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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Dritten Th. 9. C. von des ersten Jahres Behängen des Leit-H.
[Spaltenumbruch] du ihn anhalten, und sagen: Nun richtig,
laß sehen, mein Mann, richtig zur Fährd,
richts aus, laß sehen. Siehest du aber,
daß er nicht recht hat, so nimmst du das
Hänge-Seil wieder an dich heran, gie-
best ihm wieder das Hänge-Seil, und
lässest ihn frey herum greiffen und suchen,
sprichst ihm wieder zu: He, He, He, He;
und so er auf der Fährde richtig anhalt,
und kanst es erkennen, daß er recht hat, so
must du dich mit dem Hänge-Seil mit
dem Hunde heran helffen, und ihn gantz
kurtz fassen, daß er eingreiffen kan. Ste-
het er nun, so must du ihm sagen: Wieder-
gang, laß sehen, mein Mann, He, He, He,
He; und läßt ihn noch einmahl herum
greiffen mit gegebenem Hänge-Seil; ste-
het er abermahl, wie vorher, kanst du dich
am Hänge-Seil heran zum Hunde helf-
fen, nach der Fährde sehen, und ihm recht
geben: Habe recht, mein Mann, wieder
wend dich, laß sehen, He, He, He, He; gie-
best ihm abermahl das Hänge-Seil, und
sprichst: Richts aus, mein Mann, He, He,
laß sehen, richtig zur Fährde; Arbeitet er
auf der Fährde fort, so giebst du ihm das
Hänge-Seil, und sprichst: Nun richtig,
laß sehen, He, He, He, He. Stehet er nun,
so hilffst du dich zum Hund heran, caressi-
rest ihn freundlich, und gängelst mit ihm
fort auf der Fährde, daß er noch einmahl
oder zwey eingreiffen kan; Du sprichst
ferner zu ihm: Habe recht, He, He, habe
recht, mein Mann, He, He, He, He, hast
recht; und gängelst ihn ein wenig auf der
Fährde, daß er zur Fährde greifft, und ca-
ressi
rest ihn mit dem Bruch, und sprichst:
Habe recht, mein Mann, Danck mein
Mann, Danck, Danck; trägest den Hund
von der Gefährde ab, liebest ihn ab, und
bindest den Hund an einem reinen Ort an,
wo keine Gefährde vorhanden, und daß
er im Schatten ausruhen kan.

§. 3.

Dieses ist nun die Arbeit mit
dem Leit-Hunde. Hast du die Gefähr-
de mit dem alten Hund ausgemacht, so
kanst du die übrigen jungen Hunde alle,
einen nach dem andern, auf der Gefährde,
auch einen ieden absonderlich darauf ar-
beiten. Jedoch darff man bey einem jun-
gen Hunde die vielen Worte, und den
weitläufftigen Zuspruch, nicht nöthig ha-
ben, sondern das meiste kommt nur auf
die Fährde an, so er anfällt. Man muß
die Hunde nicht zu viel, auch nicht zu lan-
ge arbeiten, damit sie es nicht überdrüßig
werden. Jst das Graß in Wiesen zu
groß, muß man die Hunde auf ledigen
[Spaltenumbruch] oder Brachen arbeiten; Sind aber die
Wiesen gehauen, so hat man auf densel-
ben gute Arbeit, biß das Geträide von
den Feldern auch eingeerndtet, alsdenn
arbeitet man auf die Stoppeln; wiewohl
die Hunde nicht gerne in Stoppeln suchen,
weil sie sich in die Nase stechen. Siehest
du nun, daß ein Hund perfect anfallen,
und recht suchen lernet, so must du das
erste mahl gantz subtil mit ihm umgehen,
daß du ihm nicht zuviel thust, und darbey
doch auf den Wiedergang mit arbeitest:
Dieses alles aber must du mit guter Ma-
nier verrichten, daß der Hund bey der
Lust bleibe, und insonderheit die guten
Morgen observiret werden.

§. 4.

Von Tage zu Tage kanst du
ihn im Anfallen und Suchen ein mehrers
zumuthen. Doch must du sie das erste Jahr
mit dem Herumschleppen und Bestätigen
nicht gar zu sehr arbeiten. Lernet er im
ersten Jahr nur recht anfallen und su-
chen, so hat er genug gethan. Du must
dich vor dem Wind und trocknen Boden
in Acht nehmen. So bald du Frühmor-
gens mit der Arbeit fertig werden kanst,
und den Hunden einigen Nutzen schaffen,
so höre auf, und zieh mit deinen Hunden
nach Hauß. Das erste Jahr kanst du
die Hunde wohl ein wenig verblasen las-
sen, ehe sie zu der Fährde kommen, damit
sie nicht überführet werden, und länger
draussen bleiben müssen, als es nöthig ist.
Nachdem man mit dem Leit-Hund al-
lerhand Boden suchen muß, und man-
cherley Veranderung des Bodens an-
trifft, nach der unterschiedenen Beschaf-
fenheit der Landes-Art, als sandigten
und hitzigen, fette Brachen, auch magern
Boden, Graß-reiche Wiesen, morastige
und sumpfigte Wiesen, von kurtzem Graß
mit Mooße bewachsen, auch harten kie-
sichten Boden, fetten, schwartzen Acker,
leimichten Boden, u. s. w. so muß man
bey dem Suchen mit dem Hunde den Bo-
den öffters verändern, damit der Hund
gewohnet werde, auf allerley Boden sein
Thier ohne Stocken richtig weg zu su-
chen.

