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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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machte er die Feldzüge von 1813 und 1814 auf preußischer Seite
mit, ward General-Major und kehrte 1814 nach dem Sturz
Napoleons wieder nach Frankreich zurück. 1815, während der
hundert Tage, folgte er Ludwig XVIII. nach Gent, befehligte
1823 in dem catalonischen Heere eine Cavallerie-Brigade und
wurde General-Lieutenant. In den Besitz aller seiner früheren
Güter wieder eingesetzt, ward er (wahrscheinlich erst unter Louis
Philipp) Marquis und Pair von Frankreich. Kurze Zeit vor der
Februar-Revolution sah ihn ein alter Bekannter aus den Rheins-
berger Tagen her, in der Pairskammer sich erheben und das Wort
ergreifen; er hatte ihn in 46 Jahren nicht gesehn, seit jenem
Tage nicht, wo der Marquis (damals Graf) dem Sarge des Prin-
zen zur letzten Ruhestätte gefolgt war. Der Marquis starb im
Jahr darauf (1849).

Wir wenden uns zum Schluß der Gräfin zu. Sie war 1815,
nach dem völligen Niederwerfen Napoleons ihrem Gatten nach
Paris gefolgt und hatte, wiewohl schon über 40 hinaus, am Hofe
Ludwigs XVIII. Huldigungen entgegen genommen, die, mit Rück-
sicht auf den Ort, wo sie dargebracht wurden, fast die Triumphe
ihrer Jugend in den Schatten stellten. Sie war noch immer eine
schöne Frau und Teint und Haar von altem Glanz; hatte sie
doch stets das Leben leicht genommen, und im Gefühl, für die
Freude geboren zu sein, der anklopfenden Sorge nie geöffnet.
Aber wenn sie auch kein Naturell hatte für den Gram, so war
sie doch empfindlich gegen Kränkungen und diese blieben nicht aus.
Sie war eitel und herrschsüchtig, und so leicht es ihr wurde, die
leichte Moral der Hauptstadt und ihres eignen Hauses zu tragen,
so unerträglich war es ihr, die Herrschaft im Hause mit einer
Rivalin zu theilen
. Das Blatt hatte sich gewandt und die alte
Schuld der Rheinsberger Tage wurde spät gebüßt. Die Marquise
entschloß sich, Paris aufzugeben, ein Vorwand wurde gefunden
("der Pächter habe das Gut vernachlässigt") und 1826 zog die
Marquise in das schlichte Wohnhaus von Koepernitz ein.

Dort hat sie noch 33 Jahre gelebt und Alt und Jung weiß

machte er die Feldzüge von 1813 und 1814 auf preußiſcher Seite
mit, ward General-Major und kehrte 1814 nach dem Sturz
Napoleons wieder nach Frankreich zurück. 1815, während der
hundert Tage, folgte er Ludwig XVIII. nach Gent, befehligte
1823 in dem cataloniſchen Heere eine Cavallerie-Brigade und
wurde General-Lieutenant. In den Beſitz aller ſeiner früheren
Güter wieder eingeſetzt, ward er (wahrſcheinlich erſt unter Louis
Philipp) Marquis und Pair von Frankreich. Kurze Zeit vor der
Februar-Revolution ſah ihn ein alter Bekannter aus den Rheins-
berger Tagen her, in der Pairskammer ſich erheben und das Wort
ergreifen; er hatte ihn in 46 Jahren nicht geſehn, ſeit jenem
Tage nicht, wo der Marquis (damals Graf) dem Sarge des Prin-
zen zur letzten Ruheſtätte gefolgt war. Der Marquis ſtarb im
Jahr darauf (1849).

