Freundschaft scheint aber noch das Gefühl besonderer Waffen- brüderschaft die Wahl bestimmt zu haben. Es ist bekannt, welche entscheidende Rolle dem Prinzen während der Prager Schlacht zu- fiel. Prag, nebst Freiberg, wo sein Feldherrngeschick sich in noch glänzenderem Lichte zeigte, blieb seine Lieblings-Affaire (etwa wie Friedrich Wilhelm III. mit Vorliebe der Schlacht von Kulm ge- dachte), und alle diejenigen, die daran theilgenommen hatten, standen seinem Herzen besonders nah. Der im Volk schon damals lebende Glaube, daß "Schwerin mit der Fahne" die Schlacht entschieden habe, scheint ihm aber im Gefühl dessen, was er selbst geleistet hatte, unbequem gewesen zu sein, und nachdem er die frü- heren Thaten Schwerin's mit großer Wärme des Ausdrucks auf- gezählt hat, schließt er ziemlich nüchtern: "Un drapeau a la main il fut la victime de son zele devant Prague le 6 de Mai 1757". Er rühmt nur den "Eifer", weiter nichts.
Die Inschriften sind alle interessant, aber nur zwei theile ich noch vorzugsweise mit. Vom Quartiermeister v. d. Marwitz (Hoch- kirch) heißt es am Schluß: "Etant mort a 36 ans en 1759 son merite et ses services seroient oublies si ce monu- ment n'en conservoit la memoire." Darin hat sich der Prinz nun allerdings geirrt; man kennt Marwitz auch ohne den Rheins- berger Obelisken.
Die schönsten Worte richten sich an Zieten. Innigkeit und wahre Verehrung spricht aus jeder Zeile. Der alte Husar ist auch hier Sieger geblieben:
Toutes les fois qu'il combattit il triompha. Son coup d'oeil militaire joint A sa valeur heroique Decidoit du succes des combats; Mais ce qui le distinguait encore plus Ce furent son integrite, son desinteressement Et son mepris pour tous ceux Qui s'enrichissaient aux depens Des peuples opprimes.
Freundſchaft ſcheint aber noch das Gefühl beſonderer Waffen- brüderſchaft die Wahl beſtimmt zu haben. Es iſt bekannt, welche entſcheidende Rolle dem Prinzen während der Prager Schlacht zu- fiel. Prag, nebſt Freiberg, wo ſein Feldherrngeſchick ſich in noch glänzenderem Lichte zeigte, blieb ſeine Lieblings-Affaire (etwa wie Friedrich Wilhelm III. mit Vorliebe der Schlacht von Kulm ge- dachte), und alle diejenigen, die daran theilgenommen hatten, ſtanden ſeinem Herzen beſonders nah. Der im Volk ſchon damals lebende Glaube, daß „Schwerin mit der Fahne“ die Schlacht entſchieden habe, ſcheint ihm aber im Gefühl deſſen, was er ſelbſt geleiſtet hatte, unbequem geweſen zu ſein, und nachdem er die frü- heren Thaten Schwerin’s mit großer Wärme des Ausdrucks auf- gezählt hat, ſchließt er ziemlich nüchtern: „Un drapeau à la main il fut la victime de son zèle devant Prague le 6 de Mai 1757“. Er rühmt nur den „Eifer“, weiter nichts.
Die Inſchriften ſind alle intereſſant, aber nur zwei theile ich noch vorzugsweiſe mit. Vom Quartiermeiſter v. d. Marwitz (Hoch- kirch) heißt es am Schluß: „Etant mort à 36 ans en 1759 son merite et ses services seroient oubliés si ce monu- ment n’en conservoit la mémoire.“ Darin hat ſich der Prinz nun allerdings geirrt; man kennt Marwitz auch ohne den Rheins- berger Obelisken.
