[Spaltenumbruch]
Dresch-Flegel denn auf die Büchse verste- hen, mit ihrer Unwissenheit grossen Scha- den anrichten. Was aus der Verpach- tung der Jagden vor Unheyl entstehe, hab ich im vorhergehenden angezeiget.
§. 4.
4) Durch nachläßige Aufsicht, ob über die Wald- und Forst-Ordnungen ge- halten werde. Wenn man geschehen läßt, daß iederman ohne Unterscheid mit Büch- sen durch die Wildbahne ziehet, wenn den Schäfern, Hirten und Bauern, das Hunde-Knitteln nicht anbefohlen wird, wenn die leichtfertigen Jungen das junge Gethierig aufheben, oder doch demselben das kurtze Wildpräth abschneiden, wenn sie ihnen allerhand Schlingen und Fallen stellen, wenn man den Wild-Dieben nicht recht scharf nachsetzet, und sie belauschet.
§. 5.
Es geschicht auch der Fürstlichen Wildbahn grosser Eintrag, wenn man 5) die Jagd-Grentzen negligiret. Es sind aber solche gantz etwas anders als die Forst-Grentzen, denn man hat vielfältig, daß sich solche weit über die Forst-Gren- tzen in ein ander Herrschafftliches Ge- bieth erstrecken. Diese Grentzen werden nun entweder durch Mahl-Bäume, Stei- ne, alte Wege, aufgehauene alte Creutze des Erdbodens, oder die Aussage alter Leute, wie weit diese Grentzen vor diesen gegangen, erweißlich gemacht. Sollen nun solche Grentzen bezogen werden, so müssen nebst gelehrten Leuten auch die von der Jägerey dazu kommen, damit sie vermöge ihres Amtes allezeit Relation abstatten können, was damahls bey der Sache vorgefallen, auch Sorge tragen, damit von den Grentz-Nachbarn mit Hetzen, Schiessen, und dergleichen, kein Eingriff geschehe. Geschicht ein solcher Grentz-Zug in 30. 40. Jahren kaum ein- mahl, daß die Alten darüber wegsterben, und die Jungen nichts davon wissen, die Grentz-Marquen auch nicht gar wohl in Acht genommen werden, so wird die Jagd-Gerechtigkeit hiedurch ziemlich ver- kürtzt. Es ist daher sehr gut, wenn ein Jäger bey Antritt seiner Dienste in die Grentzen eingewiesen, und ihm ein rich- tiges Verzeichniß von Steinen zu Stei- nen, it. von Bäumen zu Bäumen, einge- händiget wird, auch nachmahls die Jagd- Grentzen zum wenigsten alle 3. biß 4. Jahr einmahl bezogen und verneuert werden.
§. 6.
Es wird die Wildbahne ruiniret, 6) wenn die Höltzer gar zu sehr geblösset werden, daß sich das Wildpräth nicht mehr stecken kan, und dahero gar über die [Spaltenumbruch]
Grentzen weichen muß. Es ist sonder- lich in der Gemeinden und Unterthanen Höltzern darauf zu sehen, welche in des Landes-Herrn Wildbahn liegen, damit nicht durch gäntzliche Verödung solcher Höltzer der Wildfuhr und Jägerey Scha- den geschehe. Sie müssen dahero in gu- ter Heegung gehalten werden, und ist nicht zu gestatten, daß sie verhauen, oder mit Grund und Boden unter die Nach- barn getheilet werden. Es sind zu guter Aufsicht iedes Ortes von den Gemeinden ein oder mehr Holtz-Knechte zu bestellen, und durch Herrschafftliche Beamten auf die Wald-Ordnungen zu verpflichten. Wo die Gemeinden ja über ihr benöthiget Brenn- und Bau-Holtz etwas mehrers abhauen und verkauffen wollen, müssen sie sich bey den Beamten und Forst-Be- dienten darum bewerben, welche zu über- legen haben, wie ferne der Angriff der Höl- tzer ohne Beschädigung der Wildbahne und Trifft-Gerechtigkeit geschehen möge.
§. 7.
Es ist auch gar schädlich, 7) wenn die Grentz-Nachbarn immer auf den Grentzen liegen, und was sich nur von Wilde von der andern Seite auf der Grentze blicken läßt, alsobald hinweg schies- sen. Nun ist zwar dieses an und vor sich selbst eben nicht unrecht; wenn aber sol- ches beständig geschicht, und die Benach- barten es hingegen nicht zu thun pflegen, so verursachet solches offtermahls vielfäl- tige Verdrießlichkeiten: Massen ein Grentz-Nachbar solches davor ansehen kan, als ob es zu Ruinirung seiner Wild- bahne geschehe. Noch unbilliger aber ists, wenn Gewissenlose Jäger des Nachts vor die Grentzen Lappen ziehen, oder mit Hunden vorhalten, oder sonst abschrecken und treten lassen, daß sich das Wild nicht über die Grentze begeben mag. Es ist die- ses in der That nicht Weydemännisch, und werden offters grosse Herren hiedurch zu- sammen gehetzt. Hieher ist mit zu referi- ren, wenn an den Grentzen gejaget wird, und die Nachbarn schneiden an den Zeu- gen die Leinen-Tücher und Feder-Lappen entzwey, damit das Wild durch und über die Grentze gehen möge.
