[Spaltenumbruch]
ge mit ihres gleichen gehen, biß nach der Leich-Zeit, darnach gehen sie wieder mit andern Fischen.
§. 5.
Die Persche sind gar bekandte, aber doch delicate Fische, die theils in den Ströhmen, theils in den Teichen mit ge- fangen werden. Sie haben ein weisses und zartes Fleisch, welches etwas härt- lich ist; es schickt sich also sehr wohl, daß man sie in Eßig, wie einige andere Fische, mit einlegen kan. Man hält sie vor gar gesunde Fische, daher sie auch den Sechs- wöchnerinnen zur Speise erlaubet wer- den. Man siedet sie entweder trocken, o- der richtet sie, wie den Köchen am besten bekandt ist, mit mancherley Brühen und Saucen zu. Sie haben auch einen gar grossen, aber klein-körnigen, doch guten, und zum Essen beqvemen Rogen.
§. 6.
Es giebt Persche von der grös- sern und von der kleinern Gattung. Ei- nige sind fast einer Ellen lang, und wie die mäßigen Karpffen. Auf dem Rücken führen sie sehr scharffe Stacheln; wenn sie iemand damit verwunden, heilet sol- ches sehr ungern. Sie werden mit un- ter die Raub-Fische gezehlet, und fressen nicht allein allerhand Fische, sondern auch Krebse, die weich-schäligt sind. Aus- werts gegen den Mertz oder April fangen sie an zu leichen, und sind diejenigen Fi- sche mit, die sich bald und häuffig vermeh- ren. Sie beissen gerne an die Angeln, wenn man Weißfischlein, oder ein wenig von gesottenen Krebsen daran thut; im Winter kan man auch die in Honig ein- gemachten Regen-Würmer nehmen. Bey dem Angel-Haacken muß man die Schnur nächst am Haacken mit Bley be- legen, sonst beissen sie die Schnur leicht- lich ab. Wegen ihrer Rauberey werden sie nicht leichtlich in die Teiche zu andern Fischen gethan. Sie verzehren andere, und werden auch hingegen von den Hech- ten wieder verschluckt, gegen die sie sich so gut, als möglich, mit ihren Stacheln wehren, die sie in die Höhe strecken, daß sie sich nicht so gar leicht an sie machen. Sie werden auch mit Netzen, Reusen, Garn-Säcken, und Stell-Wathen wie die andern gefangen.
Das 35. Capitel/ Von Schmerlen/ Sandern/ und Schleyen.
[Spaltenumbruch]
§. 1.
Die Schmerlen sind kleine Fischgen, et- was kleiner noch, als die Gründlin- ge, und werden in hellen, klaren, und har- ten Wassern im Gebürge, und Vogt- lande, und der Orten herum, sonderlich gefangen. Jm Gebürge pflegen manche Leute die Schmerlen zu sieden, und sie alsdenn in einer Schachtel mit Petersilge nach Leipzig und andern Orten zu schi- cken, weil man glaubt, daß sie an andern Orten nicht so gut, als im Gebürge, ge- sotten werden könten.
§. 2.
Wenn man Schmerlen-Gru- ben machen, und sie etwan mit einer Kan- ne Schmerlen besetzen will, so procedirt man folgender Gestalt: Man läßt, wo ein klar steinicht Wasser ist, eine Grube eines halben Mannes tief, acht Schuh lang, und sechs Schuh breit ohngefehr, auswerffen. Diese Grube faßt man mit einem dicht-geschloßnen Zaun ein, so tief, als sie ist, daß sie der Erden gleich kom- me. Hinter dem Zaune läßt man eine Spanne breit leer, welches Spatium rings herum mit Schaf-Mist ausgefüllet, und fest eingetreten wird, alsdenn besetzet man diese Grube mit einer Kanne Schmerlen, die Rogen im Leibe haben, um Martini, damit sie auf dem Frühling leichen kön- nen. Oben bey dem Zufluß und Abfluß muß man ein durchlöchert Blech schlagen, und die Schmerlen zuweilen mit Stück- weise zerschnittenen Lein-Kuchen speisen, so ist die Schmerlen-Grube fertig.
§. 3.
