Vom Schiessen und Fangen allerhand Raub- und anderer Vögel.
[Spaltenumbruch]
rühret, so fällt es über ihn her, daß er sich darinnen verwickeln muß.
§. 5.
Ob gleich hier zu Lande eigent- lich keine wilde Fasahne angetroffen wer- den, so geschicht es doch zuweilen, daß et- liche zahme aus den Fasahn-Gärten auf- steigen, und nachgehends in ihrer Freyheit wilde werden. Damit man nun solche wieder erlangen möge, so wird in den Fa- sahn- Gärten ein denen Wärtern bekand- ter Rauch gemacht, nach welchem die Fa- sahne gerne zu ziehen pflegen. Durch solchen Rauch können die ausgestiegenen Fasahnen wieder zurück geholet und ein- gefangen werden. Der Auer-Hahn wird nicht gefangen, sondern nur geschos- sen, und ist solchem nicht eher beyzukom- men, als biß er paltzet. Man muß also in seiner Paltz-Zeit früh vor Tage aus- gehen, und ihn verhorchen. Wo man nun höret, daß er klappet und zischet, so ist es ein Zeichen, daß er paltzet. Sodann kan man kühnlich nach ihm zugehen, ie- doch zu mehrer Vorsicht immer von ei- nem Baum zu dem andern, damit, wenn er etwan wieder aufhöret zu paltzen, man so lange Halt machen und verborgen ste- hen könne, biß er wieder anfängt. Denn wenn man ausser dem Paltzen nur auf das geringste Reißgen tritt, geht er fort. Wenn man nun meynet, ihm nahe genug gekommen zu seyn, so kan man ihn, aber nicht eher, biß er wieder paltzet, mit der Flinte oder Büchse fassen, und auf ihn loßdrücken; Jedoch ist es besser mit der Büchse, denn wenn man ihn aus der Flinte mit Schroten schiesset, so ist es miß- lich, daß er gleich, weil er starcke Federn hat, also geschossen werde, damit er falle, da er denn nachgehends fortstiebet, und etwan an einem Baum hängen bleibet, oder im Busche fällt, daß man ihn nicht finden kan. So man hingegen mit der Kugel aus der Büchse schießt, und er wird ge- troffen, so fällt er auch gleich; wird er aber nicht getroffen, bleibt er doch leben- dig, und wird nicht zu Holtz geschossen, o- der er bleibet auch wohl, wenn er gleich paltzet, gar sitzen, und man kan noch- mahls nach ihn schiessen.
§. 6.
Bey dem Birck-Hahn hat man solcher grossen Vorsicht, um ihn zu schies- sen, nicht von nöthen, als wie bey dem Au- er-Hahn, denn da darff man sich nur et- wan hinter einig Gesträuche verbergen, und seinen Vortheil, um ihn zu schiessen, absehen. Er wird sowohl in-als ausser der Paltz-Zeit geschossen. Wiewohl [Spaltenumbruch]
man bey seinem Paltzen ihn wegen seiner närrischen Posituren lieber zusiehet, als daß man an das Schiessen gedencken wol- te. Der Trappe ist der schlaueste und na- senweiseste Vogel unter allem Feder- Wildpräth, daher ihm auch gar schlimm beyzukommen. Man muß also offt- mahls vor Tage in denen Leim-Gruben oder Stein-Brüchen sich verbergen, und daselbst so lange dieselben abwarten, biß sie etwan vorbeyfliegen, und sich daselbst setzen wollen, da man sie denn aus sol- chen verborgenen Oertern schiessen kan. Oder es muß der Jäger den Rock aus- ziehen, die Büchse in einen Acker-Pflug setzen, und hinter dem Pflug hergehen, als ob er ein Ackers-Mann wäre. Je- doch muß er der Trappen immer von der Seiten pflügen, und weil er die Büchse bey sich hat, den Wind dabey in Acht neh- men, damit die Trappe nicht von der Büchse einigen Wind bekommen möge. Jn solcher Positur kan er auch seinen Vor- theil abmercken. Es pfleget sich auch der Jäger auf zugemachte Wägen oder Kar- ren zu verstecken, daß es das Ansehen hat, als wolte man auf dem Felde Kraut, Rü- ben oder Möhren holen. Alsdenn kan der Jäger Büchsen zu sich nehmen, offt wohl von 10. 12. und mehr Läufften, auch wohl Doppelhacken, in Meynung, damit etwas mehr auszurichten, auch weiter zu zuschiessen, als mit einer andern Büchse oder Flinte. Jedoch muß der Wind hier gleichfalls beobachtet werden. Wenn man mercket, daß sich einige Trappen an einem Orte beysammen aufhalten, so nimmt man eine Finte mit grosser Mün- dung, und mit Lauf- Kugeln geladen, vor sich auf das Pferd, und rennet mit noch einem andern von beyden Seiten auf die Trappen loß. Weil nun solche gar schwer- leidig in die Höhe steigen können, so ge- schicht es offt, daß man alsdenn einen, zwey, oder mehr Trappen auf solche Art schiessen kan. Gleicher gestalt kan man mit der wilden Gans verfahren, und der- selben beykommen.
