Des Ersten Theils 37. Capitel/ von allerhand Beeren.
[Spaltenumbruch]
Das 37. Capitel/ Von allerhand Beeren/ die auf wilden Sträuchern in den Wäl- dern wachsen.
Von den Brombeeren.
§. 1.
Es wachsen dieselben gemeiniglich ger- ne an solchen Oertern, wo guter schwartzer Boden ist, und werden um die Zeit der Erndte reif. Der Allerhöchste hat es bey der Schöpffung aus sonderba- rer Liebe also eingerichtet und verordnet, daß zur Zeit der grösten Hitze sich so wohl die armen Schnitter, als auch die dursti- gen Wandersleute in Ermangelung fri- scher Brunnqvellen an diesen Beeren la- ben und erqvicken sollen. Sie sind eines angenehmen und recht gewürtzten Ge- schmacks, und können so wohl in der Oe- conomie, als in der Medicin, sehr gut ge- nutzet werden. Man kan sie mit Zucker einmachen, wie die Stachelbeeren und Johannesbeeren, sie durchdrucken, und einen sehr guten Safft daraus zuberei- ten, den man in das Gebackene, und auch sonst füllen kan; man kan aus ihnen einen guten Eßig bereiten; so kan man auch wie aus den Kirschen einen wohlschmeckenden Wein daraus zu wege bringen, und sie noch auf andere Art mehr nutzen.
§. 2.
Die Blätter sind höchst-dienlich in alten Schäden, so man sie mit Wein kochet, und die Wunden damit wäschet. Die zeitige Frucht adstringirt in etwas, wird gebrauchet in allerhand Flüssen, dem Erbrechen, dem Bauch-Fluß, Mut- ter-Fluß, und Nasen-bluten, auch äus- serlich in Mund-Beschwerden, adstrin- girt die Wunden, macht die Haare schwartz, und heilet die Rauden. Die Wurtzel in Wein oder Wasser gesotten, und etliche Tage nach einander davon ge- truncken, wird gelobet in langwierigen und beharrlichen Catarrhis, Haupt-Flüs- sen, u. d. g. desgleichen wider den Stein. Die Wurtzel gekocht, und mit dem Was- ser an die Zähne gehalten, wird wider das Zahn-Weh gerühmet. Wermuth und Brombeer-Blätter in Wein und ein we- nig Eßig gesotten, und über den Magen geleget, ist gut wider Bauch-Flüsse und rothe Ruhr.
Himbeeren.
§. 3.
Man hat deren von zweyerley Sorten, als mit weissen Früchten/ und [Spaltenumbruch]
mit rothen Früchten. An Gestalt ist diß Gewächs kleiner, als der Brombeer- Strauch, mit kürtzern und nicht so sehr stachlichten Dornen versehen. Die Blät- ter daran sind weich und zart, und wach- sen ie 3. oder 5. an einem Stiele. Die Blumen sind weiß, die Beeren erstlich grau, hernach röthlich, und härig, geben einen süssen, weinichten, Fleisch-farbig- ten, und nach Violen riechenden Safft. Sie wachsen gleichfalls unter den Hecken, blühen im Anfang des Sommers, und zeitigen im Augusto. Jn den Apothe- cken hat man die Frucht, die hat mit den Brombeeren gleiche Kräffte, und soll in- sonderheit das Hertz stärcken. Der Safft der Himbeeren kühlet und befeuchtet, lö- schet den Durst, und ist sehr dienlich in hi- tzigen und gifftigen Fiebern, stärcket das Hertz kräfftiglich, und bewahret für Ohn- machten. Er wird auch von besonderm Nutzen zu seyn befunden in der rothen Ruhr, und hitzigen scharffen Durchläuf- fen, wie auch für schwangere Frauen, die schreckhafftig, schwächlich und ohnmäch- tig sind.
§. 4.
Es wird aus den Himbeeren ein angenehmer Wein zubereitet, der das Hertz sonderbar stärcket; so werden auch die Himbeeren in Eßig geworffen, um ei- nen lieblichen Eßig davon zuwege zu brin- gen. Die Confituriers wissen die Him- beeren zu einen Safft, und zur Zuberei- tung allerley Confituren gar wohl zu nu- tzen. Jn den Apothecken praepariret man auch von diesen Beeren ein Wasser, und einen Spiritum.
Vom Holunder.
