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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Th. 3. C. von einem Volontair der Jägerey.
[Spaltenumbruch]
§. 4.

Haben nun solche junge Herren
dem Schlendrian nach ihre Lehr-Jahre
ausgestanden, und dem Nahmen nach
die Jägerey ausgelernt, so werden sie an
den Chur- und Fürstlichen Höfen als
Jagd-Pagen offters angenommen. Nach-
dem sie sich nun daselbst wegen ihrer Un-
erfahrenheit in der Jägerey und schlech-
ten Conduite nicht sonderliche Merita ma-
chen, so müssen sie, da sie bey der Jägerey
kein Avancement zu hoffen haben, aus
Desperation hernach offtermahls das
Soldaten-Handwerck ergreiffen. Sind
sie nun eine Zeitlang in dem Kriege her-
um gezogen, und sie sind dieser Professi-
on
auch überdrüßig, so ist nichts mehr ü-
brig, als daß sie sich auf die Hufe setzen,
und eine Frau nehmen, und da wird
denn mancher vorhin ungeschickte Edel-
mann vollends gar zu einenem Bauer;
Hat er selbst kein Gütchen, so pachtet er
ein Stück Gut, und nimmt alsdenn sei-
ne Beqvemlichkeit in Obacht.

§. 5.

Unsere alten Vorfahren, welche
gewiß recht gute Jäger waren, liessen ih-
re junge Leute in der Jägerey anders er-
ziehen, sie durfften nicht solche Junckern
abgeben wie ietzund, sondern wurden viel
schärffer gehalten; sie musten nicht allein
die Hunde, sondern auch die Pferde war-
ten, sie füttern, putzen, striegeln und sat-
teln, und iederzeit zu Pferd und Fuß al-
lart
seyn, sie musten die Büchsen ihrer
Vorgesetzten fein rein putzen, einschmie-
ren und laden. Bey der Zusammen-
kunfft der alten Jäger das Hifft-Horn
blasen, oder das Wald-Geschrey thun, die
Scheiben oder Ziel setzen, den Schuß zei-
gen, sich verschicken lassen, und alles thun,
was von GOTT und Rechtswegen sol-
chen Jungen gehöret. Versahen sie es
in manchen Stücken, und zwar etwas
gröblich, so setzte es Haar-Collationes, ja
sie musten wohl gar bißweilen die Peit-
sche empfinden. Durch dieses alles aber
wurden sie besser gezogen, und zu geschick-
tern Jägern gemacht, als nach der heuti-
gen Methode.

Das 3. Capitel/
Von einem Volontair der
Jägerey.
§. 1.

Die Volontairs bey der Jägerey heissen
diejenigen, sie mögen nun Bürger-
[Spaltenumbruch] licher Ankunfft, oder hohen Standes
seyn, die die Jägerey absolvirt, sich aber
noch eine Zeitlang bey den Wildmeistern
oder Ober-Förstern aufhalten, um sich
weiter in derselben zu perfectioniren, das
Deputat-Wildpräth, so sie zu liefern ha-
ben, mit zu pürschen, und den angestell-
ten Jagden mit beyzuwohnen. Sie be-
kommen auch auf denselben ihre Auslö-
sung und Numern, damit sie alle Anstal-
ten und Jagd-Gebräuche erkundigen
mögen, und bey sich ereignenden Vacanzen
zu höhern Bedienungen gezogen werden.
Ein solcher Volontair, der gesonnen ist et-
was rechts zu lernen, muß sich im gering-
sten nicht verdriessen lassen, nach allen ge-
naue Erkundigung einzuziehen, und bey
allen fleißig zu fragen, zu observiren, und
nachzuforschen. Er muß alles, was er
bey den währenden Haupt-Jagen als
merckwürdig gewahr wird, aufzeichnen,
wie der Lauf zu stellen, wie die Winckel
und Rundungen zu machen, wie der
Lauf auf unterschiedliche Art zu disponi-
ren. Er muß daher auch die Geometrie
und das Zeichnen ein wenig verstehen, und
mit dem Illuminiren umzugehen wissen,
damit er in geschwinder Eil etwas ab-
zeichnen und zu seiner Nachricht aufbe-
halten könne.