§. 7.
Die Brach-Vögel und Krani- che werden hauptsächlich im Herbst ge- schossen, wiewohl den ersteren nicht gar wohl beyzukommen. Es muß sich dahero ein Jäger bey denselben des Ne- bels bedienen. Die Ringel-Tauben wer- den auch im Frühling und Sommers- Zeiten vor Holtze auf Leeden, und auf Bäumen geschossen. Der Kybitz ist recht lustig und anmuthig zu schiessen, massen
er aller-
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Vom Schieſſen und Fangen allerhand Raub- und anderer Voͤgel.
[Spaltenumbruch]
ruͤhret, ſo faͤllt es uͤber ihn her, daß er ſich darinnen verwickeln muß.
§. 5.
Ob gleich hier zu Lande eigent- lich keine wilde Faſahne angetroffen wer- den, ſo geſchicht es doch zuweilen, daß et- liche zahme aus den Faſahn-Gaͤrten auf- ſteigen, und nachgehends in ihrer Freyheit wilde werden. Damit man nun ſolche wieder erlangen moͤge, ſo wird in den Fa- ſahn- Gaͤrten ein denen Waͤrtern bekand- ter Rauch gemacht, nach welchem die Fa- ſahne gerne zu ziehen pflegen. Durch ſolchen Rauch koͤnnen die ausgeſtiegenen Faſahnen wieder zuruͤck geholet und ein- gefangen werden. Der Auer-Hahn wird nicht gefangen, ſondern nur geſchoſ- ſen, und iſt ſolchem nicht eher beyzukom- men, als biß er paltzet. Man muß alſo in ſeiner Paltz-Zeit fruͤh vor Tage aus- gehen, und ihn verhorchen. Wo man nun hoͤret, daß er klappet und ziſchet, ſo iſt es ein Zeichen, daß er paltzet. Sodann kan man kuͤhnlich nach ihm zugehen, ie- doch zu mehrer Vorſicht immer von ei- nem Baum zu dem andern, damit, wenn er etwan wieder aufhoͤret zu paltzen, man ſo lange Halt machen und verborgen ſte- hen koͤnne, biß er wieder anfaͤngt. Denn wenn man auſſer dem Paltzen nur auf das geringſte Reißgen tritt, geht er fort. Wenn man nun meynet, ihm nahe genug gekommen zu ſeyn, ſo kan man ihn, aber nicht eher, biß er wieder paltzet, mit der Flinte oder Buͤchſe faſſen, und auf ihn loßdruͤcken; Jedoch iſt es beſſer mit der Buͤchſe, denn wenn man ihn aus der Flinte mit Schroten ſchieſſet, ſo iſt es miß- lich, daß er gleich, weil er ſtarcke Federn hat, alſo geſchoſſen werde, damit er falle, da er denn nachgehends fortſtiebet, und etwan an einem Baum haͤngen bleibet, oder im Buſche faͤllt, daß man ihn nicht finden kan. So man hingegen mit der Kugel aus der Buͤchſe ſchießt, und er wird ge- troffen, ſo faͤllt er auch gleich; wird er aber nicht getroffen, bleibt er doch leben- dig, und wird nicht zu Holtz geſchoſſen, o- der er bleibet auch wohl, wenn er gleich paltzet, gar ſitzen, und man kan noch- mahls nach ihn ſchieſſen.
§. 6.
