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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Vom Aufnehmen einer Waldung.
[Spaltenumbruch] Beförderung angehalten, eigentlich be-
kandt sey, so zieht er die Achseln, will
mit der Sprache nicht recht heraus, oder
weiß die Qualitäten des Menschen zu ver-
kleinern, daß es ihm entweder an Capa-
cite
oder Erfahrung, oder ich weiß selbst
nicht woran fehle. Hat Supplicante
etwan zur Verbesserung oder Vermeh-
rung dieser oder jener Wald-Nu-
tzung einen Vorschlag gethan, so wird
das Project alsobald ungeprüft, als
inpracticable verworffen, dadurch denn
mancher treue Diener, der gute Dienste
hätte leisten können, abgehet, und sich zu
andern wendet. Hingegen weiß ein Be-
amter bald andere Leute vorzuschlagen
und zu recommandiren. Da hat er einen
Schwager, Vetter oder Bruder, oder eine
andere Creatur, die von ihm dependiret.
Da liegen denn hernachmahls die beyden
Herrn Vettern oder Schwäger, mit der
Herrschafft Schaden, unter einer Decke,
betrügen ihn praf, und wenn sie sich be-
reichert, so ziehen sie mit Sack und Pack
wieder davon.

§. 11.

Die Untreue der Bedienten
wird auch nicht selten dadurch erwecket,
wenn die Herrschafften den Bedienten an
ihrer Besoldung abbrechen, und ihnen
so schlechten Sold aussetzen, daß sie un-
möglich davon leben können. Es geden-
cken Fürsten und Herren, sie könten wohl
andere Diener bekommen, wolte dieser
nicht, so wäre schon ein anderer da. Nun
ist dieses wohl wahr, aber die Diener
sind auch darnach, und am Ende erfäh-
ret offt die Herrschafft den Unterscheid
der Diener mit zehen-fächigen Schaden.
Arme Schlucker, die nicht weiter kom-
men können, und nichts rechts gelernet,
müssen sich wohl drücken lassen, und neh-
men, was man ihnen aus guten Willen
offerirt. Ein anderer aber läßt sich nicht
vexiren, und retirirt sich lieber an bon
ordre.
Wenn eine Herrschafft ihre Die-
ner wohl versorget, so werden sie zu de-
sto mehr Emsigkeit, Fleiß und Treue auf-
gemuntert. Es muß ein grosser Herr
des Königes in Spanien Philippi II. Ge-
dancken haben, der zu dem Rug Gomez
sagte: Faites mes affaires & je ferag les
votres.
Sorget ihr vor mich, so will
ich vor euch sorgen. Wenn ein Herr sei-
nen Dienern so viel Besoldung aus-
macht, daß sie dabey nicht nachdencken
dürffen, wo sie ihren hinlänglichen Unter-
halt finden mögen, so können sie auch die
Herrschafftlichen Dienste desto besser ab-
[Spaltenumbruch] warten. Da aber heut zu Tage solches
nicht gebührend beobachtet wird, und
die Besoldungen gegen die alten Zeiten
gering sind, so geht es auch mit den Dien-
sten gar schlecht zu, und machen es viel
wie jener Bediente, dem man ein ziemli-
ches an seiner Besoldung abgekürtzet,
auch hernach nach Proportion des ver-
lohrnen Soldes so viel von seinem vorigen
Fleiß und Emsigkeit remittirte.

§. 12.

Ein treuer und redlicher Forst-
Bedienter muß endlich auch wissen, wie
er seine Forst-Rechnung gebührend ein-
richten, dieselbe ablegen, und justificiren
möge. Er muß alles in Einnahme brin-
gen, was er an verkaufften Klafftern,
Latten, Schindeln, Wein-Pfählen, Hopf-
fen-Stangen, Reif-Stöcken, Wind-Brü-
chen, Affter-Schlägen, Kohlen-Holtz,
Grase-Geldern, Hut- und Trifft-Gel-
dern, Wildpräth und Vogel-Werck,
Jagden u. s. w. eingenommen. An et-
lichen Orten werden auch die Hirsch-Ge-
weyhe, wenn man sie verkaufft, Centner-
Weise um etwas gewisses an Geld ange-
schlagen, und in Einnahme geführt, auch
sonst alles andere, was von den Jagden,
Forsten und Wäldern zu Nutz einkömmt,
damit man den gantzen Ertrag beysam-
men habe. Desgleichen, wenn man die
Hasel-Nüsse in natura einnimmt, und
wieder Malter- oder Metzen-Weise nach
Hofe liefert, werden solche auch in der
Forst-Rechnung in Einnahme geführt,
zu Geld angeschlagen, und in Ausgabe
oder bey der Gewehrschafft wieder abge-
schrieben. Jn die Ausgabe wird alles
dasjenige gebracht, was so wohl in die
Fürstliche Cammer baar geliefert, als
auch an Bau-Kosten auf die Jagd- und
Forst-Häuser auf die Jägerey und Forst-
Bedienten, auf Zehrung, u. s. w. ver-
wendet, oder den Jagd-Bedienten an
Pürsch-Gebühr und Jäger-Recht gege-
ben worden.