Wir wenden uns zum Schluß der Gräfin zu. Sie war 1815,
nach dem völligen Niederwerfen Napoleons ihrem Gatten nach
Paris gefolgt und hatte, wiewohl ſchon über 40 hinaus, am Hofe
Ludwigs XVIII. Huldigungen entgegen genommen, die, mit Rück-
ſicht auf den Ort, wo ſie dargebracht wurden, faſt die Triumphe
ihrer Jugend in den Schatten ſtellten. Sie war noch immer eine
ſchöne Frau und Teint und Haar von altem Glanz; hatte ſie
doch ſtets das Leben leicht genommen, und im Gefühl, für die
Freude geboren zu ſein, der anklopfenden Sorge nie geöffnet.
Aber wenn ſie auch kein Naturell hatte für den Gram, ſo war
ſie doch empfindlich gegen Kränkungen und dieſe blieben nicht aus.
Sie war eitel und herrſchſüchtig, und ſo leicht es ihr wurde, die
leichte Moral der Hauptſtadt und ihres eignen Hauſes zu tragen,
ſo unerträglich war es ihr, die Herrſchaft im Hauſe mit einer
Rivalin zu theilen
. Das Blatt hatte ſich gewandt und die alte
Schuld der Rheinsberger Tage wurde ſpät gebüßt. Die Marquiſe
entſchloß ſich, Paris aufzugeben, ein Vorwand wurde gefunden
(„der Pächter habe das Gut vernachläſſigt“) und 1826 zog die
Marquiſe in das ſchlichte Wohnhaus von Koepernitz ein.

Dort hat ſie noch 33 Jahre gelebt und Alt und Jung weiß

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[140/0158] machte er die Feldzüge von 1813 und 1814 auf preußiſcher Seite mit, ward General-Major und kehrte 1814 nach dem Sturz Napoleons wieder nach Frankreich zurück. 1815, während der hundert Tage, folgte er Ludwig XVIII. nach Gent, befehligte 1823 in dem cataloniſchen Heere eine Cavallerie-Brigade und wurde General-Lieutenant. In den Beſitz aller ſeiner früheren Güter wieder eingeſetzt, ward er (wahrſcheinlich erſt unter Louis Philipp) Marquis und Pair von Frankreich. Kurze Zeit vor der Februar-Revolution ſah ihn ein alter Bekannter aus den Rheins- berger Tagen her, in der Pairskammer ſich erheben und das Wort ergreifen; er hatte ihn in 46 Jahren nicht geſehn, ſeit jenem Tage nicht, wo der Marquis (damals Graf) dem Sarge des Prin- zen zur letzten Ruheſtätte gefolgt war. Der Marquis ſtarb im Jahr darauf (1849). Wir wenden uns zum Schluß der Gräfin zu. Sie war 1815, nach dem völligen Niederwerfen Napoleons ihrem Gatten nach Paris gefolgt und hatte, wiewohl ſchon über 40 hinaus, am Hofe Ludwigs XVIII. Huldigungen entgegen genommen, die, mit Rück- ſicht auf den Ort, wo ſie dargebracht wurden, faſt die Triumphe ihrer Jugend in den Schatten ſtellten. Sie war noch immer eine ſchöne Frau und Teint und Haar von altem Glanz; hatte ſie doch ſtets das Leben leicht genommen, und im Gefühl, für die Freude geboren zu ſein, der anklopfenden Sorge nie geöffnet. Aber wenn ſie auch kein Naturell hatte für den Gram, ſo war ſie doch empfindlich gegen Kränkungen und dieſe blieben nicht aus. Sie war eitel und herrſchſüchtig, und ſo leicht es ihr wurde, die leichte Moral der Hauptſtadt und ihres eignen Hauſes zu tragen, ſo unerträglich war es ihr, die Herrſchaft im Hauſe mit einer Rivalin zu theilen. Das Blatt hatte ſich gewandt und die alte Schuld der Rheinsberger Tage wurde ſpät gebüßt. Die Marquiſe entſchloß ſich, Paris aufzugeben, ein Vorwand wurde gefunden („der Pächter habe das Gut vernachläſſigt“) und 1826 zog die Marquiſe in das ſchlichte Wohnhaus von Koepernitz ein. Dort hat ſie noch 33 Jahre gelebt und Alt und Jung weiß

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/158>, abgerufen am 29.11.2024.