Die ſchönſten Worte richten ſich an Zieten. Innigkeit und wahre Verehrung ſpricht aus jeder Zeile. Der alte Huſar iſt auch hier Sieger geblieben:
Toutes les fois qu’il combattit il triompha. Son coup d’oeil militaire joint A sa valeur héroïque Decidoit du succés des combats; Mais ce qui le distinguait encore plus Ce furent son intégrité, son desintéressement Et son mépris pour tous ceux Qui s’enrichissaient aux dépens Des peuples opprimés.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0127"n="109"/>
Freundſchaft ſcheint aber noch das Gefühl beſonderer Waffen-<lb/>
brüderſchaft die Wahl beſtimmt zu haben. Es iſt bekannt, welche<lb/>
entſcheidende Rolle dem Prinzen während der Prager Schlacht zu-<lb/>
fiel. Prag, nebſt Freiberg, wo ſein Feldherrngeſchick ſich in noch<lb/>
glänzenderem Lichte zeigte, blieb ſeine Lieblings-Affaire (etwa wie<lb/>
Friedrich Wilhelm <hirendition="#aq">III.</hi> mit Vorliebe der Schlacht von Kulm ge-<lb/>
dachte), und alle diejenigen, die daran theilgenommen hatten,<lb/>ſtanden ſeinem Herzen beſonders nah. Der im Volk ſchon damals<lb/>
lebende Glaube, daß „Schwerin mit der Fahne“ die Schlacht<lb/>
entſchieden habe, ſcheint ihm aber im Gefühl deſſen, was er ſelbſt<lb/>
geleiſtet hatte, unbequem geweſen zu ſein, und nachdem er die <hirendition="#g">frü-<lb/>
heren</hi> Thaten Schwerin’s mit großer Wärme des Ausdrucks auf-<lb/>
gezählt hat, ſchließt er ziemlich nüchtern: <hirendition="#aq">„Un drapeau à la<lb/>
main il fut la victime de son zèle devant Prague le 6 de<lb/>
Mai 1757“.</hi> Er rühmt nur den „Eifer“, weiter nichts.</p><lb/><p>Die Inſchriften ſind alle intereſſant, aber nur zwei theile ich<lb/>
noch vorzugsweiſe mit. Vom Quartiermeiſter v. d. Marwitz (Hoch-<lb/>
kirch) heißt es am Schluß: <hirendition="#aq">„Etant mort à 36 ans en 1759<lb/>
son merite et ses services seroient oubliés si ce monu-<lb/>
ment n’en conservoit la mémoire.“</hi> Darin hat ſich der Prinz<lb/>
nun allerdings geirrt; man kennt Marwitz auch ohne den Rheins-<lb/>
berger Obelisken.</p><lb/><p>Die ſchönſten Worte richten ſich an <hirendition="#g">Zieten</hi>. Innigkeit und<lb/>
wahre Verehrung ſpricht aus jeder Zeile. Der alte Huſar iſt auch<lb/><hirendition="#g">hier</hi> Sieger geblieben:</p><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#aq">Toutes les fois qu’il combattit il triompha.</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Son coup d’oeil militaire joint</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">A sa valeur héroïque</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Decidoit du succés des combats;</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Mais ce qui le distinguait encore plus</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Ce furent son intégrité, son desintéressement</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Et son mépris pour tous ceux</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Qui s’enrichissaient aux dépens</hi></l><lb/><l><hirendition="#aq">Des peuples opprimés.</hi></l></lg><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[109/0127]
Freundſchaft ſcheint aber noch das Gefühl beſonderer Waffen-
brüderſchaft die Wahl beſtimmt zu haben. Es iſt bekannt, welche
entſcheidende Rolle dem Prinzen während der Prager Schlacht zu-
fiel. Prag, nebſt Freiberg, wo ſein Feldherrngeſchick ſich in noch
glänzenderem Lichte zeigte, blieb ſeine Lieblings-Affaire (etwa wie
Friedrich Wilhelm III. mit Vorliebe der Schlacht von Kulm ge-
dachte), und alle diejenigen, die daran theilgenommen hatten,
ſtanden ſeinem Herzen beſonders nah. Der im Volk ſchon damals
lebende Glaube, daß „Schwerin mit der Fahne“ die Schlacht
entſchieden habe, ſcheint ihm aber im Gefühl deſſen, was er ſelbſt
geleiſtet hatte, unbequem geweſen zu ſein, und nachdem er die frü-
heren Thaten Schwerin’s mit großer Wärme des Ausdrucks auf-
gezählt hat, ſchließt er ziemlich nüchtern: „Un drapeau à la
main il fut la victime de son zèle devant Prague le 6 de
Mai 1757“. Er rühmt nur den „Eifer“, weiter nichts.
Die Inſchriften ſind alle intereſſant, aber nur zwei theile ich
noch vorzugsweiſe mit. Vom Quartiermeiſter v. d. Marwitz (Hoch-
kirch) heißt es am Schluß: „Etant mort à 36 ans en 1759
son merite et ses services seroient oubliés si ce monu-
ment n’en conservoit la mémoire.“ Darin hat ſich der Prinz
nun allerdings geirrt; man kennt Marwitz auch ohne den Rheins-
berger Obelisken.
Die ſchönſten Worte richten ſich an Zieten. Innigkeit und
wahre Verehrung ſpricht aus jeder Zeile. Der alte Huſar iſt auch
hier Sieger geblieben:
Toutes les fois qu’il combattit il triompha.
Son coup d’oeil militaire joint
A sa valeur héroïque
Decidoit du succés des combats;
Mais ce qui le distinguait encore plus
Ce furent son intégrité, son desintéressement
Et son mépris pour tous ceux
Qui s’enrichissaient aux dépens
Des peuples opprimés.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/127>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.