anderer Stelle boten sich, neben einander gestellt, die Büsten des großen Kurfürsten und des Prinzen, dem Auge des letzteren dar und französische Verse zogen Parallelen zwischen jenem, der ein Vater flüchtiger Franzosen wurde, und zwischen diesem, "der die Herzen aller Franzosen unter das Gesetz seiner geistigen Macht und Schönheit zu zwingen wußte;" die Haupt-Ueberraschung aber brachte der Abend.
Im Rücken von Tamsel, unmittelbar hinter dem Park, liegt eine romantische Wald- und Hügel-Parthie, durch die sich ein Hohlweg, die Straße nach dem benachbarten Zorndorf, zieht. Sei es, daß die Lokalität einige Züge mit dem Terrain, um dessen Reproducirung es sich handelte, gemein hat, oder sei es, daß man einfach nahm, was man hatte, gleichviel, der Hohlweg war auf Anordnung des Grafen Ludwig überbrückt worden, um an dieser Stelle die Erstürmung des Passes von Gabel, eine der glänzendsten Waffenthaten des Prinzen, noch einmal bildlich zur Darstellung zu bringen. Im Hohlweg standen die Tamseler und Cüstriner, Kopf an Kopf, um Zeuge des prächtigen Schauspiels zu sein und Feuerwerk und Leuchtkugeln erhellten die Nacht, als Graf Ludwig, von dem links gelegenen Hügel aus, den Prinzen an den Eingang zur Brücke führte. Unter dem Jubel der Menge überschritt der Prinz diese, an deren entgegengesetztem Ende ihm drei Johanniter-Ritter (Graf Dönhof, v. Schack und v. Tauentzien) in ihren rothen Ordensmänteln entgegentraten und auf die Worte hinwiesen:
Henry parait! il fait se rendre! Vous fremissez fiers autrichiens! Si vous pouviez le voir, si vous pouviez l'entendre Vous beniriez le sort qui vous met dans ses mains.
Also etwa:
Heinrich erscheint und vor seinem Begegnen Zittert Oesterreich und unterliegt; -- Kenntet ihr ihn, ihr würdet es segnen, Stolze Feinde, daß Er euch besiegt.
anderer Stelle boten ſich, neben einander geſtellt, die Büſten des großen Kurfürſten und des Prinzen, dem Auge des letzteren dar und franzöſiſche Verſe zogen Parallelen zwiſchen jenem, der ein Vater flüchtiger Franzoſen wurde, und zwiſchen dieſem, „der die Herzen aller Franzoſen unter das Geſetz ſeiner geiſtigen Macht und Schönheit zu zwingen wußte;“ die Haupt-Ueberraſchung aber brachte der Abend.
Im Rücken von Tamſel, unmittelbar hinter dem Park, liegt eine romantiſche Wald- und Hügel-Parthie, durch die ſich ein Hohlweg, die Straße nach dem benachbarten Zorndorf, zieht. Sei es, daß die Lokalität einige Züge mit dem Terrain, um deſſen Reproducirung es ſich handelte, gemein hat, oder ſei es, daß man einfach nahm, was man hatte, gleichviel, der Hohlweg war auf Anordnung des Grafen Ludwig überbrückt worden, um an dieſer Stelle die Erſtürmung des Paſſes von Gabel, eine der glänzendſten Waffenthaten des Prinzen, noch einmal bildlich zur Darſtellung zu bringen. Im Hohlweg ſtanden die Tamſeler und Cüſtriner, Kopf an Kopf, um Zeuge des prächtigen Schauſpiels zu ſein und Feuerwerk und Leuchtkugeln erhellten die Nacht, als Graf Ludwig, von dem links gelegenen Hügel aus, den Prinzen an den Eingang zur Brücke führte. Unter dem Jubel der Menge überſchritt der Prinz dieſe, an deren entgegengeſetztem Ende ihm drei Johanniter-Ritter (Graf Dönhof, v. Schack und v. Tauentzien) in ihren rothen Ordensmänteln entgegentraten und auf die Worte hinwieſen:
Henry parait! il fait se rendre! Vous fremissez fiers autrichiens! Si vous pouviez le voir, si vous pouviez l’entendre Vous béniriez le sort qui vous met dans ses mains.
