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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Andern Theils 34. Cap. vom Fuchs-Fange in Eisen.
[Spaltenumbruch] also leitet man ihn, biß an den Platz, wo
er gekörret worden, der mit Korn-Spreu
bestreuet seyn muß, daß das Eisen nicht
anfriere. Das Eisen schmieret man mit
dem Aalraupen-Wasser, so in einem neuen
Topff vergraben worden, und mit Jo-
hannis-Oehl vermischt ist, man bindet
ein Stücklein Hering an Zitter-Drath,
stellet das Eisen auf, und bestreuet es wi-
derum dünne. Wenn nun der Fuchs
kommt, und abziehet, so schlagen ihn die
Bügel um den Halß. Unter währen-
dem Schleppen müssen an zwey Orten
Stücklein von Hering angepflöcket wer-
den, daß er solche ausreissen lernet; denn
manche schlaue Füchse versuchen mit der
Klaue, ob es rathsam, und wollen mit
der Nase nicht dran; daher kommt es,
daß sie offt in einen Forder-Lauff gefan-
gen werden, und so die Nacht ihnen zu
lange, sich bald abbeissen, und auf allen
dreyen davon lauffen, und eine Klaue
zum Pfande im Stich lassen, sich auch
endlich doch noch wider ausheilen können.
Wer die Mühe mit dem Eisen, und das
Geschmiere mit der Witterung nicht ha-
ben will, kan solche auf folgende Art viel
sicherer fangen. Man nehme Honig, Wei-
tzen-Mehl, Antimonium, Krähen-Augen,
Venedisch Glaß, Schaf-Unschlitt und
Butter, und formire davon Kugeln, die
einer Hasel-Nuß groß; solche laß man bey
der Schleppe auf zwantzig Schritte im-
mer ausfallen; bekommt er nun deren
ein Paar in Leib, so bleibt er bald sitzen.
Wiewohl man sich auch hierbey in acht
zu nehmen hat, daß nicht die Hunde da-
rüber gerathen, und davon crepiren.
Die Fuchs-Bälge müssen sodann bald in
die Beitze kommen, oder verkaufft werden,
sonsten fallen ihnen die Haare vom Gifft
aus. Einige wollen zwar dergleichen
Modum nicht vor jägerisch halten; wei-
len aber die Raub-Thiere am besten hie-
durch zu vertilgen, so wird solches billig
erlaubt.

§. 2.

Manche mengen unter die Fuchs-
Witterungen eine gute Hand voll Tan-
nen-Knospen, Violen-Wurtzel, so viel
als eine Hasel-Nuß groß, darunter ge-
stossen die Geile von einer Füchsin, und
einen guten Löffel voll Fuchs-Fett; sie
lassen dieses zusammen kochen, thun es
in einen neuen Topff, und decken es fein
zu. Vor dieser Witterung soll kein Jä-
ger schleppen dürffen, sondern man macht
zwey Plätze, auf den einen legt man das
Eisen, auf den andern die Bissen Brod,
[Spaltenumbruch] welche in der Witterung gebraten seyn
müssen; die Plätze dürffen aber nicht
weit von einander seyn, damit, wenn der
Fuchs die Bissen von einem Platz nimmt,
und sich versichert, denckt, es geh ihm bey
den andern auch an, dadurch sich Herr
Urian betrügt, und gar darüber fängt;
Mit solcher Witterung ist sein Tage nicht
ein Fuchs, sondern gar viel gefangen wor-
den. Es ist gut, wenn man auf alle
Weise auf deren Ausrottung bedacht ist,
indem solche Ertzwildpräths-Diebe sind,
so wohl an jungen Rehen, wie auch an
Hasen, Rebhünern, Hasel-Hühnern,
Gänsen und Hünern, auch zur Noth an
jungen Wild-Kälbern.

Das 35. Capitel/
Vom Hunde-Kleppeln und
Führen.
§. 1.

