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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Fisch-B. 11. C. von mancherley Fisch-Hältern u. Fisch-Kästen.
[Spaltenumbruch] Schaden; Diese kan man am leichtesten
fangen, weil die Hechte immerzu dem
Raube nachgehen und oben schwimmen;
hingegen die furchtsamen Karpffen ver-
stecken sich in den Morast und lettichten
Schlupf-Winckeln der Teiche, daher auch
die Hechte gleich anfänglich in das Netz
fallen, und denn allerst im andern und drit-
ten Zuge die Karpffen folgen, wenn das
Wasser trübe worden.

§. 9.

Fischet man den dreyjährigen
Saamen, so sich den Sommer über er-
strecket, so wird solcher gleichfalls alsbald
bey dem Teiche gezehlet, und zum Win-
ter entweder in ein besonders Einsetz-
Teichlein, oder in Mangel dessen nur in
einen geraumen Hälter geführet, darin-
nen er den Winter über stehen bleibt, biß
in den Mertzen, auf die Fasten, da man
ihn wieder zum Gewächs aussetzt, als-
denn wird er Paar-weise aus den Häl-
tern in die Fässer gezehlet, und so fort
Schock-weise in die Teiche ausgesetzt.

§. 10.

Endlich pflegt man auch die
Strich-Teichlein, welche mit Streich-
Karpffen auf zwey Sommer besetzt ge-
wesen, bald hernach, oder auch etliche zu-
vor zu fischen, was man nun darinnen
fängt, ist zweyjähriger Saame; weil a-
ber dieser Saame manchmahl gar zu
klein ist, und es mit dem Zehlen einzeln-
weise langsam zugehet, auch gar leicht-
lich Schaden dazu entstehet, so wird er
nicht, wie der dreyjährige, Paar-weise
gezehlet, sondern man zehlet ihn in ein ge-
wiß Maaß, biß es voll wird; nach die-
sen muß man ihn mit eben dem Maaß
in die Fässer thun, und es aufmercken.
Alsdenn wird er in die Hälter zum Win-
ter verführt, worinnen er biß auf die
Fasten, da er alsdenn zum Erstrecken
an seinen Ort gesetzt wird, stehen bleibet.

Das 11. Capitel/
Von den mancherley Fisch-
Hältern und Fisch-Kästen.
§. 1.

Die Fisch-Hälter müßen so gebauet
seyn, daß man sie des Jahres zum
wenigsten zwey mahl, als im Frühling
und Herbst, ablassen kan; man muß sie
alsdenn mit stumpffen, auf lange Stan-
gen gebundenen Beesen sauber auskehren,
ein wenig Wasser einlassen, und wieder
ausspühlen, und dieses so lange continui-
[Spaltenumbruch] r
en, biß das Wasser gantz helle heraus
läufft, damit aller Schlamm und Ge-
stanck mit hinweg komme. Kan man
sie nicht ablassen, muß man sie mit gros-
sen Korn-Schaufeln ausschöpffen, und
gleicher massen also reinigen, so bleiben
die Fische desto lieber.

§. 2.

Jn die Hälter, in die man
Karpffen zu setzen willens ist, muß der
Boden thonicht und leimicht seyn, und
wo dergleichen nicht allbereits ist, muß
man ihn hinein schaffen. Man muß offt
nach den Fischen sehen, wenn sie etwan
aus dem Hälter herausspringen wollen,
wie die neu-eingesetzten Fische offt zu thun
pflegen, sie bald wieder ins Wasser brin-
gen, oder welche matt und schwach werden,
und die Schuppen lassen, bald heraus
fangen. Den Karpffen und andern Fi-
schen wirfft man Maltz, Lein-Kuchen,
und anders dergleichen, zur Speise hin-
ein. Jn neugetäfelte Hälter muß man
keine Fische thun, biß das Wasser eine
Zeit-lang darinnen gestanden, und drey-
oder mehrmahlen abgelassen, und wieder
mit frischem angefüllt, dadurch der böse
Holtz-Geschmack gelindert, und ausge-
zogen worden.

