das im Jahre 1652, in Huldigung gegen die Oranierin, deren Eigenthum und Lieblingssitz es inzwischen geworden war, den Namen "die Oranienburg" erhielt. In kürzester Frist that auch die zu Füßen des Schlosses gelegene Stadt ihren alten Namen Bötzow bei Seite und nahm den Namen Oranienburg an. Das Jahr 1650 (eigentlich 52) bezeichnet also einen Wendepunkt; bis dahin Burg und Stadt Bötzow, von da ab Schloß und Stadt Oranienburg.
Auch die Geschichte von Schloß Oranienburg, der wir uns jetzt zuwenden, sondert sich in drei bemerkenswerthe Gruppen; in die Zeit der Kurfürstin Louise Henriette von 1650--1667, in die Zeit ihres Sohnes, des ersten Königs, von 1688--1713 und in die Zeit des Prinzen August Wilhelm, von 1744--1758. Alles Andere wird nur in Kürze zu erwähnen sein.
(Die Zeit Louise Henriettens von 1650--1667.) Kaum war die Schenkungsurkunde ausgestellt, so begann auch die Thätigkeit der hohen Frau, die durch den Anblick frischer Wiesen nicht nur an die Bilder ihrer Heimath erinnert, die auch vor Allem einen Wohlstand, wie ihn die Niederlande seit lange kannten, hier in's Dasein rufen und nach Möglichkeit die Wunden heilen wollte, die der 30jährige Krieg diesen schwer geprüften Landes- theilen geschlagen hatte. Kolonisten wurden in's Land gezogen, Häuser gebaut, Vorwerke angelegt und alle zur Landwirthschaft gehörigen Einzelheiten alsbald mit Emsigkeit betrieben. Eine Meierei entstand und Gärten und Anlagen faßten alsbald das Schloß ein, in denen der Gemüsebau, die Baum- und Blumenzucht das Inter- esse der Kurfürstin und die Arbeit der Kolonisten gleichzeitig in Anspruch nahmen. Sie war eine sehr fromme Frau (ihr Leben und ihre Lieder zeugen in gleicher Weise dafür) aber ihre Fröm- migkeit war nicht von der blos beschaulichen Art und neben dem "bete" stand ihr das "arbeite." Mild und wohlwollend wie sie war, duldete sie doch keine Nachlässigkeit, und in diesem Sinne
das im Jahre 1652, in Huldigung gegen die Oranierin, deren Eigenthum und Lieblingsſitz es inzwiſchen geworden war, den Namen „die Oranienburg“ erhielt. In kürzeſter Friſt that auch die zu Füßen des Schloſſes gelegene Stadt ihren alten Namen Bötzow bei Seite und nahm den Namen Oranienburg an. Das Jahr 1650 (eigentlich 52) bezeichnet alſo einen Wendepunkt; bis dahin Burg und Stadt Bötzow, von da ab Schloß und Stadt Oranienburg.
Auch die Geſchichte von Schloß Oranienburg, der wir uns jetzt zuwenden, ſondert ſich in drei bemerkenswerthe Gruppen; in die Zeit der Kurfürſtin Louiſe Henriette von 1650—1667, in die Zeit ihres Sohnes, des erſten Königs, von 1688—1713 und in die Zeit des Prinzen Auguſt Wilhelm, von 1744—1758. Alles Andere wird nur in Kürze zu erwähnen ſein.
(Die Zeit Louiſe Henriettens von 1650—1667.) Kaum war die Schenkungsurkunde ausgeſtellt, ſo begann auch die Thätigkeit der hohen Frau, die durch den Anblick friſcher Wieſen nicht nur an die Bilder ihrer Heimath erinnert, die auch vor Allem einen Wohlſtand, wie ihn die Niederlande ſeit lange kannten, hier in’s Daſein rufen und nach Möglichkeit die Wunden heilen wollte, die der 30jährige Krieg dieſen ſchwer geprüften Landes- theilen geſchlagen hatte. Koloniſten wurden in’s Land gezogen, Häuſer gebaut, Vorwerke angelegt und alle zur Landwirthſchaft gehörigen Einzelheiten alsbald mit Emſigkeit betrieben. Eine Meierei entſtand und Gärten und Anlagen faßten alsbald das Schloß ein, in denen der Gemüſebau, die Baum- und Blumenzucht das Inter- eſſe der Kurfürſtin und die Arbeit der Koloniſten gleichzeitig in Anſpruch nahmen. Sie war eine ſehr fromme Frau (ihr Leben und ihre Lieder zeugen in gleicher Weiſe dafür) aber ihre Fröm- migkeit war nicht von der blos beſchaulichen Art und neben dem „bete“ ſtand ihr das „arbeite.“ Mild und wohlwollend wie ſie war, duldete ſie doch keine Nachläſſigkeit, und in dieſem Sinne
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das im Jahre 1652, in Huldigung gegen die Oranierin, deren
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Namen „die Oranienburg“ erhielt. In kürzeſter Friſt that auch
die zu Füßen des Schloſſes gelegene Stadt ihren alten Namen
Bötzow bei Seite und nahm den Namen Oranienburg an.
Das Jahr 1650 (eigentlich 52) bezeichnet alſo einen Wendepunkt;
bis dahin Burg und Stadt Bötzow, von da ab Schloß und
Stadt Oranienburg.
Auch die Geſchichte von Schloß Oranienburg, der wir uns
jetzt zuwenden, ſondert ſich in drei bemerkenswerthe Gruppen; in
die Zeit der Kurfürſtin Louiſe Henriette von 1650—1667, in die
Zeit ihres Sohnes, des erſten Königs, von 1688—1713 und in
die Zeit des Prinzen Auguſt Wilhelm, von 1744—1758. Alles
Andere wird nur in Kürze zu erwähnen ſein.
(Die Zeit Louiſe Henriettens von 1650—1667.)
Kaum war die Schenkungsurkunde ausgeſtellt, ſo begann auch die
Thätigkeit der hohen Frau, die durch den Anblick friſcher Wieſen
nicht nur an die Bilder ihrer Heimath erinnert, die auch vor Allem
einen Wohlſtand, wie ihn die Niederlande ſeit lange kannten,
hier in’s Daſein rufen und nach Möglichkeit die Wunden heilen
wollte, die der 30jährige Krieg dieſen ſchwer geprüften Landes-
theilen geſchlagen hatte. Koloniſten wurden in’s Land gezogen,
Häuſer gebaut, Vorwerke angelegt und alle zur Landwirthſchaft
gehörigen Einzelheiten alsbald mit Emſigkeit betrieben. Eine Meierei
entſtand und Gärten und Anlagen faßten alsbald das Schloß ein,
in denen der Gemüſebau, die Baum- und Blumenzucht das Inter-
eſſe der Kurfürſtin und die Arbeit der Koloniſten gleichzeitig in
Anſpruch nahmen. Sie war eine ſehr fromme Frau (ihr Leben
und ihre Lieder zeugen in gleicher Weiſe dafür) aber ihre Fröm-
migkeit war nicht von der blos beſchaulichen Art und neben dem
„bete“ ſtand ihr das „arbeite.“ Mild und wohlwollend wie ſie
war, duldete ſie doch keine Nachläſſigkeit, und in dieſem Sinne
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/230>, abgerufen am 25.11.2024.
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