§. 13.

Die Rechnung muß allent-
halben so wohl bey den Capituln der
Einnahme als der Ausgabe mit tüchti-
gen Belegen bestärcket werden. Jst nun
die Rechnung übergeben und verificirt
worden, so wird solche nachgehends von
der Fürstlichen Cammer durchgegangen,
examiniret, calculirt, überleget, und ab-
gehört. Sind Einnahme und Ausga-
be mit richtigen Qvittungen und Schei-
nen beleget, die in solcher Rechnung ge-
fundenen Defecte und Mängel justificirt,

auch

Vom Aufnehmen einer Waldung.
[Spaltenumbruch] Befoͤrderung angehalten, eigentlich be-
kandt ſey, ſo zieht er die Achſeln, will
mit der Sprache nicht recht heraus, oder
weiß die Qualitaͤten des Menſchen zu ver-
kleinern, daß es ihm entweder an Capa-
cité
oder Erfahrung, oder ich weiß ſelbſt
nicht woran fehle. Hat Supplicante
etwan zur Verbeſſerung oder Vermeh-
rung dieſer oder jener Wald-Nu-
tzung einen Vorſchlag gethan, ſo wird
das Project alſobald ungepruͤft, als
inpracticable verworffen, dadurch denn
mancher treue Diener, der gute Dienſte
haͤtte leiſten koͤnnen, abgehet, und ſich zu
andern wendet. Hingegen weiß ein Be-
amter bald andere Leute vorzuſchlagen
und zu recommandiren. Da hat er einen
Schwager, Vetter oder Bruder, oder eine
andere Creatur, die von ihm dependiret.
Da liegen denn hernachmahls die beyden
Herrn Vettern oder Schwaͤger, mit der
Herrſchafft Schaden, unter einer Decke,
betruͤgen ihn praf, und wenn ſie ſich be-
reichert, ſo ziehen ſie mit Sack und Pack
wieder davon.

§. 11.

Die Untreue der Bedienten
wird auch nicht ſelten dadurch erwecket,
wenn die Herrſchafften den Bedienten an
ihrer Beſoldung abbrechen, und ihnen
ſo ſchlechten Sold ausſetzen, daß ſie un-
moͤglich davon leben koͤnnen. Es geden-
cken Fuͤrſten und Herren, ſie koͤnten wohl
andere Diener bekommen, wolte dieſer
nicht, ſo waͤre ſchon ein anderer da. Nun
iſt dieſes wohl wahr, aber die Diener
ſind auch darnach, und am Ende erfaͤh-
ret offt die Herrſchafft den Unterſcheid
der Diener mit zehen-faͤchigen Schaden.
Arme Schlucker, die nicht weiter kom-
men koͤnnen, und nichts rechts gelernet,
muͤſſen ſich wohl druͤcken laſſen, und neh-
men, was man ihnen aus guten Willen
offerirt. Ein anderer aber laͤßt ſich nicht
vexiren, und retirirt ſich lieber an bon
ordre.
Wenn eine Herrſchafft ihre Die-
ner wohl verſorget, ſo werden ſie zu de-
ſto mehr Emſigkeit, Fleiß und Treue auf-
gemuntert. Es muß ein groſſer Herr
des Koͤniges in Spanien Philippi II. Ge-
dancken haben, der zu dem Rug Gomez
ſagte: Faites mes affaires & je ferag les
votres.
Sorget ihr vor mich, ſo will
ich vor euch ſorgen. Wenn ein Herr ſei-
nen Dienern ſo viel Beſoldung aus-
macht, daß ſie dabey nicht nachdencken
duͤrffen, wo ſie ihren hinlaͤnglichen Unter-
halt finden moͤgen, ſo koͤnnen ſie auch die
Herrſchafftlichen Dienſte deſto beſſer ab-
[Spaltenumbruch] warten. Da aber heut zu Tage ſolches
nicht gebuͤhrend beobachtet wird, und
die Beſoldungen gegen die alten Zeiten
gering ſind, ſo geht es auch mit den Dien-
ſten gar ſchlecht zu, und machen es viel
wie jener Bediente, dem man ein ziemli-
ches an ſeiner Beſoldung abgekuͤrtzet,
auch hernach nach Proportion des ver-
lohrnen Soldes ſo viel von ſeinem vorigen
Fleiß und Emſigkeit remittirte.

