Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.Des Andern Theils 46. Capitel/ [Spaltenumbruch]
erholen. Die Frantzosen haben von denalten Hasen ein Sprichwort: Les vieus lievres & oisons sont une viande des de- mons; Die alten Hasen und Gänse wären eine Speise der Teufel. §. 2. Auf dem Churfürstlichen Schlos- §. 3. Aus dem 51. Epigr. des I. Buchs §. 4. Jenisius erzehlet in seiner Be- §. 5. Balbinus gedencket in den Miscel- miae
Des Andern Theils 46. Capitel/ [Spaltenumbruch]
erholen. Die Frantzoſen haben von denalten Haſen ein Sprichwort: Les vieus lievres & oiſons ſont une viande des de- mons; Die alten Haſen und Gaͤnſe waͤren eine Speiſe der Teufel. §. 2. Auf dem Churfuͤrſtlichen Schloſ- §. 3. Aus dem 51. Epigr. des I. Buchs §. 4. Jeniſius erzehlet in ſeiner Be- §. 5. Balbinus gedencket in den Miſcel- miæ
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Des Andern Theils 46. Capitel/
erholen. Die Frantzoſen haben von den
alten Haſen ein Sprichwort: Les vieus
lievres & oiſons ſont une viande des de-
mons; Die alten Haſen und Gaͤnſe waͤren
eine Speiſe der Teufel.
§. 2. Auf dem Churfuͤrſtlichen Schloſ-
ſe zur Auguſtusburg, welches droben im
Gebuͤrge ein paar Meilen von Freyberg
und Chemnitz gelegen, trifft man nicht al-
lein einige Gehoͤrne an von Haſen, fon-
dern man ſiehet auch daſelbſt in allen Zim-
mern theils an der Decke, theils uͤber den
Thuͤren, ſehr viel Haſen-Hiſtorien ange-
mahlt, deren Erfindung bißweilen laͤcher-
lich, bißweilen aber einfaͤltig, und auch
wohl gar ſuͤndlich iſt; An einem Orte
halten ſie Gerichte, am andern machen ſie
Hochzeit, am dritten halten ſie eine Jagd,
ja die gemahlten Haſen nehmen daſelbſt
faſt alles vor, was von vernuͤnfftigen
Leuten in der Welt hier und da zu ge-
ſchehen pflegt. Sonſt iſt auch an vielen
Orten unſers Sachſen-Landes bey dem
gemeinen Volck die Meynung eingeriſſen,
daß ſie, wenn ſie einen Haſen zumahl an
dem Orte, wo dieſelben eben nicht ſo gar
dicke ſind, in ein Staͤdtgen lauffen ſehen,
ſolches voꝛ ein Omen einer Feuers-Brunſt
halten, und will man hin und wieder un-
terſchiedene Hiſtorien erzehlen, daß, nach-
dem dieſe Thiere an ungewoͤhnlichen Or-
ten ſich haͤtten ſehen laſſen, Feuers-Bruͤn-
ſte darauf erfolget waͤren. Allein ver-
nuͤnfftige Leute erkennen gar lelcht, daß
ſolches ein purer Aberglauben ſey.
§. 3. Aus dem 51. Epigr. des I. Buchs
des Martialis iſt zu muthmaſſen, daß die
Alten mehr Vergnuͤgen gehabt an der
Haſen, als an der Hirſche, wilden Schwei-
ne, und anderer Thiere Jagd. An. 1694.
war die Haſen-Jagd dem Tuͤrckiſchen
Groß-Vezier Achmet Baſſa ſo gefaͤhrlich,
daß er dieſer halber von dem Groß-Sul-
tan ſeiner Charge entſetzet, und ein ande-
rer an deſſen Stelle, nemlich der Ali Baſſa
von Tripoli erwehlet wurde, weil man
dem Groß-Sultan vorgebracht, daß der
Achmet Baſſa die Reichs-Geſchaͤffte fah-
ren lieſſe, und die Zeit mit nichts anders,
als Haſen-Jagden zubraͤchte. S. den
XIII. Theil des Theatr. Europ. p. 717.
§. 4. Jeniſius erzehlet in ſeiner Be-
ſchreibung von Annaberg, daß man zu
unterſchiedenen mahlen um die Annaber-
giſche Gegend gehoͤrnte Haſen gefangen.