§. 2.

Es geniessen zwar die Volon-
tairs
keine Besoldung, und die Vorgesetz-
ten bey der Jägerey haben ihnen auch
eben nicht sonderlich zu befehlen; inzwi-
schen ist es ihnen doch rühmlicher, wenn
sie bezeugen, daß sie auch Lust zu etwas
haben, und dasjenige, was sie verrichten,
mit Geschicklichkeit expediren können;
führen sie sich dabey nüchtern, bescheiden,
höflich und complaisant auf, so recom-
mandir
en sie sich bey einem iedweden. Ha-
ben sie in Studiis etwas gethan, daß sie in
Physicis, in der Philosophie, in der Mathe-
matic, Botanic
und Anatomie ein wenig
versirt seyn, so ist es desto besser, und sie
können sich hernach zu einigen Avance-
mens
bey Hofe, und bey der Jägerey gar
leichtlich den Weg bähnen. Sie müssen
sich dabey reinlicher Kleidungen befleißi-
gen, und den andern von der Jägerey, von
denen sie etwas profitiren können, eine
und andere Höflichkeit erzeigen. Denn
auch hier trifft es ein, quod pecuniam in
loco negligere maximum interdum sit
lucrum.

Das
Des Andern Th. 3. C. von einem Volontair der Jaͤgerey.
[Spaltenumbruch]
§. 4.

Haben nun ſolche junge Herren
dem Schlendrian nach ihre Lehr-Jahre
ausgeſtanden, und dem Nahmen nach
die Jaͤgerey ausgelernt, ſo werden ſie an
den Chur- und Fuͤrſtlichen Hoͤfen als
Jagd-Pagen offters angenommen. Nach-
dem ſie ſich nun daſelbſt wegen ihrer Un-
erfahrenheit in der Jaͤgerey und ſchlech-
ten Conduite nicht ſonderliche Merita ma-
chen, ſo muͤſſen ſie, da ſie bey der Jaͤgerey
kein Avancement zu hoffen haben, aus
Deſperation hernach offtermahls das
Soldaten-Handwerck ergreiffen. Sind
ſie nun eine Zeitlang in dem Kriege her-
um gezogen, und ſie ſind dieſer Profeſſi-
on
auch uͤberdruͤßig, ſo iſt nichts mehr uͤ-
brig, als daß ſie ſich auf die Hufe ſetzen,
und eine Frau nehmen, und da wird
denn mancher vorhin ungeſchickte Edel-
mann vollends gar zu einenem Bauer;
Hat er ſelbſt kein Guͤtchen, ſo pachtet er
ein Stuͤck Gut, und nimmt alsdenn ſei-
ne Beqvemlichkeit in Obacht.

§. 5.

Unſere alten Vorfahren, welche
gewiß recht gute Jaͤger waren, lieſſen ih-
re junge Leute in der Jaͤgerey anders er-
ziehen, ſie durfften nicht ſolche Junckern
abgeben wie ietzund, ſondern wurden viel
ſchaͤrffer gehalten; ſie muſten nicht allein
die Hunde, ſondern auch die Pferde war-
ten, ſie fuͤttern, putzen, ſtriegeln und ſat-
teln, und iederzeit zu Pferd und Fuß al-
lart
ſeyn, ſie muſten die Buͤchſen ihrer
Vorgeſetzten fein rein putzen, einſchmie-
ren und laden. Bey der Zuſammen-
kunfft der alten Jaͤger das Hifft-Horn
blaſen, oder das Wald-Geſchrey thun, die
Scheiben oder Ziel ſetzen, den Schuß zei-
gen, ſich verſchicken laſſen, und alles thun,
was von GOTT und Rechtswegen ſol-
chen Jungen gehoͤret. Verſahen ſie es
in manchen Stuͤcken, und zwar etwas
groͤblich, ſo ſetzte es Haar-Collationes, ja
ſie muſten wohl gar bißweilen die Peit-
ſche empfinden. Durch dieſes alles aber
wurden ſie beſſer gezogen, und zu geſchick-
tern Jaͤgern gemacht, als nach der heuti-
gen Methode.