§. 3.

Bey den Fisch-Behältern muß
man eine iede Art Wasser, die sich vor ei-
ne iede Gattung der Fische am besten
schickt, beurtheilen. Wo man Hechte
und Forellen, ingleichen Schmerlen hin-
setzen will, muß ein hartes, springendes
und fliessendes Wasser seyn. Vor die
Karpffen, Karauschen, Schleyen, und
Gösen, darff nur ein trübes, weiches und
dickes Wasser seyn, weil diese Fische den
Sumpff eher vertragen können. Die
Raub-Fische werden mit andern schlech-
ten geringen Fischen, als mit Rothäuge-
lein, Weißfischen, und dergleichen, ver-
sehen. Die Forellen speiset man an etli-
chen Orten mit Lebern, und werden sie
endlich so heimlich, daß sie einem die Spei-
se aus den Händen nehmen; Doch hat
man hierbey zu beobachten, daß man
nicht lauter wilde erst neu-gefangene Foh-
ren zusammen thut, sonst würden sie
schwerlich gewohnen, die Speise anzuneh-
men; Wenn man aber etliche zahme
Speise-Fohren bey ihnen läßt, so lernen
die andern auch allgemach der zahmen
Exempel nachfolgen; Und dieses muß
man allezeit observiren, sonst würden die
wilden Forellen verhungern, oder wohl
gar abstehen. Wo man viel Teiche hat,
werden diese Behälter und Einsätze etliche

nach

Des Fiſch-B. 11. C. von mancherley Fiſch-Haͤltern u. Fiſch-Kaͤſten.
[Spaltenumbruch] Schaden; Dieſe kan man am leichteſten
fangen, weil die Hechte immerzu dem
Raube nachgehen und oben ſchwimmen;
hingegen die furchtſamen Karpffen ver-
ſtecken ſich in den Moraſt und lettichten
Schlupf-Winckeln der Teiche, daher auch
die Hechte gleich anfaͤnglich in das Netz
fallen, und deñ allerſt im andern und drit-
ten Zuge die Karpffen folgen, wenn das
Waſſer truͤbe worden.

§. 9.

Fiſchet man den dreyjaͤhrigen
Saamen, ſo ſich den Sommer uͤber er-
ſtrecket, ſo wird ſolcher gleichfalls alsbald
bey dem Teiche gezehlet, und zum Win-
ter entweder in ein beſonders Einſetz-
Teichlein, oder in Mangel deſſen nur in
einen geraumen Haͤlter gefuͤhret, darin-
nen er den Winter uͤber ſtehen bleibt, biß
in den Mertzen, auf die Faſten, da man
ihn wieder zum Gewaͤchs ausſetzt, als-
denn wird er Paar-weiſe aus den Haͤl-
tern in die Faͤſſer gezehlet, und ſo fort
Schock-weiſe in die Teiche ausgeſetzt.

§. 10.

Endlich pflegt man auch die
Strich-Teichlein, welche mit Streich-
Karpffen auf zwey Sommer beſetzt ge-
weſen, bald hernach, oder auch etliche zu-
vor zu fiſchen, was man nun darinnen
faͤngt, iſt zweyjaͤhriger Saame; weil a-
ber dieſer Saame manchmahl gar zu
klein iſt, und es mit dem Zehlen einzeln-
weiſe langſam zugehet, auch gar leicht-
lich Schaden dazu entſtehet, ſo wird er
nicht, wie der dreyjaͤhrige, Paar-weiſe
gezehlet, ſondern man zehlet ihn in ein ge-
wiß Maaß, biß es voll wird; nach die-
ſen muß man ihn mit eben dem Maaß
in die Faͤſſer thun, und es aufmercken.
Alsdenn wird er in die Haͤlter zum Win-
ter verfuͤhrt, worinnen er biß auf die
Faſten, da er alsdenn zum Erſtrecken
an ſeinen Ort geſetzt wird, ſtehen bleibet.