Die Schmerlen sind Fingers- lang, iedoch auch kleiner und grösser. Der Rücken ist dunckel und getipffelt, der Bauch aber weißlich. Vom Munde han- gen ihnen vier circi herab, wie ein Bart, selbige können sie lang und kurtz machen, fast wie die Schnecken ihre Hörner. Der Floßfedern sind sechs, und die am Schwantz ist nicht gespalten, sondern ge- stutzet. Sie haben ein festes Fleisch, und fischentzen nicht, sondern sind vortrefflich vom Geschmack, leicht zu verdauen, und geben gut Geblüte, deswegen sie auch wohl zuweilen den Febricitanten und Kindbetterinnen vergönnet werden. Jh- re Saison ist der Winter, sonderlich der Hornung und Mertz. Man siedet sie aus dem Saltz, und schreckt sie mit Eßig ab, daß sie schön blau werden. Einige lassen sie im Wein zu Tode sauffen, ko- chen sie darnach ab, und richten sie nach den Regeln der Koch-Kunst zu.
§. 4. Der
Des Fiſch-Buchs 35. Capitel/
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ge mit ihres gleichen gehen, biß nach der Leich-Zeit, darnach gehen ſie wieder mit andern Fiſchen.
§. 5.
Die Perſche ſind gar bekandte, aber doch delicate Fiſche, die theils in den Stroͤhmen, theils in den Teichen mit ge- fangen werden. Sie haben ein weiſſes und zartes Fleiſch, welches etwas haͤrt- lich iſt; es ſchickt ſich alſo ſehr wohl, daß man ſie in Eßig, wie einige andere Fiſche, mit einlegen kan. Man haͤlt ſie vor gar geſunde Fiſche, daher ſie auch den Sechs- woͤchnerinnen zur Speiſe erlaubet wer- den. Man ſiedet ſie entweder trocken, o- der richtet ſie, wie den Koͤchen am beſten bekandt iſt, mit mancherley Bruͤhen und Saucen zu. Sie haben auch einen gar groſſen, aber klein-koͤrnigen, doch guten, und zum Eſſen beqvemen Rogen.
§. 6.
Es giebt Perſche von der groͤſ- ſern und von der kleinern Gattung. Ei- nige ſind faſt einer Ellen lang, und wie die maͤßigen Karpffen. Auf dem Ruͤcken fuͤhren ſie ſehr ſcharffe Stacheln; wenn ſie iemand damit verwunden, heilet ſol- ches ſehr ungern. Sie werden mit un- ter die Raub-Fiſche gezehlet, und freſſen nicht allein allerhand Fiſche, ſondern auch Krebſe, die weich-ſchaͤligt ſind. Aus- werts gegen den Mertz oder April fangen ſie an zu leichen, und ſind diejenigen Fi- ſche mit, die ſich bald und haͤuffig vermeh- ren. Sie beiſſen gerne an die Angeln, wenn man Weißfiſchlein, oder ein wenig von geſottenen Krebſen daran thut; im Winter kan man auch die in Honig ein- gemachten Regen-Wuͤrmer nehmen. Bey dem Angel-Haacken muß man die Schnur naͤchſt am Haacken mit Bley be- legen, ſonſt beiſſen ſie die Schnur leicht- lich ab. Wegen ihrer Rauberey werden ſie nicht leichtlich in die Teiche zu andern Fiſchen gethan. Sie verzehren andere, und werden auch hingegen von den Hech- ten wieder verſchluckt, gegen die ſie ſich ſo gut, als moͤglich, mit ihren Stacheln wehren, die ſie in die Hoͤhe ſtrecken, daß ſie ſich nicht ſo gar leicht an ſie machen. Sie werden auch mit Netzen, Reuſen, Garn-Saͤcken, und Stell-Wathen wie die andern gefangen.
Das 35. Capitel/ Von Schmerlen/ Sandern/ und Schleyen.
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§. 1.
Die Schmerlen ſind kleine Fiſchgen, et- was kleiner noch, als die Gruͤndlin- ge, und werden in hellen, klaren, und har- ten Waſſern im Gebuͤrge, und Vogt- lande, und der Orten herum, ſonderlich gefangen. Jm Gebuͤrge pflegen manche Leute die Schmerlen zu ſieden, und ſie alsdenn in einer Schachtel mit Peterſilge nach Leipzig und andern Orten zu ſchi- cken, weil man glaubt, daß ſie an andern Orten nicht ſo gut, als im Gebuͤrge, ge- ſotten werden koͤnten.
