Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Von dem Fuchs-Prellen. [Spaltenumbruch]
besserer Commodite der Herrschafft aufdem Schloß-Platz vorgenommen, und die Herrschafft sehen aus ihren Gemä- chern dem Fuchs-Prellen mit Vergnü- gen zu, und delectiren sich an den vielfäl- tigen Lufft-Sprüngen und Capriolen der Füchse und Hasen, und dem Umfallen und Stolpern der Cavalliers und Dames, zumahl, wenn die in heimlichen Kästen verborgene Sauen unter sie gelassen wer- den, da bey den disponirten Reyhen und Gliedern eine ziemliche Confusion erwe- cket, und also groß Gelächter verursacht wird. §. 3. Vor allen Dingen muß man §. 4. Erscheinen nun an dem bestimm- Das 29. Capitel/ Von dem Habicht und dessen Beitze. §. 1. Die Habichte nehren sich zwar sowohl §. 2. Man hat eine andere Gattung §. 3.
Von dem Fuchs-Prellen. [Spaltenumbruch]
beſſerer Commodité der Herrſchafft aufdem Schloß-Platz vorgenommen, und die Herrſchafft ſehen aus ihren Gemaͤ- chern dem Fuchs-Prellen mit Vergnuͤ- gen zu, und delectiren ſich an den vielfaͤl- tigen Lufft-Spruͤngen und Capriolen der Fuͤchſe und Haſen, und dem Umfallen und Stolpern der Cavalliers und Dames, zumahl, wenn die in heimlichen Kaͤſten verborgene Sauen unter ſie gelaſſen wer- den, da bey den diſponirten Reyhen und Gliedern eine ziemliche Confuſion erwe- cket, und alſo groß Gelaͤchter verurſacht wird. §. 3. Vor allen Dingen muß man §. 4. Erſcheinen nun an dem beſtim̃- Das 29. Capitel/ Von dem Habicht und deſſen Beitze. §. 1. Die Habichte nehren ſich zwar ſowohl §. 2. Man hat eine andere Gattung §. 3.
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Will<lb/> man Habichte abrichten, ſo iſt am beſten,<lb/> daß man die Jungen, weil ſie noch im Ne-<lb/> ſte ſeyn, von den alten ſelbſt natuͤrlicher<lb/> Weiſe auferziehen laͤßt, biß ſie recht fluͤ-<lb/> cke worden, das iſt, biß ihre Fluͤgel und<lb/> Schwantz voͤllig erwachſen, Federn be-<lb/> kommen, und ſich verfaͤrbet; Bey ihrer<lb/> Auferziehung kan man nichts weiter<lb/> thun, als daß man ihnen freundlich zu-<lb/> ſpricht, und ſie <hi rendition="#aq">careſſi</hi>ret; ſie moͤgen einem<lb/> die Ohren noch ſo ſehr voll ſchreyen, muß<lb/> man zufrieden ſeyn; Man muß ſie ge-<lb/> woͤhnen, daß ſie einen an der Stimme<lb/> und Geruch kennen moͤgen, und fleißig<lb/> mit der Fuͤtterung verſorgen, wozu man<lb/> ihnen kleine zerhackte Froͤſche oder Sper-<lb/> linge zu geben pflegt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 2.</head> <p>Man hat eine andere Gattung<lb/> von Habichten, die nennt man <hi rendition="#aq">Paſſagier-</hi><lb/> Habichte, wie die Falcken, das iſt, Wan-<lb/> dernde. 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Von dem Fuchs-Prellen.
beſſerer Commodité der Herrſchafft auf
dem Schloß-Platz vorgenommen, und
die Herrſchafft ſehen aus ihren Gemaͤ-
chern dem Fuchs-Prellen mit Vergnuͤ-
gen zu, und delectiren ſich an den vielfaͤl-
tigen Lufft-Spruͤngen und Capriolen der
Fuͤchſe und Haſen, und dem Umfallen
und Stolpern der Cavalliers und Dames,
zumahl, wenn die in heimlichen Kaͤſten
verborgene Sauen unter ſie gelaſſen wer-
den, da bey den diſponirten Reyhen und
Gliedern eine ziemliche Confuſion erwe-
cket, und alſo groß Gelaͤchter verurſacht
wird.
§. 3. Vor allen Dingen muß man
den Schloß-Platz, der insgemein mit
Steinen gepflaſtert, eine halbe Elle, oder
doch zum wenigſten ein Viertel hoch mit
Sand befuͤhren und beſchuͤtten, und uͤber-
harcken, damit die Kurtzweile deſto laͤn-
ger dauren moͤgte, und die Voltigier-
Spruͤnge der Fuͤchſe und Haſen deſto vi-
goureuſer, lebhaffter und oͤffter geſehen
werden; denn ſonſt wuͤrde die Luſt bald
zum Ende gehen, wenn die armen Thier-
gen in dem Herunterfallen den Kopff auf
die Steine ſchluͤgen, oder den Ruͤckgrad
und das Creutz, oder die Laͤuffte zer-
braͤchen.