§. 5.
Der Holunder-Baum, und zwar der gemeine, ist seiner Gestalt wegen bekandt, und ein Baum, der Krantz-wei- se seine Blumen träget, darfür hernach- mahls Beeren wachsen, auf einigen schwartze, auf andern aber rothe. Er blühet im Majo, Junio, und Julio, die Beeren aber werden im Augusto reiff. Jn den Apothecken hat man die Blüthen, Beeren, die innere Rinde, den Schwamm, und die Keimen. Die Blüthe zerthei- let, erweichet, resolviret, treibet den Schweiß, stillet den Schmertzen, führet durch den Stuhlgang das Gewässer aus, eröffnet Leber und Miltz, treibet den Stein; Die Blüthe ist auch gut im Roth- Lauf, im viertägigen Fieber, lindert das Zahn-Wehe, und dienet wider den Gifft. Die Blätter heilen Wunden, wie auch
gifftiger
Des Erſten Theils 37. Capitel/ von allerhand Beeren.
[Spaltenumbruch]
Das 37. Capitel/ Von allerhand Beeren/ die auf wilden Straͤuchern in den Waͤl- dern wachſen.
Von den Brombeeren.
§. 1.
Es wachſen dieſelben gemeiniglich ger- ne an ſolchen Oertern, wo guter ſchwartzer Boden iſt, und werden um die Zeit der Erndte reif. Der Allerhoͤchſte hat es bey der Schoͤpffung aus ſonderba- rer Liebe alſo eingerichtet und verordnet, daß zur Zeit der groͤſten Hitze ſich ſo wohl die armen Schnitter, als auch die durſti- gen Wandersleute in Ermangelung fri- ſcher Brunnqvellen an dieſen Beeren la- ben und erqvicken ſollen. Sie ſind eines angenehmen und recht gewuͤrtzten Ge- ſchmacks, und koͤnnen ſo wohl in der Oe- conomie, als in der Medicin, ſehr gut ge- nutzet werden. Man kan ſie mit Zucker einmachen, wie die Stachelbeeren und Johannesbeeren, ſie durchdrucken, und einen ſehr guten Safft daraus zuberei- ten, den man in das Gebackene, und auch ſonſt fuͤllen kan; man kan aus ihnen einen guten Eßig bereiten; ſo kan man auch wie aus den Kirſchen einen wohlſchmeckenden Wein daraus zu wege bringen, und ſie noch auf andere Art mehr nutzen.
§. 2.
Die Blaͤtter ſind hoͤchſt-dienlich in alten Schaͤden, ſo man ſie mit Wein kochet, und die Wunden damit waͤſchet. Die zeitige Frucht adſtringirt in etwas, wird gebrauchet in allerhand Fluͤſſen, dem Erbrechen, dem Bauch-Fluß, Mut- ter-Fluß, und Naſen-bluten, auch aͤuſ- ſerlich in Mund-Beſchwerden, adſtrin- girt die Wunden, macht die Haare ſchwartz, und heilet die Rauden. Die Wurtzel in Wein oder Waſſer geſotten, und etliche Tage nach einander davon ge- truncken, wird gelobet in langwierigen und beharrlichen Catarrhis, Haupt-Fluͤſ- ſen, u. d. g. desgleichen wider den Stein. Die Wurtzel gekocht, und mit dem Waſ- ſer an die Zaͤhne gehalten, wird wider das Zahn-Weh geruͤhmet. Wermuth und Brombeer-Blaͤtter in Wein und ein we- nig Eßig geſotten, und uͤber den Magen geleget, iſt gut wider Bauch-Fluͤſſe und rothe Ruhr.
Himbeeren.
§. 3.