§. 5.

Jm Winde lasse man den Hund
ja nicht arbeiten, denn er gewöhnt sich
sonst gar zu bald an den Wind; wenn er
mit der Nase soll auf der Erden wegge-
hen, und suchen, so reckt er sie stets in die
Höhe, und übergehet die Fährde wohl auf
15. biß 20. Schritt und mehr, und hilfft
also seinem Jäger im Suchen nichts. Hat
man aber den Hund erstlich recht voll-

kommen

Des Dritten Th. 9. C. von des erſten Jahres Behaͤngen des Leit-H.
[Spaltenumbruch] du ihn anhalten, und ſagen: Nun richtig,
laß ſehen, mein Mann, richtig zur Faͤhrd,
richts aus, laß ſehen. Sieheſt du aber,
daß er nicht recht hat, ſo nimmſt du das
Haͤnge-Seil wieder an dich heran, gie-
beſt ihm wieder das Haͤnge-Seil, und
laͤſſeſt ihn frey herum greiffen und ſuchen,
ſprichſt ihm wieder zu: He, He, He, He;
und ſo er auf der Faͤhrde richtig anhalt,
und kanſt es erkennen, daß er recht hat, ſo
muſt du dich mit dem Haͤnge-Seil mit
dem Hunde heran helffen, und ihn gantz
kurtz faſſen, daß er eingreiffen kan. Ste-
het er nun, ſo muſt du ihm ſagen: Wieder-
gang, laß ſehen, mein Mann, He, He, He,
He; und laͤßt ihn noch einmahl herum
greiffen mit gegebenem Haͤnge-Seil; ſte-
het er abermahl, wie vorher, kanſt du dich
am Haͤnge-Seil heran zum Hunde helf-
fen, nach der Faͤhrde ſehen, und ihm recht
geben: Habe recht, mein Mann, wieder
wend dich, laß ſehen, He, He, He, He; gie-
beſt ihm abermahl das Haͤnge-Seil, und
ſprichſt: Richts aus, mein Mann, He, He,
laß ſehen, richtig zur Faͤhrde; Arbeitet er
auf der Faͤhrde fort, ſo giebſt du ihm das
Haͤnge-Seil, und ſprichſt: Nun richtig,
laß ſehen, He, He, He, He. Stehet er nun,
ſo hilffſt du dich zum Hund heran, careſſi-
reſt ihn freundlich, und gaͤngelſt mit ihm
fort auf der Faͤhrde, daß er noch einmahl
oder zwey eingreiffen kan; Du ſprichſt
ferner zu ihm: Habe recht, He, He, habe
recht, mein Mann, He, He, He, He, haſt
recht; und gaͤngelſt ihn ein wenig auf der
Faͤhrde, daß er zur Faͤhrde greifft, und ca-
reſſi
reſt ihn mit dem Bruch, und ſprichſt:
Habe recht, mein Mann, Danck mein
Mann, Danck, Danck; traͤgeſt den Hund
von der Gefaͤhrde ab, liebeſt ihn ab, und
bindeſt den Hund an einem reinen Ort an,
wo keine Gefaͤhrde vorhanden, und daß
er im Schatten ausruhen kan.

§. 3.

Dieſes iſt nun die Arbeit mit
dem Leit-Hunde. Haſt du die Gefaͤhr-
de mit dem alten Hund ausgemacht, ſo
kanſt du die uͤbrigen jungen Hunde alle,
einen nach dem andern, auf der Gefaͤhrde,
auch einen ieden abſonderlich darauf ar-
beiten. Jedoch darff man bey einem jun-
gen Hunde die vielen Worte, und den
weitlaͤufftigen Zuſpruch, nicht noͤthig ha-
ben, ſondern das meiſte kommt nur auf
die Faͤhrde an, ſo er anfaͤllt. Man muß
die Hunde nicht zu viel, auch nicht zu lan-
ge arbeiten, damit ſie es nicht uͤberdruͤßig
werden. Jſt das Graß in Wieſen zu
groß, muß man die Hunde auf ledigen
[Spaltenumbruch] oder Brachen arbeiten; Sind aber die
Wieſen gehauen, ſo hat man auf denſel-
ben gute Arbeit, biß das Getraͤide von
den Feldern auch eingeerndtet, alsdenn
arbeitet man auf die Stoppeln; wiewohl
die Hunde nicht gerne in Stoppeln ſuchen,
weil ſie ſich in die Naſe ſtechen. Sieheſt
du nun, daß ein Hund perfect anfallen,
und recht ſuchen lernet, ſo muſt du das
erſte mahl gantz ſubtil mit ihm umgehen,
daß du ihm nicht zuviel thuſt, und darbey
doch auf den Wiedergang mit arbeiteſt:
Dieſes alles aber muſt du mit guter Ma-
nier verrichten, daß der Hund bey der
Luſt bleibe, und inſonderheit die guten
Morgen obſerviret werden.