Bey dem Birck-Hahn hat man ſolcher groſſen Vorſicht, um ihn zu ſchieſ- ſen, nicht von noͤthen, als wie bey dem Au- er-Hahn, denn da darff man ſich nur et- wan hinter einig Geſtraͤuche verbergen, und ſeinen Vortheil, um ihn zu ſchieſſen, abſehen. Er wird ſowohl in-als auſſer der Paltz-Zeit geſchoſſen. Wiewohl [Spaltenumbruch]
man bey ſeinem Paltzen ihn wegen ſeiner naͤrriſchen Poſituren lieber zuſiehet, als daß man an das Schieſſen gedencken wol- te. Der Trappe iſt der ſchlaueſte und na- ſenweiſeſte Vogel unter allem Feder- Wildpraͤth, daher ihm auch gar ſchlimm beyzukommen. Man muß alſo offt- mahls vor Tage in denen Leim-Gruben oder Stein-Bruͤchen ſich verbergen, und daſelbſt ſo lange dieſelben abwarten, biß ſie etwan vorbeyfliegen, und ſich daſelbſt ſetzen wollen, da man ſie denn aus ſol- chen verborgenen Oertern ſchieſſen kan. Oder es muß der Jaͤger den Rock aus- ziehen, die Buͤchſe in einen Acker-Pflug ſetzen, und hinter dem Pflug hergehen, als ob er ein Ackers-Mann waͤre. Je- doch muß er der Trappen immer von der Seiten pfluͤgen, und weil er die Buͤchſe bey ſich hat, den Wind dabey in Acht neh- men, damit die Trappe nicht von der Buͤchſe einigen Wind bekommen moͤge. Jn ſolcher Poſitur kan er auch ſeinen Vor- theil abmercken. Es pfleget ſich auch der Jaͤger auf zugemachte Waͤgen oder Kar- ren zu verſtecken, daß es das Anſehen hat, als wolte man auf dem Felde Kraut, Ruͤ- ben oder Moͤhren holen. Alsdenn kan der Jaͤger Buͤchſen zu ſich nehmen, offt wohl von 10. 12. und mehr Laͤufften, auch wohl Doppelhacken, in Meynung, damit etwas mehr auszurichten, auch weiter zu zuſchieſſen, als mit einer andern Buͤchſe oder Flinte. Jedoch muß der Wind hier gleichfalls beobachtet werden. Wenn man mercket, daß ſich einige Trappen an einem Orte beyſammen aufhalten, ſo nimmt man eine Finte mit groſſer Muͤn- dung, und mit Lauf- Kugeln geladen, vor ſich auf das Pferd, und rennet mit noch einem andern von beyden Seiten auf die Trappen loß. Weil nun ſolche gar ſchwer- leidig in die Hoͤhe ſteigen koͤnnen, ſo ge- ſchicht es offt, daß man alsdenn einen, zwey, oder mehr Trappen auf ſolche Art ſchieſſen kan. Gleicher geſtalt kan man mit der wilden Gans verfahren, und der- ſelben beykommen.
§. 7.
Die Brach-Voͤgel und Krani- che werden hauptſaͤchlich im Herbſt ge- ſchoſſen, wiewohl den erſteren nicht gar wohl beyzukommen. Es muß ſich dahero ein Jaͤger bey denſelben des Ne- bels bedienen. Die Ringel-Tauben wer- den auch im Fruͤhling und Sommers- Zeiten vor Holtze auf Leeden, und auf Baͤumen geſchoſſen. Der Kybitz iſt recht luſtig und anmuthig zu ſchieſſen, maſſen
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Vom Schieſſen und Fangen allerhand Raub- und anderer Voͤgel.
ruͤhret, ſo faͤllt es uͤber ihn her, daß er
ſich darinnen verwickeln muß.
§. 5. Ob gleich hier zu Lande eigent-
lich keine wilde Faſahne angetroffen wer-
den, ſo geſchicht es doch zuweilen, daß et-
liche zahme aus den Faſahn-Gaͤrten auf-
ſteigen, und nachgehends in ihrer Freyheit
wilde werden. Damit man nun ſolche
wieder erlangen moͤge, ſo wird in den Fa-
ſahn- Gaͤrten ein denen Waͤrtern bekand-
ter Rauch gemacht, nach welchem die Fa-
ſahne gerne zu ziehen pflegen. Durch
ſolchen Rauch koͤnnen die ausgeſtiegenen
Faſahnen wieder zuruͤck geholet und ein-
gefangen werden. Der Auer-Hahn
wird nicht gefangen, ſondern nur geſchoſ-
ſen, und iſt ſolchem nicht eher beyzukom-
men, als biß er paltzet. Man muß alſo
in ſeiner Paltz-Zeit fruͤh vor Tage aus-
gehen, und ihn verhorchen. Wo man
nun hoͤret, daß er klappet und ziſchet, ſo iſt
es ein Zeichen, daß er paltzet. Sodann
kan man kuͤhnlich nach ihm zugehen, ie-
doch zu mehrer Vorſicht immer von ei-
nem Baum zu dem andern, damit, wenn
er etwan wieder aufhoͤret zu paltzen, man
ſo lange Halt machen und verborgen ſte-
hen koͤnne, biß er wieder anfaͤngt. Denn
wenn man auſſer dem Paltzen nur auf
das geringſte Reißgen tritt, geht er fort.