§. 2.
Wenn man Schmerlen-Gru- ben machen, und ſie etwan mit einer Kan- ne Schmerlen beſetzen will, ſo procedirt man folgender Geſtalt: Man laͤßt, wo ein klar ſteinicht Waſſer iſt, eine Grube eines halben Mannes tief, acht Schuh lang, und ſechs Schuh breit ohngefehr, auswerffen. Dieſe Grube faßt man mit einem dicht-geſchloßnen Zaun ein, ſo tief, als ſie iſt, daß ſie der Erden gleich kom- me. Hinter dem Zaune laͤßt man eine Spanne breit leer, welches Spatium rings herum mit Schaf-Miſt ausgefuͤllet, und feſt eingetreten wird, alsdenn beſetzet man dieſe Grube mit einer Kanne Schmerlen, die Rogen im Leibe haben, um Martini, damit ſie auf dem Fruͤhling leichen koͤn- nen. Oben bey dem Zufluß und Abfluß muß man ein durchloͤchert Blech ſchlagen, und die Schmerlen zuweilen mit Stuͤck- weiſe zerſchnittenen Lein-Kuchen ſpeiſen, ſo iſt die Schmerlen-Grube fertig.
§. 3.
Die Schmerlen ſind Fingers- lang, iedoch auch kleiner und groͤſſer. Der Ruͤcken iſt dunckel und getipffelt, der Bauch aber weißlich. Vom Munde han- gen ihnen vier circi herab, wie ein Bart, ſelbige koͤnnen ſie lang und kurtz machen, faſt wie die Schnecken ihre Hoͤrner. Der Floßfedern ſind ſechs, und die am Schwantz iſt nicht geſpalten, ſondern ge- ſtutzet. Sie haben ein feſtes Fleiſch, und fiſchentzen nicht, ſondern ſind vortrefflich vom Geſchmack, leicht zu verdauen, und geben gut Gebluͤte, deswegen ſie auch wohl zuweilen den Febricitanten und Kindbetterinnen vergoͤnnet werden. Jh- re Saiſon iſt der Winter, ſonderlich der Hornung und Mertz. Man ſiedet ſie aus dem Saltz, und ſchreckt ſie mit Eßig ab, daß ſie ſchoͤn blau werden. Einige laſſen ſie im Wein zu Tode ſauffen, ko- chen ſie darnach ab, und richten ſie nach den Regeln der Koch-Kunſt zu.
§. 4. Der
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[444/0612]
Des Fiſch-Buchs 35. Capitel/
ge mit ihres gleichen gehen, biß nach der
Leich-Zeit, darnach gehen ſie wieder mit
andern Fiſchen.
§. 5. Die Perſche ſind gar bekandte,
aber doch delicate Fiſche, die theils in den
Stroͤhmen, theils in den Teichen mit ge-
fangen werden. Sie haben ein weiſſes
und zartes Fleiſch, welches etwas haͤrt-
lich iſt; es ſchickt ſich alſo ſehr wohl, daß
man ſie in Eßig, wie einige andere Fiſche,
mit einlegen kan. Man haͤlt ſie vor gar
geſunde Fiſche, daher ſie auch den Sechs-
woͤchnerinnen zur Speiſe erlaubet wer-
den. Man ſiedet ſie entweder trocken, o-
der richtet ſie, wie den Koͤchen am beſten
bekandt iſt, mit mancherley Bruͤhen und
Saucen zu. Sie haben auch einen gar
groſſen, aber klein-koͤrnigen, doch guten,
und zum Eſſen beqvemen Rogen.
§. 6. Es giebt Perſche von der groͤſ-
ſern und von der kleinern Gattung. Ei-
nige ſind faſt einer Ellen lang, und wie
die maͤßigen Karpffen. Auf dem Ruͤcken
fuͤhren ſie ſehr ſcharffe Stacheln; wenn
ſie iemand damit verwunden, heilet ſol-
ches ſehr ungern. Sie werden mit un-
ter die Raub-Fiſche gezehlet, und freſſen
nicht allein allerhand Fiſche, ſondern auch
Krebſe, die weich-ſchaͤligt ſind. Aus-
werts gegen den Mertz oder April fangen
ſie an zu leichen, und ſind diejenigen Fi-
ſche mit, die ſich bald und haͤuffig vermeh-
ren. Sie beiſſen gerne an die Angeln,
wenn man Weißfiſchlein, oder ein wenig
von geſottenen Krebſen daran thut; im
Winter kan man auch die in Honig ein-
gemachten Regen-Wuͤrmer nehmen.