§. 4. Erſcheinen nun an dem beſtim̃-
ten Tage die Cavalliers und Dames in gruͤ-
ner mit Gold oder Silber verchamerirten
Kleidung bey Hofe, ſo werden ſie an den
verlangten Ort invitiret, und alsdenn in
einer bunten Reyhe wechſels-weiſe ein
Cavallier und eine Dame geſtellet, und al-
ſo, daß eine iede Dame allezeit ihren Caval-
lier gegen uͤber habe vor ſich, welcher mit
ihr den Fuchs mit den hierzu behoͤrigen
ſchmahlen Prell-Netzen aufziehet und
prellet. Nachdem ſich nun viel Cavalliers
und Dames bey dem Fuchs-Prellen ein-
gefunden, werden drey biß vier und mehr
Reyhen formiret, und ſind alſo gleichſam
zwey biß drey Gaſſen zu ſehen. Auf den
Befehl der hohen Herrſchafft werden die
Kaſten der Fuͤchſe und Haſen zu erſt ge-
oͤffnet, daß alles durch einander die Gaſ-
ſen durchpaſſiret. Die Cavalliers und
Dames ſchicken mit vielfaͤltigem Prellen
die Fuͤchſe und Haſen nach mancherley
wunderlichen Figuren in die Lufft, daß die
Herrſchafft ihr Vergnuͤgen haben kan.
Soll es nun bald zu Ende gehen, ſo wer-
den die Sauen heraus gelaſſen, und die
machen denn bey den Dames unter den
Reif-Roͤcken einen ſolchen Rumor, daß
nicht zu beſchreiben.
Das 29. Capitel/
Von dem Habicht und deſſen
Beitze.
§. 1.
Die Habichte nehren ſich zwar ſowohl
Winters-als Sommers-Zeit hier zu
Lande, iedoch gehen ſie in der Zug-Zeit
mit fort, ſtellen ſich aber im Fruͤhjahr zeit-
lich wieder ein, und ſuchen ihre vorige
Horſte, welche ſie meiſtens auf hohen
Baͤumen in Waͤldern, wo es am ſtille-
ſten iſt, zu haben pflegen, wie ich in dem
vorigen Theil bereits erwehnet. Will
man Habichte abrichten, ſo iſt am beſten,
daß man die Jungen, weil ſie noch im Ne-
ſte ſeyn, von den alten ſelbſt natuͤrlicher
Weiſe auferziehen laͤßt, biß ſie recht fluͤ-
cke worden, das iſt, biß ihre Fluͤgel und
Schwantz voͤllig erwachſen, Federn be-
kommen, und ſich verfaͤrbet; Bey ihrer
Auferziehung kan man nichts weiter
thun, als daß man ihnen freundlich zu-
ſpricht, und ſie careſſiret; ſie moͤgen einem
die Ohren noch ſo ſehr voll ſchreyen, muß
man zufrieden ſeyn; Man muß ſie ge-
woͤhnen, daß ſie einen an der Stimme
und Geruch kennen moͤgen, und fleißig
mit der Fuͤtterung verſorgen, wozu man
ihnen kleine zerhackte Froͤſche oder Sper-
linge zu geben pflegt.
§. 2. Man hat eine andere Gattung
von Habichten, die nennt man Paſſagier-
Habichte, wie die Falcken, das iſt, Wan-
dernde. Man muß den Habichten an-
gewoͤhnen, die Hauben und das Geſchuͤhe
aufzuſetzen, und anzulegen; ſo muͤſſen
ſie auch des Pferdes und der Hunde
des Weydemanns gewohnen, damit ſie
nicht ſcheu werden, ſonſt koͤnte man nicht
viel mit ihnen ausrichten. Man muß
ihnen auch alle Morgen das Gewoͤlle von
der Baumwolle geben, und ſie an der
Sonne ein paar Stunden ſitzen laſſen.
Unter ihren Fraß mengt man klein ge-
hacktes Fleiſch mit Manna und Aloe, um
zu purgiren, und miſchet etwas Milch o-
der lauliches Waſſer mit zu ihrer Speiſe,
ſo mit Zucker-Candi vermengt, um ſie
vor den Pips, und vielen andern Kranck-
heiten zu præſerviren, und die Digeſtion
ihres Magens zu befoͤrdern. Jm Win-
ter giebt man ihnen etwas Pfeffer-Koͤr-
ner mit unter den Fraß, welches eine
temperirte Waͤrme bey ihnen zu wege
bringt.
§. 3.
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