§. 4.

Von Tage zu Tage kanſt du
ihn im Anfallen und Suchen ein mehrers
zumuthen. Doch muſt du ſie das erſte Jahr
mit dem Herumſchleppen und Beſtaͤtigen
nicht gar zu ſehr arbeiten. Lernet er im
erſten Jahr nur recht anfallen und ſu-
chen, ſo hat er genug gethan. Du muſt
dich vor dem Wind und trocknen Boden
in Acht nehmen. So bald du Fruͤhmor-
gens mit der Arbeit fertig werden kanſt,
und den Hunden einigen Nutzen ſchaffen,
ſo hoͤre auf, und zieh mit deinen Hunden
nach Hauß. Das erſte Jahr kanſt du
die Hunde wohl ein wenig verblaſen laſ-
ſen, ehe ſie zu der Faͤhrde kommen, damit
ſie nicht uͤberfuͤhret werden, und laͤnger
drauſſen bleiben muͤſſen, als es noͤthig iſt.
Nachdem man mit dem Leit-Hund al-
lerhand Boden ſuchen muß, und man-
cherley Veranderung des Bodens an-
trifft, nach der unterſchiedenen Beſchaf-
fenheit der Landes-Art, als ſandigten
und hitzigen, fette Brachen, auch magern
Boden, Graß-reiche Wieſen, moraſtige
und ſumpfigte Wieſen, von kurtzem Graß
mit Mooße bewachſen, auch harten kie-
ſichten Boden, fetten, ſchwartzen Acker,
leimichten Boden, u. ſ. w. ſo muß man
bey dem Suchen mit dem Hunde den Bo-
den oͤffters veraͤndern, damit der Hund
gewohnet werde, auf allerley Boden ſein
Thier ohne Stocken richtig weg zu ſu-
chen.

§. 5.

Jm Winde laſſe man den Hund
ja nicht arbeiten, denn er gewoͤhnt ſich
ſonſt gar zu bald an den Wind; wenn er
mit der Naſe ſoll auf der Erden wegge-
hen, und ſuchen, ſo reckt er ſie ſtets in die
Hoͤhe, und uͤbergehet die Faͤhrde wohl auf
15. biß 20. Schritt und mehr, und hilfft
alſo ſeinem Jaͤger im Suchen nichts. Hat
man aber den Hund erſtlich recht voll-

