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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Erstes Buch.
Weil der gestorben ist/ so stirbet nun kein Christ/
Weil uns der Todt ein Schlaff/ dz Grab ein Ruhbett' ist.
Ach hätt' ich auch gelebt zu Nicodemus Zeiten/
Jch hätte wollen wohl deß HERREN Grab bespreiten
Mit blauen Veiligen/ das grüne Lorbeerlaub
Hätt' ich hieher gestreut. Für Erde/ Sand und Staub
Hätt' ich die Roßmari und Amaranthen geben
Mit Tolpen untermengt/ dir/ aller Blumen Leben.
Das fremde Benzoe hätt' ich gezündet an;
Und wormit sonsten man die Todten ehren kan.
Das wündschen hilfft mich nichts. Jehova nim vor willen/
Weil ich doch meinen Wundsch kan ietzund nicht erfüllen.
Nim an diß Sterbe-Lied/ nim an den Grab-Gesang/
Den/ höchster Freund/ aus mir dein grimmer Todt
erzwang.
Erlöser habe Danck; Blutbürge/ sey gelobet:
Ruhstiffter/ ruhe sanfft; ob gleich ümb dein Grab tobet
Der Wächter ohne Wacht. Schlaff ein/ biß weder Tag/
Noch Wacht/ noch Siegel dich im Grabe halten mag.


Der VI. Psalm.
Ein Psalm Davids/ vorzusingen/
Auff acht Seiten.
ACh schone/ grosser HErr/ Ach schone mich zu straffen/
Wenn deine Huld und Gunst bey dir ist gantz ent-
schlaffen
Und du für Zorne brennst. HERR/ züchtige mich nicht
Wenn dir die Grimmes-glut aus Mund und Augen briche
Die niemand tragen kan. Umm so viel mehr laß blicken
Dein Gnaden-Angesicht/ in dem mich unterdrücken
Viel
Erſtes Buch.
Weil der geſtorben iſt/ ſo ſtirbet nun kein Chriſt/
Weil uns der Todt ein Schlaff/ dz Grab ein Ruhbett’ iſt.
Ach haͤtt’ ich auch gelebt zu Nicodemus Zeiten/
Jch haͤtte wollen wohl deß HERREN Grab beſpreiten
Mit blauen Veiligen/ das gruͤne Lorbeerlaub
Haͤtt’ ich hieher geſtreut. Fuͤr Erde/ Sand und Staub
Haͤtt’ ich die Roßmari und Amaranthen geben
Mit Tolpen untermengt/ dir/ aller Blumen Leben.
Das fremde Benzoe haͤtt’ ich gezuͤndet an;
Und wormit ſonſten man die Todten ehren kan.
Das wuͤndſchen hilfft mich nichts. Jehova nim vor willen/
Weil ich doch meinen Wundſch kan ietzund nicht erfuͤllen.
Nim an diß Sterbe-Lied/ nim an den Grab-Geſang/
Den/ hoͤchſter Freund/ aus mir dein grimmer Todt
erzwang.
Erloͤſer habe Danck; Blutbuͤrge/ ſey gelobet:
Ruhſtiffter/ ruhe ſanfft; ob gleich uͤmb dein Grab tobet
Der Waͤchter ohne Wacht. Schlaff ein/ biß weder Tag/
Noch Wacht/ noch Siegel dich im Grabe halten mag.


Der VI. Pſalm.
Ein Pſalm Davids/ vorzuſingen/
Auff acht Seiten.
ACh ſchone/ groſſer HErr/ Ach ſchone mich zu ſtraffen/
Wenn deine Huld und Gunſt bey dir iſt gantz ent-
ſchlaffen
Und du fuͤr Zorne brennſt. HERR/ zuͤchtige mich nicht
Wenn dir die Grimmes-glut aus Mund und Augen briche
Die niemand tragen kan. Um̃ ſo viel mehr laß blicken
Dein Gnaden-Angeſicht/ in dem mich unterdruͤcken
Viel
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[15/0035] Erſtes Buch. Weil der geſtorben iſt/ ſo ſtirbet nun kein Chriſt/ Weil uns der Todt ein Schlaff/ dz Grab ein Ruhbett’ iſt. Ach haͤtt’ ich auch gelebt zu Nicodemus Zeiten/ Jch haͤtte wollen wohl deß HERREN Grab beſpreiten Mit blauen Veiligen/ das gruͤne Lorbeerlaub Haͤtt’ ich hieher geſtreut. Fuͤr Erde/ Sand und Staub Haͤtt’ ich die Roßmari und Amaranthen geben Mit Tolpen untermengt/ dir/ aller Blumen Leben. Das fremde Benzoe haͤtt’ ich gezuͤndet an; Und wormit ſonſten man die Todten ehren kan. Das wuͤndſchen hilfft mich nichts. Jehova nim vor willen/ Weil ich doch meinen Wundſch kan ietzund nicht erfuͤllen. Nim an diß Sterbe-Lied/ nim an den Grab-Geſang/ Den/ hoͤchſter Freund/ aus mir dein grimmer Todt erzwang. Erloͤſer habe Danck; Blutbuͤrge/ ſey gelobet: Ruhſtiffter/ ruhe ſanfft; ob gleich uͤmb dein Grab tobet Der Waͤchter ohne Wacht. Schlaff ein/ biß weder Tag/ Noch Wacht/ noch Siegel dich im Grabe halten mag. Der VI. Pſalm. Ein Pſalm Davids/ vorzuſingen/ Auff acht Seiten. ACh ſchone/ groſſer HErr/ Ach ſchone mich zu ſtraffen/ Wenn deine Huld und Gunſt bey dir iſt gantz ent- ſchlaffen Und du fuͤr Zorne brennſt. HERR/ zuͤchtige mich nicht Wenn dir die Grimmes-glut aus Mund und Augen briche Die niemand tragen kan. Um̃ ſo viel mehr laß blicken Dein Gnaden-Angeſicht/ in dem mich unterdruͤcken Viel

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/35>, abgerufen am 29.03.2024.