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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Poetischer Wälder
Die neue Barbarey. Rohm ist nun Rohm gewesen.
Das edle Latien wird hoochdeutsch itzt gelesen
das Volk/ das mit der Faust sonst alle Völker trutzt/
Sieht nun erst/ wie viel mehr die macht der Zungen nutzt.
Wo würd' Ulyssens Witz/ wo Hectors groosses Hertze/
So vieler Völker Ernst/ so mancher Länder Schertze/
Und alles alte seyn? Wo würde Kunst und Fleiß/
Und des/ von dem mann nun auch kaum den Nahmen weiß/
Vorlängst geblieben seyn? Wenn nichts wer' aufgeschrieben?
Wer gläubts/ daß wier erst itzt uns fangen an zu üben
Jnn Mannheit und in Kunsto nein! die alte Welt
Wust' eben das und mehr/ als was nun uns gefällt.
Diß ist es/ das sie hat in tieffe Nacht verschlossen/
diß ist es/ das sie hat mit Lehter gantz begossen/
daß sich kein Geist geregt/ der durch der Feeder krafft
der ritterlichen Faust recht hätte Raht geschafft/
Wie du auch itzund thust. Die hohen Sieges- fahnen.
die du hast auffgestekt dem Helden der Alanen/
die rühmen dich und ihn. Jch weiß nicht/ wo ich binn.
Es kömmt mier gar zu viel auff einmahl in den Sinn/
Von dier/ du Sohn der Lufft. Der wolgestirnte Himmel
Erschallte durch und durch vom frölichem Getümmel
der gantzen Göttligkeit/ als deiner Mutter Mund
Dir gab den ersteu Kuuß. Die fruchtbar' Elster stundt/
Und drükte dich mit Lust an ihre feuchten Wangen.
Die blumichten Napren die kahmen her gegangen/
Und satzten einen Krantz dier in das junge Haar/
das schoon zu aller Kunst auch da vorsehen waar.
Es war ein schöner Zank als bald bey deiner Wiegen/
Es wolt' ein ieder GOTT am nechsten bey dier liegen.
Sie drungen sich ümm dich. Apollo hauchte dier
die Künste lieblich ein. Der Maien Sohn die Zier
der Wolberedsamkeit. Uranie die neigte
Dier ihren Himmel zu/ die Mathesis die zeigte/
Wie Lufft/ und See/ und Erd'/ und alles sich vergleicht/
Biß daß ein Himmels-Sohn auff Erden wird gezeugt/
Als
Poetiſcher Waͤlder
Die neue Barbarey. Rohm iſt nun Rohm geweſen.
Das edle Latien wird hoochdeutſch itzt geleſen
das Volk/ das mit der Fauſt ſonſt alle Voͤlker trutzt/
Sieht nun erſt/ wie viel mehr die macht der Zungen nutzt.
Wo wuͤrd’ Ulyſſens Witz/ wo Hectors grooſſes Hertze/
So vieler Voͤlker Ernſt/ ſo mancher Laͤnder Schertze/
Und alles alte ſeyn? Wo wuͤrde Kunſt und Fleiß/
Und des/ von dem mann nun auch kaum den Nahmen weiß/
Vorlaͤngſt geblieben ſeyn? Weñ nichts wer’ aufgeſchrieben?
Wer glaͤubts/ daß wier erſt itzt uns fangen an zu uͤben
Jnn Mannheit und in Kunſto nein! die alte Welt
Wuſt’ eben das und mehr/ als was nun uns gefaͤllt.
Diß iſt es/ das ſie hat in tieffe Nacht verſchloſſen/
diß iſt es/ das ſie hat mit Lehter gantz begoſſen/
daß ſich kein Geiſt geregt/ der durch der Feeder krafft
der ritterlichen Fauſt recht haͤtte Raht geſchafft/
Wie du auch itzund thuſt. Die hohen Sieges- fahnen.
die du haſt auffgeſtekt dem Helden der Alanen/
die ruͤhmen dich und ihn. Jch weiß nicht/ wo ich binn.
