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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder
Wacht/ wenn sein Gast-Wirht schläfft. Und weil ich mich
So macht er selbsten sich in seinem Wesen irre. (verwirre.
Spielt offt das Wider-spiel. Und da er weinen soll/
so läufft/ so springet er/ und iauchtzet lachens voll/
Und so auch gieng mirs itzt. Es ist mier schon entfallen/
auß waß für Ursach' ich dieß lachen ließ erschallen.
Das gantz verkehrte thun/ das mich verzaubert hält/
macht/ daß mein eigen Werck mir wachend offt entfält.
Mein froh seyn ist ein Traum. Die Warheit zu bekennen/
diß Leeben/ das ich führ'/ ist recht ein Traum zu nennen/
Der gut und böses nimmt/ und durch einander mengt/
und sich in dem beschleust/ daß er stets forn' anfängt.
Wie Menaß etwan thut/ die Laub und Krafft der Reben
gantz ümm und in sich hat. Sie läufft und weiß nicht eben
woher und wohin auß. Redt und weiß dennoch nicht
was in der Tollerey sie gegen sich selbst spricht.
Du hast wol ehemahls ein Schau-spiel halten sehen/
Bey dem du offt gewünscht: Ach/ wehr' es schon geschehen!
Uns schmertzet der Verzug/ was noch wird werden
drauß.
Jch fürcht' es lauffe noch auff was betrüblich nauß.
GOtt mach' es alles wohl. Das Glücke mag es karten.
Wir wollen/ liebster Freund/ des Endes nicht erwarten.
Thu einst die Augen auff/ und lerne sehn mit mir/
was man so lange Zeit beginnt mit mir und dir.
Was nutzet uns diß thun als nur zu unserm Schaden.
Jnndeß dreht Klotho hart an unsrem schwachen Faden
An dem diß Leben hängt. Die Jugend die wird alt.
Die Schönheit schwindet hinn. Wier werden ungestalt.
Wier sind an Mangel reich. Vergessen das wir wissen.
Wer wil wol dermahleinß uns Alte Jungen küssen?
Uns kluge Thoren ehrn? Freud auff/ und laß uns gehn.
Auff! es ist hohe Zeit dem Ubell zu entstehn.
Versichre dich an Mir. Und woltestu gleich ziehen
Nach bey dem Jndien. Jnn Nord und Osten fliehen
Durch
Poetiſcher Waͤlder
Wacht/ wenn ſein Gaſt-Wirht ſchlaͤfft. Und weil ich mich
So macht er ſelbſten ſich in ſeinem Weſen irre. (verwirre.
Spielt offt das Wider-ſpiel. Und da er weinen ſoll/
ſo laͤufft/ ſo ſpringet er/ und iauchtzet lachens voll/
Und ſo auch gieng mirs itzt. Es iſt mier ſchon entfallen/
auß waß fuͤr Urſach’ ich dieß lachen ließ erſchallen.
Das gantz verkehrte thun/ das mich verzaubert haͤlt/
macht/ daß mein eigen Werck mir wachend offt entfaͤlt.
Mein froh ſeyn iſt ein Traum. Die Warheit zu bekennen/
diß Leeben/ das ich fuͤhr’/ iſt recht ein Traum zu nennen/
Der gut und boͤſes nimmt/ und durch einander mengt/
und ſich in dem beſchleuſt/ daß er ſtets forn’ anfaͤngt.
Wie Menaß etwan thut/ die Laub und Krafft der Reben
gantz uͤmm und in ſich hat. Sie laͤufft und weiß nicht eben
woher und wohin auß. Redt und weiß dennoch nicht
was in der Tollerey ſie gegen ſich ſelbſt ſpricht.
Du haſt wol ehemahls ein Schau-ſpiel halten ſehen/
Bey dem du offt gewuͤnſcht: Ach/ wehr’ es ſchon geſchehen!
