Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Vierdten Theils 12. Capitel/ [Spaltenumbruch]
war ihnen so angenehm, daß man den 27.Octobris wieder damit anfangen muste. Weswegen gleich in der Frühe alle Schif- fe parat stunden, worauf sich die hohen Herrschafften, Dames und Cavalliers be- gaben, und auf diesem Wasser, welches so hell und klar, als ein Crystall, so daß man auch den Sand auf den Boden sehen kan, bey einer angenehmen Wind-Stille her- um ruderte, und sich an diesem schönen Tage mit allerhand Ergötzlichkeiten di- vertirte. Einige satzten sich in kleinere Gondeln, und belustigten sich mit dem Fisch-Fange, andere mit Schiessen wil- der Enten, welche daselbst in so grosser Menge zu finden, daß Jhro Chur-Fürst- liche Durchlauchtigkeit einsmahls an ei- nem Morgen 524. von diesen Vögeln ge- schossen, und zu einer andern Zeit 300. andere aber seegelten mit ihren kleinen Schiffen um den Bucentaurum herum, und bewunderten dessen Schönheit. Nach welchem Zeit-Vertreib der Hof sich nach Berg begab, und daselbst zu Mittage speisete. §. 13. Dieses Berg ist ein Schloß §. 14. Das Schloß Fürstenrid ist §. 15. Dieser Saal ist mit Marmor §. 16. Das Schloß Schleißheim ist Zu erst
Des Vierdten Theils 12. Capitel/ [Spaltenumbruch]
war ihnen ſo angenehm, daß man den 27.Octobris wieder damit anfangen muſte. Weswegen gleich in der Fruͤhe alle Schif- fe parat ſtunden, worauf ſich die hohen Herrſchafften, Dames und Cavalliers be- gaben, und auf dieſem Waſſer, welches ſo hell und klar, als ein Cryſtall, ſo daß man auch den Sand auf den Boden ſehen kan, bey einer angenehmen Wind-Stille her- um ruderte, und ſich an dieſem ſchoͤnen Tage mit allerhand Ergoͤtzlichkeiten di- vertirte. Einige ſatzten ſich in kleinere Gondeln, und beluſtigten ſich mit dem Fiſch-Fange, andere mit Schieſſen wil- der Enten, welche daſelbſt in ſo groſſer Menge zu finden, daß Jhro Chur-Fuͤrſt- liche Durchlauchtigkeit einsmahls an ei- nem Morgen 524. von dieſen Voͤgeln ge- ſchoſſen, und zu einer andern Zeit 300. andere aber ſeegelten mit ihren kleinen Schiffen um den Bucentaurum herum, und bewunderten deſſen Schoͤnheit. Nach welchem Zeit-Vertreib der Hof ſich nach Berg begab, und daſelbſt zu Mittage ſpeiſete. §. 13. Dieſes Berg iſt ein Schloß §. 14. Das Schloß Fuͤrſtenrid iſt §. 15. Dieſer Saal iſt mit Marmor §. 16. Das Schloß Schleißheim iſt Zu erſt
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Des Vierdten Theils 12. Capitel/
war ihnen ſo angenehm, daß man den 27.
Octobris wieder damit anfangen muſte.
Weswegen gleich in der Fruͤhe alle Schif-
fe parat ſtunden, worauf ſich die hohen
Herrſchafften, Dames und Cavalliers be-
gaben, und auf dieſem Waſſer, welches ſo
hell und klar, als ein Cryſtall, ſo daß man
auch den Sand auf den Boden ſehen kan,
bey einer angenehmen Wind-Stille her-
um ruderte, und ſich an dieſem ſchoͤnen
Tage mit allerhand Ergoͤtzlichkeiten di-
vertirte. Einige ſatzten ſich in kleinere
Gondeln, und beluſtigten ſich mit dem
Fiſch-Fange, andere mit Schieſſen wil-
der Enten, welche daſelbſt in ſo groſſer
Menge zu finden, daß Jhro Chur-Fuͤrſt-
liche Durchlauchtigkeit einsmahls an ei-
nem Morgen 524. von dieſen Voͤgeln ge-
ſchoſſen, und zu einer andern Zeit 300.
andere aber ſeegelten mit ihren kleinen
Schiffen um den Bucentaurum herum,
und bewunderten deſſen Schoͤnheit. Nach
welchem Zeit-Vertreib der Hof ſich nach
Berg begab, und daſelbſt zu Mittage
ſpeiſete.