Es koͤmmt mier gar zu viel auff einmahl in den Sinn/
Von dier/ du Sohn der Lufft. Der wolgeſtirnte Himmel
Erſchallte durch und durch vom froͤlichem Getuͤmmel
der gantzen Goͤttligkeit/ als deiner Mutter Mund
Dir gab den erſteu Kuuß. Die fruchtbar’ Elſter ſtundt/
Und druͤkte dich mit Luſt an ihre feuchten Wangen.
Die blumichten Napren die kahmen her gegangen/
Und ſatzten einen Krantz dier in das junge Haar/
das ſchoon zu aller Kunſt auch da vorſehen waar.
Es war ein ſchoͤner Zank als bald bey deiner Wiegen/
Es wolt’ ein ieder GOTT am nechſten bey dier liegen.
Sie drungen ſich uͤmm dich. Apollo hauchte dier
die Kuͤnſte lieblich ein. Der Maien Sohn die Zier
der Wolberedſamkeit. Uranie die neigte
Dier ihren Himmel zu/ die Matheſis die zeigte/
Wie Lufft/ und See/ und Erd’/ und alles ſich vergleicht/
Biß daß ein Himmels-Sohn auff Erden wird gezeugt/
Als
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[94/0114] Poetiſcher Waͤlder Die neue Barbarey. Rohm iſt nun Rohm geweſen. Das edle Latien wird hoochdeutſch itzt geleſen das Volk/ das mit der Fauſt ſonſt alle Voͤlker trutzt/ Sieht nun erſt/ wie viel mehr die macht der Zungen nutzt. Wo wuͤrd’ Ulyſſens Witz/ wo Hectors grooſſes Hertze/ So vieler Voͤlker Ernſt/ ſo mancher Laͤnder Schertze/ Und alles alte ſeyn? Wo wuͤrde Kunſt und Fleiß/ Und des/ von dem mann nun auch kaum den Nahmen weiß/ Vorlaͤngſt geblieben ſeyn? Weñ nichts wer’ aufgeſchrieben? Wer glaͤubts/ daß wier erſt itzt uns fangen an zu uͤben Jnn Mannheit und in Kunſto nein! die alte Welt Wuſt’ eben das und mehr/ als was nun uns gefaͤllt. Diß iſt es/ das ſie hat in tieffe Nacht verſchloſſen/ diß iſt es/ das ſie hat mit Lehter gantz begoſſen/ daß ſich kein Geiſt geregt/ der durch der Feeder krafft der ritterlichen Fauſt recht haͤtte Raht geſchafft/ Wie du auch itzund thuſt. Die hohen Sieges- fahnen. die du haſt auffgeſtekt dem Helden der Alanen/ die ruͤhmen dich und ihn. Jch weiß nicht/ wo ich binn. Es koͤmmt mier gar zu viel auff einmahl in den Sinn/ Von dier/ du Sohn der Lufft. Der wolgeſtirnte Himmel Erſchallte durch und durch vom froͤlichem Getuͤmmel der gantzen Goͤttligkeit/ als deiner Mutter Mund Dir gab den erſteu Kuuß. Die fruchtbar’ Elſter ſtundt/ Und druͤkte dich mit Luſt an ihre feuchten Wangen. Die blumichten Napren die kahmen her gegangen/ Und ſatzten einen Krantz dier in das junge Haar/ das ſchoon zu aller Kunſt auch da vorſehen waar. Es war ein ſchoͤner Zank als bald bey deiner Wiegen/ Es wolt’ ein ieder GOTT am nechſten bey dier liegen. Sie drungen ſich uͤmm dich. Apollo hauchte dier die Kuͤnſte lieblich ein. Der Maien Sohn die Zier der Wolberedſamkeit. Uranie die neigte Dier ihren Himmel zu/ die Matheſis die zeigte/ Wie Lufft/ und See/ und Erd’/ und alles ſich vergleicht/ Biß daß ein Himmels-Sohn auff Erden wird gezeugt/ Als

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/114>, abgerufen am 24.11.2024.