Es ist iederman bekandt, daß die Hun-
de offters herum lauffen, denen Wild-
Kälbern, jungen Rehen und Hasen in der
Satz-Zeit nicht geringen Schaden zufü-
gen, sondern sie vielfältig erhaschen, wür-
gen und fressen, hierdurch aber noch viel
mehr begierig werden, daß sie das Aus-
lauffen täglich gewohnen, und der Wild-
bahne über die massen schädlich seyn, da
doch nach der Intention der hohen Landes-
Obrigkeit denen Unterthanen erlaubet
wird, daß sie zu keinem andern Ende ihre
Hunde halten dürffen, als etwan ihre
Häuser und Wohnungen zu bewahren,
bey nächtlicher Weile böse Leute abzuhal-
ten, und sie innerhalb ihren Höfen und
Zäunen zu erhalten. Es ist demnach in
den vielfältig publicirten Jagd- und Forst-
Ordnungen der grossen Herren ausdrück-
lich enthalten, und anbefohlen, daß die
Unterthanen ihren Hunden höltzerne
Kleppel von fünff Vierteln der Elle lang
anhängen sollen; Da einer ohne Kleppel
ledig ausserhalb der Dorff-Zäune auf den
Feldern betroffen wird, muß der Hund
zur Stelle erschossen, der Bauer aber, dem
er gehörig gewesen, nach Befindung des
Muthwillens, noch dazu um einige Tha-
ler in Strafe genommen werden, zumahl
wenn er sich vorsetzlicher Weise wider Ver-
both unterstehen solte, ihn ledig in das
Feld lauffen zu lassen.

§. 2.

Die Hirten und Schäfer schü-
tzen ihre Hunde offters nur unter dem
Schein des Treibens vor, machen ihnen

ein
Q (Anderer Haupt-Theil.)

Des Andern Theils 34. Cap. vom Fuchs-Fange in Eiſen.
[Spaltenumbruch] alſo leitet man ihn, biß an den Platz, wo
er gekoͤrret worden, der mit Korn-Spreu
beſtreuet ſeyn muß, daß das Eiſen nicht
anfriere. Das Eiſen ſchmieret man mit
dem Aalraupen-Waſſer, ſo in einem neuen
Topff vergraben worden, und mit Jo-
hannis-Oehl vermiſcht iſt, man bindet
ein Stuͤcklein Hering an Zitter-Drath,
ſtellet das Eiſen auf, und beſtreuet es wi-
derum duͤnne. Wenn nun der Fuchs
kommt, und abziehet, ſo ſchlagen ihn die
Buͤgel um den Halß. Unter waͤhren-
dem Schleppen muͤſſen an zwey Orten
Stuͤcklein von Hering angepfloͤcket wer-
den, daß er ſolche ausreiſſen lernet; denn
manche ſchlaue Fuͤchſe verſuchen mit der
Klaue, ob es rathſam, und wollen mit
der Naſe nicht dran; daher kommt es,
daß ſie offt in einen Forder-Lauff gefan-
gen werden, und ſo die Nacht ihnen zu
lange, ſich bald abbeiſſen, und auf allen
dreyen davon lauffen, und eine Klaue
zum Pfande im Stich laſſen, ſich auch
endlich doch noch wider ausheilen koͤnnen.
Wer die Muͤhe mit dem Eiſen, und das
Geſchmiere mit der Witterung nicht ha-
ben will, kan ſolche auf folgende Art viel
ſicherer fangen. Man nehme Honig, Wei-
tzen-Mehl, Antimonium, Kraͤhen-Augen,
Venediſch Glaß, Schaf-Unſchlitt und
Butter, und formire davon Kugeln, die
einer Haſel-Nuß groß; ſolche laß man bey
der Schleppe auf zwantzig Schritte im-
mer ausfallen; bekommt er nun deren
ein Paar in Leib, ſo bleibt er bald ſitzen.
Wiewohl man ſich auch hierbey in acht
zu nehmen hat, daß nicht die Hunde da-
ruͤber gerathen, und davon crepiren.
Die Fuchs-Baͤlge muͤſſen ſodann bald in
die Beitze kom̃en, oder verkaufft werden,
ſonſten fallen ihnen die Haare vom Gifft
aus. Einige wollen zwar dergleichen
Modum nicht vor jaͤgeriſch halten; wei-
len aber die Raub-Thiere am beſten hie-
durch zu vertilgen, ſo wird ſolches billig
erlaubt.

§. 2.