§. 8.
Den unerdlichen Stücken ist auch mit beyzuzehlen, wenn die Jäger auf den Grentzen die Schuhe mit der Assa foetida beschmieren, weil das Wildpräth davon den Geruch scheuet, und sich nie- mahls über die Grentzen begeben wird. Noch unredlicher aber, wenn sie in an- dern Wildfuhren die Saltze und Wild-
Schop-
Des Vierdten Theils 1. Capitel/
[Spaltenumbruch]
Dreſch-Flegel denn auf die Buͤchſe verſte- hen, mit ihrer Unwiſſenheit groſſen Scha- den anrichten. Was aus der Verpach- tung der Jagden vor Unheyl entſtehe, hab ich im vorhergehenden angezeiget.
§. 4.
4) Durch nachlaͤßige Aufſicht, ob uͤber die Wald- und Forſt-Ordnungen ge- halten werde. Wenn man geſchehen laͤßt, daß iederman ohne Unterſcheid mit Buͤch- ſen durch die Wildbahne ziehet, wenn den Schaͤfern, Hirten und Bauern, das Hunde-Knitteln nicht anbefohlen wird, wenn die leichtfertigen Jungen das junge Gethierig aufheben, oder doch demſelben das kurtze Wildpraͤth abſchneiden, wenn ſie ihnen allerhand Schlingen und Fallen ſtellen, wenn man den Wild-Dieben nicht recht ſcharf nachſetzet, und ſie belauſchet.
§. 5.
Es geſchicht auch der Fuͤrſtlichen Wildbahn groſſer Eintrag, wenn man 5) die Jagd-Grentzen negligiret. Es ſind aber ſolche gantz etwas anders als die Forſt-Grentzen, denn man hat vielfaͤltig, daß ſich ſolche weit uͤber die Forſt-Gren- tzen in ein ander Herrſchafftliches Ge- bieth erſtrecken. Dieſe Grentzen werden nun entweder durch Mahl-Baͤume, Stei- ne, alte Wege, aufgehauene alte Creutze des Erdbodens, oder die Auſſage alter Leute, wie weit dieſe Grentzen vor dieſen gegangen, erweißlich gemacht. Sollen nun ſolche Grentzen bezogen werden, ſo muͤſſen nebſt gelehrten Leuten auch die von der Jaͤgerey dazu kommen, damit ſie vermoͤge ihres Amtes allezeit Relation abſtatten koͤnnen, was damahls bey der Sache vorgefallen, auch Sorge tragen, damit von den Grentz-Nachbarn mit Hetzen, Schieſſen, und dergleichen, kein Eingriff geſchehe. Geſchicht ein ſolcher Grentz-Zug in 30. 40. Jahren kaum ein- mahl, daß die Alten daruͤber wegſterben, und die Jungen nichts davon wiſſen, die Grentz-Marquen auch nicht gar wohl in Acht genommen werden, ſo wird die Jagd-Gerechtigkeit hiedurch ziemlich ver- kuͤrtzt. Es iſt daher ſehr gut, wenn ein Jaͤger bey Antritt ſeiner Dienſte in die Grentzen eingewieſen, und ihm ein rich- tiges Verzeichniß von Steinen zu Stei- nen, it. von Baͤumen zu Baͤumen, einge- haͤndiget wird, auch nachmahls die Jagd- Grentzen zum wenigſten alle 3. biß 4. Jahr einmahl bezogen und verneuert werden.
§. 6.
