unterſtützten ſich gegenſeitig. Nur drei Wege erſchienen für<lb/>
den Angriff möglich: ein Frontal-Angriff gegen die beiden Flügel,<lb/>
oder aber eine Umgehung der feindlichen Stellung überhaupt, oder<lb/>
drittens eine Durchbrechung des Centrums. Alle drei Wege wur-<lb/>
den verſucht.</p><lb/><p>Das ſchwediſch-brandenburgiſche Heer, wahrſcheinlich um etwas<lb/>ſchwächer, als das Heer Johann Caſimir’s, ſtand in entſprechender<lb/>
Dreitheilung dieſer formidablen Poſition der Polen gegenüber. Der<lb/>
Angriff war beſchloſſen. Am rechten Flügel commandirte Karl<lb/>
Guſtav die Schweden, am linken der Kurfürſt eine aus Schweden<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[303/0321]
brochen zu ſein. Schweden und Brandenburg vereint ſahen ſich
einem ſtärkeren Feinde gegenüber, als Polen vor ſeiner Nieder-
werfung geweſen war. Johann Caſimir kehrte nach Warſchau zu-
rück und ſammelte ein Heer in unmittelbarer Nähe der Hauptſtadt,
zwiſchen Bug und Weichſel. Die Zahl deſſelben wird verſchieden
angegeben und ſchwankt zwiſchen 40,000 und 200,000. Wahr-
ſcheinlich waren es 50,000 Mann, eher mehr als weniger. Am
18. Juli 1656 kam es zu der berühmten dreitägigen Schlacht
von Warſchau.
Verſuch’ ich es, aus dem zum Theil widerſprechenden Mate-
rial, das mir über dieſe Schlacht vorliegt, unter Fortlaſſung von
Nebenſächlichem und Ausgleichung von Widerſprüchen, ein einiger-
maßen überſichtliches Schlachtbild zu entwerfen.
Die Polen, ſo ſcheint es, hatten eine befeſtigte Hügel-Poſition
inne, zahlreiche Artillerie in der Front ihrer Stellung, einiges
Fußvolk am linken und rechten Flügel und zahlreiche Reiterabthei-
lungen (einige Schriftſteller ſprechen von 20,000) im Centrum
auf einem die ganze Stellung beherrſchenden Plateau. Dies Pla-
teau bildete den Schlüſſel zur Poſition; aber es erſchien äußerſt
ſchwierig, ſich dieſes Schlüſſels zu bemächtigen, da, abgeſehen von
der Feſtigkeit, die die Hügelſtellung an und für ſich bot, ein An-
griff an dieſer Stelle auch dadurch erſchwert wurde, daß ſich am
Abhange des Plateau’s ein Gehölz hinzog, das mit den beſten
polniſchen Fußtruppen beſetzt war. Gehölz und Plateau deckten
und unterſtützten ſich gegenſeitig. Nur drei Wege erſchienen für
den Angriff möglich: ein Frontal-Angriff gegen die beiden Flügel,
oder aber eine Umgehung der feindlichen Stellung überhaupt, oder
drittens eine Durchbrechung des Centrums. Alle drei Wege wur-
den verſucht.
Das ſchwediſch-brandenburgiſche Heer, wahrſcheinlich um etwas
ſchwächer, als das Heer Johann Caſimir’s, ſtand in entſprechender
Dreitheilung dieſer formidablen Poſition der Polen gegenüber. Der
Angriff war beſchloſſen. Am rechten Flügel commandirte Karl
Guſtav die Schweden, am linken der Kurfürſt eine aus Schweden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/321>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.