Manche mengen unter die Fuchs-
Witterungen eine gute Hand voll Tan-
nen-Knoſpen, Violen-Wurtzel, ſo viel
als eine Haſel-Nuß groß, darunter ge-
ſtoſſen die Geile von einer Fuͤchſin, und
einen guten Loͤffel voll Fuchs-Fett; ſie
laſſen dieſes zuſammen kochen, thun es
in einen neuen Topff, und decken es fein
zu. Vor dieſer Witterung ſoll kein Jaͤ-
ger ſchleppen duͤrffen, ſondern man macht
zwey Plaͤtze, auf den einen legt man das
Eiſen, auf den andern die Biſſen Brod,
[Spaltenumbruch] welche in der Witterung gebraten ſeyn
muͤſſen; die Plaͤtze duͤrffen aber nicht
weit von einander ſeyn, damit, wenn der
Fuchs die Biſſen von einem Platz nimmt,
und ſich verſichert, denckt, es geh ihm bey
den andern auch an, dadurch ſich Herr
Urian betruͤgt, und gar daruͤber faͤngt;
Mit ſolcher Witterung iſt ſein Tage nicht
ein Fuchs, ſondern gar viel gefangen wor-
den. Es iſt gut, wenn man auf alle
Weiſe auf deren Ausrottung bedacht iſt,
indem ſolche Ertzwildpraͤths-Diebe ſind,
ſo wohl an jungen Rehen, wie auch an
Haſen, Rebhuͤnern, Haſel-Huͤhnern,
Gaͤnſen und Huͤnern, auch zur Noth an
jungen Wild-Kaͤlbern.

Das 35. Capitel/
Vom Hunde-Kleppeln und
Fuͤhren.
§. 1.

Es iſt iederman bekandt, daß die Hun-
de offters herum lauffen, denen Wild-
Kaͤlbern, jungen Rehen und Haſen in der
Satz-Zeit nicht geringen Schaden zufuͤ-
gen, ſondern ſie vielfaͤltig erhaſchen, wuͤr-
gen und freſſen, hierdurch aber noch viel
mehr begierig werden, daß ſie das Aus-
lauffen taͤglich gewohnen, und der Wild-
bahne uͤber die maſſen ſchaͤdlich ſeyn, da
doch nach der Intention der hohen Landes-
Obrigkeit denen Unterthanen erlaubet
wird, daß ſie zu keinem andern Ende ihre
Hunde halten duͤrffen, als etwan ihre
Haͤuſer und Wohnungen zu bewahren,
bey naͤchtlicher Weile boͤſe Leute abzuhal-
ten, und ſie innerhalb ihren Hoͤfen und
Zaͤunen zu erhalten. Es iſt demnach in
den vielfaͤltig publicirten Jagd- und Forſt-
Ordnungen der groſſen Herren ausdruͤck-
lich enthalten, und anbefohlen, daß die
Unterthanen ihren Hunden hoͤltzerne
Kleppel von fuͤnff Vierteln der Elle lang
anhaͤngen ſollen; Da einer ohne Kleppel
ledig auſſerhalb der Dorff-Zaͤune auf den
Feldern betroffen wird, muß der Hund
zur Stelle erſchoſſen, der Bauer aber, dem
er gehoͤrig geweſen, nach Befindung des
Muthwillens, noch dazu um einige Tha-
ler in Strafe genommen werden, zumahl
wenn er ſich vorſetzlicher Weiſe wider Ver-
both unterſtehen ſolte, ihn ledig in das
Feld lauffen zu laſſen.

§. 2.

Die Hirten und Schaͤfer ſchuͤ-
tzen ihre Hunde offters nur unter dem
Schein des Treibens vor, machen ihnen