§. 12.

Ein treuer und redlicher Forſt-
Bedienter muß endlich auch wiſſen, wie
er ſeine Forſt-Rechnung gebuͤhrend ein-
richten, dieſelbe ablegen, und juſtificiren
moͤge. Er muß alles in Einnahme brin-
gen, was er an verkaufften Klafftern,
Latten, Schindeln, Wein-Pfaͤhlen, Hopf-
fen-Stangen, Reif-Stoͤcken, Wind-Bruͤ-
chen, Affter-Schlaͤgen, Kohlen-Holtz,
Graſe-Geldern, Hut- und Trifft-Gel-
dern, Wildpraͤth und Vogel-Werck,
Jagden u. ſ. w. eingenommen. An et-
lichen Orten werden auch die Hirſch-Ge-
weyhe, wenn man ſie verkaufft, Centner-
Weiſe um etwas gewiſſes an Geld ange-
ſchlagen, und in Einnahme gefuͤhrt, auch
ſonſt alles andere, was von den Jagden,
Forſten und Waͤldern zu Nutz einkoͤm̃t,
damit man den gantzen Ertrag beyſam-
men habe. Desgleichen, wenn man die
Haſel-Nuͤſſe in natura einnimmt, und
wieder Malter- oder Metzen-Weiſe nach
Hofe liefert, werden ſolche auch in der
Forſt-Rechnung in Einnahme gefuͤhrt,
zu Geld angeſchlagen, und in Ausgabe
oder bey der Gewehrſchafft wieder abge-
ſchrieben. Jn die Ausgabe wird alles
dasjenige gebracht, was ſo wohl in die
Fuͤrſtliche Cammer baar geliefert, als
auch an Bau-Koſten auf die Jagd- und
Forſt-Haͤuſer auf die Jaͤgerey und Forſt-
Bedienten, auf Zehrung, u. ſ. w. ver-
wendet, oder den Jagd-Bedienten an
Puͤrſch-Gebuͤhr und Jaͤger-Recht gege-
ben worden.

§. 13.

Die Rechnung muß allent-
halben ſo wohl bey den Capituln der
Einnahme als der Ausgabe mit tuͤchti-
gen Belegen beſtaͤrcket werden. Jſt nun
die Rechnung uͤbergeben und verificirt
worden, ſo wird ſolche nachgehends von
der Fuͤrſtlichen Cammer durchgegangen,
examiniret, calculirt, uͤberleget, und ab-
gehoͤrt. Sind Einnahme und Ausga-
be mit richtigen Qvittungen und Schei-
nen beleget, die in ſolcher Rechnung ge-
fundenen Defecte und Maͤngel juſtificirt,