Es wird die Wildbahne ruiniret, 6) wenn die Hoͤltzer gar zu ſehr gebloͤſſet werden, daß ſich das Wildpraͤth nicht mehꝛ ſtecken kan, und dahero gar uͤber die [Spaltenumbruch]
Grentzen weichen muß. Es iſt ſonder- lich in der Gemeinden und Unterthanen Hoͤltzern darauf zu ſehen, welche in des Landes-Herrn Wildbahn liegen, damit nicht durch gaͤntzliche Veroͤdung ſolcher Hoͤltzer der Wildfuhr und Jaͤgerey Scha- den geſchehe. Sie muͤſſen dahero in gu- ter Heegung gehalten werden, und iſt nicht zu geſtatten, daß ſie verhauen, oder mit Grund und Boden unter die Nach- barn getheilet werden. Es ſind zu guter Aufſicht iedes Ortes von den Gemeinden ein oder mehr Holtz-Knechte zu beſtellen, und durch Herrſchafftliche Beamten auf die Wald-Ordnungen zu verpflichten. Wo die Gemeinden ja uͤber ihr benoͤthiget Brenn- und Bau-Holtz etwas mehrers abhauen und verkauffen wollen, muͤſſen ſie ſich bey den Beamten und Forſt-Be- dienten darum bewerben, welche zu uͤber- legen haben, wie ferne der Angriff der Hoͤl- tzer ohne Beſchaͤdigung der Wildbahne und Trifft-Gerechtigkeit geſchehen moͤge.
§. 7.
Es iſt auch gar ſchaͤdlich, 7) wenn die Grentz-Nachbarn immer auf den Grentzen liegen, und was ſich nur von Wilde von der andern Seite auf der Grentze blicken laͤßt, alſobald hinweg ſchieſ- ſen. Nun iſt zwar dieſes an und vor ſich ſelbſt eben nicht unrecht; wenn aber ſol- ches beſtaͤndig geſchicht, und die Benach- barten es hingegen nicht zu thun pflegen, ſo verurſachet ſolches offtermahls vielfaͤl- tige Verdrießlichkeiten: Maſſen ein Grentz-Nachbar ſolches davor anſehen kan, als ob es zu Ruinirung ſeiner Wild- bahne geſchehe. Noch unbilliger aber iſts, wenn Gewiſſenloſe Jaͤger des Nachts vor die Grentzen Lappen ziehen, oder mit Hunden vorhalten, oder ſonſt abſchrecken und treten laſſen, daß ſich das Wild nicht uͤber die Grentze begeben mag. Es iſt die- ſes in der That nicht Weydemaͤnniſch, und werden offters groſſe Herren hiedurch zu- ſammen gehetzt. Hieher iſt mit zu referi- ren, wenn an den Grentzen gejaget wird, und die Nachbarn ſchneiden an den Zeu- gen die Leinen-Tuͤcher und Feder-Lappen entzwey, damit das Wild durch und uͤber die Grentze gehen moͤge.
§. 8.
Den unerdlichen Stuͤcken iſt auch mit beyzuzehlen, wenn die Jaͤger auf den Grentzen die Schuhe mit der Aſſa fœtida beſchmieren, weil das Wildpraͤth davon den Geruch ſcheuet, und ſich nie- mahls uͤber die Grentzen begeben wird. Noch unredlicher aber, wenn ſie in an- dern Wildfuhren die Saltze und Wild-
Schop-
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[264/0404]
Des Vierdten Theils 1. Capitel/
Dreſch-Flegel denn auf die Buͤchſe verſte-
hen, mit ihrer Unwiſſenheit groſſen Scha-
den anrichten. Was aus der Verpach-
tung der Jagden vor Unheyl entſtehe,
hab ich im vorhergehenden angezeiget.
§. 4.4) Durch nachlaͤßige Aufſicht, ob
uͤber die Wald- und Forſt-Ordnungen ge-
halten werde. Wenn man geſchehen laͤßt,
daß iederman ohne Unterſcheid mit Buͤch-
ſen durch die Wildbahne ziehet, wenn
den Schaͤfern, Hirten und Bauern, das
Hunde-Knitteln nicht anbefohlen wird,
wenn die leichtfertigen Jungen das junge
Gethierig aufheben, oder doch demſelben
das kurtze Wildpraͤth abſchneiden, wenn
ſie ihnen allerhand Schlingen und Fallen
ſtellen, wenn man den Wild-Dieben nicht
recht ſcharf nachſetzet, und ſie belauſchet.