Wenn man nun meynet, ihm nahe genug
gekommen zu ſeyn, ſo kan man ihn, aber
nicht eher, biß er wieder paltzet, mit der
Flinte oder Buͤchſe faſſen, und auf ihn
loßdruͤcken; Jedoch iſt es beſſer mit der
Buͤchſe, denn wenn man ihn aus der
Flinte mit Schroten ſchieſſet, ſo iſt es miß-
lich, daß er gleich, weil er ſtarcke Federn hat,
alſo geſchoſſen werde, damit er falle, da er
denn nachgehends fortſtiebet, und etwan
an einem Baum haͤngen bleibet, oder im
Buſche faͤllt, daß man ihn nicht finden
kan. So man hingegen mit der Kugel
aus der Buͤchſe ſchießt, und er wird ge-
troffen, ſo faͤllt er auch gleich; wird er
aber nicht getroffen, bleibt er doch leben-
dig, und wird nicht zu Holtz geſchoſſen, o-
der er bleibet auch wohl, wenn er gleich
paltzet, gar ſitzen, und man kan noch-
mahls nach ihn ſchieſſen.
§. 6. Bey dem Birck-Hahn hat man
ſolcher groſſen Vorſicht, um ihn zu ſchieſ-
ſen, nicht von noͤthen, als wie bey dem Au-
er-Hahn, denn da darff man ſich nur et-
wan hinter einig Geſtraͤuche verbergen,
und ſeinen Vortheil, um ihn zu ſchieſſen,
abſehen. Er wird ſowohl in-als auſſer
der Paltz-Zeit geſchoſſen. Wiewohl
man bey ſeinem Paltzen ihn wegen ſeiner
naͤrriſchen Poſituren lieber zuſiehet, als
daß man an das Schieſſen gedencken wol-
te. Der Trappe iſt der ſchlaueſte und na-
ſenweiſeſte Vogel unter allem Feder-
Wildpraͤth, daher ihm auch gar ſchlimm
beyzukommen. Man muß alſo offt-
mahls vor Tage in denen Leim-Gruben
oder Stein-Bruͤchen ſich verbergen, und
daſelbſt ſo lange dieſelben abwarten, biß
ſie etwan vorbeyfliegen, und ſich daſelbſt
ſetzen wollen, da man ſie denn aus ſol-
chen verborgenen Oertern ſchieſſen kan.
Oder es muß der Jaͤger den Rock aus-
ziehen, die Buͤchſe in einen Acker-Pflug
ſetzen, und hinter dem Pflug hergehen,
als ob er ein Ackers-Mann waͤre. Je-
doch muß er der Trappen immer von der
Seiten pfluͤgen, und weil er die Buͤchſe
bey ſich hat, den Wind dabey in Acht neh-
men, damit die Trappe nicht von der
Buͤchſe einigen Wind bekommen moͤge.
Jn ſolcher Poſitur kan er auch ſeinen Vor-
theil abmercken. Es pfleget ſich auch der
Jaͤger auf zugemachte Waͤgen oder Kar-
ren zu verſtecken, daß es das Anſehen hat,
als wolte man auf dem Felde Kraut, Ruͤ-
ben oder Moͤhren holen. Alsdenn kan
der Jaͤger Buͤchſen zu ſich nehmen, offt
wohl von 10. 12. und mehr Laͤufften, auch
wohl Doppelhacken, in Meynung, damit
etwas mehr auszurichten, auch weiter
zu zuſchieſſen, als mit einer andern Buͤchſe
oder Flinte. Jedoch muß der Wind hier
gleichfalls beobachtet werden. Wenn
man mercket, daß ſich einige Trappen an
einem Orte beyſammen aufhalten, ſo
nimmt man eine Finte mit groſſer Muͤn-
dung, und mit Lauf- Kugeln geladen, vor
ſich auf das Pferd, und rennet mit noch
einem andern von beyden Seiten auf die
Trappen loß. Weil nun ſolche gar ſchwer-
leidig in die Hoͤhe ſteigen koͤnnen, ſo ge-
ſchicht es offt, daß man alsdenn einen,
zwey, oder mehr Trappen auf ſolche Art
ſchieſſen kan. Gleicher geſtalt kan man
mit der wilden Gans verfahren, und der-
ſelben beykommen.
§. 7. Die Brach-Voͤgel und Krani-
che werden hauptſaͤchlich im Herbſt ge-
ſchoſſen, wiewohl den erſteren nicht
gar wohl beyzukommen. Es muß ſich
dahero ein Jaͤger bey denſelben des Ne-
bels bedienen. Die Ringel-Tauben wer-
den auch im Fruͤhling und Sommers-
Zeiten vor Holtze auf Leeden, und auf
Baͤumen geſchoſſen. Der Kybitz iſt recht
luſtig und anmuthig zu ſchieſſen, maſſen
er aller-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/479>, abgerufen am 24.11.2024.
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