Alſo etwa:
Heinrich erſcheint und vor ſeinem Begegnen Zittert Oeſterreich und unterliegt; — Kenntet ihr ihn, ihr würdet es ſegnen, Stolze Feinde, daß Er euch beſiegt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0142"n="124"/>
anderer Stelle boten ſich, neben einander geſtellt, die Büſten des<lb/>
großen Kurfürſten und des Prinzen, dem Auge des letzteren dar<lb/>
und franzöſiſche Verſe zogen Parallelen zwiſchen jenem, der ein<lb/>
Vater flüchtiger Franzoſen wurde, und zwiſchen dieſem, „der die<lb/>
Herzen aller Franzoſen unter das Geſetz ſeiner geiſtigen Macht und<lb/>
Schönheit zu zwingen wußte;“ die Haupt-Ueberraſchung aber<lb/>
brachte der Abend.</p><lb/><p>Im Rücken von Tamſel, unmittelbar hinter dem Park, liegt<lb/>
eine romantiſche Wald- und Hügel-Parthie, durch die ſich ein<lb/><hirendition="#g">Hohlweg</hi>, die Straße nach dem benachbarten Zorndorf, zieht.<lb/>
Sei es, daß die Lokalität einige Züge mit dem Terrain, um<lb/>
deſſen Reproducirung es ſich handelte, gemein hat, oder ſei es,<lb/>
daß man einfach nahm, was man hatte, gleichviel, der Hohlweg<lb/>
war auf Anordnung des Grafen Ludwig überbrückt worden, um<lb/>
an dieſer Stelle die Erſtürmung des Paſſes von Gabel, eine der<lb/>
glänzendſten Waffenthaten des Prinzen, noch einmal bildlich zur<lb/>
Darſtellung zu bringen. Im Hohlweg ſtanden die Tamſeler und<lb/>
Cüſtriner, Kopf an Kopf, um Zeuge des prächtigen Schauſpiels<lb/>
zu ſein und Feuerwerk und Leuchtkugeln erhellten die Nacht, als<lb/>
Graf Ludwig, von dem links gelegenen Hügel aus, den Prinzen<lb/>
an den Eingang zur Brücke führte. Unter dem Jubel der Menge<lb/>
überſchritt der Prinz dieſe, an deren entgegengeſetztem Ende ihm<lb/>
drei Johanniter-Ritter (Graf Dönhof, v. Schack und v. Tauentzien)<lb/>
in ihren rothen Ordensmänteln entgegentraten und auf die Worte<lb/>
hinwieſen:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">Henry parait! il fait se rendre!</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Vous fremissez fiers autrichiens!</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Si vous pouviez le voir, si vous pouviez l’entendre</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Vous béniriez le sort qui vous met dans ses mains.</hi></l></lg><lb/><p>Alſo etwa:</p><lb/><lgtype="poem"><l>Heinrich erſcheint und vor ſeinem Begegnen</l><lb/><l>Zittert Oeſterreich und unterliegt; —</l><lb/><l>Kenntet ihr ihn, ihr würdet es ſegnen,</l><lb/><l>Stolze Feinde, daß <hirendition="#g">Er</hi> euch beſiegt.</l></lg><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[124/0142]
anderer Stelle boten ſich, neben einander geſtellt, die Büſten des
großen Kurfürſten und des Prinzen, dem Auge des letzteren dar
und franzöſiſche Verſe zogen Parallelen zwiſchen jenem, der ein
Vater flüchtiger Franzoſen wurde, und zwiſchen dieſem, „der die
Herzen aller Franzoſen unter das Geſetz ſeiner geiſtigen Macht und
Schönheit zu zwingen wußte;“ die Haupt-Ueberraſchung aber
brachte der Abend.
Im Rücken von Tamſel, unmittelbar hinter dem Park, liegt
eine romantiſche Wald- und Hügel-Parthie, durch die ſich ein
Hohlweg, die Straße nach dem benachbarten Zorndorf, zieht.
Sei es, daß die Lokalität einige Züge mit dem Terrain, um
deſſen Reproducirung es ſich handelte, gemein hat, oder ſei es,
daß man einfach nahm, was man hatte, gleichviel, der Hohlweg
war auf Anordnung des Grafen Ludwig überbrückt worden, um
an dieſer Stelle die Erſtürmung des Paſſes von Gabel, eine der
glänzendſten Waffenthaten des Prinzen, noch einmal bildlich zur
Darſtellung zu bringen. Im Hohlweg ſtanden die Tamſeler und
Cüſtriner, Kopf an Kopf, um Zeuge des prächtigen Schauſpiels
zu ſein und Feuerwerk und Leuchtkugeln erhellten die Nacht, als
Graf Ludwig, von dem links gelegenen Hügel aus, den Prinzen
an den Eingang zur Brücke führte. Unter dem Jubel der Menge
überſchritt der Prinz dieſe, an deren entgegengeſetztem Ende ihm
drei Johanniter-Ritter (Graf Dönhof, v. Schack und v. Tauentzien)
in ihren rothen Ordensmänteln entgegentraten und auf die Worte
hinwieſen:
Henry parait! il fait se rendre!
Vous fremissez fiers autrichiens!
Si vous pouviez le voir, si vous pouviez l’entendre
Vous béniriez le sort qui vous met dans ses mains.
Alſo etwa:
Heinrich erſcheint und vor ſeinem Begegnen
Zittert Oeſterreich und unterliegt; —
Kenntet ihr ihn, ihr würdet es ſegnen,
Stolze Feinde, daß Er euch beſiegt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/142>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.