Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Anderes Buch. Und was soll hier Schöuheit rügen?Sie sagt selbst ihr unvergnügen. Je subtiler außgeschmücket den beleibten Wind/ sein Glaß/ uns Venedig überschicket/ Je geschwinder bricht auch das. Und je zährter ist der Faden/ Je behender nimmt er Schaden. Wenn die keuschen Lilgen prangen und in höchstem Schmucke stehn weil noch auff ihr hellen Wangen die gelinden Westen wehn/ Sind sie frisch auch funden worden gegen einen strengen Norden. Krencket euch ihr plötzlichs Ende/ daß sie nicht gab gute Nacht/ wer kan wider Gottes Hände/ der ja alles gut sonst macht. Ohne Pein ist sie verschieden/ das geschicht nicht einem ieden. Kein behender Todt ist böse/ als der auff die bösen fällt. Daß auch uns Gott bald erlöse/ ist der höchste Wunsch der Welt. So vielmehr ist sie genesen/ weil sie niemahls kranck gewesen/ Oder schmertzt euch ihr erliegen und die Art deß Todes mehr? Seht doch wie durch itzigs kriegen manche Stadt liegt todt und leer. Und/ was ist ein Mensch zu nennen gegen dem/ das einst soll brennen. Als X ij
Anderes Buch. Und was ſoll hier Schoͤuheit ruͤgen?Sie ſagt ſelbſt ihr unvergnuͤgen. Je ſubtiler außgeſchmuͤcket den beleibten Wind/ ſein Glaß/ uns Venedig uͤberſchicket/ Je geſchwinder bricht auch das. Und je zaͤhrter iſt der Faden/ Je behender nim̃t er Schaden. Wenn die keuſchen Lilgen prangen und in hoͤchſtem Schmucke ſtehn weil noch auff ihr hellen Wangen die gelinden Weſten wehn/ Sind ſie friſch auch funden worden gegen einen ſtrengen Norden. Krencket euch ihr ploͤtzlichs Ende/ daß ſie nicht gab gute Nacht/ wer kan wider Gottes Haͤnde/ der ja alles gut ſonſt macht. Ohne Pein iſt ſie verſchieden/ das geſchicht nicht einem ieden. Kein behender Todt iſt boͤſe/ als der auff die boͤſen faͤllt. Daß auch uns Gott bald erloͤſe/ iſt der hoͤchſte Wunſch der Welt. So vielmehr iſt ſie geneſen/ weil ſie niemahls kranck geweſen/ Oder ſchmertzt euch ihr erliegen und die Art deß Todes mehr? Seht doch wie durch itzigs kriegen manche Stadt liegt todt und leer. Und/ was iſt ein Menſch zu nennen gegen dem/ das einſt ſoll brennen. Als X ij
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Anderes Buch.
Und was ſoll hier Schoͤuheit ruͤgen?
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den beleibten Wind/ ſein Glaß/
uns Venedig uͤberſchicket/
Je geſchwinder bricht auch das.
Und je zaͤhrter iſt der Faden/
Je behender nim̃t er Schaden.
Wenn die keuſchen Lilgen prangen
und in hoͤchſtem Schmucke ſtehn
weil noch auff ihr hellen Wangen
die gelinden Weſten wehn/
Sind ſie friſch auch funden worden
gegen einen ſtrengen Norden.
Krencket euch ihr ploͤtzlichs Ende/
daß ſie nicht gab gute Nacht/
wer kan wider Gottes Haͤnde/
der ja alles gut ſonſt macht.
Ohne Pein iſt ſie verſchieden/
das geſchicht nicht einem ieden.
Kein behender Todt iſt boͤſe/
als der auff die boͤſen faͤllt.
Daß auch uns Gott bald erloͤſe/
iſt der hoͤchſte Wunſch der Welt.
So vielmehr iſt ſie geneſen/
weil ſie niemahls kranck geweſen/
Oder ſchmertzt euch ihr erliegen
und die Art deß Todes mehr?
Seht doch wie durch itzigs kriegen
manche Stadt liegt todt und leer.
Und/ was iſt ein Menſch zu nennen
gegen dem/ das einſt ſoll brennen.
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