§. 5.Es geſchicht auch der Fuͤrſtlichen
Wildbahn groſſer Eintrag, wenn man
5) die Jagd-Grentzen negligiret. Es ſind
aber ſolche gantz etwas anders als die
Forſt-Grentzen, denn man hat vielfaͤltig,
daß ſich ſolche weit uͤber die Forſt-Gren-
tzen in ein ander Herrſchafftliches Ge-
bieth erſtrecken. Dieſe Grentzen werden
nun entweder durch Mahl-Baͤume, Stei-
ne, alte Wege, aufgehauene alte Creutze
des Erdbodens, oder die Auſſage alter
Leute, wie weit dieſe Grentzen vor dieſen
gegangen, erweißlich gemacht. Sollen
nun ſolche Grentzen bezogen werden, ſo
muͤſſen nebſt gelehrten Leuten auch die
von der Jaͤgerey dazu kommen, damit ſie
vermoͤge ihres Amtes allezeit Relation
abſtatten koͤnnen, was damahls bey der
Sache vorgefallen, auch Sorge tragen,
damit von den Grentz-Nachbarn mit
Hetzen, Schieſſen, und dergleichen, kein
Eingriff geſchehe. Geſchicht ein ſolcher
Grentz-Zug in 30. 40. Jahren kaum ein-
mahl, daß die Alten daruͤber wegſterben,
und die Jungen nichts davon wiſſen, die
Grentz-Marquen auch nicht gar wohl in
Acht genommen werden, ſo wird die
Jagd-Gerechtigkeit hiedurch ziemlich ver-
kuͤrtzt. Es iſt daher ſehr gut, wenn ein
Jaͤger bey Antritt ſeiner Dienſte in die
Grentzen eingewieſen, und ihm ein rich-
tiges Verzeichniß von Steinen zu Stei-
nen, it. von Baͤumen zu Baͤumen, einge-
haͤndiget wird, auch nachmahls die Jagd-
Grentzen zum wenigſten alle 3. biß 4. Jahr
einmahl bezogen und verneuert werden.
§. 6.Es wird die Wildbahne ruiniret,
6) wenn die Hoͤltzer gar zu ſehr gebloͤſſet
werden, daß ſich das Wildpraͤth nicht mehꝛ
ſtecken kan, und dahero gar uͤber die
Grentzen weichen muß. Es iſt ſonder-
lich in der Gemeinden und Unterthanen
Hoͤltzern darauf zu ſehen, welche in des
Landes-Herrn Wildbahn liegen, damit
nicht durch gaͤntzliche Veroͤdung ſolcher
Hoͤltzer der Wildfuhr und Jaͤgerey Scha-
den geſchehe. Sie muͤſſen dahero in gu-
ter Heegung gehalten werden, und iſt
nicht zu geſtatten, daß ſie verhauen, oder
mit Grund und Boden unter die Nach-
barn getheilet werden. Es ſind zu guter
Aufſicht iedes Ortes von den Gemeinden
ein oder mehr Holtz-Knechte zu beſtellen,
und durch Herrſchafftliche Beamten auf
die Wald-Ordnungen zu verpflichten.
Wo die Gemeinden ja uͤber ihr benoͤthiget
Brenn- und Bau-Holtz etwas mehrers
abhauen und verkauffen wollen, muͤſſen
ſie ſich bey den Beamten und Forſt-Be-
dienten darum bewerben, welche zu uͤber-
legen haben, wie ferne der Angriff der Hoͤl-
tzer ohne Beſchaͤdigung der Wildbahne
und Trifft-Gerechtigkeit geſchehen moͤge.
§. 7.Es iſt auch gar ſchaͤdlich, 7) wenn
die Grentz-Nachbarn immer auf den
Grentzen liegen, und was ſich nur von
Wilde von der andern Seite auf der
Grentze blicken laͤßt, alſobald hinweg ſchieſ-
ſen. Nun iſt zwar dieſes an und vor ſich
ſelbſt eben nicht unrecht; wenn aber ſol-
ches beſtaͤndig geſchicht, und die Benach-
barten es hingegen nicht zu thun pflegen,
ſo verurſachet ſolches offtermahls vielfaͤl-
tige Verdrießlichkeiten: Maſſen ein
Grentz-Nachbar ſolches davor anſehen
kan, als ob es zu Ruinirung ſeiner Wild-
bahne geſchehe. Noch unbilliger aber
iſts, wenn Gewiſſenloſe Jaͤger des Nachts
vor die Grentzen Lappen ziehen, oder mit
Hunden vorhalten, oder ſonſt abſchrecken
und treten laſſen, daß ſich das Wild nicht
uͤber die Grentze begeben mag. Es iſt die-
ſes in der That nicht Weydemaͤnniſch, und
werden offters groſſe Herren hiedurch zu-
ſammen gehetzt. Hieher iſt mit zu referi-
ren, wenn an den Grentzen gejaget wird,
und die Nachbarn ſchneiden an den Zeu-
gen die Leinen-Tuͤcher und Feder-Lappen
entzwey, damit das Wild durch und uͤber
die Grentze gehen moͤge.
§. 8.Den unerdlichen Stuͤcken iſt
auch mit beyzuzehlen, wenn die Jaͤger
auf den Grentzen die Schuhe mit der Aſſa
fœtida beſchmieren, weil das Wildpraͤth
davon den Geruch ſcheuet, und ſich nie-
mahls uͤber die Grentzen begeben wird.
Noch unredlicher aber, wenn ſie in an-
dern Wildfuhren die Saltze und Wild-
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/404>, abgerufen am 23.11.2024.
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