Anno 1613. ließ auch Churfuͤrſt Johann
Georg der I. auf dem Zuckmantel und
Geyeriſchen Walde abſchieſſen, und die
Geweyhe im Crotendorfiſchen Jaͤger-
Hauſe aufhaͤngen, da unter andern ſon-
derlich merckwuͤrdig geweſen ein Gehoͤr-
ne von einem Haſen mit zwey Zincken
forne heraus. Anno 1643. iſt eine wilde
Katze zu Scheibenberg im Spital gefan-
gen, geſtreifft, und in die Stube gehan-
gen worden. Dieſe hat ein Soldat von
einer Schwediſchen Raub-Parthey vor
einen Haſen mitgenommen, und verzeh-
ret, und ſetzet der Herr Lehmann in ſei-
ner Ertzgebuͤrgiſchen Chronicke p. 603.
Solchen Jaͤgern gehoͤret auch ſolch Wild-
praͤth. Lyncæus erzehlet in ſeiner Me-
xicaniſchen Hiſtorie, f. 812. daß er nebſt
Julio Sinibaldo in einem Jahre unter
hundert und mehr Haſen, die er accurat
anatomiret gehabt, kaum vier Maͤnnli-
che angetroffen, die andern waͤren alle
Haͤſin, und welches zu verwundern,
mehrentheils traͤchtig geweſen.
§. 5. Balbinus gedencket in den Miſcel-
lan. Hiſtor. Bohem. Dec. 1. l. 1. c. 58. p. 173.
daß einſtens ein Jaͤger des Clatoviſchen
Collegii, ſo in Boͤhmen den Jeſuiten zu-
ſtaͤndig iſt, als er fruͤh morgens auf die
Jagd gegangen, einen ſehr groſſen Haſen
aufgeſtoſſen, der, wenn er gelauffen, nicht
anders geſchienen, als ob er auf dem Ruͤ-
cken etwas aufgepackt, und ſolches mit ſich
ſchleppte. Der Jaͤger wurde wegen die-
ſer neuen Invention vom Haſen ſehr cou-
rieus, ihn zu fangen, und nahm deswe-
gen Hunde mit ſich. Der Haſe war aber
ſeiner auf dem Ruͤcken habenden Laſt un-
geachtet ſo ſchnell auf die Laͤuffte, daß er
den Hunden allezeit entwiſchte. Der Jaͤ-
ger hielte dieſes lange Zeit vor ein Geaͤffe
des Teufels. Als man aber den gantzen
Platz mit Netzen und Garnen umſtellet
hatte, ſo fing man dieſes Monſtrum, und
wurde gewahr, daß er ſeinen Bruder,
der in dem Bauch ſeiner Mutter ange-
wachſen war, und ſich von ihm nicht hatte
abſondern koͤnnen, auf dem Ruͤcken trug,
und dieſes beyde Haſen-Geſchwiſter wu-
ſte das Futter und Getraͤncke ſo mit ein-
ander zu theilen, daß bald dieſer, bald je-
ner fraß, bald dieſer, bald jener tranck.
Balbinus ſagt, daß dieſe Erzehlung un-
glaͤublich ſchiene, wenn er nicht ſo viel re-
ligiöſe und glaubwuͤrdige Zeugen aus
dem Jeſuiter-Collegio vor ſich haͤtte.
Es machen auch dieſe Hiſtorie mit glaub-
wuͤrdig die Geſchichte und beygefuͤgten
Riſſe von allerhand monſtröſen Haſen,
die man in den Ephemeridibus Acade-
miæ
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