Uns ſchmertzet der Verzug/ was noch wird werden
drauß.
Jch fuͤrcht’ es lauffe noch auff was betruͤblich nauß.
GOtt mach’ es alles wohl. Das Gluͤcke mag es karten.
Wir wollen/ liebſter Freund/ des Endes nicht erwarten.
Thu einſt die Augen auff/ und lerne ſehn mit mir/
was man ſo lange Zeit beginnt mit mir und dir.
Was nutzet uns diß thun als nur zu unſerm Schaden.
Jnndeß dreht Klotho hart an unſrem ſchwachen Faden
An dem diß Leben haͤngt. Die Jugend die wird alt.
Die Schoͤnheit ſchwindet hinn. Wier werden ungeſtalt.
Wier ſind an Mangel reich. Vergeſſen das wir wiſſen.
Wer wil wol dermahleinß uns Alte Jungen kuͤſſen?
Uns kluge Thoren ehrn? Freud auff/ und laß uns gehn.
Auff! es iſt hohe Zeit dem Ubell zu entſtehn.
Verſichre dich an Mir. Und wolteſtu gleich ziehen
Nach bey dem Jndien. Jnn Nord und Oſten fliehen
Durch
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[106/0126] Poetiſcher Waͤlder Wacht/ wenn ſein Gaſt-Wirht ſchlaͤfft. Und weil ich mich So macht er ſelbſten ſich in ſeinem Weſen irre. (verwirre. Spielt offt das Wider-ſpiel. Und da er weinen ſoll/ ſo laͤufft/ ſo ſpringet er/ und iauchtzet lachens voll/ Und ſo auch gieng mirs itzt. Es iſt mier ſchon entfallen/ auß waß fuͤr Urſach’ ich dieß lachen ließ erſchallen. Das gantz verkehrte thun/ das mich verzaubert haͤlt/ macht/ daß mein eigen Werck mir wachend offt entfaͤlt. Mein froh ſeyn iſt ein Traum. Die Warheit zu bekennen/ diß Leeben/ das ich fuͤhr’/ iſt recht ein Traum zu nennen/ Der gut und boͤſes nimmt/ und durch einander mengt/ und ſich in dem beſchleuſt/ daß er ſtets forn’ anfaͤngt. Wie Menaß etwan thut/ die Laub und Krafft der Reben gantz uͤmm und in ſich hat. Sie laͤufft und weiß nicht eben woher und wohin auß. Redt und weiß dennoch nicht was in der Tollerey ſie gegen ſich ſelbſt ſpricht. Du haſt wol ehemahls ein Schau-ſpiel halten ſehen/ Bey dem du offt gewuͤnſcht: Ach/ wehr’ es ſchon geſchehen! Uns ſchmertzet der Verzug/ was noch wird werden drauß. Jch fuͤrcht’ es lauffe noch auff was betruͤblich nauß. GOtt mach’ es alles wohl. Das Gluͤcke mag es karten. Wir wollen/ liebſter Freund/ des Endes nicht erwarten. Thu einſt die Augen auff/ und lerne ſehn mit mir/ was man ſo lange Zeit beginnt mit mir und dir. Was nutzet uns diß thun als nur zu unſerm Schaden. Jnndeß dreht Klotho hart an unſrem ſchwachen Faden An dem diß Leben haͤngt. Die Jugend die wird alt. Die Schoͤnheit ſchwindet hinn. Wier werden ungeſtalt. Wier ſind an Mangel reich. Vergeſſen das wir wiſſen. Wer wil wol dermahleinß uns Alte Jungen kuͤſſen? Uns kluge Thoren ehrn? Freud auff/ und laß uns gehn. Auff! es iſt hohe Zeit dem Ubell zu entſtehn. Verſichre dich an Mir. Und wolteſtu gleich ziehen Nach bey dem Jndien. Jnn Nord und Oſten fliehen Durch

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/126>, abgerufen am 25.11.2024.