§. 13. Dieſes Berg iſt ein Schloß
welches dem Schloß Stahrenberg gegen
uͤber liegt, und mit einem flieſſenden
Waſſer umgeben. Es beſtehet aus fuͤnff
biß ſechs ſehr ſchoͤnen und beqvemen A-
partemens, wie auch einen groſſen Saal,
worinnen man damahls ſpeiſete, und wel-
cher ein vortrefflich Getaͤfel hat, allwo
die zwoͤlff Monate des Jahres zu ſehen,
welche der beruͤhmte und kuͤnſtliche Mei-
ſter Sandraat gemahlt. Von dieſem Schloß
hat man einen ſchoͤnen Proſpect in die
See, welcher das Meer natuͤrlich vorſtel-
let, zumahl, wenn deſſen durch Sturm
erregte Wellen groſſe Berge formiren,
und es ſcheinet, als wolten ſie biß an die
Wolcken ſteigen. Dergleichen Stuͤrme
ſind bißweilen ſo hefftig, und entſtehen
ſo ploͤtzlich, daß zum oͤfftern Schiff-Bruch
entſtehen wuͤrde, wenn die Boots-Knech-
te ihre Profesſion nicht recht erlernet
haͤtten.
§. 14. Das Schloß Fuͤrſtenrid iſt
ein neugebautes Churfuͤrſtliches Schloß,
anderthalb Stunde von Muͤnchen, in ei-
ner ſehr ſchoͤnen und mit Wald umgebe-
nen Ebene, wohin man durch eine groſſe
mit Linden beſetzte Straſſe, welche uͤber
eine halbe Meile lang iſt, gelanget. Das
Thor beſtehet aus zwey groſſen eiſernen
Fluͤgeln, woran die Zierathen vom uͤber-
guͤldeten Kupffer ſind, wobey das Baye-
riſche Wappen mit zwey Loͤwen, und
dem Chur-Hut ſehr ſchoͤn und kuͤnſtlich
zu ſehen. Bey dieſen praͤchtigen Thoren
ſind zwey ſchoͤne eiſerne Gitter, welche
von zwey ſteinernen Pfeilern, worauf
zwey Loͤwen ſtehen, von einander abge-
ſondert ſind, ingleichen zwey Pavillons,
worinnen viel vornehme Herren des Ho-
fes logiren. Die Apartemens ſind zwar
klein, aber ſehr commode und ſchoͤn meu-
bliret. Sodann kommt man in einen
ſchoͤn gepflaſterten Hof, der zu beyden
Seiten lange Gebaͤude hat, auf der ei-
nen vor die Kuͤche, und auf der andern
vor die Hand-Pferde, oben auf aber lo-
giren die Bedienten. Dieſe Gebaͤude
ſtoſſen an das Schloß, welches aus drey
ſchoͤnen Pavillons beſtehet, wovon das
mittlere, welches mehr hervorraget, als
die zwey andern, den Eingang hat, durch
welchen man in den Saal der Gvarde,
und von dannen in einen ſehr ſchoͤnen und
groſſen Saal gelanget.
§. 15. Dieſer Saal iſt mit Marmor
gepflaſtert, und bekommt ſein Licht durch
zwey Reyhen groſſer Fenſter, uͤber wel-
chen allerhand Mahlereyen von Jagden
von dem beruͤhmten Kuͤnſtler Rottier,
einem Niederlaͤnder, zu ſehen. Auf der
Seite des Saales ſind zwey koſtbar meu-
blirte Fuͤrſtliche Zimmer. Jn dem er-
ſten Stock gelanget man uͤber eine ſehr
helle Schnecken-Stiege, und zwar erſt
in einen ſchoͤnen groſſen Saal, worinnen
allerhand Mahlereyen von Jagden, und
ſo dann in das Apartement Jhrer Chur-
Fuͤrſtlichen Durchlauchtigkeit, worinnen
vortreffliche Meublen, Spiegel und Mah-
lereyen zu ſehen, auf der andern Seite
des Saales iſt gleichfalls ein Fuͤrſtliches
Apartement, und in dem oberſten Stock
ſind Zim̃er vor die Cavalliers und Bedien-
ten. Der Pavillon zur rechten wird von
Jhro Durchlauchtigkeit dem Chur-Prin-
tzen bewohnt, und iſt praͤchtig meubliret,
der zur lincken aber von dem Vornehm-
ſten des Hofes, und dem Gouverneur des
Schloſſes; ſonſten giebt es auch laͤngſt
den zwey Hoͤfen noch andere Logis, wel-
che dieſes praͤchtige Jagd-Haus ſehr
commode und regulair machen.
§. 16. Das Schloß Schleißheim iſt
ein praͤchtiger, eines Fuͤrſtens, ja eines
Koͤniges und Kaͤyſers wuͤrdiger Pallaſt,
deſſen Schoͤnheit, Ordnung und Regula-
ritaͤt der Bau-Kunſt von auſſen einem
gleich in die Augen faͤllt, und zu denen
Schoͤnheiten, ſo man von innen mit Er-
ſtaunen erblickt, gleichſam vorbereitet.
Zu erſt
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