Man hat deren von zweyerley Sorten, als mit weiſſen Fruͤchten/ und [Spaltenumbruch]
mit rothen Fruͤchten. An Geſtalt iſt diß Gewaͤchs kleiner, als der Brombeer- Strauch, mit kuͤrtzern und nicht ſo ſehr ſtachlichten Dornen verſehen. Die Blaͤt- ter daran ſind weich und zart, und wach- ſen ie 3. oder 5. an einem Stiele. Die Blumen ſind weiß, die Beeren erſtlich grau, hernach roͤthlich, und haͤrig, geben einen ſuͤſſen, weinichten, Fleiſch-farbig- ten, und nach Violen riechenden Safft. Sie wachſen gleichfalls unter den Hecken, bluͤhen im Anfang des Sommers, und zeitigen im Auguſto. Jn den Apothe- cken hat man die Frucht, die hat mit den Brombeeren gleiche Kraͤffte, und ſoll in- ſonderheit das Hertz ſtaͤrcken. Der Safft der Himbeeren kuͤhlet und befeuchtet, loͤ- ſchet den Durſt, und iſt ſehr dienlich in hi- tzigen und gifftigen Fiebern, ſtaͤrcket das Hertz kraͤfftiglich, und bewahret fuͤr Ohn- machten. Er wird auch von beſonderm Nutzen zu ſeyn befunden in der rothen Ruhr, und hitzigen ſcharffen Durchlaͤuf- fen, wie auch fuͤr ſchwangere Frauen, die ſchreckhafftig, ſchwaͤchlich und ohnmaͤch- tig ſind.
§. 4.
Es wird aus den Himbeeren ein angenehmer Wein zubereitet, der das Hertz ſonderbar ſtaͤrcket; ſo werden auch die Himbeeren in Eßig geworffen, um ei- nen lieblichen Eßig davon zuwege zu brin- gen. Die Confituriers wiſſen die Him- beeren zu einen Safft, und zur Zuberei- tung allerley Confituren gar wohl zu nu- tzen. Jn den Apothecken præpariret man auch von dieſen Beeren ein Waſſer, und einen Spiritum.
Vom Holunder.
§. 5.
Der Holunder-Baum, und zwar der gemeine, iſt ſeiner Geſtalt wegen bekandt, und ein Baum, der Krantz-wei- ſe ſeine Blumen traͤget, darfuͤr hernach- mahls Beeren wachſen, auf einigen ſchwartze, auf andern aber rothe. Er bluͤhet im Majo, Junio, und Julio, die Beeren aber werden im Auguſto reiff. Jn den Apothecken hat man die Bluͤthen, Beeren, die innere Rinde, den Schwam̃, und die Keimen. Die Bluͤthe zerthei- let, erweichet, reſolviret, treibet den Schweiß, ſtillet den Schmertzen, fuͤhret durch den Stuhlgang das Gewaͤſſer aus, eroͤffnet Leber und Miltz, treibet den Stein; Die Bluͤthe iſt auch gut im Roth- Lauf, im viertaͤgigen Fieber, lindert das Zahn-Wehe, und dienet wider den Gifft. Die Blaͤtter heilen Wunden, wie auch
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[63/0123]
Des Erſten Theils 37. Capitel/ von allerhand Beeren.
Das 37. Capitel/
Von allerhand Beeren/ die auf
wilden Straͤuchern in den Waͤl-
dern wachſen.
Von den Brombeeren.
§. 1.
Es wachſen dieſelben gemeiniglich ger-
ne an ſolchen Oertern, wo guter
ſchwartzer Boden iſt, und werden um die
Zeit der Erndte reif. Der Allerhoͤchſte
hat es bey der Schoͤpffung aus ſonderba-
rer Liebe alſo eingerichtet und verordnet,
daß zur Zeit der groͤſten Hitze ſich ſo wohl
die armen Schnitter, als auch die durſti-
gen Wandersleute in Ermangelung fri-
ſcher Brunnqvellen an dieſen Beeren la-
ben und erqvicken ſollen. Sie ſind eines
angenehmen und recht gewuͤrtzten Ge-
ſchmacks, und koͤnnen ſo wohl in der Oe-
conomie, als in der Medicin, ſehr gut ge-
nutzet werden. Man kan ſie mit Zucker
einmachen, wie die Stachelbeeren und
Johannesbeeren, ſie durchdrucken, und
einen ſehr guten Safft daraus zuberei-
ten, den man in das Gebackene, und auch
ſonſt fuͤllen kan; man kan aus ihnen einen
guten Eßig bereiten; ſo kan man auch wie
aus den Kirſchen einen wohlſchmeckenden
Wein daraus zu wege bringen, und ſie
noch auf andere Art mehr nutzen.
§. 2. Die Blaͤtter ſind hoͤchſt-dienlich
in alten Schaͤden, ſo man ſie mit Wein
kochet, und die Wunden damit waͤſchet.