Bey dem Angel-Haacken muß man die
Schnur naͤchſt am Haacken mit Bley be-
legen, ſonſt beiſſen ſie die Schnur leicht-
lich ab. Wegen ihrer Rauberey werden
ſie nicht leichtlich in die Teiche zu andern
Fiſchen gethan. Sie verzehren andere,
und werden auch hingegen von den Hech-
ten wieder verſchluckt, gegen die ſie ſich
ſo gut, als moͤglich, mit ihren Stacheln
wehren, die ſie in die Hoͤhe ſtrecken, daß
ſie ſich nicht ſo gar leicht an ſie machen.
Sie werden auch mit Netzen, Reuſen,
Garn-Saͤcken, und Stell-Wathen wie
die andern gefangen.
Das 35. Capitel/
Von Schmerlen/ Sandern/
und Schleyen.
§. 1.
Die Schmerlen ſind kleine Fiſchgen, et-
was kleiner noch, als die Gruͤndlin-
ge, und werden in hellen, klaren, und har-
ten Waſſern im Gebuͤrge, und Vogt-
lande, und der Orten herum, ſonderlich
gefangen. Jm Gebuͤrge pflegen manche
Leute die Schmerlen zu ſieden, und ſie
alsdenn in einer Schachtel mit Peterſilge
nach Leipzig und andern Orten zu ſchi-
cken, weil man glaubt, daß ſie an andern
Orten nicht ſo gut, als im Gebuͤrge, ge-
ſotten werden koͤnten.
§. 2. Wenn man Schmerlen-Gru-
ben machen, und ſie etwan mit einer Kan-
ne Schmerlen beſetzen will, ſo procedirt
man folgender Geſtalt: Man laͤßt, wo
ein klar ſteinicht Waſſer iſt, eine Grube
eines halben Mannes tief, acht Schuh
lang, und ſechs Schuh breit ohngefehr,
auswerffen. Dieſe Grube faßt man mit
einem dicht-geſchloßnen Zaun ein, ſo tief,
als ſie iſt, daß ſie der Erden gleich kom-
me. Hinter dem Zaune laͤßt man eine
Spanne breit leer, welches Spatium rings
herum mit Schaf-Miſt ausgefuͤllet, und
feſt eingetreten wird, alsdenn beſetzet man
dieſe Grube mit einer Kanne Schmerlen,
die Rogen im Leibe haben, um Martini,
damit ſie auf dem Fruͤhling leichen koͤn-
nen. Oben bey dem Zufluß und Abfluß
muß man ein durchloͤchert Blech ſchlagen,
und die Schmerlen zuweilen mit Stuͤck-
weiſe zerſchnittenen Lein-Kuchen ſpeiſen,
ſo iſt die Schmerlen-Grube fertig.
§. 3. Die Schmerlen ſind Fingers-
lang, iedoch auch kleiner und groͤſſer.
Der Ruͤcken iſt dunckel und getipffelt, der
Bauch aber weißlich. Vom Munde han-
gen ihnen vier circi herab, wie ein Bart,
ſelbige koͤnnen ſie lang und kurtz machen,
faſt wie die Schnecken ihre Hoͤrner. Der
Floßfedern ſind ſechs, und die am
Schwantz iſt nicht geſpalten, ſondern ge-
ſtutzet. Sie haben ein feſtes Fleiſch, und
fiſchentzen nicht, ſondern ſind vortrefflich
vom Geſchmack, leicht zu verdauen, und
geben gut Gebluͤte, deswegen ſie auch
wohl zuweilen den Febricitanten und
Kindbetterinnen vergoͤnnet werden. Jh-
re Saiſon iſt der Winter, ſonderlich der
Hornung und Mertz. Man ſiedet ſie
aus dem Saltz, und ſchreckt ſie mit Eßig
ab, daß ſie ſchoͤn blau werden. Einige
laſſen ſie im Wein zu Tode ſauffen, ko-
chen ſie darnach ab, und richten ſie nach
den Regeln der Koch-Kunſt zu.
§. 4. Der
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/612>, abgerufen am 24.11.2024.
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