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[295/0441] Vom Aufnehmen einer Waldung. Befoͤrderung angehalten, eigentlich be- kandt ſey, ſo zieht er die Achſeln, will mit der Sprache nicht recht heraus, oder weiß die Qualitaͤten des Menſchen zu ver- kleinern, daß es ihm entweder an Capa- cité oder Erfahrung, oder ich weiß ſelbſt nicht woran fehle. Hat Supplicante etwan zur Verbeſſerung oder Vermeh- rung dieſer oder jener Wald-Nu- tzung einen Vorſchlag gethan, ſo wird das Project alſobald ungepruͤft, als inpracticable verworffen, dadurch denn mancher treue Diener, der gute Dienſte haͤtte leiſten koͤnnen, abgehet, und ſich zu andern wendet. Hingegen weiß ein Be- amter bald andere Leute vorzuſchlagen und zu recommandiren. Da hat er einen Schwager, Vetter oder Bruder, oder eine andere Creatur, die von ihm dependiret. Da liegen denn hernachmahls die beyden Herrn Vettern oder Schwaͤger, mit der Herrſchafft Schaden, unter einer Decke, betruͤgen ihn praf, und wenn ſie ſich be- reichert, ſo ziehen ſie mit Sack und Pack wieder davon. §. 11.Die Untreue der Bedienten wird auch nicht ſelten dadurch erwecket, wenn die Herrſchafften den Bedienten an ihrer Beſoldung abbrechen, und ihnen ſo ſchlechten Sold ausſetzen, daß ſie un- moͤglich davon leben koͤnnen. Es geden- cken Fuͤrſten und Herren, ſie koͤnten wohl andere Diener bekommen, wolte dieſer nicht, ſo waͤre ſchon ein anderer da. Nun iſt dieſes wohl wahr, aber die Diener ſind auch darnach, und am Ende erfaͤh- ret offt die Herrſchafft den Unterſcheid der Diener mit zehen-faͤchigen Schaden. Arme Schlucker, die nicht weiter kom- men koͤnnen, und nichts rechts gelernet, muͤſſen ſich wohl druͤcken laſſen, und neh- men, was man ihnen aus guten Willen offerirt. Ein anderer aber laͤßt ſich nicht vexiren, und retirirt ſich lieber an bon ordre. Wenn eine Herrſchafft ihre Die- ner wohl verſorget, ſo werden ſie zu de- ſto mehr Emſigkeit, Fleiß und Treue auf- gemuntert. Es muß ein groſſer Herr des Koͤniges in Spanien Philippi II. Ge- dancken haben, der zu dem Rug Gomez ſagte: Faites mes affaires & je ferag les votres. Sorget ihr vor mich, ſo will ich vor euch ſorgen. Wenn ein Herr ſei- nen Dienern ſo viel Beſoldung aus- macht, daß ſie dabey nicht nachdencken duͤrffen, wo ſie ihren hinlaͤnglichen Unter- halt finden moͤgen, ſo koͤnnen ſie auch die Herrſchafftlichen Dienſte deſto beſſer ab- warten. Da aber heut zu Tage ſolches nicht gebuͤhrend beobachtet wird, und die Beſoldungen gegen die alten Zeiten gering ſind, ſo geht es auch mit den Dien- ſten gar ſchlecht zu, und machen es viel wie jener Bediente, dem man ein ziemli- ches an ſeiner Beſoldung abgekuͤrtzet, auch hernach nach Proportion des ver- lohrnen Soldes ſo viel von ſeinem vorigen Fleiß und Emſigkeit remittirte. §. 12.Ein treuer und redlicher Forſt- Bedienter muß endlich auch wiſſen, wie er ſeine Forſt-Rechnung gebuͤhrend ein- richten, dieſelbe ablegen, und juſtificiren moͤge. Er muß alles in Einnahme brin- gen, was er an verkaufften Klafftern, Latten, Schindeln, Wein-Pfaͤhlen, Hopf- fen-Stangen, Reif-Stoͤcken, Wind-Bruͤ- chen, Affter-Schlaͤgen, Kohlen-Holtz, Graſe-Geldern, Hut- und Trifft-Gel- dern, Wildpraͤth und Vogel-Werck, Jagden u. ſ. w. eingenommen. An et- lichen Orten werden auch die Hirſch-Ge- weyhe, wenn man ſie verkaufft, Centner- Weiſe um etwas gewiſſes an Geld ange- ſchlagen, und in Einnahme gefuͤhrt, auch ſonſt alles andere, was von den Jagden, Forſten und Waͤldern zu Nutz einkoͤm̃t, damit man den gantzen Ertrag beyſam- men habe. Desgleichen, wenn man die Haſel-Nuͤſſe in natura einnimmt, und wieder Malter- oder Metzen-Weiſe nach Hofe liefert, werden ſolche auch in der Forſt-Rechnung in Einnahme gefuͤhrt, zu Geld angeſchlagen, und in Ausgabe oder bey der Gewehrſchafft wieder abge- ſchrieben. Jn die Ausgabe wird alles dasjenige gebracht, was ſo wohl in die Fuͤrſtliche Cammer baar geliefert, als auch an Bau-Koſten auf die Jagd- und Forſt-Haͤuſer auf die Jaͤgerey und Forſt- Bedienten, auf Zehrung, u. ſ. w. ver- wendet, oder den Jagd-Bedienten an Puͤrſch-Gebuͤhr und Jaͤger-Recht gege- ben worden. §. 13.Die Rechnung muß allent- halben ſo wohl bey den Capituln der Einnahme als der Ausgabe mit tuͤchti- gen Belegen beſtaͤrcket werden. Jſt nun die Rechnung uͤbergeben und verificirt worden, ſo wird ſolche nachgehends von der Fuͤrſtlichen Cammer durchgegangen, examiniret, calculirt, uͤberleget, und ab- gehoͤrt. Sind Einnahme und Ausga- be mit richtigen Qvittungen und Schei- nen beleget, die in ſolcher Rechnung ge- fundenen Defecte und Maͤngel juſtificirt, auch

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/441>, abgerufen am 23.11.2024.