Die zeitige Frucht adſtringirt in etwas,
wird gebrauchet in allerhand Fluͤſſen,
dem Erbrechen, dem Bauch-Fluß, Mut-
ter-Fluß, und Naſen-bluten, auch aͤuſ-
ſerlich in Mund-Beſchwerden, adſtrin-
girt die Wunden, macht die Haare
ſchwartz, und heilet die Rauden. Die
Wurtzel in Wein oder Waſſer geſotten,
und etliche Tage nach einander davon ge-
truncken, wird gelobet in langwierigen
und beharrlichen Catarrhis, Haupt-Fluͤſ-
ſen, u. d. g. desgleichen wider den Stein.
Die Wurtzel gekocht, und mit dem Waſ-
ſer an die Zaͤhne gehalten, wird wider das
Zahn-Weh geruͤhmet. Wermuth und
Brombeer-Blaͤtter in Wein und ein we-
nig Eßig geſotten, und uͤber den Magen
geleget, iſt gut wider Bauch-Fluͤſſe und
rothe Ruhr.
Himbeeren.
§. 3. Man hat deren von zweyerley
Sorten, als mit weiſſen Fruͤchten/ und
mit rothen Fruͤchten. An Geſtalt iſt diß
Gewaͤchs kleiner, als der Brombeer-
Strauch, mit kuͤrtzern und nicht ſo ſehr
ſtachlichten Dornen verſehen. Die Blaͤt-
ter daran ſind weich und zart, und wach-
ſen ie 3. oder 5. an einem Stiele. Die
Blumen ſind weiß, die Beeren erſtlich
grau, hernach roͤthlich, und haͤrig, geben
einen ſuͤſſen, weinichten, Fleiſch-farbig-
ten, und nach Violen riechenden Safft.
Sie wachſen gleichfalls unter den Hecken,
bluͤhen im Anfang des Sommers, und
zeitigen im Auguſto. Jn den Apothe-
cken hat man die Frucht, die hat mit den
Brombeeren gleiche Kraͤffte, und ſoll in-
ſonderheit das Hertz ſtaͤrcken. Der Safft
der Himbeeren kuͤhlet und befeuchtet, loͤ-
ſchet den Durſt, und iſt ſehr dienlich in hi-
tzigen und gifftigen Fiebern, ſtaͤrcket das
Hertz kraͤfftiglich, und bewahret fuͤr Ohn-
machten. Er wird auch von beſonderm
Nutzen zu ſeyn befunden in der rothen
Ruhr, und hitzigen ſcharffen Durchlaͤuf-
fen, wie auch fuͤr ſchwangere Frauen, die
ſchreckhafftig, ſchwaͤchlich und ohnmaͤch-
tig ſind.
§. 4. Es wird aus den Himbeeren ein
angenehmer Wein zubereitet, der das
Hertz ſonderbar ſtaͤrcket; ſo werden auch
die Himbeeren in Eßig geworffen, um ei-
nen lieblichen Eßig davon zuwege zu brin-
gen. Die Confituriers wiſſen die Him-
beeren zu einen Safft, und zur Zuberei-
tung allerley Confituren gar wohl zu nu-
tzen. Jn den Apothecken præpariret man
auch von dieſen Beeren ein Waſſer, und
einen Spiritum.
Vom Holunder.
§. 5. Der Holunder-Baum, und
zwar der gemeine, iſt ſeiner Geſtalt wegen
bekandt, und ein Baum, der Krantz-wei-
ſe ſeine Blumen traͤget, darfuͤr hernach-
mahls Beeren wachſen, auf einigen
ſchwartze, auf andern aber rothe. Er
bluͤhet im Majo, Junio, und Julio, die
Beeren aber werden im Auguſto reiff.
Jn den Apothecken hat man die Bluͤthen,
Beeren, die innere Rinde, den Schwam̃,
und die Keimen. Die Bluͤthe zerthei-
let, erweichet, reſolviret, treibet den
Schweiß, ſtillet den Schmertzen, fuͤhret
durch den Stuhlgang das Gewaͤſſer aus,
eroͤffnet Leber und Miltz, treibet den
Stein; Die Bluͤthe iſt auch gut im Roth-
Lauf, im viertaͤgigen Fieber, lindert das
Zahn-Wehe, und dienet wider den Gifft.
Die Blaͤtter heilen Wunden, wie auch
gifftiger
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/123>, abgerufen am 21.11.2024.
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