Das 11. Capitel/
Von den mancherley Fiſch-
Haͤltern und Fiſch-Kaͤſten.
§. 1.

Die Fiſch-Haͤlter muͤßen ſo gebauet
ſeyn, daß man ſie des Jahres zum
wenigſten zwey mahl, als im Fruͤhling
und Herbſt, ablaſſen kan; man muß ſie
alsdenn mit ſtumpffen, auf lange Stan-
gen gebundenen Beeſen ſaubeꝛ auskehren,
ein wenig Waſſer einlaſſen, und wieder
ausſpuͤhlen, und dieſes ſo lange continui-
[Spaltenumbruch] r
en, biß das Waſſer gantz helle heraus
laͤufft, damit aller Schlamm und Ge-
ſtanck mit hinweg komme. Kan man
ſie nicht ablaſſen, muß man ſie mit groſ-
ſen Korn-Schaufeln ausſchoͤpffen, und
gleicher maſſen alſo reinigen, ſo bleiben
die Fiſche deſto lieber.

§. 2.

Jn die Haͤlter, in die man
Karpffen zu ſetzen willens iſt, muß der
Boden thonicht und leimicht ſeyn, und
wo dergleichen nicht allbereits iſt, muß
man ihn hinein ſchaffen. Man muß offt
nach den Fiſchen ſehen, wenn ſie etwan
aus dem Haͤlter herausſpringen wollen,
wie die neu-eingeſetzten Fiſche offt zu thun
pflegen, ſie bald wieder ins Waſſer brin-
gen, oder welche matt und ſchwach werden,
und die Schuppen laſſen, bald heraus
fangen. Den Karpffen und andern Fi-
ſchen wirfft man Maltz, Lein-Kuchen,
und anders dergleichen, zur Speiſe hin-
ein. Jn neugetaͤfelte Haͤlter muß man
keine Fiſche thun, biß das Waſſer eine
Zeit-lang darinnen geſtanden, und drey-
oder mehrmahlen abgelaſſen, und wieder
mit friſchem angefuͤllt, dadurch der boͤſe
Holtz-Geſchmack gelindert, und ausge-
zogen worden.

§. 3.

Bey den Fiſch-Behaͤltern muß
man eine iede Art Waſſer, die ſich vor ei-
ne iede Gattung der Fiſche am beſten
ſchickt, beurtheilen. Wo man Hechte
und Forellen, ingleichen Schmerlen hin-
ſetzen will, muß ein hartes, ſpringendes
und flieſſendes Waſſer ſeyn. Vor die
Karpffen, Karauſchen, Schleyen, und
Goͤſen, darff nur ein truͤbes, weiches und
dickes Waſſer ſeyn, weil dieſe Fiſche den
Sumpff eher vertragen koͤnnen. Die
Raub-Fiſche werden mit andern ſchlech-
ten geringen Fiſchen, als mit Rothaͤuge-
lein, Weißfiſchen, und dergleichen, ver-
ſehen. Die Forellen ſpeiſet man an etli-
chen Orten mit Lebern, und werden ſie
endlich ſo heimlich, daß ſie einem die Spei-
ſe aus den Haͤnden nehmen; Doch hat
man hierbey zu beobachten, daß man
nicht lauter wilde erſt neu-gefangene Foh-
ren zuſammen thut, ſonſt wuͤrden ſie
ſchwerlich gewohnen, die Speiſe anzuneh-
men; Wenn man aber etliche zahme
Speiſe-Fohren bey ihnen laͤßt, ſo lernen
die andern auch allgemach der zahmen
Exempel nachfolgen; Und dieſes muß
man allezeit obſerviren, ſonſt wuͤrden die
wilden Forellen verhungern, oder wohl
gar abſtehen. Wo man viel Teiche hat,
werden dieſe Behaͤlter und Einſaͤtze etliche

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/557>, abgerufen am 21.11.2024.