Das 3. Capitel/
Von einem Volontair der
Jaͤgerey.
§. 1.

Die Volontairs bey der Jaͤgerey heiſſen
diejenigen, ſie moͤgen nun Buͤrger-
[Spaltenumbruch] licher Ankunfft, oder hohen Standes
ſeyn, die die Jaͤgerey abſolvirt, ſich aber
noch eine Zeitlang bey den Wildmeiſtern
oder Ober-Foͤrſtern aufhalten, um ſich
weiter in derſelben zu perfectioniren, das
Deputat-Wildpraͤth, ſo ſie zu liefern ha-
ben, mit zu puͤrſchen, und den angeſtell-
ten Jagden mit beyzuwohnen. Sie be-
kommen auch auf denſelben ihre Ausloͤ-
ſung und Numern, damit ſie alle Anſtal-
ten und Jagd-Gebraͤuche erkundigen
moͤgen, und bey ſich ereignenden Vacanzen
zu hoͤhern Bedienungen gezogen werden.
Ein ſolcher Volontair, der geſonnen iſt et-
was rechts zu lernen, muß ſich im gering-
ſten nicht verdrieſſen laſſen, nach allen ge-
naue Erkundigung einzuziehen, und bey
allen fleißig zu fragen, zu obſerviren, und
nachzuforſchen. Er muß alles, was er
bey den waͤhrenden Haupt-Jagen als
merckwuͤrdig gewahr wird, aufzeichnen,
wie der Lauf zu ſtellen, wie die Winckel
und Rundungen zu machen, wie der
Lauf auf unterſchiedliche Art zu diſponi-
ren. Er muß daher auch die Geometrie
und das Zeichnen ein wenig verſtehen, und
mit dem Illuminiren umzugehen wiſſen,
damit er in geſchwinder Eil etwas ab-
zeichnen und zu ſeiner Nachricht aufbe-
halten koͤnne.

§. 2.

Es genieſſen zwar die Volon-
tairs
keine Beſoldung, und die Vorgeſetz-
ten bey der Jaͤgerey haben ihnen auch
eben nicht ſonderlich zu befehlen; inzwi-
ſchen iſt es ihnen doch ruͤhmlicher, wenn
ſie bezeugen, daß ſie auch Luſt zu etwas
haben, und dasjenige, was ſie verrichten,
mit Geſchicklichkeit expediren koͤnnen;
fuͤhren ſie ſich dabey nuͤchtern, beſcheiden,
hoͤflich und complaiſant auf, ſo recom-
mandir
en ſie ſich bey einem iedweden. Ha-
ben ſie in Studiis etwas gethan, daß ſie in
Phyſicis, in der Philoſophie, in der Mathe-
matic, Botanic
und Anatomie ein wenig
verſirt ſeyn, ſo iſt es deſto beſſer, und ſie
koͤnnen ſich hernach zu einigen Avance-
mens
bey Hofe, und bey der Jaͤgerey gar
leichtlich den Weg baͤhnen. Sie muͤſſen
ſich dabey reinlicher Kleidungen befleißi-
gen, und den andern von der Jaͤgerey, von
denen ſie etwas profitiren koͤnnen, eine
und andere Hoͤflichkeit erzeigen. Denn
auch hier trifft es ein, quod pecuniam in
loco negligere maximum interdum ſit
lucrum.

Das
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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/236>, abgerufen am 21.11.2024.