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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Fünfftes Buch.
Forthin so dien' ich nur der Tugend;
wenn ihr verwelckt/ bleibt ihre Zier.
Wer sich der Weißheit gantz ergiebet/
der liebet recht/ und wird geliebet.

Komm güldne Freyheit/ komm/ mein Leben/
und setze mir dein Hütlein auff/
Jch habe gute Nacht gegeben
der Eitelkeiten schnöden Lauff'.
Sie sey nun wie sie will/ alleine.
Auch ich bin niemands mehr/ als meine.


XJJ.
WOl dem/ der Gnad' ümm Recht kan finden/
bey der/ die über ihn rufft weh'!
Er giebt sein Leid den leichten Winden/
und läst es tragen über See.
O du verletzte Charitinne/
bist noch auff deinem harten Sinne.
Er spielet förder auffs gewisse.
Hört nicht/ was dem und jenem träumt.
Giebt seiner Liebsten küß' ümm küsse/
und holet nach was er versäumt.
O du verletzte Charitinne
bist noch auff deinem harten Sinne.
Wie hastu mich so lassen fallen/
Verhängnüß/ oder was du bist?
Das schönste Mägdlein unter allen
hast du betrübt durch deine List.
O du verletzte Charitinne
bist noch auff deinem harten Sinne.
Jch
J i iij

Fuͤnfftes Buch.
Forthin ſo dien’ ich nur der Tugend;
wenn ihr verwelckt/ bleibt ihre Zier.
Wer ſich der Weißheit gantz ergiebet/
der liebet recht/ und wird geliebet.

Kom̃ guͤldne Freyheit/ kom̃/ mein Leben/
und ſetze mir dein Huͤtlein auff/
Jch habe gute Nacht gegeben
der Eitelkeiten ſchnoͤden Lauff’.
Sie ſey nun wie ſie will/ alleine.
Auch ich bin niemands mehr/ als meine.


XJJ.
WOl dem/ der Gnad’ uͤm̃ Recht kan finden/
bey der/ die uͤber ihn rufft weh’!
Er giebt ſein Leid den leichten Winden/
und laͤſt es tragen uͤber See.
O du verletzte Charitinne/
biſt noch auff deinem harten Sinne.
Er ſpielet foͤrder auffs gewiſſe.
Hoͤrt nicht/ was dem und jenem traͤumt.
Giebt ſeiner Liebſten kuͤß’ uͤmm kuͤſſe/
und holet nach was er verſaͤumt.
O du verletzte Charitinne
biſt noch auff deinem harten Sinne.
Wie haſtu mich ſo laſſen fallen/
Verhaͤngnuͤß/ oder was du biſt?
Das ſchoͤnſte Maͤgdlein unter allen
haſt du betruͤbt durch deine Liſt.
O du verletzte Charitinne
biſt noch auff deinem harten Sinne.
Jch
J i iij
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[501/0521] Fuͤnfftes Buch. Forthin ſo dien’ ich nur der Tugend; wenn ihr verwelckt/ bleibt ihre Zier. Wer ſich der Weißheit gantz ergiebet/ der liebet recht/ und wird geliebet. Kom̃ guͤldne Freyheit/ kom̃/ mein Leben/ und ſetze mir dein Huͤtlein auff/ Jch habe gute Nacht gegeben der Eitelkeiten ſchnoͤden Lauff’. Sie ſey nun wie ſie will/ alleine. Auch ich bin niemands mehr/ als meine. XJJ. WOl dem/ der Gnad’ uͤm̃ Recht kan finden/ bey der/ die uͤber ihn rufft weh’! Er giebt ſein Leid den leichten Winden/ und laͤſt es tragen uͤber See. O du verletzte Charitinne/ biſt noch auff deinem harten Sinne. Er ſpielet foͤrder auffs gewiſſe. Hoͤrt nicht/ was dem und jenem traͤumt. Giebt ſeiner Liebſten kuͤß’ uͤmm kuͤſſe/ und holet nach was er verſaͤumt. O du verletzte Charitinne biſt noch auff deinem harten Sinne. Wie haſtu mich ſo laſſen fallen/ Verhaͤngnuͤß/ oder was du biſt? Das ſchoͤnſte Maͤgdlein unter allen haſt du betruͤbt durch deine Liſt. O du verletzte Charitinne biſt noch auff deinem harten Sinne. Jch J i iij

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/521>, abgerufen am 11.06.2024.