kommen
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[156/0252] Des Dritten Th. 9. C. von des erſten Jahres Behaͤngen des Leit-H. du ihn anhalten, und ſagen: Nun richtig, laß ſehen, mein Mann, richtig zur Faͤhrd, richts aus, laß ſehen. Sieheſt du aber, daß er nicht recht hat, ſo nimmſt du das Haͤnge-Seil wieder an dich heran, gie- beſt ihm wieder das Haͤnge-Seil, und laͤſſeſt ihn frey herum greiffen und ſuchen, ſprichſt ihm wieder zu: He, He, He, He; und ſo er auf der Faͤhrde richtig anhalt, und kanſt es erkennen, daß er recht hat, ſo muſt du dich mit dem Haͤnge-Seil mit dem Hunde heran helffen, und ihn gantz kurtz faſſen, daß er eingreiffen kan. Ste- het er nun, ſo muſt du ihm ſagen: Wieder- gang, laß ſehen, mein Mann, He, He, He, He; und laͤßt ihn noch einmahl herum greiffen mit gegebenem Haͤnge-Seil; ſte- het er abermahl, wie vorher, kanſt du dich am Haͤnge-Seil heran zum Hunde helf- fen, nach der Faͤhrde ſehen, und ihm recht geben: Habe recht, mein Mann, wieder wend dich, laß ſehen, He, He, He, He; gie- beſt ihm abermahl das Haͤnge-Seil, und ſprichſt: Richts aus, mein Mann, He, He, laß ſehen, richtig zur Faͤhrde; Arbeitet er auf der Faͤhrde fort, ſo giebſt du ihm das Haͤnge-Seil, und ſprichſt: Nun richtig, laß ſehen, He, He, He, He. Stehet er nun, ſo hilffſt du dich zum Hund heran, careſſi- reſt ihn freundlich, und gaͤngelſt mit ihm fort auf der Faͤhrde, daß er noch einmahl oder zwey eingreiffen kan; Du ſprichſt ferner zu ihm: Habe recht, He, He, habe recht, mein Mann, He, He, He, He, haſt recht; und gaͤngelſt ihn ein wenig auf der Faͤhrde, daß er zur Faͤhrde greifft, und ca- reſſireſt ihn mit dem Bruch, und ſprichſt: Habe recht, mein Mann, Danck mein Mann, Danck, Danck; traͤgeſt den Hund von der Gefaͤhrde ab, liebeſt ihn ab, und bindeſt den Hund an einem reinen Ort an, wo keine Gefaͤhrde vorhanden, und daß er im Schatten ausruhen kan. §. 3. Dieſes iſt nun die Arbeit mit dem Leit-Hunde. Haſt du die Gefaͤhr- de mit dem alten Hund ausgemacht, ſo kanſt du die uͤbrigen jungen Hunde alle, einen nach dem andern, auf der Gefaͤhrde, auch einen ieden abſonderlich darauf ar- beiten. Jedoch darff man bey einem jun- gen Hunde die vielen Worte, und den weitlaͤufftigen Zuſpruch, nicht noͤthig ha- ben, ſondern das meiſte kommt nur auf die Faͤhrde an, ſo er anfaͤllt. Man muß die Hunde nicht zu viel, auch nicht zu lan- ge arbeiten, damit ſie es nicht uͤberdruͤßig werden. Jſt das Graß in Wieſen zu groß, muß man die Hunde auf ledigen oder Brachen arbeiten; Sind aber die Wieſen gehauen, ſo hat man auf denſel- ben gute Arbeit, biß das Getraͤide von den Feldern auch eingeerndtet, alsdenn arbeitet man auf die Stoppeln; wiewohl die Hunde nicht gerne in Stoppeln ſuchen, weil ſie ſich in die Naſe ſtechen. Sieheſt du nun, daß ein Hund perfect anfallen, und recht ſuchen lernet, ſo muſt du das erſte mahl gantz ſubtil mit ihm umgehen, daß du ihm nicht zuviel thuſt, und darbey doch auf den Wiedergang mit arbeiteſt: Dieſes alles aber muſt du mit guter Ma- nier verrichten, daß der Hund bey der Luſt bleibe, und inſonderheit die guten Morgen obſerviret werden. §. 4. Von Tage zu Tage kanſt du ihn im Anfallen und Suchen ein mehrers zumuthen. Doch muſt du ſie das erſte Jahr mit dem Herumſchleppen und Beſtaͤtigen nicht gar zu ſehr arbeiten. Lernet er im erſten Jahr nur recht anfallen und ſu- chen, ſo hat er genug gethan. Du muſt dich vor dem Wind und trocknen Boden in Acht nehmen. So bald du Fruͤhmor- gens mit der Arbeit fertig werden kanſt, und den Hunden einigen Nutzen ſchaffen, ſo hoͤre auf, und zieh mit deinen Hunden nach Hauß. Das erſte Jahr kanſt du die Hunde wohl ein wenig verblaſen laſ- ſen, ehe ſie zu der Faͤhrde kommen, damit ſie nicht uͤberfuͤhret werden, und laͤnger drauſſen bleiben muͤſſen, als es noͤthig iſt. Nachdem man mit dem Leit-Hund al- lerhand Boden ſuchen muß, und man- cherley Veranderung des Bodens an- trifft, nach der unterſchiedenen Beſchaf- fenheit der Landes-Art, als ſandigten und hitzigen, fette Brachen, auch magern Boden, Graß-reiche Wieſen, moraſtige und ſumpfigte Wieſen, von kurtzem Graß mit Mooße bewachſen, auch harten kie- ſichten Boden, fetten, ſchwartzen Acker, leimichten Boden, u. ſ. w. ſo muß man bey dem Suchen mit dem Hunde den Bo- den oͤffters veraͤndern, damit der Hund gewohnet werde, auf allerley Boden ſein Thier ohne Stocken richtig weg zu ſu- chen. §. 5. Jm Winde laſſe man den Hund ja nicht arbeiten, denn er gewoͤhnt ſich ſonſt gar zu bald an den Wind; wenn er mit der Naſe ſoll auf der Erden wegge- hen, und ſuchen, ſo reckt er ſie ſtets in die Hoͤhe, und uͤbergehet die Faͤhrde wohl auf 15. biß 20. Schritt und mehr, und hilfft alſo ſeinem Jaͤger im Suchen nichts. Hat man aber den Hund erſtlich recht voll- kommen

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/252>, abgerufen am 21.11.2024.