ein
Q (Anderer Haupt-Theil.)
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[121/0209] Des Andern Theils 34. Cap. vom Fuchs-Fange in Eiſen. alſo leitet man ihn, biß an den Platz, wo er gekoͤrret worden, der mit Korn-Spreu beſtreuet ſeyn muß, daß das Eiſen nicht anfriere. Das Eiſen ſchmieret man mit dem Aalraupen-Waſſer, ſo in einem neuen Topff vergraben worden, und mit Jo- hannis-Oehl vermiſcht iſt, man bindet ein Stuͤcklein Hering an Zitter-Drath, ſtellet das Eiſen auf, und beſtreuet es wi- derum duͤnne. Wenn nun der Fuchs kommt, und abziehet, ſo ſchlagen ihn die Buͤgel um den Halß. Unter waͤhren- dem Schleppen muͤſſen an zwey Orten Stuͤcklein von Hering angepfloͤcket wer- den, daß er ſolche ausreiſſen lernet; denn manche ſchlaue Fuͤchſe verſuchen mit der Klaue, ob es rathſam, und wollen mit der Naſe nicht dran; daher kommt es, daß ſie offt in einen Forder-Lauff gefan- gen werden, und ſo die Nacht ihnen zu lange, ſich bald abbeiſſen, und auf allen dreyen davon lauffen, und eine Klaue zum Pfande im Stich laſſen, ſich auch endlich doch noch wider ausheilen koͤnnen. Wer die Muͤhe mit dem Eiſen, und das Geſchmiere mit der Witterung nicht ha- ben will, kan ſolche auf folgende Art viel ſicherer fangen. Man nehme Honig, Wei- tzen-Mehl, Antimonium, Kraͤhen-Augen, Venediſch Glaß, Schaf-Unſchlitt und Butter, und formire davon Kugeln, die einer Haſel-Nuß groß; ſolche laß man bey der Schleppe auf zwantzig Schritte im- mer ausfallen; bekommt er nun deren ein Paar in Leib, ſo bleibt er bald ſitzen. Wiewohl man ſich auch hierbey in acht zu nehmen hat, daß nicht die Hunde da- ruͤber gerathen, und davon crepiren. Die Fuchs-Baͤlge muͤſſen ſodann bald in die Beitze kom̃en, oder verkaufft werden, ſonſten fallen ihnen die Haare vom Gifft aus. Einige wollen zwar dergleichen Modum nicht vor jaͤgeriſch halten; wei- len aber die Raub-Thiere am beſten hie- durch zu vertilgen, ſo wird ſolches billig erlaubt. §. 2. Manche mengen unter die Fuchs- Witterungen eine gute Hand voll Tan- nen-Knoſpen, Violen-Wurtzel, ſo viel als eine Haſel-Nuß groß, darunter ge- ſtoſſen die Geile von einer Fuͤchſin, und einen guten Loͤffel voll Fuchs-Fett; ſie laſſen dieſes zuſammen kochen, thun es in einen neuen Topff, und decken es fein zu. Vor dieſer Witterung ſoll kein Jaͤ- ger ſchleppen duͤrffen, ſondern man macht zwey Plaͤtze, auf den einen legt man das Eiſen, auf den andern die Biſſen Brod, welche in der Witterung gebraten ſeyn muͤſſen; die Plaͤtze duͤrffen aber nicht weit von einander ſeyn, damit, wenn der Fuchs die Biſſen von einem Platz nimmt, und ſich verſichert, denckt, es geh ihm bey den andern auch an, dadurch ſich Herr Urian betruͤgt, und gar daruͤber faͤngt; Mit ſolcher Witterung iſt ſein Tage nicht ein Fuchs, ſondern gar viel gefangen wor- den. Es iſt gut, wenn man auf alle Weiſe auf deren Ausrottung bedacht iſt, indem ſolche Ertzwildpraͤths-Diebe ſind, ſo wohl an jungen Rehen, wie auch an Haſen, Rebhuͤnern, Haſel-Huͤhnern, Gaͤnſen und Huͤnern, auch zur Noth an jungen Wild-Kaͤlbern. Das 35. Capitel/ Vom Hunde-Kleppeln und Fuͤhren. §. 1. Es iſt iederman bekandt, daß die Hun- de offters herum lauffen, denen Wild- Kaͤlbern, jungen Rehen und Haſen in der Satz-Zeit nicht geringen Schaden zufuͤ- gen, ſondern ſie vielfaͤltig erhaſchen, wuͤr- gen und freſſen, hierdurch aber noch viel mehr begierig werden, daß ſie das Aus- lauffen taͤglich gewohnen, und der Wild- bahne uͤber die maſſen ſchaͤdlich ſeyn, da doch nach der Intention der hohen Landes- Obrigkeit denen Unterthanen erlaubet wird, daß ſie zu keinem andern Ende ihre Hunde halten duͤrffen, als etwan ihre Haͤuſer und Wohnungen zu bewahren, bey naͤchtlicher Weile boͤſe Leute abzuhal- ten, und ſie innerhalb ihren Hoͤfen und Zaͤunen zu erhalten. Es iſt demnach in den vielfaͤltig publicirten Jagd- und Forſt- Ordnungen der groſſen Herren ausdruͤck- lich enthalten, und anbefohlen, daß die Unterthanen ihren Hunden hoͤltzerne Kleppel von fuͤnff Vierteln der Elle lang anhaͤngen ſollen; Da einer ohne Kleppel ledig auſſerhalb der Dorff-Zaͤune auf den Feldern betroffen wird, muß der Hund zur Stelle erſchoſſen, der Bauer aber, dem er gehoͤrig geweſen, nach Befindung des Muthwillens, noch dazu um einige Tha- ler in Strafe genommen werden, zumahl wenn er ſich vorſetzlicher Weiſe wider Ver- both unterſtehen ſolte, ihn ledig in das Feld lauffen zu laſſen. §. 2. Die Hirten und Schaͤfer ſchuͤ- tzen ihre Hunde offters nur unter dem Schein des Treibens vor, machen ihnen ein Q (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/209>, abgerufen am 21.11.2024.